06.02.07
Es geht um Verbrechensbekämpfung
Zur Verbotskampagne gegen die
NPD. Interview mit Landessprecher Ulrich Sander
POSITION: Die VVN wird im Januar 2007 eine Kampagne starten, die
das Verbot der NPD zum Ziel hat. Was hat Euch zu diesem ehrgeizigen
Vorhaben bewogen? Warum gerade jetzt und nur wenige Jahre nach dem
Scheitern des ersten Verbotsverfahrens gegen die NPD im Jahr 2003?
Es ist wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, dass das erste
Verbotsverfahren schon vor Beginn platzte, das
Bundesverfassungsgericht (BVG) also überhaupt noch nie über ein
Verbot der NPD entschieden hat. Vielmehr führte der formale Fehler
der Antrag stellenden Bundesregierung, V- Leute- Bekundungen als
Beweismittel zu verwenden, damals zur Weigerung der
Verfassungsrichter, das Verfahren durchzuziehen. Die VVN tritt seit
je für das Verbot aller neonazistischen Organisationen und
Gruppierungen, und das heißt für die Einhaltung des Grundgesetzes
ein, in dessen Artikel 139 es heißt, dass die alliierten
Bestimmungen gegen den Nationalsozialismus und Militarismus
Bestandteil des Grundgesetzes sind. Die Politik der NPD ist
faschistisch. Und Faschismus ist keine Meinung, sondern ein
Verbrechen. Es geht also um Verbrechensbekämpfung. Unsere
Einschätzungen der NPD und ihrer Rolle haben sich in den letzten
Jahren bestätigt. Die Gliederungen der VVN haben daher in den
vergangenen Monaten intensiv über den Vorschlag diskutiert, für
2007 ein Verbot der NPD wieder auf die Tagesordnung zu setzen und
sind zu dem Schluss gekommen: Es ist - immer noch - höchste Zeit!
POSITION: Die Diskussion um ein neues Verbotsverfahren gegen die
NPD ging im Herbst 2006 durch die Nachrichten, nachdem Abgeordnete
der NPD in den Mecklenburger Landtag und in Berliner
Bezirksvertretungen gewählt worden waren. Der SPD- Fraktionsvorsitzende Struck brachte den Vorschlag zuerst in die
Debatte und bekam einige Unterstützung. Allerdings erntete er auch
manchen Widerspruch von Politikern aus FDP und CDU/CSU.
Mit den besagten Wahlerfolgen häuften sich die Erklärungen für
und wider die Legalität der NPD, eine Legalität, die der
Nazipartei entgegen den Lehren der Geschichte, dem Völkerrecht von
1945 und dem Grundgesetz zugestanden wird. Und diese Wahlerfolge
zeigen, dass die Nazis vor allem dort ein Echo finden, wo politische
und wirtschaftliche Unsicherheit um sich greifen, wo weiterer
sozialer Abstieg droht und wo die demokratischen Kräfte nicht in
der Offensive bleiben. Die Lehre von 1933 ist, dass die
Antifaschisten den richtigen Zeitpunkt gemeinsamen Handelns gegen
Rechts nicht verstreichen lassen dürfen. Wenn jetzt nicht gegen die
endgültige nachhaltige Legalisierung des deutschen Faschismus
gehandelt wird, dann wird es vielleicht später zu spät sein. Über
die besondere Bedeutung der NPD darf nämlich keine Unklarheit
bestehen. Sie ist das Gravitationszentrum des Neofaschismus in
Deutschland.
POSITION: Nicht immer ist politische Unklarheit der Grund für
eine Ablehnung des NPD- Verbots. Entlarvend fand ich etwa, dass
ausgewiesene Law-and-Order-Politiker plötzlich gegen das Verbot,
also die Möglichkeit der Strafverfolgung, einwandten, es schaffe
das Problem des "Rechtextremismus" ja nicht aus der Welt.
Auch manche Linke haben Vorbehalte gegen ein Verbot und sind z.B.
misstrauisch, dass der Vorschlag vom ehem.
