02.03.2012 Bundespräsidenten-Wahl am 18.
März 2012: Beate Klarsfelds Kandidatur als
antifaschistischer Impuls Schon
in der Zeit vor der Ohrfeige des Jahres 1968 haben Alice Gingold (heute
Czyborra) und ich mit Beate Klarsfeld zusammen gearbeitet. Das war 1967
bis 1969. Als niemand die Wahrheit über ihre wirklichen
antifaschistischen und aufklärerischen Intentionen brachte,
platzierten wir nach Feierabend aus einem Wiesbadener
Pressebüro fernschriftlich mehrere Beiträge
über sie u.a. in der Frankfurter Rundschau. Wir haben dann
gemeinsame Veranstaltungen durchgeführt und zusammen mit
Christel Priemer eine Schallplatte „Der Fall K
– Geschichte einer Ohrfeige“ bei
PLÄNE produziert. Darauf werden die faschistischen
Äußerungen des Kurt Georg Kiesinger, früher
NSDAP, dann CDU und auch Bundeskanzler, dokumentiert. Und Beate legte
dar, warum sie Kiesinger ohrfeigte. Sie beginnt mit den Worten:
„Ich habe Bundeskanzler Kiesinger geohrfeigt, weil ich der
öffentlichen Meinung in der ganzen Welt beweisen wollte, dass
ein Teil des deutschen Volkes, ganz besonders aber seine Jugend, sich
dagegen auflehnt, dass ein Nazi an der Spitze der Bundesregierung
steht.“ Von Ulrich Sander Die
VVN-BdA hat mit ihr am selben Strang gezogen: Für ein
demokratisches friedliches Deutschland ohne Einfluss alter und neuer
Nazis. Mit der Kandidatur von Beate Klarsfeld wird ihr Kampf
gewürdigt und zugleich erhält er neue Impulse.
Deutsche Renten für SS-Verbrecher im Baltikum und die
Weigerung, die NS-Opfer in Griechenland und Italien zu
entschädigen und die Täter zu betrafen weisen ebenso
auf weitere antifaschistische Aufgaben hin wie der Terror der Neonazis
im Lande. Wir freuen uns, dabei weiter mit Beate zusammenzuarbeiten. Am
18. März wie danach sollten wir sie unterstützen. | | Zu den Bildern: In
Essen entstand kürzlich das Foto von Beate Klarsfeld und
Ulrich Sander. Leider hat es Alice nicht so gern, wenn es ans
Fotografieren geht. Beate ist da ganz anders; ihr
Selbstbewußtsein ist eine gefürchtete Waffe. Hier
ein Foto von Alice Czyborra, geb. Gingold, bei einer VVN-Konferenz.
(Fotos: Hermes/Arbeiterfotografie) |
Als
übrigens das Urteil vom Internationalen Gerichtshof in Den
Haag bekannt wurde, dass Deutschland nicht verpflichtet sei, die
NS-Opfer aus Griechenland und Italien zu entschädigen, da
schrieb Beate Klarsfeld mir: “Bitte teile mir mit, wie wir
zusammen handeln können.” Das werde ich gerne tun.
Die Kandidatur als Bundespräsidentin und die
öffentliche Beachtung für Beate Klarsfeld kommen
unserem Anliegen, die Schlussstrichmentalität hierzulande zu
überwinden, sehr entgegen. So werden wir bei der Stuttgarter
Staatsanwaltschaft darauf drängen, endlich die in Italien
verurteilten deutschen Kriegsverbrecher abzuurteilen oder an Italien
auszuliefern. Zur viel gelästerten
Aussichtslosigkeit der Kandidatur von Beate: Das ist keine neue
Situation für sie. Sie hat 1969 aussichtslos für den
Bundestag kandidiert. Aber sie tat es im Wahlkreis von Kiesinger und
stellte immer wieder die Tatsachen über ihn in der
Öffentlichkleit heraus. Als sie kürzlich in Essen bei
einer Veranstaltung der VVN-BdA sprach, da geschah dies infolge einer
Aktion vom vergangenen Jahr. Wir entlarvten den Politiker der FDP Ernst
Achenbach. Der hat Judendeportationen aus Frankreich organisiert, wie
Serge und Beate Klarsfeld und die VVN nachwiesen. Der Rat von Essen
lehnte es aber ab, die Wahrheit über Achenbach zur Kenntnis zu
nehmen und ein Stück Vergangenheitsbewältigung zu
leisten. Eine CDU-Abgeordnete forderte die VVN-BdA sogar auf, sich bei
der Achenbach-Familie wegen des Antrags auf eine Mahntafel am
FDP-Büro zu entschuldigen. Wenn es nach Achenbach gegangen
wäre, dann wäre Alice als jüdisches Kind in
den Tod abtransportiert worden – sie konnte aber in
Frankreich bei Freunden versteckt werden. Wir haben von Serge und Beate
Klarsfeld die Belege für die Schuld Achenbachs bekommen. Es
war ihnen übrigens möglich, zu verhindern, dass
Achenbach deutscher EWG-Kommissar wurde. Beate und
Serge Klarsfeld haben die Organisation “Söhne und
Töchter des Holocaust” gegründet, und Alice
und Freundinnen bauen die Gruppe “Kinder des
Widerstandes” auf. Also ein weiteres Feld der Zusammenarbeit
tut sich auf. Ulrich Sander ist Bundessprecher der
VVN-BdA, von der NRW-Fraktion der LINKEN als Mitglied der
Bundesversammlung 2012 gewählt. Siehe auch: "Achenbach war mit verantwortlich
für „Judenfragen“ und für die
Deportation jüdischer Menschen aus Frankreich" (mit
Rede von Alice Czyborra) Mit
der Nominierung von Beate Klarsfeld zur Bundespräsidentin durch
die LINKE kam auch wieder die Diskussion auf, wie Antifaschistinnen und
Antifaschisten zu Israel stehen. Die VVN-BdA hat auf ihrem
Bundeskongress 2011 diesen Beschluss „Gegen jeden Antisemitismus“ gefasst. „Der
Fall K – Geschichte einer Ohrfeige“ erklärt
von Beate
Klarsfeld (1968)
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