03.08.2016
Suche nach den
mutmaßlichen Mördern von rund 90 Zwangsarbeitern aus
Jugoslawien wird eingestellt
Zentralstelle
im Lande Nordrhein-Westfalen für die Bearbeitung von
nationalsozialistischen Massenverbrechen schrieb dem
Förderverein Steinwache
Die Suche nach dem Verbleib
von 126 im April 1945 von den Nazibehörden in Rummenohl bei
Hagen verhafteten und mit unbekannten Ziel von ihren Peinigern
verschleppten montenegrinischen Zwangsarbeitern will die
Staatsanwaltschaft Dortmund einstellen. Heimatforscher, Heimatverein
und Stadtarchiv von Lüdenscheid hatten die
Öffentlichkeit wiederholt in den Jahren 2000 und 2001
über den Fall der verschwundenen Jugoslawen informiert, die
möglicherweise einem Verbrechen zum Opfer gefallen sind.
Auch im Rahmen eines Projektes des Geschichts- und
Heimatvereins Lüdenscheid, zur Dokumentation der Zwangsarbeit
in Lüdenscheid, wurde an der Aufklärung dieses
Vorganges gearbeitet. Der Dortmunder Förderverein
Steinwache/Internationales Rombergparkkomitee hat im vergangenen Jahr
den Fall im Rahmen der Aktion „Last Chance“ (letzte
Chance für die Aufklärung von Naziverbrechen)
aufgegriffen und bei der zuständigen Dortmunder
Staatsanwaltschaft Strafanzeige erstattet.. Er erhielt nun diese
Absage. (Siehe auch http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/1599_last_chance.htm)
Betr. Vorermittlungsverfahren wegen der
eventuellen Tötung von 126 montenegrinischen Zwangsarbeitern
nach dem 05. April 1945 Ihr Schreiben vom 28.05.2015
Wortlaut der Erklärung des
Oberstaatsanwalts Andreas Brendel:
Ich habe aufgrund Ihrer Eingabe ein
Vorermittlungsverfahren zur Überprüfung eingeleitet,
ob die von Ihnen erwähnten 126 Montenegriner heute noch
verfolgbaren Tötungshandlungen zum Opfer gefallen sind. Im
Rahmen der Ermittlungen konnte dies jedoch nicht festgestellt werden.
Sie tragen bereits in Ihrer Anzeige vor, dass Sie
die Tötung der Zwangsarbeiter lediglich vermuten. Die
Auswertung von Unterlagen des Stadtarchivs in Lüdenscheid,
aber auch die Anhörungen der Zeugen Sander, Saal und Begier
(Stadtarchiv Lüdenscheid) erbrachten keine Hinweise auf
eventuelle verfolgbare Tötungshandlungen. Vielmehr konnte
durch eine Anfrage beim Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen und
Interpol festgestellt werden, dass mindestens 38 der Montenegriner den
Zweiten Weltkrieg überlebt haben und eine weitere Person
bereits am 26.03.1945 in dem damaligen Konzentrationslager Buchenwald
verstorben ist.
Schließlich weise ich auf die Ihnen
bereits bekannte Aussage eines Otto Kern und die Einschätzung
des Historikers M.A. Ralf Blank hin.
Da insgesamt keine ausreichenden Anhaltspunkte
für ein Tötungsverbrechen an Zwangsarbeitern
vorliegen, habe ich von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens
abgesehen.
Davon ist im Übrigen auch schon - wie
Ihnen bekannt ist - die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen in
Ludwigsburg im Jahre 2003 ausgegangen.
Mangels ausreichender Unterlagen dürfte
es ohnehin problematisch sein, die Verantwortlichen einer eventuellen
Tötung der Montenegriner zu ermitteln. Nur dann wären
aber strafrechtliche Ermittlungen gerechtfertigt.
Brendel
Oberstaatsanwalt
Quelle: Brief der Staatsanwaltschaft Dortmund -
Zentralstelle im Lande Nordrhein-Westfalen für die Bearbeitung
von nationalsozialistischen Massenverbrechen
Datum: 19.07.2016 - Aktenzeichen: 45 AR
13/15 - Staatsanwaltschaft Dortmund • Postfach 10 29
42 • 44029 Dortmund
Siehe auch http://www.ruhrnachrichten.de/staedte/dortmund/44137-Dortmund~/Staatsanwalt-Andreas-Brendel-Dieser-Mann-ist-von-Beruf-Nazi-Jaeger;art930,2770244
Kommentar, der bei dem Förderverein
einging:
Guten Tag an die Liste NS-Zwangsarbeit, ich denke
NS-Verbrechen und Mord verjähren nicht? Das ist wieder so ein
empörendes Urteil! Was soll die faule Ausrede, daß
es problematisch sei, die Sache näher aufzuklären?
Wenn man will, gelingt vieles. Aber, wenn man von vornherein sagt, es
dürfte problematisch werden.... dann will man nicht! Meine
Frage -kann man gar nichts tun, um den Opfern Ansehen zu verschaffen?
Natürlich weiß ich, sie werden es nicht mehr
erleben. Aber wieso dürfen immer wieder Täter
ungeschoren davon kommen? Ich wünsche Uli Sander weiterhin
Erfolg bei seiner Recherche!
Solidarische Grüße sendet I. L.
R.
Siehe auch Ulrich Sander „Der Iwan kam
bis Lüdenscheid“ Protokoll einer Recherche zur
Zwangsarbeit. PapyRossa Verlag Köln 2015, 237 S. ISBN
978-3-89438582-8, 15,90 Euro)
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