02.05.07
Den
Förderern und Duldern der Nazis den Gehorsam aufkündigen
Rede von Ulrich Sander,
Landessprecher NRW der VVN-BdA, auf dem Jüdischen Friedhof in
Dortmund-Brackel am Beginn des Mahnganges gegen die Naziprovokation
vom 1. Mai 2007
Bündnis Dortmund gegen Rechts, die VVN-BdA, Gewerkschafter,
Betriebsräte und Vertrauensleute und das Internationale
Rombergparkkomitee haben sich am Morgen des 1. Mai an der
antifaschistischen Kundgebung des DGB auf dem Platz der Alten
Synagoge (rund 5000 Teilnehmer) beteiligt und unternahmen dann
mittags einen Mahngang mit mehreren hundert Teilnehmern durch Wambel
und Brackel. Eine nichtgewerkschaftliche, von PDS/WASG unterstützte
Demonstration mit 1.800 Teilnehmern fand ebenfalls am Vormittag des
1. Mai vom Hauptbahnhof zur Funkenburg statt. Da aufgrund von
Bränden auf den Schienen der S-Bahn S4 der S-Bahnverkehr zum
Erliegen kam, konnten die ca. 650 angereisten Neonazis ihren
Kundgebungsplatz nicht ohne Hilfe der Polizei erreichen, ein Marsch
der Nazis formierte sich offenbar nicht. Die Polizei half mit Bussen
aus. Schon am Vorabend des 1. Mai war es zu Hilfestellungen der
Behörden für die Neonazis gekommen: Der von Bündnis90/DieGrünen
mit Gülle präparierte Platz des "Volksfestes" der
Neonazis wurde von der Stadt sofort wieder gereinigt, die auch das
Gelände zur Verfügung gestellt hatte. Während der
antifaschistischen Aktionen am 1. Mai in Dortmund forderten die
Vertreter der VVN-BdA und des DGB, so auch DGB-Vorsitzender Michael
Sommer, das Verbot der NPD. Auf dem Platz der Alten Synagoge und im
Westfalenpark wurden von der VVN-BdA zahlreiche Unterschriften für
die Forderung ihrer Verbotskampagne NoNPD gesammelt.
Wir stehen hier vor dem Jüdischen Friedhof Dortmunds. Es ist der
jüdische Friedhof einer Stadt, in der es möglich ist, dass eine
Naziband mit dem arischen Titel Weiße Wölfe straflos Texte
verbreiten kann wie: „Juda verrecke und Deutschland erwache. Für
unser fest ist nichts zu teuer: 10.000 Juden für ein Freudenfeuer.“
Nur wenige Kilometer von hier wollen sie ihr Fest feiern. Einer der
Redner ist wieder Siegfried Borchardt. Er hat vor zwei Jahren
ungestört von Polizei und Justiz dazu aufgerufen: Nie wieder Krieg
nach unserem Sieg. Der Sieg soll die Durchsetzung des „nationalen
Sozialismus“, das heißt der Naziherrschaft, im Weltmaßstab
bringen. Alle Völker sollen nationalsozialistisch werden, nur das
„auserwählte Volk“ nicht, denn das jüdische sei dann ja nicht
mehr am Leben, sondern „im Himmel“. Der zweite Redner von heute,
der NPD-Vorsitzende Udo Voigt greift die Forderung der NSDAP auf,
dass Deutsche nur Menschen deutschen Blutes sein können. Juden sind
danach keine Deutschen. Ausländer müssen raus, denn nur als eine
ethnisch reine Nation könnten die Deutschen Großes leisten.
Wir sind hier auch auf dem Dortmunder Ausländerfriedhof. Er
liegt in einer Stadt, in der es möglich ist, dass die genannte
Naziband Oydoxie/ Weiße Wölfe straflos den Text singen kann: „Es
gibt nur eine Lösung für diese Figuren. Ins Arbeitslager da
müssen sie spuren.“ Die hier begraben sind, waren Sklaven der
deutschen Wirtschaft. Sie waren in Arbeitslagern. Von 80.000
ausländischen Zwangsarbeitern liegen 6000 hier begraben. Nun wollen
Nazis für Ausländer wieder die Arbeitslager.
Das sagt auch der Redner auf der heutigen Kundgebung der Nazis,
der NPD-Vorsitzende Udo Voigt: Die Nichtdeutschen müssen sich dem
deutschen Willen unterordnen, andernfalls haben sie „freies
Reiserecht“ – also Ausländer raus. Den Nazis ruft Voigt
bezeichnenderweise er zu, sie sollten das „Soldatenhandwerk“
nicht verlernen.
