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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung NRW

 

12.02.07

no.npd - NPD-Verbot jetzt!60 Jahre VVN Dortmund

Kampagne "NPD-Verbot jetzt!" in Dortmund gestartet

Eine Presseschau

"Gestern kamen die Mitglieder der Kreisvereinigung im Wichernhaus zusammen. Im Mittelpunkt stand der Start der Unterschriftenaktion für ein Verbot der NPD - am 9. November sollen die Unterschriften dem Bundestag übergeben werden." (WAZ)

Kampf gegen Rechts ist nie zu Ende

Vor 60 Jahren ist die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes gegründet worden

Jan Tacke ist erst seit einigen Minuten Mitglied. Lore Junge ist fast seit den ersten Minuten mit dabei. Die Gründung der "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes" (VVN) erfolgte am 10. Februar 1947 - seit dem sind 60 Jahre vergangen, aber für Beide ist der Kampf gegen Rechts nicht zu Ende.

Gestern kamen die Mitglieder der Kreisvereinigung im Wichernhaus zusammen. Im Mittelpunkt stand der Start der Unterschriftenaktion für ein Verbot der NPD - am 9. November sollen die Unterschriften dem Bundestag übergeben werden.

"Dass die NPD nicht verboten ist, ist eine Frechheit," sagt Jan Tacke. Der 32-Jährige engagiert sich auch im Dortmunder Bündnis gegen Rechts. Er ist zur VVN gekommen, um in die Fußstapfen der Menschen zu treten, die sich nach dem Krieg für die 2000 Heimkehrer aus NS-Konzentrationslagern und Zuchthäusern einsetzen. "Hier gibt es viele beeindruckende Persönlichkeiten", sagt er. Eine davon ist Lore Junge. Im Krieg besuchte sie ihren Vater in der NS-Haft. Ihr späterer Ehemann wurde als 18-Jähriger in der Steinwache, dem Foltergefängnis der Gestapo, gequält und dann nach Sachsenhausen deportiert.

Zur VVN kam Lore Junge durch ihren Mann. "Er brachte mir ein Anmeldeformular mit und sagte: Du gehörst da auch rein," erinnert sich die 83-Jährige. Damals war sie 22 Jahre alt. Seit dem kämpft sie gegen das Vergessen, hat Akten gesammelt über die Ermordeten, Bücher über die Massenmorde im Rombergpark geschrieben und berichtet Jugendlichen von ihren Erlebnissen.

Für die Zukunft wünscht sie sich: "Dass die Behörden die Neo-Nazis nicht immer durch die Straßen ziehen lassen mit ihren Parolen." kat

Umbenennung: Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes wurde 1947 als bundesweite Organisation gegründet. 1971 wurde der Verband in VVN-BdA ("Bund der Antifaschisten") umbenannt.

Bildtext: 60 Jahre Arbeit gegen das Vergessen: Lore Junge (l.) und Gisa Marschefski engagieren sich.

aus: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) Dortmund, Montag 12. Februar 2007

Gegen das Vergessen

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes hält seit 60 Jahren Erinnerung wach

Seit 60 Jahren kämpft die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) in Dortmund gegen das Vergessen. Am Sonntag gedachten etwa 100 Mitglieder ihres Gründungstages.

Lore Junge ist eine der wenigen Zeitzeugen, die vor 60 Jahren mit etwa 2000 Hinterbliebenen von Naziopfern die VVN in Dortmund gegründet haben.

"Mein Vater saß drei Jahre im Zuchthaus, unter anderem in der Steinwache, weil er angeblich illegal Geld für die KPD gespendet hat," erinnert sich die 83-Jährige. Geld, das ihr Vater Familien von Gefangenen gespendet habe.

Ihr Mann Heinz saß ebenfalls als Häftling in der Steinwache und wurde als einer der wenigen Überlebenden aus den aufgehäuften Toten des Konzentrationslagers Mauthausen gezogen.

"Als Überlebende und Verfolgte des Naziregimes mussten wir uns doch zusammentun und den Menschen erklären, was geschehen ist", nennt Junge eine Motivation, warum vor 60 Jahren etwa 2000 Dortmunder die VVN gründeten.

