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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung NRW

 

29.01.2012

Beate Klarsfeld: Für die restlose Aufklärung von Naziverbrechen

Beate Klarsfeld kommt nach Essen. VVN-BdA veröffentlicht Tondokumente mit der Rede „Der Fall K“ von Beate Klarsfeld aus dem Jahre 1968

Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Essen sowie dem  Essener Friedens-Forum am 31. Januar 2012 um 19 Uhr in der VHS Essen, Burgplartz 1, 45127 Essen.

Die in Frankreich respektvoll "Nazijägerin" genannte Beate Klarsfeld kämpft unermüdlich für die Aufklärung von Nazi-Verbrechen und für die  Bestrafung der faschistischen Täter. So wie es ihr 1968 mit ihrer  spektakulären Ohrfeige für Bundeskanzler Kiesinger, einem langjährigen und einflussreichen NSDAP-Mitglied, gelang. Ihr Versuch, den in  Frankreich verurteilten, aber nahe Köln unbehelligt lebenden  Kriegsverbrecher Kurt Lischka zu entführen, misslang. Aber 1971  verhinderte sie, dass der in Frankreich an Deportationen der Juden  beteiligte Essener Anwalt und FDP-Abgeordnete Dr. Ernst Achenbach als  EWG-Kommissar weiter Karriere machen konnte - ein Vorgang, der bis in die heutige Essener Lokalpolitik wirkt.

Der kleine Dortmunder Plattenverlag „Pläne“ gab der Schallplatte die Nr. 2.633930. Das war die NSDAP-Mitgliedsnummer des Bundeskanzlers Kurt Georg Kiesinger, den Beate Klarsfeld am 7. November 1968 auf dem CDU-Parteitag in Westberlin öffentlich ohrfeigte. Beate Klarsfeld, Christel Priemer und Ulrich Sander produzierten wenige Wochen danach in Dortmund die Schallplatte „Der Fall K – Die Geschichte einer Ohrfeige. Erklärt von Beate Klarsfeld.“ Neben den Ausführungen von Beate Klarsfeld werden Originaltexte verlesen, die Kiesinger als Leiter des faschistischen Auslandsrundfunks verfasst hat. Erstmals seit 43 Jahren wird die Platte nun ins www gestellt.

Der Covertext der Platte:

DER FALL „K“ - DIE GESCHICHTE EIENR OHRFEIGE ERKLÄRT VON BEATE KLARSFELD

Der Fall Klarsfeld ist bei objektiver Betrachtung der „Fall Kiesinger“.

Nicht die Täterin steht in diesem Fall an erster Stelle und nicht die Tat, sondern die Person, dem sie galt. Deshalb ist die ethische, die moralische, die strafrechtliche Bewertung dieses Schlags in ein Männergesicht nur an dem zu messen, dem er galt und den er traf.

Und damit wird dieser Schlag symbolisch zu jenem, den es hätte geben müssen, der aber unterblieb.. Weil in diesem Land das Wohlstandsdenken jede Widerstandsregung absterben lässt. Die Menschen des Establishments wollen gut leben, ob es auch ein politisch anständiges Leben ist, hat für sie längst jede Bedeutung verloren.

Deshalb und nur deshalb kam es zu dem Schlag ins Gesicht des Herrn Kiesinger, den ganz andere Schläge – und zwar politische – hätten längst von der Bildfläche einer Demokratie – wenn es eben eine echte ist – hinwegfegen müssen. In keinem anderen demokratischen Staat der Welt wäre es möglich – den Kongo eingeschlossen -, dass durch die Tätigkeit im Zweiten Weltkrieg schwer belastete Renegaten eine führende Stellung im heutigen politischen Leben einnehmen. Die Vorstellung, in Holland könnte ein Helfer der hingerichteten Mussert oder in Norwegen einer des exekutierten Quisling zum heutigen Regierungschef aufsteigen, ist einfach absurd. Dabei spielt die graduelle Verstrickung der betroffenen Person keine Rolle. Die Tatsache der aktiven Mitwirkung im Bereich der Hauptverwaltung eines Regimes der Verbrecher ist das Entscheidende. Dass die Propagandisten in Bonn Kiesingers Tätigkeit im Auswärtigen Amt des in Nürnberg erhängten Hitler-Knechtes Ribbentrop heute zu verniedlichen suchen, ist verständlich. Von einem ehemaligen Kernnazi wie dem heutigen Staatssekretär Diehl, Chef des Bundespresseamtes, ist nichts anderes zu erwarten. Dass sich die kompakte Mehrheit der Deutschen das gefallen lässt, ist deprimierend. Immerhin, Beate Klarsfeld nahm es nicht widerspruchslos hin.

Frank Arnau
Aufgenommen im Dez. 1968
Zusammenstellung: U. Sander
Verlag „pläne“ GmbH,
46 Dortmund
Humboldstr. 12

Der Fall "K" - Die Geschichte einer Ohrfeige erklärt von Beate Klarsfeld - 01

Der Fall "K" - Die Geschichte einer Ohrfeige erklärt von Beate Klarsfeld - 02

Der Fall "K" - Die Geschichte einer Ohrfeige erklärt von Beate Klarsfeld - 03

Der Fall "K" - Die Geschichte einer Ohrfeige erklärt von Beate Klarsfeld - 04

Der Fall "K" - Die Geschichte einer Ohrfeige erklärt von Beate Klarsfeld - 05

Der Fall "K" - Die Geschichte einer Ohrfeige erklärt von Beate Klarsfeld - 06

Der Fall "K" - Die Geschichte einer Ohrfeige erklärt von Beate Klarsfeld - 07

Der Fall "K" - Die Geschichte einer Ohrfeige erklärt von Beate Klarsfeld - 08

Der Fall "K" - Die Geschichte einer Ohrfeige erklärt von Beate Klarsfeld - 09

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