09.05.2012
„Kinder des Widerstandes“
treffen sich in Berlin und Köln
Ein Flyer wurde
veröffentlicht und kann heruntergeladen werden.
Weitere Aktivitäten der Gruppe wurden
jetzt angekündigt. So findet ein Treffen „Die zweite
Generation – Kinder des Widerstands und des Exils
(Arbeitstitel)“ am 12./13. Oktober 2012 im
Robert-Havemann-Saal, Haus der Demokratie und Menschenrechte Berlin
statt. Die Gruppe hat einen Flyer
über ihre Arbeit vorgelegt und ferner eine
vergessene Berichterstattung über ihr Anliegen in Erinnerung
gerufen.
Weitere
Aktivitäten der Gruppe
wurden jetzt angekündigt. So findet ein Treffen „Die
zweite Generation – Kinder des Widerstands und des Exils
(Arbeitstitel)“ am 12./13. Oktober 2012 im
Robert-Havemann-Saal, Haus der Demokratie und Menschenrechte Berlin
statt. Dazu schreibt Hans Coppi, der Berliner VVN-Vorsitzende:
„Im Unterschied zu jüdischen Kindern, die seit Ende
der 1980er Jahre traumatische Erfahrungen in ihren Familien und die
Auswirkungen auf ihre eigene Sozialisation diskutieren, existiert bei
den Kindern von politisch Verfolgten kein kollektives Bewusstsein. Die
Kinder der politisch und religiös Verfolgten haben
(…) in den umfangreichen Forschungen zu Verfolgung und
Widerstand sowie zu Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus bislang
wenig Berücksichtigung gefunden. (…)
Traumatische Prägungen ihrer Kindheit und Jugend und eine
teilweise Entfremdung von den Väter, Müttern oder
Eltern durch lange Haftzeiten und durch Sozialisierungsdruck
führten zu unterschiedlichen Verarbeitungsmustern.
Kinder
von in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN)
organisierten Eltern erlebten deren Diskriminierung und Verfolgung in
der Bundesrepublik und manchmal auch ihre eigene durch Berufsverbote.
Oftmals galten sie als Kinder von
‚Vorbestraften’.“
Geplant
ist u.a.:
Freitag,
12. Oktober, 18 Uhr
Film:
Kinder des Widerstands, NDR, am 20. Juli 1969 gezeigt (angefragt)
Danach
Podiumsdiskussion: Kinder von Helden oder Verrätern?
Sonnabend,
13. Oktober
u.a.:
11:15 bis 11:45
Uhr
Kinder von
„Vorbestraften“
– Diskriminierung und Verfolgung der Eltern
VVN-Arbeitskreis
„Kinder des Widerstands – Antifaschismus als
Auftrag“ (angefragt). Hier werden voraussichtlich Klara
Tuchscherer /Schabrod), Christa Bröcher und Peter
Dürrbeck mitwirken.
Bereits am
14.6.12
und am 9. 8. 12
werden u.a. die VVN-BdA-Kameradinnen
Klara Tuchscherer und
Rosel Vadehra-Jonas bei Thementagen
„Zweite Generation“ zu „Kinder des
Widerstandes“ und „Kinder von
KZ-Häftlingen – eine vergessene
Generation“ sprechen. Die Veranstaltungen werden
in
Köln, Residenz am Dom, An den Dominikanern 6-8 jeweils ab 15
Uhr stattfinden. Veranstalter ist der Bundesverband
Information und Beratung für NS-Verfolgte (Köln). Er
schreibt in seiner Einladung: Es werden Klara Tuchscherer und Christa
Bröcher von der VVN-BdA ihre Initiative ‚Kinder des
Widerstandes’ vorstellen. Mit dieser Initiative wendeten sie
sich als Töchter politisch Verfolgter im vergangenen
Jahr erstmals an die Öffentlichkeit, um eine Wiedergutmachung
und Rehabilitierung der unmittelbar Betroffenen und mitbetroffenen
Nachkommen einzufordern. In ihrem Aufruf nehmen sie auf das NS-Regime
ebenso Bezug wie auf die Nachkriegszeit mit ihren inzwischen
nachgewiesenen personellen Kontinuitäten in insbesondere
politischen Ämtern.“
Erinnerung an
die Berichterstattung aus dem Bundestag vom 11.11.2010 und 8.5.2008
Wir
legen hiermit die Berichterstattung des Neuen Deutschland vor
- über
den Auftritt
des CDU-Bundestagsabgeordneten Günter Baumann vom 8. Mai 2008
über „Entschädigung von
KPD-Aktivisten“, die der Herr als Verbrecher einstufte und
deren Entschädigung für ihren aufopferungsvollen
Widerstand gegen die Nazis er ablehnte. (ND 9.5.08)
- über
die Bundestagssitzung vom 11. November 2011
„Widerstand von Kommunist/innen gegen das NS-Regime
anerkennen“ (die Anerkennung wurde von der Mehrheit
verweigert, von den Linken und dem ND 15. 11. 2010 verlangt.
Die
Gruppe „Kinder des Widerstandes“, die sich in der
VVN-BdA gegründet hat, um das Andenken der Eltern und
Großeltern der „Kinder“ zu bewahren, hat in ihren
Veröffentlichungen die Haltung der Bundestagsmehrheit
verurteilt.
Sie
hat einen Flyer über ihre Arbeit vorgelegt.
Der
Text dieses Flyer lautet:
Kinder
des Widerstandes
Antifaschismus
als Aufgabe
„1933 wäre verhindert
worden, wenn alle Hitlergegner die Einheitsfront geschaffen
hätten. Dass sie nicht zustande kam, dafür gab es
(…) nur eine einzige Entschuldigung: Sie hatten keine
Erfahrung , was Faschismus bedeutet, wenn er einmal an der Macht ist.
Aber
heute haben wir alle diese Erfahrung. Heute muss jeder wissen, was
Faschismus bedeutet. Für alle zukünftigen
Generationen gibt es keine Entschuldigung mehr, wenn sie den Faschismus
nicht verhindern.“ (Peter Gingold in seinen
Lebenserinnerungen, Seite 28/29
---
Wer sind wir?
Unsere
Gruppe entstand auf Initiative von vier Frauen, alle vier
Töchter von Widerstandskämpfern und
–kämpferinnen. Das sind Alice Czyborra (Gingold),
Traute Sander (Burmester), Inge Trambowsky (Kutz) und Klara Tuchscherer
(Schabrod). Sie werden unterstützt von der Vereinigung der
Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschist/innen und weiteren
Unterzeichner/innen ihres Aufrufs.
Der Name der
Gruppe ist Programm: „Kinder des Widerstandes“
wollen dem antifaschistischen Kampf ein persönliches Gesicht
geben, zeigen was Widerstand, Verfolgung, Inhaftierung, Folter und
Terror für den einzelnen Menschen und dessen Familien
bedeutete. Und zwar vor wie nach 1945.
Unsere Eltern
waren empört darüber, dass Altnazis auf allen Ebenen
z.B. Richter, Staatsanwälte, Minister – sogar als
Staatsoberhaupt – wieder in Amt und Würden kamen.
Sie waren empört darüber, dass es erneut zu einer
Wiederbewaffnung kam. Viele unserer Eltern und Großeltern
wurden in der Zeit des Kalten Krieges nochmals verfolgt.
Warum jetzt?
- Weil
die Nazis immer mehr und aggressiver werden- Wir müssen vor
dem geschichtlichen Hintergrund verdeutlichen, was Faschismus bedeutet.
- Weil
viel Unkenntnis über den Widerstand im Faschismus besteht und
die Geschichte oft verfälscht wird.
- Weil
die Zeitzeugen zumeist nicht mehr unter uns sind und wir in ihrem Sinne
weitermachen wollen.
Was wollen wir?
- Unsere
Gruppe möchte der Ausgrenzung unserer Eltern und
Großeltern aus der Gedenkarbeit entgegenwirken
- Wir
als Nachkommen wollen die Erfahrungen und Einschätzungen im
Kampf gegen Faschismus und Neofaschismus weitergeben.
- Viele
unserer Eltern sind nach 1945 weiter diskriminiert worden. Wir setzen
uns dafür ein, dass sie ihre Würde und Anerkennung
zurückerhalten.
- Wir sind gerade aufgrund
der Ungerechtigkeit gegen eine Ziehung eines Schlussstriches unter die
Geschichte der Nazizeit.
- Wir suchen weiter nach
Nachkommen von Widerstandskämpfern, um ihre
persönlichen Geschichten zu hören, aufzuschreiben.
Aber auch um weitere Mitstreiter zu bekommen.
Die
VVN-BdA setzt sich dafür ein, dass eine Wiedergutmachung
für die Benachteiligten erfolgen muss. Vor allem geht es um
die Rehabilitierung der Opfer des Kalten Krieges. Ende der sechziger
Jahre gab es zwar ein Strafrechtsänderungsgesetz, das
zahlreichen Verfolgungen ein Ende setzte, eine Rehabilitierung der
Betroffenen erfolgte jedoch nicht.
Wir mischen uns ein!