"Anfangs spielten vor allem soziale Fragen der Entschädigung und der Gesundheitsvorsorge für die Opfer eine Rolle," gibt VVN-Sprecher Ulrich Sander Einblicke in die Geschichte. Als Einheitsorganisation aus allen Parteien, Organisationen und Religionsgemeinschaften sei der Zusammenschluss entstanden, in dem nach wie vor die größte Opfergruppe organisiert sei.

Damit die Gräuel des Nationalsozialismus auch heute nicht in Vergessenheit geraten, kämpft die Vereinigung, die sich 1971 mit dem Bund der Antifaschisten zusammengeschlossen hat, mit Informationen und Aufklärung in Schulen aber auch bei Demonstrationen gegen Alt- und Neofaschisten.

An Stellwänden erinnert Gisa Marschefski mit einer Ausstellung historischer Dokumente, Fotos und Zeitungsartikel an den Nationalsozialismus und Mahnwachen und Aktionen der VVN.

Derzeit setzt sich die Vereinigung für eine Nachbesserung der Zwangsarbeiterentschädigung und für ein NPD-Verbot ein. het

Bildtext: Halten die Erinnerung an das Grauen des Naziregimes mit historischen Dokumenten und eigenen Erlebnissen wach: Lore Junge und Gisa Marschefski (r.) RN-Foto Thelen

aus: Ruhrnachrichten, Dortmund, Montag, 12. Februar 2007

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) begeht im Februar ihren Jahrestag

60 Jahre Kampf gegen Faschismus

Von Alexander Völkel

Sie waren politisch Andersdenkende, rassisch nicht opportun oder hatten einen anderen Glauben. Daher wurden sie von den Nazis verfolgt, inhaftiert und viele von ihnen ermordet. Die Überlebenden des Naziterrors gründeten die VVN, die jetzt seit 60 Jahren besteht.

Am 10. Februar 1947 riefen sie die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) in Dortmund ins Leben. Sie vertrat rund 2000 Opfer und Hinterbliebene. Jüdische, christliche, kommunistische, christdemokratische und sozialdemokratische Vertreter gehörten dem Vorstand an. Doch der Kalte Krieg zerstörten die politische Einheit der VVN. Doch sie blieb ihren damals gesetzten Zielen treu - bis heute.

Aufklärungsarbeit ist Schwerpunkt

Auch wenn die Zeitzeugen und Überlebenden heute nicht mehr leben, die Vereinigung gibt es noch heute. Ihre Kinder sind aktiv. Und seit 1972 versteht sich der Verband nicht nur als Opferorganisation, sondern auch als Bund der Antifaschisten. Darin sieht die Vereinigung ihre Aufgabe. "Wir halten die VVN auch heute noch für ungeheuer wichtig. Nicht wegen der Verfolgung damals und der Sozialarbeit für Überlebende, sondern wegen der Geschichts- und Aufklärungsarbeit", erklärt der VVN-Landessprecher Ulli Sander. "Das ist im Sinne der Opfer."

So lädt die Dortmunder VVN, die heute von Agnes Vedder (80) geleitet wird, zu Vorträgen ein, organisiert Ausstellungen und Zeitzeugengespräche. Und durch ihre beharrliche Arbeit haben sie viele Prozesse gegen Neonazis angestoßen. Allerdings sind viele nicht im Sinne der Antifaschisten ausgegangen - zuletzt war der Prozess gegen die "Weißen Wölfe" an einem Aussageverbot für einen Verfassungsschutzmitarbeiter gescheitert.

Mit der Justiz hatten schon die VVN-Begründer Probleme. Die Angehörigen der Opfer hatten sich schon kurz nachdem im April 1945 die Gestapo-Morde an den etwa 300 Widerstandskämpfern und Gegnern des Nazi-Regimes in der Bittermark und im Rombergpark bekannt wurden, getroffen. Der gegründete Hinterbliebenen- und Gefangenenausschuss und die VVN unternahmen große Anstrengungen, die NS-Mörder zu finden und dafür zu sorgen, dass sie vor Gericht gestellt wurden.

