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Nazis raus aus dem Internet

 

Leserbrief Rettelbach

Leserbrief Harald Rettelbach an das Garmisch-Partenkirchner Tageblatt (abgedruckt am 05.06.04)

23.06.04

Sie ehrten die Täter

Leserbrief von Landessprecher Ulrich Sander an das Garmisch-Partenkirchner Tageblatt, dort abgedruckt am 18. Juni 2004

Zum Leserbrief von Herrn Rettelbach wie auch zu ihrer Berichterstattung zu Brendtenfeier und Gegendemonstration: Es geht uns nicht um Hass. Es geht uns um Gerechtigkeit.

Und daher war Ihre Überschrift „Staatsanwalt ist wieder am Zug – Brendtenfeier hat für einige ein juristisches Nachspiel“ gar nicht so falsch, es hätte nur darunter die Meldung stehen müssen: Wie vom Simon-Wiesenthal-Zentrum, der Frankfurter Rundschau und vom Griechischen Fernsehen bestätigt wurde, ermittelt die Staatsanwälte in Dortmund, Augsburg, München und Ludwigsburg gegen rund 30 Personen, die als Teilnehmer an den Brendtenfeiern, vor allem aber als Teilnehmer an den Massakern in griechischen und anderen Gemeinden während des Zweiten Weltkrieges hervorgetreten sind. Zudem wurde einigen Wehrmachtsangehörigen wegen ihrer Tatbeteiligung die Kriegsopferrente entzogen.

Der Gerechtigkeit diente sicher auch dies: Eine Woche nach Pfingsten hat der Bundeskanzler in Frankreich bei den D-Day-Gedenkfeiern die Opfer von Wehrmacht und SS in Oradour-sur-Glane geehrt. Eine „entfesselte“ unmenschliche Waffen-SS habe über 600 Zivilisten getötet, sagte der Kanzler. Wer hat sie entfesselt? Das war die Wehrmacht. In Frankreich, Italien, Griechenland und anderswo haben SS und Wehrmacht, darunter vor allem die Gebirgsdivisionen, Hunderte Dörfer und ihre zivilen Einwohner ausgelöscht.

Allerdings steht die Geste des Kanzlers zu derjenigen des Verteidigungsministers in Widerspruch. Als Bundeswehr und Traditionsverbände eine Woche vor dem D-Day-Gedenken in Mittenwald die Täter ehrten und Hunderte dagegen protestierten, da stellten sich Minister und seine Generale mit Kranz, Musikkapellen und anderen Mitteln gegen die Opfer. Gegen Demonstration und Mahnwache sowie gegen das Treffen mit Überlebenden der Massaker aus Griechenland und Frankreich wurden Hunderte Polizisten und Feldjäger aufgeboten. Die Bundeswehr verweigerte Räume für die Veranstaltung und lehnte es ab, die Zeitzeugen vor der Truppe sprechen zu lassen. Aber sie ehrte die Täter. Von ihnen ist bisher niemand bestraft worden, auch von den Tätern in Oradour nicht. Und Entschädigung für die Hinterbliebenen gab es auch nicht. Die Bundesregierung lehnt in den entsprechenden Prozessen die Forderungen nach Entschädigungen ab, denn die Massaker seien „Kriegshandlungen“ gewesen. Hingegen waren sie Teil des Vernichtungskrieges der Wehrmacht, des Holocausts, und keine „normalen“ Kriegshandlungen, wenn man so ein Wort überhaupt benutzen darf. Es bedarf noch mancher Demonstration, bis Generäle und Minister umdenken. Und bis das makabre „Gedenken“ am Hohen Brendten aufhört.

Ulrich Sander, Sprecher der VVN-BdA NRW

Leserbrief Landessprecher der VVN-BdA NRW Ulrich Sander an das Garmisch-Partenkirchner Tageblatt, 16.06.04

Das Flugblatt der VVN-BdA Bayern zu den Aktionen in Mittenwald

Liebe Mittenwalderinnen und Mittenwalder! Liebe Urlauberinnen und Urlauber!

Vielleicht haben Sie schon gehört, dass auch dieses Jahr zu Pfingsten hier in Mittenwald gegen das Pfingsttreffen der Gebirgsjägerkameradschaft protestiert wird.

Warum diese Proteste?

Eigentlich klingt das ganz harmlos, wenn sich alte und junge Gebirgssoldaten alljährlich im bayerischen Mittenwald treffen, die Tradition ihrer Truppe hochleben lassen und der gefallenen Kameraden des 2. Weltkriegs gedenken.

Freilich wird bei dieser Feier „vergessen“, sich die Tradition dieser Gebirgstruppe genauer anzuschauen, nämlich die Tätigkeit der Gebirgsjäger im 2. Weltkrieg.

