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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung NRW

 

14.02.07

no.npd - NPD-Verbot jetzt!60 Jahre VVN Dortmund

Stadt Dortmund: Ankündigung eines neuen Gedenkortes in Hörde

Die VVN-BdA Dortmund konnte ihren 60. Gründungstag mit einer eindrucksvollen Veranstaltung begehen. Die Medien berichteten ausführlich - und die Stadt Dortmund sandte zwei Schreiben, in denen die Rolle der VVN gewürdigt und die Erfüllung einer ihrer Forderungen, die Errichtung einer Gedenkstätte am Ort des Zwangsarbeitergefängnisses der Stahlindustrie in Hörde, angekündigt wird. 

Schreiben des dortmunder Stadtplanungsamtes an die VVN Dortmund zum 60. Geburtstag:

Stadt Dortmund 
Der Oberbürgermeister
Stadtplanungsamt

...

Herrn Ulrich Sander 
Vereinigung der Verfolgten 
des Naziregimes 
Bund der Antifaschistinnen 
und Antifaschisten (VVN-BdA) 
44388 Dortmund 

25. 01. 2007

Zwangsarbeiterlager auf dem Gelände Phoenix See

Sehr geehrter Herr Sander,

hinsichtlich Ihrer Nachfrage zum Umgang mit dem Thema Zwangsarbeiter auf der Fläche PHOENIX See hatte ich Ihnen in meinem Schreiben vom 6.12.2005 mitgeteilt, dass das Projekt kontinuierlich weiterentwickelt und den politischen Gremien hierüber in unregelmäßigen Abständen per Vorlage berichtet wird. Mit Datum vom 29. 8. 2006 hat der Rat der Stadt Dortmund den aktuellen Sachstandsbericht zur Entwicklung des Standortes PHOENIX See zur Kenntnis genommen und beschlossen, das Projekt PHOENIX See auf Grundlage des Rahmenplans (Stand August 2006) fortzuschreiben.

Unter Punkt 4.2.10 befasst sich der Sachstandsbericht wie nachfolgend zitiert mit der Thematik Gedenkstätte: 

Auf dem Gelände der ehemaligen Hermannshütte (früher Hütten-Union) befand sich während NS-Zeit ein Auffanglager für Zwangsarbeiter. Historisch belegt ist, dass die hier Inhaftierten über das ‚Emschertor' an der Hermannstraße über einen kleinen Weg auf das Werksgelände und das hier von der Gestapo geführte Lager im Gebäude des sog. Asphaltierwerks (Panzerschmiede) geführt wurden.

Zur Erinnerung und Mahnung an die vom NS-Regime auf dem Werksgelände vorgenommenen Verbrechen wird seit längerem ein Ort des angemessenen Gedenkens gesucht. Hierzu wurden die für die Unterbringung der Zwangsarbeiter identifizierten Gebäude sowie das nähere Umfeld des Lagers betrachtet.

Das eigentliche Zwangsarbeiterlager befand sich in den Kellerräumen vor der alten Vergüterei. Die denkmalpflegerische Recherche zur Authentizität der auf dem Gelände noch vorhandenen Gebäude hat zum Ergebnis, dass eine Unterschutzstellung der Keller des Zwangsarbeiterlagers wegen fehlenden Zeugniswertes nicht erfolgen kann. Lediglich die im Zusammenhang mit dem Zwangsarbeiterlager stehende Zuwegung über das an der Hermannstraße vorhandene Pförtnergebäude (Emschertor) weist heute noch einen hinreichend nachvollziehbaren Bezug als Ort des Zugangs zum Lager auf. Die Gebäude selbst haben keinen authentischen Zeugniswert.

In Kenntnis dieser Zusammenhänge und der Identifikation eines hinreichend authentischen Ortes soll bei der weiteren Konkretisierung der Planungen an der Stelle des Eingangs zum Auffanglager ein Ort des Gedenkens (Gedenkstätte) geschaffen werden. Da den noch vorhandenen Gebäuden der hinreichend geschichtliche Wert fehlt, ist an dieser Stelle die Schaffung eines neuen öffentlichen Gedenkortes vorgesehen.

Hierzu beinhaltet der fortgeschriebene Rahmenplan eine entsprechende Chiffre, durch die dieser geschichtsträchtige Ort zunächst als Gedenkort räumlich fixiert und gesichert werden soll. Im weiteren wird es darum gehen, den Gedenkort seiner Geschichte entsprechend zu entwerfen und auszugestalten (z.B. Gedenkstein, Memorial).

In diesem Zusammenhang können bestehende Vorschläge zur Aufarbeitung des Themas Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterlager in Dortmund aufgearbeitet werden. Hierbei geht es nach Ansicht der Experten insbesondere um das in Dortmund bisher nicht hinreichend dokumentierte Thema Zwangsarbeit. Ansatzpunkte sind die vorgeschlagene Integration entsprechender Dokumente in die Ausstellung im Hoesch-Museum oder aber in der Steinwache.

Der im städtebaulichen Rahmenplan fixierte Gedenk-Ort sowie die Aufarbeitung der Thematik Zwangsarbeiter in Dortmund bedürfen nun der weiteren Konkretisierung durch die zuständigen Experten. In diesem Zusammenhang ist der Stüdemann als fachlich zuständiger Dezernent angesprochen worden, um die erforderlichen Abstimmungen und Arbeiten durchzuführen. Ich gehe daher davon aus, dass demnächst von dort mit Ihnen Kontakt aufgenommen wird, um das Thema weiter zu entwickeln.

