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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
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Nazis raus aus dem Internet

 

26.02.05

"...da steht SPD-Grüne-Lokalprominenz auf und schlägt zu"

Reaktionen auf die Veröffentlichung der Frankfurter Rundschau zur Auseinandersetzung um Gauck

Die Frankfurter Rundschau berichtete am 25.02.2005 über die Kritik des Internationalen Rombergpark-Komittees und der VVN-BdA Dortmund  an der Einladung der Stadt Dortmund an den ehemaligen Stasi-Unterlagen-Beauftragten Gauck. Hier drei Leserbriefe dazu an die FR. 

Betr.: "Presseerklärung .... Joachim Gauck in der Bittermark, abgegeben von Dortmunder Bürgerinnen und Bürgern ..." und Ihre Berichterstattung über sie.

Die Szenerie in Dortmund - links regt sich Kritik und äußert sich öffentlich, da steht SPD-Grüne-Lokalprominenz auf und schlägt zu. Oppositionelles Denken, Reden und Handeln von links, grundsätzliches gar - das darf nicht sein, davon distanziert sich die bürgerliche Mitte öffentlich.

Wovon distanziert sie sich? Den aufrechten Antifaschist/innen dieser Stadt war unberaten und unkommentiert ein Hauptredner in die Gedenkveranstaltung für die Opfer des Naziterrors in der Bittermark gesetzt worden, der nichts mit ihnen und diesem Gedenken gemein hat. Sie sahen sich und die Geschichte dieser Gedenkstätte beleidigt und haben das laut und deutlich gesagt.

Die lokale Prominenz hinter dem Oberbürgermeister behauptet, die Antifaschist/innen diffamierten Dr. Gauck, weil er einen Totalitarismus in der DDR darlege, der mit dem der Nazis vergleichbar wäre und verglichen werden solle. Merkwürdig. Der Mann tut dies seit der Vorbereitung und Durchführung der Übernahme der jetzt neuen Bundesländer in das Gesellschaftssystem der BRD. Die hiesigen Antifaschist/innen hatten von Ferne zugehört, zuweilen hatten sie erstaunt die Stirn gerunzelt, aber hatten sie ihn diffamiert? In Wahrheit waren sie darin engagiert, sich ihrer eigenen Geschichte und der Auseinandersetzung um die Niederlage des Sozialismus in Europa zu stellen.

Jetzt, wo der für sein anderes Lebensziel einäugig eifernde Mensch ihnen als Hauptredner in ihrer Gedenkstunde vorgesetzt wird, formulieren sie Widerspruch. Ist das verwunderlich? Der Widerspruch ist ihr Versuch, das Mahnmal für die in der Bittermark Ermordeten vor fremdem Zugriff zu schützen. Es ist ihre Aufgabe, das zu tun.

Wer sich von so selbstverständlichem Widerspruch distanziert, distanziert sich unversehens auch von dem Mahnmal, um das es geht - von seinem Inhalt und von seiner Geschichte, die nicht zuletzt ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der politischen Arbeiterbewegung in Dortmund darstellt.

Prof. Wolfgang Richter

Dortmund

VVN nicht extremistisch

Zur Veröffentlichung „’Widerstand von Unaufgeklärten’ prallt an Joachim Gauck ab“ (FR 25.02.05,Seite 1):

Frau Sperber hat in diesem Artikel nicht nur die journalistische Distanz aufgegeben, als sie die gegen Herrn Gauck gerichteten Kritiken ihrerseits als „Verleumdungen“ bezeichnete, sondern auch falsch berichtet, als sie schrieb, der Verfassungsschutz habe die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) als „linksextremistische Organisation“ bezeichnet.

Bei aller Angriffsfreudigkeit und Polemik des Verfassungsschutzes, der längst hinfällig gewordene Wertungen aus der Zeit des Kalten Krieges immer noch fortschreibt, so steht es in keinem VS-Bericht. Dort heißt es wesentlich zurückhaltender, die VVN gehöre nach wie vor zum „Bereich (bzw. „Spektrum“) des linksextremistischen Antifaschismus“. Was hier immer auch „linksextremistisch“ sein soll – dabei kommt es wohl auf den eigenen Standort an -, Antifaschismus als „linksextremistisch“ zu bezeichnen, kann nur die Neonazis erfreuen und die Abwehrkräfte gegen den Rechtsextremismus schwächen.