"Verteidigungsminister" Struck kommt, der sich mit der von
ihm betriebenen Militarisierung der Außenpolitik schwer gegen die
Lehren aus der Geschichte versündigt hat. Und die finanzielle
Unterstützung für antifaschistische Arbeit wurde ja in den
vergangenen Jahren auch deutlich zurückgefahren. Wir sind der
Ansicht, wer für die Auflösung und das Verbot der NPD eintritt,
der wird in der Regel zugleich die Notwendigkeit antifaschistischer
und demokratischer Aufklärung und Erziehung im Blick behalten. Das
eine ist nicht durch das andere zu ersetzen. Insofern macht das
Gegeneinanderstellen, dieses Entweder-Oder, keinen Sinn. Auch nach
einem NPD-Verbot bleibt genug zu tun, es macht die politische
Auseinandersetzung nicht überflüssig. Das würde aber den Nutzen
nicht schmälern, dass den Faschisten die organisatorischen,
rechtlichen und finanziellen Möglichkeiten genommen würden, ihre
Hetze zu verbreiten.
POSITION: Andere Einwände verweisen auf den gescheiterten ersten
Verbotsversuch und darauf, dass ein erneutes Scheitern Wasser auf
die Mühlen der NPD bedeuten würde.
Wie gesagt, endete das Verfahren damals aus formalen Gründen
bzw. es wurde gar nicht in Gang gesetzt. Das
Bundesverfassungsgericht hat aber wiederholt erklärt, wenn der
Formfehler "die unzulässige Beweisführung gegen die NPD
mittels Zitaten aus Dokumenten und Äußerungen, die von V-Leuten
stammen" beseitigt ist, steht einem neuen Verfahren nichts im
Wege. Zur Bekämpfung von Faschismus ist das V-Leute-System
schlimmer als nutzlos. Bislang schützt es Nazis vor hohen wie
weniger hohen Gerichten, z.B. die NPD vor einem Verbotsverfahren und
Mitglieder der Nazibands "Oidoxie" und "Weiße
Wölfe" vor Bestrafung, indem der Innenminister von NRW einem V-Mann keine Aussagegenehmigung erteilte, der als Belastungszeuge
aussagen sollte. Kurz gefasst: Ein NPD-Verbot ist machbar, wenn das
V-Leute-Unwesen aufhört.
POSITION: Wie sehen die Kampagnenplanungen konkret aus und wie
kann die SDAJ, wie können interessierte Leserinnen und Leser der
POSITION die VVN-Kampagne für ein NPD-Verbot unterstützen?
Massenhaft wollen wir Unterschriften unter einen Aufruf an
Bundestagsabgeordnete sammeln, die bis November 2007 aufgefordert
werden, das Verbotsverfahren erneut zu beschließen. Unzählige
Infostände, Aufklärungsveranstaltungen und andere Aktionen, vor
allem auch Verbreitung von entsprechenden Publikationen sollen
folgen. Auf einer Web-Site können sich, alle Interessierten ab 27.
Januar, dem Starttag der Kampagne, die nötigen Infos beschaffen [http://www.npd-verbot-jetzt.de/].
POSITION: Gibt es schon Reaktionen der Neonazis auf Eure Pläne?
Ja, als unser nordrhein-westfälischer Landessprecher Jupp
Angenfort kürzlich in einem Interview dazu Stellung nahm, dass der
NPD durch ein Verbot Millionen Euro staatliche Zuschüsse genommen
würden, und als er sagte, dass die Illegalität der NPD es
erschweren würde, gegen Linke vorzugehen, die in Übereinstimmung
mit dem Grundgesetz und in Auseinandersetzung mit den Neonazis für
demokratische und soziale Rechte und Freiheiten und gegen den
Antisemitismus wirken, da schrie die Nazisite "Störtebecker"
Zeter und Mordio. Alle, die rechts von den Linken stünden, wären
von einer solchen Entwicklung betroffen; so biederten sich die Nazis
bei der Mitte an.
POSITION ist die Zeitung der SDAJ.
02.02.07
Nazis
bauten den Verfassungsschutz auf
Aus
dem "Weissbuch - In Sachen Demokratie"
29.01.07
VVN-BdA
NRW enthüllt: Solche Leute führten den Verfassungsschutz!
Als
die NPD u.a. von Verfassungsschutz-V-Leuten gegründet wurde, war
der blutige Nazijurist Schrübbers Verfassungsschutzpräsident
26.01.07
Was ist das besondere an dieser Kampagne gegen
die NPD in NRW?
Rede
von Landessprecher Ulrich Sander auf der Auftaktkundgebung in NRW
zur Kampagne "NPD-Verbot jetzt!"
26.01.07
VVN-BdA will NPD-Verbot jetzt
Bericht von der Arbeitstagung
der VVN-BdA NRW
23.01.07
Düsseldorf:
26.01.2007, 13.00 Uhr, Innenministerium NRW:
Start
der bundesweiten Kampagne „NPD-Verbot jetzt!“ der VVN-BdA
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