Sollten Sie hiervon unabhängig Fragen zur Entwicklung des Projektes PHOENIX See haben, können Sie mich gerne ansprechen.

Mit freundlichen Grüßen 
im Auftrage
gez. Greve

(Unterstreichungen durch US)

Schreiben des dortmunder Direktors des Stadtarchivs Dr. Günther Högl an die VVN Dortmund zum 60. Geburtstag:

A b s c h r i f t

Stadt Dortmund 
Der Oberbürgermeister
Kulturbetriebe 
Stadtarchiv

...

Vereinigung der Verfolgten 
des Naziregimes 
Bund der Antifaschistinnen 
und Antifaschisten (VVN-BdA) 
44388 Dortmund 

25. 01. 2007

Sehr geehrte Frau Vedder, sehr geehrte Damen und Herren,

zu Ihrem 60jährigen Jubiläum, das auf der Gründung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes in Dortmund am 10. Februar 1947 basiert und das Sie im Wichern-Haus am Nordmarkt feiern, möchte ich Ihnen im Namen der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache Dortmund herzlich gratulieren.

Mit dieser Gratulation verbinden sich insbesondere die hohe Anerkennung und Wertschätzung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) - im Hinblick auf die fortwährende Mahnung und Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus sowie für das Engagement und die Betreuung von Opfern des NS-Unrechts.

Im Rückblick auf das kriegerischste 20ste Jahrhundert wird deutlich: Die abschreckende Erinnerung an die NS-Kriegsverbrechen und viele nach 1945 von der Justiz nicht mehr oder kaum verfolgten NS-Verbrechen im In- und Ausland müssen im Gedächtnis der Generationen weiterleben und deren zum Teil mangelhafte politische und juristische Befassung weiterhin hinterfragt werden. Eine kollektive Verdrängung oder Verschleierung und Gleichsetzung der NS-Verbrechen mit anderen Massenverbrechen des 20. Jahrhunderts darf in Anbetracht der vielen tausend Opfer des NS-Regimes niemals hingenommen oder geduldet werden.

In seinem Erinnerungsbuch "Die Untergegangenen und die Geretteten" schrieb der aus Auschwitz zurückgekehrte Primo Levi, die gesamte Geschichte des Nationalsozialismus könne als "Krieg gegen das Erinnern" gewertet werden. Die von den Nationalsozialisten zu Feinden erklärten Gruppen und Personen sollten zerstört, aus der Geschichte getilgt und aus der Erinnerung gelöscht werden. Umso mehr ist es die Aufgabe der Nachgeborenen, die Erinnerung an Opfer, aber auch an die Täter zu erhalten.

Die VVN, in deren Reihen sich auch NS-Opfer befunden haben und noch befinden, hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Geschichte von 1933 bis 1945 nicht in Vergessenheit geraten ist. So hat die VVN sowohl bei der Aufklärung von NS-Verbrechen, der Errichtung und Einrichtung von Gedenkstätten und Gedenkorten als auch im aktuellen Kampf gegen Neonazis, Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus eine wichtige Rolle gespielt.

Ich wünsche der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, dass sie auch künftig und weiterhin getreu dem nun über 60 Jahre alten Schwur der politischen Häftlinge aus dem Konzentrationslager Buchenwald für die "Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln", für "Frieden und Freiheit" und die damit verbundenen Formen gesellschaftspolitisch und historisch wichtiger Erinnerungsarbeit eintritt.

Mit freundlichen Grüßen 
Im Auftrage 
gez. Dr. Günther Högl 
Direktor des Stadtarchivs

Antwortschreiben der VVN Dortmund an Direktor des Stadtarchivs Dr. Günther Högl:

Sehr geehrter Herr Dr. Högl,

im Namen von Frau Vedder und der gesamten VVN-BdA-Organisation Dortmunds möchte ich Ihnen danken für Ihren Brief zur Würdigung der VVN-BdA anlässlich ihres 60. Jahrestags der Gründung der Dortmunder Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. Der Brief wurde mit großer Zustimmung von der hundertköpfigen Schar der Feiernden aufgenommen, die gestern im Wichernhaus zusammenkam. Sie können über die Veranstaltung in der Dortmunder Presse Informationen finden.

Ein weiteres wichtiges Schreiben ging uns zu, das ich Ihnen hiermit übersenden möchte. Die Stadt Dortmund hat uns mitgeteilt, dass der Gedenkort Auffanglager in der ehem. Panzerschmiede in Hörde - auch gelegentlich KZ der Gestapo und der Stahlindustrie genannt - "seiner Geschichte entsprechend" gestaltet werden soll. Am Eingang Emschertor soll ein Ort des Gedenkens entstehen. Ferner wurden Vorschläge hinsichtlich der Aufarbeitung des Themas Zwangsarbeiter und Zwangsarbeit in Dortmund aufgegriffen und zwar dies, weil das Thema Zwangsarbeit in Dortmund nach Ansicht der Stadt nicht hinreichend dokumentiert worden ist.

Die VVN-BdA und - auch für dieses kann ich es sagen - das Internationale Rombergparkkomitee sind sehr erfreut über diese Entwicklung. Zudem können wir erkennen, dass sowohl Ihre Vorschläge in dieser Angelegenheit als auch die Wünsche zahlreicher Erinnerungs- und Geschichtsarbeiterinnen und -arbeiter offenbar in die Planung aufgenommen wurden. Wir sind bereit, diesen Prozess weiter zu begleiten und uns dabei einzubringen.

Mit freundlichen Grüßen

im Auftrage

Ulrich Sander, Sprecher der VVN-BdA

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