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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung NRW

 

04.02.06

Bundesverteidigungsministerium hält an Unterstützung des Kriegsverbrechertreffens der Gebirgstruppe der Wehrmacht fest

Antifaschisten planen Protestaktionen

„Es gibt keine neuen Erkenntnisse, die die Position des BMVg in Frage stellen können.“ Mit diesen Worten eines Sprechers des Streitkräfteführungsstabes hat sich der neue Bundesminister der Verteidigung, Franz Josef Jung (CDU), der Haltung seines Vorgängers Peter Struck zum alljährlichen Treffen der Gebirgstruppe von einst und jetzt zur Verehrung von Kriegsverbrechern und Verharmlosung von Kriegsverbrechen angeschlossen. Im Brief des Bundesverteidigungsministeriums vom 8. Juni 2005 sei die Position des Bundesministeriums dargelegt worden (siehe www.nrw.vvn-bda.de, Archiv Juni/Juli 2005).

Seit vielen Jahren unterstützt die Bundeswehr die Gedenkfeiern des völkisch-nationalistischen Kameradenkreises der Gebirgstruppe am Hohen Brendten bei Mittenwald. Es wurden Kränze der Ministerien, auch des Verteidigungsministers, niedergelegt, Bundeswehrkapellen lieferten die Begleitmusik, und Generäle und Reservisten hielten Reden – alles zu Ehren solcher Kriegsverbrecher wie der Generäle Dietl, Konrad, Kübler, Lanz und Thilo und anderer, so der lebenden und toten SS-Polizisten und Judenmörder aus der Gebirgstruppe. Unter ihrem Kommando und mit ihrer Beihilfe geschahen grauenvolle Massaker.

In einer Erklärung von Überlebenden des antifaschistischen Widerstandes und der NS-Verfolgung, die diese an den Minister richteten und die dieser nun zurückweisen ließ, wird ausgeführt: „In Nürnberg hat das höchste Gericht, das jemals in der Geschichte tagte, das Nürnberger Kriegsverbrechertribunal, für alle Zeiten die Naziorganisationen und ihre Wiederbelebung, die Ehrung von Kriegsverbrechern und Würdigung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit verboten. Während die Tätigkeit des Nürnberger Tribunals gewürdigt wurde, werden mit Hilfe von Regierungs- und höchsten Kommandostellen in Mittenwald Kriegsverbrecher geehrt. Darunter ist sogar einer, der in Nürnberg im Folgeprozess gegen Generäle der Südfront verurteilt wurde und der lange Jahre Ehrenpräsident des Kameradenkreises der Gebirgstruppe war: General Hubert Lanz.“

Ungeachtet der führenden Rolle, die schwer belastete und verurteilte Kriegsverbrecher in Wehrmacht wie Bundeswehr und Kameradenkreis spielten und nicht beachtend die Tatsache, dass erst im Sommer 2005 eine SS-Formation von Gebirgspolizisten, die an der Deportation und Ermordung der Athener Juden teilnahmen, nach Enthüllungen aus dem Kameradenkreis ausgeschlossen werden musste, behauptet die Bundeswehrführung, es gäbe keine „neuen Erkenntnisse“, und der Kameradenkreis ließ bekannt geben, er habe keine gerichtlich Verurteilten in seinen Reihen. Zudem werde man das Treffen diesmal nicht zu Pfingsten, sondern bereits am 27./28. Mai in Mittenwald durchführen. Dies war entschieden worden, weil die Gemeinde Mittenwald, genervt von den Treffen der Veteranen wie der Protestierenden, darum gebeten hatte. Ulrich Sander, Bundessprecher der VVN-BdA, dazu: „Im Aufruf der Antifaschisten steht nicht, dass die Opfer des Faschismus und jüngere Antifaschisten nur zu Pfingsten demonstrieren können.“ Gemeinsam mit dem Arbeitskreis Angreifbare Traditionspflege, einem kritischen Kreis von Historikern, plant die VVN-BdA neue Aktivitäten unter dem Motto „Entschädigung der Opfer, Bestrafung der Täter“.