31.07.2016
Raketen auf Russland?
Luftwaffenstützpunkt
Kalkar/Uedem fungiert als Drehscheibe militärischer Eskalation
Bernhard Trautvetter, sehr
engagiert in der Friedens- und Antifa-Bewegung in NRW,
enthüllt die Pläne der Bundeswehrführung und
ihrer Ministerin für Militarismus und weltweite Kriege. Er
schreibt in der Jungen Welt vom 30. Juli 2016: Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen (CDU) schließt auch den Einsatz von
militärischer Gewalt gegen Russland nicht aus.
Im Interview mit dem Stern errichtete die
Ministerin am Donnerstag eine nukleare Drohkulisse:
»Niemand sollte sich einen Vorteil davon versprechen, das
stärkste Verteidigungsbündnis der Welt
anzugreifen«, antwortete von der Leyen auf die Frage des
Interviewers, ob es sie nicht störe, dass die in die NATO
aufgenommenen baltischen Staaten »nicht mit konventionellen
Waffen« verteidigt werden könnten. Dieser Behauptung
widerspricht von der Leyen nicht. Ohne
»konventionelle Waffen« bleiben nur die
nuklearen Arsenale übrig.
Es passt ins Bild, dass nicht nur das Heer der
Bundeswehr als sogenannte Speerspitze der NATO auf ehemaligem
sowjetischem Territorium »rotierend« stationiert
wird (jW berichtete). Auch die Luftwaffe mischt mit – von
einem estnischen Luftstützpunkt und vom Niederrhein aus.
Die Webseite der Luftwaffe berichtete am
dem 21. Juli, dass die Bundeswehr ab September dieses Jahres
»einen wichtigen Beitrag im Rahmen des
›Readiness Action Plan‹ der NATO, der 2014 im
walisischen Newport durch die 28 Mitgliedsstaaten der NATO
beschlossen wurde«, leisten werde. Der Plan
beinhaltet die weitgehende Umorientierung der
NATO-Militär-Strategie. Was das konkret
heißt, liest man im Haushaltsplan der Bundeswehr, den von der
Leyen Anfang dieses Jahres als »Wendepunkt«
bezeichnet hat. Die Stärkung der
»Verteidigungsfähigkeit« umfasst aber auch
die militärische Sicherung der Lufthoheit –
bis hin zum Einsatz von Waffen. Der Militärpakt nennt das
»Air Policing«. Die Luftwaffe wird
dafür den estnischen Luftwaffenstützpunkt
Ämari in der Nähe der russischen Grenze nutzen, der
für zirka 100 Millionen Euro modernisiert und ausgebaut wurde.
Die Luftwaffen-Webseite konkretisiert den
Auftrag folgendermaßen: »Bereits zum achten Mal
unterstützt die Luftwaffe beim ›Air
Policing‹ im Baltikum auf dem Stützpunkt
Ämari. Es ist das dritte Mal, dass der NATO zur
Unterstützung der Bündnispartner Jagdflugzeuge zum
›Verstärktes Air Policing Baltikum‹
bereitgestellt werden. Das bedeutet, dass die deutschen
Jagdflugzeuge nicht nur Präsenz zeigen, sondern auch
je nach Bedrohungslage bewaffnet reagieren
können.«
Es geht hier, ganz konkret, um
militärische Spannungen mit der Atommacht
Russland – dem Staat, dem die NATO Expansionsdrang vorwirft,
obwohl sie ihm selbst unmittelbar an die Grenze
rückt. Die Führung des »Air
Policing«-Vorhabens für die Monate bis Januar 2017
ȟbernimmt der
NATO-Führungsgefechtsstand, das
›Combined Air Operations Centre Uedem‹
(CAOC Uedem), am Luftwaffenstandort Kalkar/Uedem«.
Die Luftwaffe präzisiert ihren
Auftrag auf ihrer Webseite: »Erfahren, aber niemals
mit Routine, begegnen die Besatzungen ihrer primären
Herausforderung im dortigen Luftraum: der Sichtidentifizierung
von unbekannten, zumeist russischen Militärflugzeugen.
(…) Dank des Einsatzes der Alarmrotten in Litauen
und Estland kann diese Gefahr weitestgehend minimiert
werden.« Vom Stützpunkt Kalkar/Uedem
erfolgt »insbesondere die logistische und organisatorische
Koordination, aber auch die Entscheidung zu einem – wenn auch
sehr unwahrscheinlichen – Waffeneinsatz«, so die
Luftwaffe. »Unwahrscheinlich«
heißt vor allem: nicht ausgeschlossen.
Bernhard Trautvetter
Zu Protestaktionen der Friedensbewegung am 3. Oktober in
Essen und Kalkar/Niederrhein ruft auch die VVN-BdA anläßlich
des etwas anderen "Nationalen Feiertags" und der Tagung des JAPCC
(Vereintes Luftkraft Kompetenz Zentrum) in Essen auf. Siehe http://www.demo-kalkar.de.
Ulrich Sander, Bundessprecher der VVN-BdA weist in einem
Beitrag für die Junge Welt auf Bedeutung des Luftwaffenkommandos
Kalkar für die offensive NATO- und Bundeswehrstrategie in den
Ostseestaaten gegen Russland hin: Brandgefährlich:
Das Schweigen der Medien zu Kriegsvorbereitungen gegen Russland von
Deutschland aus.
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