Der VS selbst erklärt, die VVN sei ein „Bündnis unterschiedlicher linksextremistischer und nicht extremistischer Kräfte“ (so z.B. wörtlich im VS-Bericht 2002). Tatsache und auch dem Verfassungsschutz bekannt ist, dass in der jüngsten Vergangenheit von insgesamt elf Bundesvorstandsmitgliedern der VVN fünf Mitglied der SPD und damit im VVN-Vorstand die größte Gruppe von Mitgliedern einer Partei waren. Durch den Zusammenschluss von West- und Ost-VVN und durch Austritte aus der vom Schröder-Kurs dominierten SPD sind es heute allerdings weniger. Extremisten sind sie dennoch nicht geworden.

Bei aller möglichen unterschiedlichen Einschätzung des aktuellen Konflikts um Herrn Gauck als Redner auf einer Gedenkkundgebung für Naziopfer sollte auch dabei jede Diskriminierung von Naziopfern und Antifaschisten als „Extremisten“ unterbleiben.

Peter C. Walther, Rüsselsheim

P.S.: Ich selbst bin SPD-Mitglied und war von 1992 bis 2002 einer der Bundessprecher (d.h. Bundesvorstandsmitglied) der VVN.

Btr.: „Widerstand von Unaufgeklärten“ prallt an Joachim Gauck ab - FR vom 25.02.05

Sehr geehrte Damen und Herren,

Dem Inhalt Ihres Artikels über die Gedenkveranstaltung im Dortmunder Rombergpark/Bittermark müssen wir energisch widersprechen. Er strotzt vor Unsachlichkeit und Abneigung, ja gerade von Hass auf die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten, deren Mitglied wir seit nunmehr fast 30 Jahren sind. Wir verdanken der VVN einen Geschichtsunterricht, den wir während des Adenauer-Regimes in der Schule nie gehabt haben. Über die ungeheuerlichen Verbrechen des Naziregimes sind wir in dieser Organisation aufgeklärt worden. Als Mitglieder, die keiner Partei angehören, haben wir uns nie von unseren kommunistischen Kameraden bevormundet gefühlt, sondern konnten stets unseren Standpunkt darstellen.

Hinweisen möchten wir auf die Tatsache, daß die VVN 1947 auch von ehemaligen Auschwitz-Häftlingen und Überlebenden anderer Mordstätten gegründet wurde. Es ist kein Wunder, daß in der VVN noch viele Mitglieder sind, die der kommunistischen Partei angehören. Das ist eine Folge des sogenannten Unvereinbarkeitsbeschlusses der SPD im Jahre 1948, die ihre Mitglieder gezwungen hat, aus der VVN auszutreten. Trotzdem sind noch viele SPDler in der VVN. Darüber hinaus ist die Observation der VVN durch den Verfassungsschutz eine politische Instinktlosigkeit. Da werden in den VS-Berichten Aktivitäten der VVN erwähnt, an denen viele andere Menschen teilnehmen: Einsatz für Frieden, gegen atomare Bewaffnung, gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit, gegen Neofaschismus usw. Ist so etwas „linksextremistisch“?

Die Einladung von Herrn Gauck passt in die gegenwärtige politische Landschaft der BRD, in der Geschichtsklitterung an der Tagesordnung ist. Allein die Gedenkstättenpolitik besonders der CDU spricht Bände. Hier werden ohne Rücksicht auf Verluste Naziregime und DDR auf eine Stufe gestellt. Wir leugnen nicht, daß es in der ehemaligen DDR auch Menschenrechtsverletzungen gegeben hat, aber niemals derartige Verbrechen wie während der Zeit des Naziregimes. Menschenrechtsverletzungen gibt es bekanntlich auch im demokratischen „Musterland“ USA. Internierungslager zum Beispiel hat es nicht nur in der damaligen sowjetisch besetzten Zone, sondern auch im Westen gegeben, wo bekanntlich auch viele Menschen zu Tode gekommen sind.

Etwas mehr Sachlichkeit und Objektivität gegenüber der VVN würde auch der Rundschau nicht schaden. Wir sind empört.

Mit freundlichen Grüßen

Gesa und Horst Metzger, Wedel

Siehe auch:

Ein Geschichtsrevisionist als Redner in der Bittermark?

VVN-BdA NRW lehnt Gauck als Redner auf der diesjährigen Gedenkveranstaltung in Dortmund ab

Treffen zu Karfreitag 2005 in Dortmund

Das Internationale Rombergparkkomitee und VVN-BdA NRW rufen auf zur Zusammenarbeit der Hinterbliebenen des Nazi-Terrors von 1945 und ihrer Freunde und Mitstreiter