31.03.04
"Und könnte nicht ihre Zeitung dabei helfen?"
Landessprecher Ulrich Sander
reagiert auf Verunglimpfungen des Garmisch-Partenkirchener
Tagblatts bzgl. Mittenwald
Als Teilnehmer der Pfingstaktionen für das Erinnern und als in der Montag-Ausgabe 29.3.03 Verunglimpfter schreibe ich dem
"Garmisch-Partenkirchner Tagblatt" den folgenden Leserbrief und fordere eine Veröffentlichung:
Sehr geehrte Redaktion!
Der Kameradenkreis "Gebirgstruppe" will also per Gottesdienst gedenken und aussöhnen. Nach dem Motto: Wir sind euch nicht mehr böse dafür, dass wir Euer Land überfielen und eure Ortschaften vernichteten und ihre Bewohner umbrachten - hier ist unsere Hand und unser Kranz? So wie kürzlich als eine Kranzdelegation der Gebirgstruppe nach Griechenland fuhr?
Versöhnen können sich doch nur gleichermaßen Verfeindete. Diese Menschen in Kommeno hatten Deutschland nichts angetan, aber die deutschen Soldaten taten ihnen Schreckliches an. Hätten diese Soldaten also nicht allen Grund zu bereuen, um Verzeihung zu bitten, für Bestrafung der Täter zu sorgen und für Entschädigung der Opfer einzutreten? Davon ist aber nichts zu vernehmen. Und davon war auch nichts zu vernehmen, als Vertreter der Opfergemeinden zu Pfingsten 2003 in Mittenwald weilten. Eine Gelegenheit wurde vertan. Es wurde kein Schritt auf die Überlebenden zu getan. Sie wurden gar im GPTblatt von Kameradenkreissprechern als Leute abgetan, die sich vor den Karren der Extremisten spannen lassen. Jetzt spricht Ihre Zeitung wieder von der VVN-BdA als extremistische, vom Verfassungsschutz beobachtete Organisation, die auch noch "Chaos-Tage" und "heiße Pfingsten" plant. Schämen Sie sich nicht?
Mit "Extremisten" bezeichnet der Verfassungsschutz die Überlebenden und Hinterbliebenen des Widerstandes und der Verfolgung durch die Nazis in Deutschland, die Leute von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. Einer der VVN-Vertreter zu Pfingsten 2003 in Mittenwald war Peter Gingold. Fast seine gesamte Familie hat er in Auschwitz verloren. Er emi-grierte als Kommunist und Jude nach anfänglichem Widerstand aus Deutschland. Er wurde von der Gestapo in Paris gefoltert, konnte entfliehen und kämpfte in der französischen Widerstandsbewegung und in der italienischen Partisanenbewegung gegen die deutschen Faschisten.
Warum nennen Sie, liebe GPTbl-Redaktion, Herrn Gingold einen Extremisten? Weil's im Verfassungsschutzbericht so steht? Haben Sie keinen eigenen Kopf zum Denken? Warum bringen Sie Peter Gingold in die Nähe von Leuten, die "Chaostage" machen, was ja bedeuten soll: "Ausschreitungen provozieren"? Merken Sie nicht, was Sie da schreiben? Die Ausschreitungen wurden vor zwei Jahren von Ewiggestrigen in Mittenwald provoziert. Als im Jahr 2002 junge Leute in den Kameradschaftsabend im Mittenwalder "Postkeller" hineingingen und sich auf Stühle stellten, um zu rufen "Jetzt legen wir eine Gedenkminute für Eure Opfer ein", als sie auf Flugblättern die Tatsachen über die 1. GB-Division verbreiteten, da wurden sie von den alten und jungen Militärs und ihren Freunden angegriffen, verprügelt, von der Polizei in einer Jugendherberge interniert. Die Gewalt ging nicht von den Jugendlichen aus. Und als wir im vorigen Jahr in Mittenwald gegen das Treffen auf dem Hohen Brendten demonstrierten, da erlebten wir viele nachdenkliche Mittenwalder - und zu den Nachdenklichen zählte auch oftmals Ihre Zeitung, und dafür danken wir Ihnen - aber wir hörten auch ganz eindeutige Morddrohungen. Ein Veteran sagte ins TV-Mikrofon: Diese Leute gehören entsorgt. Ja, wie Ungeziefer hätten einige uns gerne vernichtet.
Wann wird diese Haltung, die dahinter steckt, endlich öffentlich diskutiert und hoffentlich überwunden? Und könnte nicht ihre Zeitung dabei helfen?
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Sander
Sprecher der VVN-BdA
Zur Information:
Artikel aus dem Garmisch- Partenkirchner Tagblatt vom 29.3.04
Brendtengegner formieren sich
Polizei rechnet wieder mit mehreren hundert Demonstranten
VON CHRISTOF SCHNÜRER Mittenwald - "Tradition ist wunderbar, wir sind nächstes Jahr wieder da", skandierten vor zehn Monaten die Gegner des Pfingsttreffens der Gebirgstruppe auf dem Hohen Brendten. Und tatsächlich: Die Demonstranten, vornehmlich aus dem Norden der Republik, werden wieder anreisen. "Die Anzahl wird wohl die gleiche sein", mutmaßt Mittenwalds Polizeichef Alfred Holzer aufgrund jüngster Recherchen.
