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Nazis raus aus dem Internet

 

10.06.03

Dokumentation:

Wir haben an dieser Stelle schon oft über das Treiben der Gebirgstruppe der Wehrmacht und ihrer Freunde berichtet. Aus diesem Anlass dokumentieren wir hier einen Bericht der Frankfurter Rundschau vom 10.06.2003 (Quelle: http://www.fr-aktuell.de/):

Wehrmachts-Veteranen wollen nicht an Massaker erinnert werden

Protest gegen Feier der Gebirgstruppe / Opfer berichten von Kriegsverbrechen / Bundeswehr unterstützt Traditionstreffen

Am Wochenende sahen sich die 2000 Teilnehmer der größten soldatischen Feier in Deutschland, dem Traditionstreffen der Gebirgsjäger, erstmals großen Protesten gegenüber. Der Arbeitskreis "Angreifbare Traditionspflege" und die Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes (VVN) hatten ein Hearing mit Historikern und Überlebenden der Kriegsverbrechen organisiert.

Von Joachim F. Tornau (Mittenwald)

Mit zitternder Hand zeigt Amos Pampaloni auf eine Stelle in seinem Nacken. Hier, berichtet der 93-jährige italienische Weltkriegsveteran, habe ihm der deutsche Offizier die Pistole zum Genickschuss aufgesetzt und abgedrückt. Doch wie durch ein Wunder überlebte Pampaloni die Schussverletzung und musste mit ansehen, wie die übrigen 80 Männer seiner Einheit nach und nach von Wehrmachts-Gebirgsjägern ermordet wurden. "Die deutschen Soldaten sind dann singend abgezogen", erinnert er sich. Es war der 13. September 1943 auf der griechischen Insel Kephalonia. So wie Pampalonis Leute wurden an diesem Tag mindestens 4000 italienische Kriegsgefangene kaltblütig von den Deutschen hingerichtet. Es war eines von mehr als 50 Massakern, die die deutsche Gebirgstruppe in ganz Europa anrichtete und die bis heute nicht gesühnt wurden. Nachdem Ermittlungen in den 60er Jahren ergebnislos eingestellt wurden, versucht gerade die Staatsanwaltschaft Dortmund, das Verfahren wieder aufzurollen.

Als Amos Pampaloni seine erschütternde Geschichte am Samstag im bayrischen Mittenwald erzählte, war er seinen Peinigern von einst vielleicht so nah wie seit damals nicht mehr. Denn in dem malerischen Kurort nahe der österreichischen Grenze treffen sich alljährlich zu Pfingsten die Veteranen der Wehrmachts-Gebirgsjäger, um gemeinsam mit Soldaten der Bundeswehr ihrer gefallenen Kameraden zu gedenken. Die Gräueltaten ihrer Einheiten bleiben dabei unerwähnt. Für den unkritischen Schulterschluss zwischen Alt und Jung sorgt seit fast fünfzig Jahren der "Kameradenkreis der Gebirgstruppe" - ein Traditionsverband, in dem sich rund 8000 ehemalige und aktive Gebirgsjäger zusammengeschlossen haben. Auch Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) zählt zu seinen Mitgliedern.

Bei der Gegenveranstaltung verliehen die VNN und der Arbeitskreis "Angreifbare Traditionspflege" ihrer Forderung nach Bestrafung der Täter und Entschädigung der Opfer durch so erschütternde Augenzeugenberichte wie dem von Pampaloni Nachdruck. Mit einer Demonstration durch Mittenwald und einer Mahnwache entlang der einzigen Zufahrtsstraße zu der Feier der Gebirgstruppe am Ehrenmal auf dem Hohen Brendten erinnerten die 400 VVN-Aktivisten an die Massaker. Damit lösten sie heftige Reaktionen aus. Von den Veteranen mussten sie sich wütende Beschimpfungen anhören, mancher alte Herr wollte gar handgreiflich werden. Der Präsident des Kameradenkreises, Brigadegeneral a. D. Ernst Coqui, sprach von "Verleumdungen" und "Beleidigungen". Er wolle sich nicht vorschreiben lassen, wessen er zu gedenken habe. Beim Volkstrauertag gedenke er ja auch nur Soldaten und nicht etwa Verkehrsopfern.

Für die Bundeswehr ist diese Haltung kein Grund, sich von dem Treffen zu distanzieren. Wie immer beförderten Militärbusse die Veteranen. Uniformierte und bewaffnete Soldaten hielten die Ehrenwache. "Nicht alles entspricht meiner Auffassung", sagte Generalmajor Kersten Lahl, offizieller Vertreter der Bundeswehr bei der Feier. Aber er persönlich denke im Stillen an "alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft", wenn er den Kranz des Verteidigungsministeriums niederlege.

(Quelle: http://www.fr-aktuell.de/)

Siehe auch:

Für die Erinnerung an die Opfer ist bei der Soldatenfeier kein Platz

 

Gegen die Traditionspflege der Gebirgsjäger

VVN/BdA fordert unverzügliche Strafverfolgung der Mörder von Kephallonia:

Pressemitteilung der VVN-BdA NRW:

Angreifbare Traditionspflege:

Mörder unterm Edelweiß – noch immer unter uns: