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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung NRW

 

26.04.2016

Strafanzeige im Rahmen Last Chance - LKA und Staatsanwaltschaft ermitteln

Nordrhein-westfälische Ermittler suchen Täter, die an Massakern an Zwangsarbeiter mitwirkten

Eine Strafanzeige gegen mutmaßliche Mittäter bei Massakern gegen Zwangsarbeiter wurde am 28. Mai 2015 erstattet. Sie wird unter dem Az 45 AR 13/15 von der Staatsanwaltschaft Dortmund bearbeitet. Das Landeskriminalamt von NRW hat die Ermittlungen aufgenommen.

Im Brief an die Staatsanwaltschaft heißt es u.a.: „Sehr geehrter Herr Oberstaatsanwalt, wir möchten Sie mit diesem Schreiben auf folgenden Sachverhalt aufmerksam machen und Sie auffordern, ein Ermittlungsverfahren wegen möglicher Tötungsdelikte einzuleiten. - Es geht um den Verbleib von Zwangsarbeiter aus Jugoslawien. Der Heimatforscher Dieter Hohaus und der Stadtarchivar von Lüdenscheid, Dieter Saal, haben in den Jahren 2000 und 2001 wiederholt die Öffentlichkeit über den Fall verschwundener Zwangsarbeiter aus Montenegro informiert, die im Jahre 1945 möglicherweise einem Verbrechen zum Opfer gefallen sind. Auch im Rahmen eines Projektes des Heimatvereins Lüdenscheid, zur Dokumentation der Zwangsarbeit in Lüdenscheid, wurde an der Aufklärung dieses Vorganges gearbeitet.“ In der Anzeige heißt es weiter: „Der Sachstand ist dieser: Es fanden sich 127 Karteikarten im Einwohnermelderegister von Lüdenscheid, die nach diesem Muster ausgefüllt waren:

Rotschiwitsch, Marko, 8.9.18 geb. und wohnhaft in Nikschitsch, Montenegro, ld. Kraftfahrer, gr.k., gekommen aus Stalag 102 433, in Sterbeckerhammer ab 6.3.44 bis 5.4.45 „Abgeführt 5.5.45 Befehl d. Reichsversicherungskommissars; Ziel unbekannt“, beschäftigt bei C. Kuhbier u. Sohn, Schalksmühle.  Der verantwortliche Reichsverteidigungskommissar war der Gauleiter von Südwestfalen, Albert Hoffmann.

(…)

Die Recherchen des Heimatvereins und des Stadtarchivs in Lüdenscheid ergaben, dass acht Personen (von 126 Personen) mit Gewissheit überlebt haben. (…) Briefwechsel mit der Zentralen Stelle in Ludwigsburg zur Bearbeitung von NS-Massenverbrechen. Siehe Aktenzeichen: 319 AR 1316/2001, Zuständig: Staatsanwalt Dr. Riedel.

Der Verdacht bleibt bestehen, dass zahlreiche jener Montenegriner  noch kurz vor Kriegsende ermordet wurden.

Wenn auch Albert Hoffmann verstorben ist, so dürften noch an der Verhaftung beteiligte Gestapobeamte und mitschuldige Mitarbeiter der Stahlindustrie am Leben sein. Im Rahmen der Aktion ‚Last Chance‘ des Wiesenthalcenters, letzte Chance zur Bestrafung von Naziverbrechen, bitten wir Sie zu handeln.

Auf Todesmärschen aus den KZ´s, Gefängnissen und AEL´s wurden willkürliche Tötungen durch das Wachpersonal durchgeführt. Diese Massenmorde sind kaum aufgeklärt worden. Oder wenn es zu Verfahren kam, dann gab es – wie im Falle der im Februar 1945 ermordeten Zwangsarbeiter des Arbeitserziehungslagers Hunswinkel - Freisprüche‚ 'da eine Befehlsüberschreitung durch die Angeklagten nicht vorliegt. Diese können also nur bestraft werden, wenn ihnen nachgewiesen wird, dass sie die Rechtswidrigkeit der Exekutions-anordnung erkannt hatten. Es genügt nicht, dass sie diese hätten erkennen müssen.‘ (Az.: Landgericht Dortmund vom 21.4.54, 10 Ks 29/51)“  Nach diesen Maßstäben konnten sich die Mörder dann selbst freisprechen. Anzeigenerstatter: Förderverein Gedenkstätte Steinwache/ Internationales Rombergparkkomitee (Dortmund)