"Wir kommen in der gleichen Dreifaltigkeit", umschreibt es Ulrich Sander, Sprecher der vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestuften "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes" (VVN). Mit anderen Worten: Zwischen 200 bis 300 Aktivisten werden am Pfingstwochenende, 29. bis 31. Mai, den Fremdenverkehrsort Mittenwald aufsuchen. Auch Gäste aus Griechenland, Frankreich und Italien - oder wie Sander es ausdrückt: "Aus den Opfergemeinden" - wollen auf Seiten der VVN und der Organisation "Angreifbare Traditionspflege" unterm Karwendel auf Kriegsverbrechen der Gebirgsjäger im Zweiten Weltkrieg wieder aufmerksam machen.
Keine TSV-Halle für Sander und Co.
Besonders gereizt zeigt sich Sander auf die Frage, ob den überwiegend jungen Brendtengegnern im Vorjahr die Teilnahme an den Demonstrationen gegen Zahlung eines Handgelds schmackhaft gemacht worden sei? "Das find` ich unerhört", echauffiert sich der 62-jährige Journalist aus Dortmund. "An dem Gerücht ist überhaupt nichts dran, das sind lauter idealistische Leute."
Als "nicht sehr demokratisch" bezeichnet Sander, dass ihm und seinen Freunden der Veranstaltungssaal des TSV Mittenwald nicht mehr zur Verfügung gestellt wird. TSV-Vorsitzender Georg Hornsteiner begründet die vom Vorstand getroffene Grundsatz-Entscheidung wie folgt: "Wir sind im Vorjahr von Teilen der Bevölkerung so angegriffen worden. Das möchte ich nicht mehr mitmachen." Einige Vorwürfe seien schon "weit unter die Gürtellinie" gegangen. Gleichzeitig betont Hornsteiner, dass das "Hearing" 2003 "einwandfrei von A bis Z abgelaufen ist."
"Wir werden eine Lösung finden", entgegnet VVN-Sprecher Sander. Geradezu grotesk mutet sein Vorschlag an, das geplante "Internationale Forum" am Samstag, 29. Mai, in einer der Mittenwalder Kasernen abzuhalten. "Wir haben uns damit bereits an das Verteidigungsministerium gewandt."
Soldatenfeier als reiner Gottesdienst
Wie auch immer: Protestmärsche und die "Mahnwache" am Luttenseelift werden wie im Vorjahr stattfinden. Das heißt, die Besucher der größten Soldatenfeier Deutschlands auf dem Hohen Brendten dürfen sich wieder auf einen Spießrutenlauf einstellen. Dem veranstaltenden Kameradenkreis der Gebirgstruppe schmeckt das ganz und gar nicht. "Viele haben die Ereignisse vom Vorjahr sehr betroffen gemacht", berichtet dessen Sprecher Hans Behringer aus Murnau. Der Oberstleutnant a. D. lässt durchsickern, dass heuer die Zeremonie am Ehrenmal als reine Gedenkmesse gedacht sei, ohne politische Reden von Ehrengästen. Zudem habe man zwei Mitglieder, die an Pfingsten 2003 trotz Verbots mit Nazi-Symbolen aufmarschiert waren, aus dem Kameradenkreis ausgeschlossen. "Sie haben ihm großen Schaden zugefügt", betont Behringer.
Keine Reden also außer den Begrüßungsworten von Kameradenkreis-Vorsitzenden General a. D. Ernst Coqui soll es auf dem Hohen Brendten geben. Für die VVN geht diese Geste laut Sander nicht weit genug. "Das ist zu einfach."
So darf sich die bayerische Bereitschaftspolizei, die dann womöglich wieder mit drei Hundertschaften anrücken wird, in zwei Monaten auf "heiße" Pfingsttage freuen. Mittenwalds Inspektionschef Holzer hat unlängst mit Gemeindevertretern erste Gespräche geführt. Denn es wird einmal mehr auf die Sicherheitskräfte ankommen, um Chaostage unterm Karwendel zu verhindern.
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Richter stellt Strafanzeige wegen Verfolgung Unschuldiger
Reaktion auf die Ermittlungen gegen Landessprecher Ulrich Sander
Bezüglich Gebirgsjäger/Kephallonia
Dokumente an Staatsanwaltschaft übergeben
Weitere Literaturhinweise...
...zu den Aktionen gegen das Pfingsttreffen der Gebirgsjäger in Mittenwald Pfingsten 2003
Pfingsten 2003 - Gegen die Traditionspflege der Gebirgsjäger
Resolution verabschiedet am 7. Juni 2003 durch das Hearing in Mittenwald
Mörder unterm Edelweiß - noch immer unter uns
Die Blutspur der Gebirgsjäger reicht bis zu den Auslandseinsätzen
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