Wir über uns
Die
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Landesvereinigung
Nordrhein-Westfalen, wurde am 26. Oktober 1946 in Düsseldorf
von den Delegierten der über 50.000 Naziopfer des Landes
gegründet. In der VVN organisierten sich Frauen und
Männer, die während der Naziherrschaft verfolgt
wurden, den Holocaust überlebt, Widerstand geleistet haben
oder vor dem Hitlerfaschismus fliehen mussten. Seit 1971 trägt
sie den Zusatznamen „Bund der Antifaschist/innen“,
denn von da an konnten auch Hinterbliebene und jüngere
Antifaschistinnen und Antifaschisten Mitglied werden. Diese
Personengruppe stellt heute den Großteil der rund 1000
Mitglieder in unserem Bundesland, Sie wirken als „Zeugen der
Zeugen“.
Auf
den Gründungskongress betonte der Ministerpräsident
Rudolf Amelunxen vor den Vertretern aus allen demokratischen Parteien,
aus Kirchen und anderen Religionsgemeinschaft, darunter der
jüdischen: „Als ganz Deutschland ein
Zuchthaus war, waren Sie diejenigen, die ihre Pflicht
gegenüber dem Vaterland erfüllt haben und
dafür viel Bitternis erdulden mussten. Für ihre
Haltung und ihr Beispiel schuldet das deutsche Volk und ganz Europa
Ihnen Dank.“
Heute
gibt unsere Organisation Anstöße für die
Verteidigung von Frieden und Demokratie, leistet sie Beiträge
zur internationalen Solidarität, für das Erinnern an
den Widerstand. Sie setzt Zeichen gegen die Versuche, die Geschichte zu
verfälschen und sie zu vergessen. Wir begehen unseren 70.
Jahrestag unter dem Motto: „Demokratie verwirklichen! Frieden
schaffen! Nazis, Militaristen und Rassisten stoppen“.
Die
VVN steht in der Tradition des "anderen Deutschlands" zwischen 1933 und
1945, repräsentiert von den Widerstandskämpferinnen
und -kämpfern gegen den Faschismus - unabhängig von
ihrer politischen Herkunft.
Der
rote Winkel mit einer Nummer auf der Häftlingsjacke war in den
faschistischen Konzentrationslagern Kennzeichen für die
politischen Häftlinge. Der rote Winkel ist heute das Symbol
der VVN/BdA. Die gemeinsame Forderung nach der Befreiung am 8. Mai 1945
war und ist es noch heute:
Nie wieder Krieg!
Nie wieder Faschismus!
70 Jahre Antifaschismus: Die VVN-BdA NRW
Die Zusammenarbeit aller
Demokratinnen und Demokraten für Frieden und
Völkerverständigung und der gemeinsame Kampf
für Sicherung und Ausbau demokratischer und sozialer
Grundrechte wurde als "antifaschistischer Konsens" die Basis
für das Grundgesetz und die NRW-Landesverfassung und
Ausgangspunkt einer demokratischen politischen Kultur. Der Kampf gegen
die Rückkehr alter Nazis in politische und gesellschaftliche
Schlüsselpositionen und der Kampf gegen eine Remilitarisierung
der Bundesrepublik bildeten zudem die politischen Inhalte der VVN.
Der "Schwur von
Buchenwald" ist auch für jüngere Antifaschist/innen
Leitmotiv. Unter anderem heißt es dort: "Wir stellen den
Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der
Völker steht! Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln
ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der
Freiheit ist unser Ziel."
Die Geschichte der
Bundesrepublik machte jedoch sehr schnell deutlich, dass dieses Ziel
nicht kampflos zu erreichen ist. Auch 70 Jahre nach der Befreiung von
Faschismus und Krieg müssen wir uns gegen (neo-)faschistische
Tendenzen und eine fortschreitende Militarisierung der Gesellschaft
wenden.
Die VVN-BdA ist eine
gemeinnützige Körperschaft, die, so heißt
es, "besonders förderungswürdig anerkannte
gemeinnützige Zwecke: Förderung der Hilfe
für politisch, rassisch oder religiös Verfolgte"
erfüllt. Diese soziale Tätigkeit wird von uns direkt
als VVN-BdA, aber auch durch unsere Mitgliedschaft und Mitwirkung im
Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte
ausgeübt. In unseren Gruppen und Kreisorganisationen helfen
wir auch den Alten und Pflegebedürftigen. Viele NS-Opfer haben
keine oder eine nur unzureichende Entschädigung erhalten, so
dass hier Handlungsbedarf besteht.
Neben diesem Engagement
bleibt die politisch-historische Bildungsarbeit weiterhin zentrales
Anliegen unserer Organisation. In vielen Städten und Gemeinden
veranstalten wir Zeitzeugengespräche mit
Widerstandskämpfern und anderen erfahrenen Aktivisten, um so
die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus wach zu halten
und über den Widerstand gegen den Faschismus, gegen Krieg und
Kalten Krieg zu berichten. Wir erinnern an die Entstehung von
Grundgesetz und Landesverfassung von NRW und wollen ihren
antifaschistischen und demokratischen Inhalt verwirklichen.