Schon im Verlaufe dieser Arbeit leisteten sie Aufklärungsarbeit unter der Bevölkerung und Sozialarbeit unter den NS-Opfern. Dabei wurden sie immer wieder mit Alt-Nazis konfrontiert, die auch nach dem Krieg noch Schlüsselpositionen in Verwaltung, Justiz und Wirtschaft inne hatten. VVN-Mitglieder wurden aus dem öffentlichen Dienst entlassen und teilweise wegen Landesverrats inhaftiert. Der Grund: Die Opfer hatten sich 1945/46 geschworen, sich in ihrem Kampf gegen den Faschismus nicht wieder trennen zu lassen. Trotz der deutsch-deutschen Teilung wollte die VVN daher gesamtdeutsch weiterarbeiten und hielt Kontakt - doch das war Landesverrat.

Durch diese Konflikte zerbrach auch die politische Einheit: Saßen zuvor die Vertreter der demokratischen Parteien noch paritätisch im Vorstand der VVN zusammen, wurde beispielsweise den Sozialdemokraten eine Mitgliedschaft in der VVN verboten. Offiziell gilt dieses Verbot noch heute.

Bildtexte zu drei Fotos: Seit 1960 finden jedes Jahr zu Karfreitag Gedenkveranstaltungen am Mahnmal in der Bittermark statt. - Agnes Vedder leitet die Dortmunder Gruppe. Ulrich Sander ist Landessprecher der VVN-BdA in Nordrhein-Westfalen. - Bittermark: Ein Mahnmal für 300 Opfer des Nazi-Regimes.

Hintergrund:

  • Wenige Wochen nach den Morden im Frühjahr 1945 wurde ein Hinterbliebenen- und Gefangenenausschuss gebildet.
  • Am 19. April 1946 fand im Rombergpark die erste Gedenkstunde statt.
  • Am 10. Februar 1947 wird die Dortmunder Sektion der VVN ins Leben gerufen. Sie zählt 2000 Mitglieder.
  • Am 12. September 1952 genehmigt die Stadt unter strengen Auflagen eine Gedenkfeier im Rombergpark zu "Ehren der Opfer des blutigen Karfreitags 1945".
  • Am 9. Oktober 1953 beantragen die VVN und die AG verfolgter Sozialdemokraten die Errichtung eines Mahnmals. Erst 1955 beschließt der Rat die Errichtung eines Mahnmals in der Bittermark - vor allem wegen des Drucks der französischen Zwangs- und Arbeitsdeportierten. Es wird erst Karfreitag 1960 eingeweiht.
  • 1981 wird auf Initiative des OB das Kuratorium "Widerstand und Verfolgung in Dortmund von 1933 bis 1945" gegründet. Die VVN arbeitet mit und stellt viele Archivstücke für die gleichnamige Ausstellung zur Verfügung, die in einem kleinen Museum im Westpark zu sehen waren. Heute werden sie in der Steinwache gezeigt.
  • Zum 50. Jahrestag der Reichpogromnacht 1988 organisiert die VVN Mahnwachen und Demos, die jetzt jährlich stattfinden.
  • Am 11. Februar 2007 wird die VVN im Wichernhaus ihr 60-jähriges Bestehen feiern.

aus: Westfälische Rundschau (Dortmunder Rundschau) Freitag 12. Januar 2007

Siehe auch:Siehe auch:

06.02.07

Es geht um Verbrechensbekämpfung

Zur Verbotskampagne gegen die NPD. Interview mit Landessprecher Ulrich Sander

 

02.02.07

Nazis bauten den Verfassungsschutz auf

Aus dem "Weissbuch - In Sachen Demokratie" 

 

29.01.07

VVN-BdA NRW enthüllt: Solche Leute führten den Verfassungsschutz!

Als die NPD u.a. von Verfassungsschutz-V-Leuten gegründet wurde, war der blutige Nazijurist Schrübbers Verfassungsschutzpräsident

 

26.01.07

Was ist das besondere an dieser Kampagne gegen die NPD in NRW?

Rede von Landessprecher Ulrich Sander auf der Auftaktkundgebung in NRW zur Kampagne "NPD-Verbot jetzt!"

 

26.01.07

VVN-BdA will NPD-Verbot jetzt 

Bericht von der Arbeitstagung der VVN-BdA NRW

 

23.01.07

Düsseldorf: 26.01.2007, 13.00 Uhr, Innenministerium NRW:

Start der bundesweiten Kampagne „NPD-Verbot jetzt!“ der VVN-BdA