Blutige Vergangenheit

“Ich würde gern einen der Soldaten finden und ihn fragen, warum hast du das getan?“ Diese Frage stellte die 73‑jährige Christina Dimou aus dem griechischen Dorf Kommeno, als sie letztes Jahr an den Protesten hier in Mittenwald teilnahm. Als 13‑jähriges Mädchen hatte sie erleben müssen, wie im August 1943 ihr Dorf in Nordgriechenland zerstört und 317 Menschen, vor allem Frauen und Kinder, ermordet wurden. Die Täter: die 12. Gebirgsjäger‑Kompanie aus Mittenwald.

Aber dieser Massenmord war kein Einzelfall, Tausende unschuldiger Menschen wurden im Rahmen sogenannter "Vergeltungsaktionen" von Gebirgsjägereinheiten ermordet - abseits von militärischen Gefechten.

Sicherlich, das ist Geschichte. Und leider wurden diese Verbrechen in den Nachkriegsjahrzehnten in der Bundesrepublik jahrzehntelang nie wirklich aufgearbeitet.

Aber zur Gegenwart gehören die Opfer von damals. Die Überlebenden und ihre Angehörigen haben meist bis heute keine Entschuldigung gehört oder gar eine Entschädigung erhalten. Und die Mörder ihrer Geschwister, ihrer Eltern, ihrer Kinder blieben fast immer ungestraft.

Im Gegenteil: Die Opfer müssen bis heute mit ansehen, wie sich alte Wehrmachtssoldaten im Verein mit Soldaten der Bundeswehr an die Kämpfe des 2. Weltkriegs erinnern, die Verbrechen verschweigen und Mörder von damals heute noch hochleben lassen. So auch beim „Kameradenkreis der Gebirgstruppe“, der sich eben alljährlich hier in Mittenwald trifft: Keiner der Kriegsverbrecher wurde bislang aus dem Kameradenkreis ausgeschlossen; vielmehr blieb etwa der als Nazi‑Täter verurteilte General Hubert Lanz bis zu seinem Tod 1983 Ehrenvorsitzender.

Darum die Proteste

Wir empfinden es als unerträglich, wenn einerseits öffentlich die Tradition der Gebirgsjäger gefeiert wird, andererseits die inzwischen namentlich bekannten und vermutlich an Mordtaten beteiligten ehemaligen Soldaten noch Mitglieder des Traditionsvereins sind.

Wir fordern die klare Distanzierung, von den Verbrechen und die Einleitung von Prozessen!
Wer heute in einem demokratischen Staat öffentlich die Tradition er Gebirgsjäger pflegen will, hat vor allem eine Aufgabe: die Erforschung der Verbrechen der Wehrmacht und die Ehrung der Opfer.

Wir fordern die öffentliche Ehrung der Opfer und deren Entschädigung!
Nazitradition - und dazu gehört auch die Glorifizierung des „unpolitischen tapferen Kämpfers“ - darf unter keinen Umständen Eingang finden in die Bundeswehr. Aber die Wirklichkeit sieht leider anders aus: Noch immer tragen Einheiten der Bundeswehr die Namen von Nazigrößen, noch immer beteiligt sich die Bundeswehr an Traditionsfeiern wie hier in Mittenwald und stellt Einrichtungen und Personal zur Verfügung.

Wir fordern eine klare Distanzierung der Bundeswehr von jeder Traditionspflege der Wehrmacht!
Informieren Sie sich, diskutieren Sie, beteiligen Sie sich an den Protesten! Mittenwald braucht keine braune Traditionspflege!

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der AntifaschistInnen Bayern

V: F. Mühlendorfer, Frauenlobstr. 24, 80337 München

Siehe auch:

Wandelnder Polizeikessel in Mittenwald

Prozess über Massaker von Kephalonia steht kurz bevor

Brief an die Bundesregierung

"Die Mörder sind unter uns - Gegen die Tradition der Gebirgsjäger"

"Was wir mit den Schmierereien am Hohen Brendten zu tun haben soll, ist uns rätselhaft!"

Leserbrief an das Garmisch-Partenkirchener Tagblatt

Staatsanwälte greifen Anzeigen der VVN-BdA auf

Wieder antifaschistisches Treffen gegen die Gebirgsjägertraditionalisten in Oberbayern

Richter stellt Strafanzeige wegen Verfolgung Unschuldiger

Reaktion auf die Ermittlungen gegen Landessprecher Ulrich Sander 

 

Bezüglich Gebirgsjäger/Kephallonia

Dokumente an Staatsanwaltschaft übergeben

 

Weitere Literaturhinweise...

...zu den Aktionen gegen das Pfingsttreffen der Gebirgsjäger in Mittenwald Pfingsten 2003

 

Pfingsten 2003 - Gegen die Traditionspflege der Gebirgsjäger

Resolution verabschiedet am 7. Juni 2003 durch das Hearing in Mittenwald pdf

 

Mörder unterm Edelweiß - noch immer unter uns

Die Blutspur der Gebirgsjäger reicht bis zu den Auslandseinsätzen

 

Des weiteren die Kampagnenseite:

 

http://www.nadir.org/nadir/kampagnen/mittenwald/