All das kennen wir. Wohin das führte, wissen wir. Wir müssen
aus der Geschichte lernen. Das heißt, wir kündigen allen den
Gehorsam auf, die wie der FDP-Innenminister dieses Landes die Nazis
wieder gewähren lassen. Seine Polizei - dein Freund und Helfer -
zum Beispiel kam in die Schulen Dortmunds. Polizisten haben dort zum
friedlichen Demonstrieren Anweisungen gegeben. Meinten Sie die
Nazidemos? Die Nazis haben sich bei der Polizei jedenfalls für die
Werbung für ihre Demo bedankt. Sie fanden es gut, dass die Polizei
nicht sagte, wofür oder wogegen demonstriert werden soll. Sie
fanden das als Hilfe.
Wir fragen die Politiker und den Polizeipräsidenten: Wie lange
wollt Ihr noch den Nazis helfen? Durch formale Belehrungen, dass
Nazis eine Meinungsfreiheit haben, helft Ihr bei einer neuen
Katastrophe. Der Faschismus ist keine Meinung, sondern ein
Verbrechen. Wenn Polizisten von den Schülerinnen und Schülern
verlangen, die Nazis marschieren zu lassen, so behindern die
Polizisten die Verbrechensbekämpfung, für die sie doch eigentlich
da sind. Und zwar durch Schutz für Aktionen der Naziverbrecher.
Was wollen die Neonazis? Sie wollen Gehorsam gegenüber eine
Obrigkeit, die Nazis gewähren lässt. Leider üben auch wieder die
Kirchen diesen Gehorsam. Sie gaben den Braunen freie Bahn. Sie zogen
sich von Körne in der Nähe der Naziroute nach Brackel zurück.
Liebe Polizisten, liebe Pfarrer. Macht Schluß damit. Die Nazis
danken es Euch nicht, wenn Ihr sie lasst. Ist der Mord von 2000 an
den drei Polizisten von Brackel und Waltrop schon vergessen? Verübt
von Nazis, wie der Mord an dem Antinazi Thomas Sdchulz, genannt
Schmuddel.
Liebe Polizisten, liebe Pfarrer und auch liebe Politiker. Wie
lange wollt ihr das Treiben der Braunen noch dulden?
Denn es hat doch zu so schrecklichen Folgen geführt: Millionen
Tote, weil den falschen Anweisungen gegenüber Gehorsam geübt
wurde.
Unser unvergessener Freund Peter Gingold, Teilnehmer am
Widerstand und Überlebender des Holocaust, hat immer wieder gesagt:
Nazi und Neonazis, sie gibt es – aber noch schlimmer sind jene,
die sie gewähren lassen. Schluß mit jeder Hilfe für die Rechten!
Die Nazi sagen: Es geht gegen das Kapital. Das wäre natürlich
Sache der Gewerkschaften, für die Kleinen gegen das große Kapital
und seine Allmacht einzutreten. Und es geschieht auch mehr und mehr,
dass die Gewerkschaften ihre Rolle einnehmen. Deshalb stehen wir an
der Seite der Gewerkschaft. Wir grüßen die Streikenden von Verdi
und IG Metall, die von Telekom. Sie sagen: Wer sich nicht wehrt,
lebt verkehrt.
Die Nazis lügen wie immer, wenn sie sagen: Sie seien für die
Kleinen Leute und gegen die das große Kapital. In Wirklichkeit
verlangen sie ganz offen: Volksgemeinschaft statt Klassenkampf. So
helfen sie dem Kapital. Denn die Kapitalisten brauchen die braven
Untertanen, die auf das sich Wehren verzichten, die
sozialpartnerschaftlich brav sind, im Volksgemeinschaftssinne
handeln – sie oben, wir unten. Wir kriegen das, was man uns
hinwirft. Die Volksgemeinschaft unter der Führung eines Führers
und in den Betrieben unter der Führung des Gefolgschaftsführers
– das ist ihr Ideal. So sieht der rechts Antikapitalismus aus: Von
1933 bis 1945 herrschte die brutalste Form des Kapitalismus und des
Militarismus. Superprofite für die Reichen und millionenfacher Tod
für die da unten war das Resultat. Nie wieder!