Das
Bundesverfassungsgericht hat in seinem Beschluss vom 4. November 2009
erklärt: "Angesichts des einzigartigen Unrechts und des
Schreckens, die die nationalsozialistische Herrschaft über
Europa und weite Teile der Welt gebracht hat", sind das Grundgesetz und
die Entstehung der Bundesrepublik Deutschland "geradezu als
Gegenentwurf" zum nationalsozialistischen Regime zu
verstehen.“ "Das bewusste Absetzen von der Unrechtsherrschaft
des Nationalsozialismus war historisch zentrales Anliegen aller an der
Entstehung wie Inkraftsetzung des Grundgesetzes beteiligten
Kräfte." (Aus den Leitsätzen zum Beschluss des Ersten
Senats vom 04.11.2009 - 1 BvR 2150/08).
Hinterbliebene von NS-Opfern
fordern ihr Recht
Die Gegnerschaft zur Naziherrschaft
ist demnach Verfassungsgebot und Staatsdoktrin. Dem sehen wir uns
verpflichtet.
Seit jüngster Zeit gibt es
eine Reihe von Dokumentationen, die belegen, was die VVN seit
den 60er Jahren nachgewiesen hat: In der Bundesrepublik konnten Eliten
der Nazizeit wieder tätig werden, Einfluss nehmen und dabei
weiterhin gegen Antifaschisten vorgehen.
Gerichte
verfolgten Teilnehmer des Arbeiterwiderstandes, vornehmlich des
kommunistischen Widerstandes, um sie - auch unter Hinweis auf
Vorstrafen aus politischen Prozessen von 1933 bis 1945 - wegen ihrer
politischen Tätigkeit erneut einzusperren und ihnen die Rechte
auf Entschädigung abzusprechen. Ärzte aus der NS-Zeit
wurden als Gutachter eingesetzt, um die Entschädigungsrechte
der oft schwer geschädigten politisch, rassisch und
religiös Verfolgten in Zweifel zu ziehen.
Auch
die Kinder und Enkel der Betroffenen hatten - infolge der Leiden ihrer
Verwandten - mitzuleiden: Denn die Familien der Opfer litten oft
materielle Not, die Kinder und Enkel, also die aus der 2. und 3.
Generation, waren betroffen von psychischen Schäden und
Traumatisierungen, sie waren im Bildungswesen, in Schule und
Gesellschaft Diskriminierungen bis hin zu Berufsverboten ausgesetzt.
Sie galten als Kinder von "Vorbestraften". Die jetzt bekannt gewordenen
personellen Kontinuitäten aus der Zeit vor und nach 1945
müssen zu Konsequenzen führen. Doch die
Gelegenheiten, die sich dazu bieten, werden nicht genutzt. Der Umgang
des Deutschen Bundestages mit dem Antrag "Widerstand von Kommunistinnen
und Kommunisten gegen das NS-Regime" (Drucksache 17/2201), eingebracht
von der Fraktion DIE LINKE am 16. 6. 2010, ist ein Skandal, ja ein
Schlag ins Gesicht der NS-Opfer. Ohne mündliche Aussprache,
nur mit schriftlichen Wortbeiträgen, die seitens der CDU, CSU
und FDP, aber auch der SPD den Geist der Restauration und des Kalten
Krieges atmeten, wurde der Antrag am 11. November 2010 zu
später Stunde beerdigt. Die CDU/CSU-Reaktion ist unfassbar
und, ähnlich wie bei den vielen Debatten zum Kriegsverrat,
sprachlich und argumentativ stark in der Nähe von
rechtsextremen Organisationen.
Auch in der
Erinnerungsarbeit der Gedenkstätten für Opfer des
NS-Unrechts werden die Vertreter der 2. und 3. Generation oftmals
abgewiesen. Man erklärt ihnen ungeschminkt: Euer Anspruch auf
Mitsprache in der Gedenkarbeit ist verwirkt. Genugtuung
darüber, dass Zeitzeugen sich nicht mehr einmischen
können, ist unverkennbar. Doch, wir mischen uns ein.
(Dies
ist die gekürzte Erklärung der „Kinder des
Widerstandes“, Langfassung unter www.nrw.vvn-bda.de)
Ich unterstütze diese
Erklärung von
Kindern
und Enkeln der NS-Verfolgten und Opfern des Kalten Krieges:
Vorname:
__________
Name: __________
Anschrift: __________
Straße __________
PLZ
Ort __________
E-Mail-Adresse __________
Ich
bin interessiert an Material:
Ich möchte die
„Kinder“ des Widerstandes in ihrer Arbeit
unterstützen:
Ich bin selbst
Kind/Enkel/Nichte/Neffe von Widerstandskämpfern und
zwar
von: __________
Abschicken an: VVN-BdA-NRW,
Gathe 55, 42197 Wuppertal, nrw@vvn-bda.de
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