Neben der Bildungsarbeit
engagieren wir Antifaschist/innen uns zusammen mit anderen
gesellschaftlichen Gruppen in den aktuellen Auseinandersetzungen um
rassistische und neofaschistische Tendenzen in der Bundesrepublik.
Unsere antifaschistische Aktivität beschränkt sich in
diesem Zusammenhang nicht nur auf die Bekämpfung
neofaschistischer Strukturen wie beispielsweise der NPD und sog.
"freien Kameradschaften". Viel mehr haben Rassismus, Neofaschismus,
Rechtspopulismus und relativierende Äußerungen
bezogen auf die faschistische Geschichte Deutschlands (Revisionismus)
unterschiedliche Erscheinungsformen.
An dieser Stelle seien
Beispiele genannt, die verdeutlichen, dass die genannten Tendenzen kein
ausschließliches Problem eines sogenannten "rechten Randes"
sind, sondern aus der Mitte der Gesellschaft kommen:
Beispiel staatlicher
Rassismus: Es leben auch in NRW viele Menschen unter uns, die in der
Bundesrepublik Schutz vor Gewalt, Folter, Verfolgung und Armut suchen.
Auch aus unserem Bundesland werden Menschen in diejenigen
Länder abgeschoben, aus denen sie geflohen sind. Es gibt
fortwährende Ausgrenzungen. Die Ministerpräsidentin
äußerte sich erfreut, dass die „Grenzen
dicht“ sind. Diese Praxis wird durch rassistische
Stimmungsmache aus Teilen der Bevölkerung noch
verstärkt. Eine weitere Herausforderung ist der
Antisemitismus, der in NRW krasser zutage tritt als anderswo,
nicht vergessen sind die Angriffe auf Synagogen in Düsseldorf,
Essen und Bochum und an die
Möllemann-Affäre.
Beispiel Militarismus:
Das SPD-regierte Nordrhein-Westfalen lässt unwidersprochen
Kampfdrohnenkriege von seinem Gebiet zu bzw. duldet ihre Vorbereitung
in Kalkar/Niederrhein. Nie aufgeklärt wurde ein Absturz eines
„Terroristenflugzeugs“ auf
NRW-Territorium. In den Bundeswehrkasernen und den Räumen der
Traditionsverbände treffen sich seit vielen Jahren die
Reservistenverbände, und reaktionären
Soldatenbünde und Traditionsvereine. Diese Verbände
sind oft auch offizielle Bündnispartner am Volkstrauertag oder
bei reaktionären Rekrutenvereidigungen und
militärischen Werbeveranstaltungen in Schulen. Vor allem sind
die Reservistenverbände Teil der Zivilmilitärischen
Zusammenarbeit mit ihren Kommandos in Städten und Landkreisen,
die bereit stehen zum Einsatz der Bundeswehr im Innern.
Zwei
Projekte unserer Landesorganisation seien hier besonders genannt
1. Ein Dauerprojekt
der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der
Antifaschisten (VVN-BdA NRW) „Verbrechen der Wirtschaft in der
Zeit von 1933 bis 1945“ wurde 2008 gestartet.
Die Spurensuche soll Dokumentationen über diese Verbrechen auf
dem Territorium des Landes an Rhein, Ruhr und Lippe schaffen
helfen. Antifa- und Jugendgruppen sowie
Schülerinnen und Schüler sind aufgerufen, vor Ort die
Informationen über die Täter zu sammeln und
zusammenzutragen, um sie von der VVN-BdA veröffentlichen zu
lassen. Daraus sollen Schriften oder auch Exponate entstehen.
Konkret geht es
darum: Wenn mit den Stolpersteinen des Künstlers
Gunter Demnig bekanntlich die Opfer geehrt werden, so sollen
jedoch auch Täter und Tatorte öffentlich gemacht
werden. Rund 30 dieser Tatorte hat die VVN-BdA 2012 in einer
Zwischenbilanz in dem Buch „Von Arisierung bis Zwangsarbeit
– Verbrechen der Wirtschaft“
dokumentiert. Weitere Anträge zu
Straßenumbenennungen, zu Tafeln an Tatorten usw. wurden
gestellt, eine Reihe von neuen Kennzeichnungen wurde erreicht. Denn
auch heute noch werden die damaligen Täter
ökonomischer Eliten geehrt. Zudem gibt es dies
ergänzende Projekt:
Mit einer virtuellen
Gedenk- und Aufklärungsgalerie sollen Lehren aus der
Geschichte im örtlichen und regionalen Umfeld gezogen werden
und so ein politisches Gesamtkunstwerk entstehen. Politisch engagierte
Menschen und Fotoaktivisten sind aufgefordert, sich zu
beteiligen. Beispielsweise mit dem Ablichten von Gedenktafeln, von
Straßenschildern, Plätzen und Orten von
Zwangsarbeit, Deportation oder Arisierung.
Sinnvoll ist auch,
vorhandene Stätten der Erinnerung abzulichten und zu
dokumentieren. Denn der behördlich angestrebte Trend geht
dahin, das Andenken an den Widerstand, besonders des
Arbeiterwiderstandes zu reduzieren, und das Erinnern an die
Täter aus den ökonomischen Eliten aus den
Gedenkstätten und Erinnerungsorten zu entfernen.
