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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung NRW

 

30.04.06

"Wir erwarten für unsere internationalen Gäste einen respektablen Umgang"

Gebirgsjägertreffen am Hohen Brendten/Mittenwald - Appell an die Gemeinde Mittenwald

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kollegen und KollegInnen,

wir möchten Sie um Unterstützung bitten.

Im vierten Jahr mobilisieren wir zusammen mit dem AK Angreifbare Traditionspflege zu Protestaktionen gegen das Gebirgsjägertreffen in Mittenwald. Seit 2003 sprechen Überlebende der der Gebirgsjäger-Massaker wie Christina Dimou aus Kommeno oder Amos Pampaloni, der das Massaker auf Kephalonia überlebte, auf unseren Protestveranstaltungen. In den letzten Jahren konnten wir Angehörige der Resistance und Überlebende der Vernichtungslager in Mittenwald begrüßen.

Die Präsenz der Überlebenden der Massaker und der europäischen Resistance in Mittenwald, die daraus resultierende breite Berichterstattung in Presse und Fernsehen, insbesondere über die Verwicklung der Gebirgsjäger in die Vorbereitung des Holocaust und in den Vernichtungskrieg hat die Gemeinde Mittenwald in die Defensive gedrängt. Deswegen will sie dieses Jahr sogar die Aufstellung eines Zeltes für die Zeitzeugenveranstaltung „ordnungsrechtlich verhindern.

Wir haben deshalb einen Appell an die Gemeinde Mittenwald, an die Kirchengemeinden und an die Bayrische Staatsregierung verfasst. 

Wir bitten um breite Unterstützung!

Wer den Appell an die Gemeinde Mittenwald unterstützen möchte, melde sich bitte bei der Postadresse oder bei vvn-bdanrw@freenet.de oder angreifbare.tradition@freenet.de.

Mit freundlichen Grüßen

Uli Sander VVN-BdA
Stephan Stracke, AK Angreifbare Traditionspflege

Appell an die Marktgemeinde Mittenwald, an die katholische und evangelische Gemeinde, an die Bayrische Landesregierung!

den 27. April 2006

Sehr geehrte Damen und Herren!

Wie wir erfahren haben, sollen dieses Jahr in Mittenwald für die Zeitzeugen-Veranstaltung mit den Überlebenden des Naziterrors, des Holocaust und mit den Kämpfern gegen den Faschismus wiederum keine würdigen Räumlichkeiten zur Verfügung stehen.

Bereits letztes Jahr waren weder die Stadt Mittenwald, das Hotelgewerbe noch die Kirchengemeinden bereit, dem Holocaust-Überlebenden Maurice Cling aus Paris, der Auschwitz und den Todesmarsch durch Mittenwald überlebte, einen würdigen Veranstaltungsort anzubieten. 2006 will das Ordnungsamt in Mittenwald sogar die Genehmigung für ein Zelt verweigern.

Wir haben für die Veranstaltung in diesem Jahr ZeitzeugInnen aus Israel, Slowenien, Kärnten/Koroska, Griechenland und Frankreich eingeladen. Wir erwarten vom „Fremdenverkehrsort Mittenwald“ für unsere internationalen Gäste einen respektablen Umgang und fordern würdige Veranstaltungsräume.

Kürzlich haben wir einen Appell verfasst, in dem es heißt:

Wir wenden uns auch an die Bürgerinnen und Bürger von Mittenwald! An die Menschen in Bayern!

Am 27. Mai 2006 wird in Mittenwald gegen die Heldenfeier des Kameradenkreises der Gebirgstruppe protestiert. Warum dieser Protest? Einige von uns waren dabei, als in Ihr schönen Gemeinwesen die Frage gestellt wurde: „Ich würde gern einen der Soldaten finden und ihn fragen, warum hast du das getan?“ Diese Frage stellte die 73-jährige Christina Dimou aus dem griechischen Dorf Kommeno, als sie Pfingsten 2003 an den Protesten in Mittenwald teilnahm. Als 13-jähriges Mädchen hatte sie erleben müssen, wie im August 1943 ihr Dorf in Nordgriechenland zerstört und 317 Menschen, vor allem Frauen und Kinder, ermordet wurden. Die Täter: Die 12. Gebirgsjäger-Kompanie aus Mittenwald. 

Aber dieser Massenmord war kein Einzelfall: Tausende unschuldige Menschen wurden im Rahmen sogenannter „Vergeltungsaktionen“ von Gebirgsjägereinheiten ermordet – abseits von militärischen Kampfhandlungen. Leider wurden diese Verbrechen in den Nachkriegsjahrzehnten in der Bundesrepublik nie wirklich aufgearbeitet.

Zur Gegenwart gehören die Opfer von damals. Die Überlebenden und ihre Angehörigen haben meist bis heute keine Entschuldigung gehört oder gar eine Entschädigung erhalten. Und die Mörder ihrer Geschwister, ihrer Eltern, ihrer Kinder blieben fast immer ungestraft.

Darum der Protest. Wir empfinden es als unerträglich, wenn einerseits öffentlich die Tradition der Gebirgsjäger gefeiert wird, andererseits die inzwischen namentlich bekannten und vermutlich an Mordtaten beteiligten ehemaligen Soldaten noch Mitglieder des Traditionsvereins, auch des Mittenwalder Ortsvereins, sind. Wir fordern die klare Distanzierung von den Verbrechen und die Einleitung von Prozessen! Wir fordern: Schluss mit den Wehrmachtstraditionstreffen am Hohen Brendten! Und wir meinen, dafür sollten sich endlich auch die Mittenwalderinnen und Mittenwalder einsetzen.