Der Paderborner Soziologe Arno Klönne warnte bei der
Gegendemonstration gegen die Vorabfeier der Nazis zum 1. Mai in
Paderborn vor einer rechtsextremen Ideologie, die soziale Anliegen
vorgibt. "Wer gegen die Nazi-Ideologie etwas tun will, muss
etwas gegen soziale Not unternehmen", sagte Klönne. Das sagen
auch wir und die Gewerkschafter. Als Gewerkschafter sagen wir,
oberstes Ziel muß die Verteidigung der Demokratie sowie der
Freiheit jedes Einzelnen sein. Nur so haben wir die Möglichkeit, im
Interesse der kleinen Leute zu handeln. Deshalb wehren wir uns gegen
neue Gesetze – und gegen alte -, die den Geheimdiensten immer mehr
Macht geben, um unsere Grundrechte zu beseitigen.
Jede Maßnahme gegen die Grundrechte, wie sie von Herrn Schäuble
geplant und von Herrn Wolf vollzogen wird, hilft den Rechten mit
ihren Führerstaatsvorstellungen und schwächt die Gewerkschaften.
Jede Maßnahme zur Reinwachung des geschichtlichen Faschismus auch.
Wir rufen die Regierenden auf, endlich die Revision der Geschichte
zu unterlassen. Die CD ist aufgefordert, die Nazi-Vergangenheit und
ihre eigene Vergangenheit endlich aufzuarbeiten und nicht den
zunehmend dreister auftretenden Neofaschisten immer wieder Wasser
auf die Mühlen zu geben. So geschehen in der unsäglichen
Filbinger-Oettinger-Affäre. Notwendig ist auch, dem von Filbinger
gegründeten Studienzentrum Weikersheim endlich die staatstragende
Maske vom Gesicht zu reißen. Dort wurde ideologische Munition für
den Rechtsextremismus produziert. Wir Antifaschisten halten an
unserer Rücktrittsforderung gegenüber Oettinger fest. Wir fordern
die Rehabilitierung der von Filbinger und anderen Wehrmachtsrichtern
Verurteilten.
Als sich abzeichnete, dass die Nazis heute hier in Brackel
aufmarschieren wollten, da beschlossen wir, die VVN/BdA, das
Bündnis Dortmund gegen Rechts, Gewerkschafter, Betriebsräte und
Vertrauensleute und das Internationale Rombergparkkomitee, am 1. Mai
eine symbolische Spur durch die Stadtteile Wambel und Brackel zu
fühen. Damit waren wir erfolgreich, denn nun konnten die Nazis
diese Orte nicht als Route beanspruchen.
An den Orten, an denen Stolpersteine an die Opfer des Naziterrors
erinnern, riefen wir zu Mahnwachen auf. Es erschien uns
unerträglich, dass Neonazis an diesen kleinen Mahnmalen entlang
marschieren wollten. Das Vermächtnis der von den Nazis ermordeten
Dortmunderinnen und Dortmundern verpflichtet heute, mit allen
legalen Mitteln Widerstand gegen Neonazis zu leisten. Sie sind die
Nachfolger der Verbrecher und Mörder von damals. Sie sind genau so
rassistisch, antisemitisch und gewaltbereit wie ihre geistigen
Großväter. Sie sind so wenig "antikapitalistisch" wie
damals die NSDAP, die sich vom großen Finanzkapital bezahlen und an
die Macht hieven ließ. Die Stolpersteine in Wambel und Brackel und
der Gedenkstein und die Gedenkplatte in der Ortsmitte von Brackel
mahnen: Nie wieder Faschismus! Nein zum Krieg! Verbot der NPD jetzt!
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NPD-Verbot
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Diskussionsveranstaltung mit
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Kein
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unterstützt Kampagne
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"...gegen
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Neonazi-Zusammenrottung
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Sie sich den Nazis in den Weg!
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Dortmund: Ankündigung eines neuen Gedenkortes in Hörde
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Jahre VVN Dortmund
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Als
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26.01.07
Was
ist das besondere an dieser Kampagne gegen die NPD in NRW?
Rede
von Landessprecher Ulrich Sander auf der Auftaktkundgebung in NRW
zur Kampagne "NPD-Verbot jetzt!"
26.01.07
VVN-BdA
will NPD-Verbot jetzt
Bericht
von der Arbeitstagung der VVN-BdA NRW
23.01.07
Düsseldorf:
26.01.2007, 13.00 Uhr, Innenministerium NRW:
Start
der bundesweiten Kampagne „NPD-Verbot jetzt!“ der VVN-BdA
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