2. Dies war einer der
Gründe dafür, dass die Gruppe „Kinder des Widerstandes“
entstand. Sie hat rund 30 Mitglieder in NRW und darüber hinaus
rund 100 Zustimmungserklärungen aus ganz Deutschland. Sie
erklärten: „Der Name der Gruppe ist Programm: Kinder
des Widerstandes wollen dem antifaschistischen Kampf ein
persönliches Gesicht geben, zeigen was Widerstand, Verfolgung,
Inhaftierung, Folter und Terror für den einzelnen Menschen und
dessen Familien bedeutete. Unsere Eltern waren empört
darüber, dass Altnazis auf allen Ebenen z.B. Richter,
Staatsanwälte, Minister – sogar als Staatsoberhaupt
– wieder in Amt und Würden kamen. Sie waren
empört darüber, dass es erneut zu einer
Wiederbewaffnung kam. Viele unserer Eltern und Großeltern
wurden in der Zeit des Kalten Krieges nochmals verfolgt.“
Daran soll erinnert werden. Die Gruppe hat sich inzwischen zur
Gedenkstättenarbeit kritisch geäußert, sie
hat vor Schülerinnen und Schülern referiert (Zeugen
der Zeitzeugen), an Konferenzen zum Thema teilgenommen und das Buch
„Kinder des Widerstandes“ im Eigenverlag
herausgegeben.
Wir Antifaschistinnen
und Antifaschisten versuchen immer wieder die Politik "rechter
Stichwortgeber" in der sog. "politischen Mitte" in den Blick zu nehmen.
Der Kampf gegen
Intoleranz, Ausgrenzung, gegen Rassismus, Antisemitismus und
Neofaschismus darf sich nicht in einem verbalen "Aufstand der
Anständigen" beschränken, sondern bedarf des
kontinuierlichen Engagements, auch wenn dies oft unbequem ist.
Wir wollen eine Welt des
Friedens und der Freiheit, eine Welt der sozialen Gerechtigkeit,
humanistisch und demokratisch. Die VVN/BdA versteht sich als eine
Bündnisorganisation die solidarisch und gleichberechtigt mit
anderen gesellschaftlichen Gruppen - vor allem mit Gewerkschaften und
mit der Friedensbewegung - zusammenarbeitet und offen für
Menschen ist, die Lust haben, sich antifaschistisch in
Nordrhein-Westfalen zu engagieren.
Kommt zu unseren
Treffen, unterstützt die Arbeit der VVN/BdA!
Wo
finden Sie / findet Ihr uns?
-
Zum Beispiel in
Duisburg, wo die VVN-BdA eine
ständige Ausstellung über den Widerstand und die
Verfolgung 1933-1945 unterhält.
-
Zum Beispiel in den
Städten, in denen
gerade die Ausstellung "Neofaschismus in der Bundesrepublik
Deutschland", veranstaltet von Gewerkschaften und VVN-BdA gemeinsam, zu
sehen ist.
-
Zum Beispiel in
Wuppertal-Elberfeld, Gathe 55.
wo die VVN-BdA ihre Landesgeschäftsstelle unterhält
und vier Archive koordiniert:
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Das Hartmut Meyer
Archiv über
Neofaschismus
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Das Georg Herde
Archiv zum Revanchismus
-
Das Archiv des
Widerstandes an Rhein und
Ruhr
(im Aufbau)
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Zum Beispiel in
den
Ostermarschkomitees von
Rhein und Ruhr, in denen die VVN-BdA mitwirkt.
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Zum Beispiel in
den
Kreisvorständen
der VVN-BdA, welche sich besonders der Solidarität mit den
Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern angenommen haben, die noch
immer nicht ausreichend von den ehemaligen Sklavenhaltern aus Kapital
und Staat entschädigt wurden.
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Zum Beispiel in
den
Gedenkstätten des
Landes, in denen die VVN-Vertreter und andere Menschen
Führungen für Jugendliche und Ältere
veranstalten.
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Zum Beispiel in
örtlichen
Arbeitsgruppen und Geschichtswerkstätten, in denen wir die
Vergangenheit erforschen unter dem Motto "Ohne Erinnerung keine
Zukunft" - und in Gruppen, die Nazis benennen, deren Verbrechen
ungesühnt sind.
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Zum Beispiel in
Bündnissen, in denen
wir Opfer von Polizeiattacken (Kessel) bei Neonaziaufmärschen
beraten und ihre Rechte vertreten.
-
Zum Beispiel bei
den
Antifaschistischen
Stadtrundgängen in Velbert, Bochum, Düsseldorf und
anderswo.
Spenden bitte an:
VVN-BdA-NRW, IBAN DE03 3601 0043 0028 2124 35, Postbank Essen.
Kontakt
zur VVN-BdA NRW.
Mitglied
werden.
Satzung der VVN-BdA NRW als pdf.
Satzung der VVN-BdA Bundesvereinigung als pdf.
Stand: 01.08.2016
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