Wir rufen auf!

Nehmen Sie teil an den Aktionen für Frieden, für die Solidarität mit den Opfern der Gebirgstruppe! Bestrafung der Täter! Entschädigung der Opfer! Schluss mit der Wehrmachtstradition innerhalb der Bundeswehr! Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!

ErstunterzeichnerInnen

Jupp Angenfort, Düsseldorf, VVN-BdA, leistete Aufklärungsarbeit unter deutschen Kriegsgefangenen, Mitglied des Nationalkomitees Freies Deutschland
Ludwig Baumann, Bremen, Wehrmachtsdeserteur mit Todesurteil, Vorsitzender der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz,
Esther Bejarano, Hamburg, Holocaustüberlebende, Vorsitzende des Auschwitz-Komitees,
Alice Czyborra, Essen, überlebte im Versteck in Frankreich als Kind jüdischer Eltern,
Peter Gingold, Frankfurt am Main, Holocaustüberlebender, Mitkämpfer der französischen Resistance und der italienischen Partisanen,
Henny Dreifuss, Düsseldorf, Mitkämpferin in der französischen Resistance
Josef Gerats, Halle, Teilnehmer am illegalen Widerstand in den Niederlanden
Kurt Julius Goldstein, Berlin, Überlebender des Holocaust, Widerstandskämpfer, Ehrenvorsitzender des Internationalen Auschwitzkomitees,
Dr. Günter Hahne, Magdeburg, Wehrmachtsdeserteur, Internierter in der Schweiz
Kurt Hälker, Berlin, Widerstand innerhalb der Wehrmacht, Wehrmachtsdeserteur, Mitkämpfer der Resistance, Hans Heisel, Schwalbach/Ts., Widerstand innerhalb der Wehrmacht, Wehrmachtsdeserteur, Mitkämpfer der Resistance
Karl-Heinz Hoffmann, Weißenfels, rassisch Verfolgter
Johannes Knoppka, Naumburg, Wehrmachtsdeserteur mit Todesurteil
Hermann Laupsien, Düsseldorf, Überlebender des KZ Börgermoor und der Zuchthaushaft
Martin Löwenberg, München, KZ-Überlebender,
Gertrud Müller, Stuttgart, Widerstandskämpferin, Ehrenvorsitzende der Lagergemeinschaft / Freundeskreis Ravensbrück
Prof. Willi Sitte, Halle, Teilnehmer am italienischen Partisanenkampf, Maler und Grafiker
Hans Jürgen Soldin, Gernrode, Zwangsarbeiter Schacht 6/7 Neustaßfurt
Alice Stern, Halle, Widerstandskämpferin in Österreich
Maria Wachter, Düsseldorf, langjährige NS-Verfolgte, Widerstandskämpferin
Gerhard Zwerenz, Schmitten/Ts., Wehrmachtsdeserteur, Schriftsteller


Wer den Appell an die Gemeinde Mittenwald unterstützen möchte, melde sich bitte bei der Postadresse oder bei vvn-bdanrw@freenet.de oder angreifbare.tradition@freenet.de.

(Muster-)E-mail an die Gemeinde Mittenwald vom Vorsitzenden des Vereins Griechische Akademiker in Berlin / Brandenburg Dr. Anagnostis Paraskevopoulos. 
Zur Nachahmung empfohlen!

http://www.gr-akademiker-berlin.de/

Sehr geehrte Damen und Herren! 

Wie ich erfahren habe, sollen dieses Jahr in Mittenwald für die Zeitzeugen-Veranstaltung mit den Überlebenden des Naziterrors, des Holocaust und mit den Kämpfern gegen den Faschismus wiederum keine würdigen Räumlichkeiten zur Verfügung stehen. 

Bereits letztes Jahr waren weder die Stadt Mittenwald, das Hotelgewerbe noch die Kirchengemeinden bereit, dem Holocaust-Überlebenden Maurice Cling aus Paris, der Auschwitz und den Todesmarsch durch Mittenwald überlebte, einen würdigen Veranstaltungsort anzubieten. 2006 will das Ordnungsamt in Mittenwald sogar die Genehmigung für ein Zelt verweigern.

Nach meinen Informationen sind für die Veranstaltung in diesem Jahr ZeitzeugInnen aus Israel, Slowenien, Kärnten/Koroska, Griechenland und Frankreich eingeladen. Ich erwarte vom „Fremdenverkehrsort Mittenwald“ für unsere internationalen Gäste einen respektablen Umgang und fordere würdige Veranstaltungsräume. 

Mit freundlichen Grüßen

...

Infos auch unter: 

Angreifbare Traditionspflege
http://www.nadir.org/nadir/kampagnen/mittenwald/

Berliner Initiative "Griechenland unterm Hakenkreuz"
http://www.geocities.com/hellasunterdemhakenkreuz/

»Wir können Kriegsverbrechen nachweisen« 
Proteste gegen Gebirgsjäger im bayerischen Mittenwald. Stadt reagiert mit Verboten. Ein Gespräch mit Stephan Stracke
junge Welt vom 5.5.2006
http://www.jungewelt.de/2006/05-05/041.php

Siehe auch:Siehe auch:

04.02.06

Bundesverteidigungsministerium hält an Unterstützung des Kriegsverbrechertreffens der Gebirgstruppe der Wehrmacht fest

Antifaschisten planen Protestaktionen

 

08.12.05

Die Ehrungen für Kriegsverbrecher beenden - Die Opfer entschädigen - Die Täter bestrafen

Erklärung von NS-Opfern und ehemaligen Widerstandskämpfern