11.04.2016
Willkommenskultur: Gemeinsam
kämpfen
Flüchtlinge,
Beschäftigte und Friedensbewegte werden von Konzernen und
durch rechte Politik auseinandergebracht. Diese Spalter sollten
isoliert werden und die gemeinsamen Interessen der drei Gruppierungen
in den Blick kommen. Das empfiehlt Patrik Köbele (Vorsitzender
der DKP) in einem Beitrag für die Junge Welt vom 26.03.2016.
Siehe auch der Beitrag „Für
eine linke Diskussion zur Flüchtlings- und Integrationspolitik“.
Der Wortlaut:
Rassismus ist nicht zu tolerieren. Wir
müssen ihm immer und überall entgegentreten und ihn
zurückweisen. Aber: Perspektivängste sind kein
Rassismus. Sie können dessen Nährboden sein, vor
allem, wenn Menschen mit ihnen alleingelassen werden. Viele
Wählerinnen und Wähler der »Alternative
für Deutschland« (AfD) suchen eine
Auflösung ihrer Ängste in dieser rechtsradikalen
Organisation. Darum sind sie noch keine Rassisten, zumindest noch keine
gefestigten. Perspektivängste haben eine reale Grundlage. In
diesem Zusammenhang kann man sogar sagen: Hier haben große
Teile der Bevölkerung durchaus ein feines Gespür,
wenn auch kein tiefergehendes Bewusstsein.
Die Furcht, dass mit den ins Land gelassenen
Flüchtlingen aus Nordafrika und dem Nahen Osten die Konkurrenz
auf dem Arbeitsmarkt wachsen wird, ist berechtigt. Die
Arbeitgeberverbände klagen seit Monaten laut über
Fachkräftemangel und loben die gute Ausbildung syrischer
Flüchtlinge. Wenn auch die Attacke der CDU gegen den
Mindestlohn für Asylbewerber vorerst abgewehrt ist, vom Tisch
ist das Thema noch lange nicht. Die Aushöhlung des
Mindestlohns bedeutet aber neue Ungleichheiten und damit neue
Möglichkeiten, in- und ausländische
Arbeitskräfte gegeneinander auszuspielen. Das ist gewollt.
Die Furcht, dass die Konkurrenz auf dem
Wohnungsmarkt wachsen wird, ist berechtigt. In den
zurückliegenden Jahrzehnten ist der soziale Wohnungsbau
vernachlässigt worden, so dass ein Bedarf an Hunderttausenden
Unterkünften besteht. Jährlich müssten nach
Berechnungen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und
Raumforschung 272.000 Wohnungen gebaut werden – ohne
Berücksichtigung der Bedürfnisse der hinzukommenden
Migranten. [1] Jeder spürt: Es wird eng. Statt dessen wird das
Problem neoliberal »gelöst«: Vielerorts
steigen die Mieten, nehmen Zahl und Ausdehnung der Armutssiedlungen zu.
Selbstverständlich konkurrieren Flüchtlinge nicht mit
potentiellen Bewohnern gentrifizierter Stadtbezirke oder gar von
Villenvierteln, sondern mit den Bewohnern der
»armen« Stadtteile und Siedlungen. Das Versagen der
Regierungspolitik wird darin deutlich, dass eben alle in dieser
Situation sind, die nur über ein geringes Einkommen
verfügen.
Außerdem ist die Furcht berechtigt, dass
die Kosten, die sich durch die Aufnahme der Menschen aus Syrien,
Afghanistan und anderen Ländern ergeben, vom Staat
großenteils auf die Kommunen abgewälzt werden. Die
Pauschalen, die von Berlin an die Länder überwiesen
und von diesen an die Kommunen weitergegeben werden, sind bewusst zu
knapp berechnet. Das Ausbluten der Kommunen ist Teil der
Umverteilungspolitik von unten nach oben. Bürgerliche
Kommunalpolitik wird darauf über kurz oder lang wie immer
reagieren: mit weiteren Schließungen von Sport-, Kultur- und
Bildungseinrichtungen, mit zusätzlichen Privatisierungen, mit
Gebührenerhöhungen sowie mit Abbau von Personal und
Leistungen.
Ebenso fein ist das Gespür der Menschen
dafür, dass es zu mehr sozialen Konflikten kommen wird. Die
Herrschenden nutzen diese von ihnen selbst provozierte Situation
für mehr Überwachung, für weiteren Abbau
sozialer und demokratischer Rechte durch Verschärfung von
Gesetzen.
Flucht aus
existentieller Not
So berechtigt die Ängste der
Einheimischen sind, so berechtigt ist die Flucht von Syrern, von
Afghanen, von Sinti und Roma und vielen anderen vor Tod,
Zerstörung, Hunger und Krankheit, vor Diskriminierung und
Ausgrenzung. Sie fliehen vor Kriegen, die ihre Heimat, ihre
Häuser, die Infrastruktur, ja, im Falle Iraks, Libyens und
Afghanistans den Staat zerstören. In den drei letztgenannten
Ländern ist – wie aktuell in Syrien – der
Krieg von führenden westlichen Nationen und ihren
Vasallenstaaten von außen hineingetragen worden. Es sind
keine Bürgerkriege – auch wenn sich in diesen
Ländern heute einheimische politische und religiöse
Gruppen bekämpfen.
Die Menschen fliehen, weil ihrer Existenzgrundlage
zerstört werden, wenn etwa die großen westlichen
Fischereikonzerne vor der Küste Somalias mit ihren
Riesennetzen das Meer leerfischen. Freihandelsabkommen der
Europäischen Union mit afrikanischen Staaten sind so
gestrickt, dass europäische Konzerne die Märkte
dieser Länder beherrschen. So kann nicht einmal nationales
Kapital entstehen, um mit dem ausländischen zu konkurrieren.
Das jeweilige Land bleibt, was das betrifft,
rückständig. Handwerker und kleine Produzenten werden
dort zu Opfern der EU-Importe.
Monokulturen multinationaler Unternehmen treiben
Kleinbauern in den Ruin und zerstören die Umwelt. Die Menschen
fliehen vor den ökologischen Verwüstungen in ihrem
Land, die Hunger und Durst, Krankheit und Armut bedeuten. Aus den
genannten Gründen ist es ebenso berechtigt wie
nachvollziehbar, zum Fluchtziel jene Länder zu bestimmen, die
erreichbar sind und gleichzeitig Wohlstand und Existenzsicherung
verheißen.
Spielball des
Imperialismus
Die Flüchtlinge werden zum Spielball der
internationalen Politik. Washington forcierte bisher den Krieg in
Syrien, hat aber mit den Migrationsströmen kaum etwas zu tun.
Diese müssen die »Freunde« aus der EU und
dem Nahen Osten bewältigen. Die EU hingegen, mit der BRD an
der Spitze, will den Einfluss der USA mindern und ebenfalls einen
Zugriff auf den Nahen und Mittleren Osten haben und versorgt
– wie auch die USA – Saudi-Arabien mit Waffen.
Diese zutiefst reaktionäre absolute Monarchie beabsichtigt,
eine regionale Hegemonialmacht zu werden. Das sieht der
türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nicht gerne,
denn er will in dieser Region genauso das Sagen haben. Er nutzt den
nach Syrien exportierten Krieg nicht nur, um die Gegend zwecks
Einflusserweiterung zu destabilisieren, er will auf diese Weise auch
die Menschen in den kurdischen Gebieten bekämpfen. Erdogan
nutzt die Lage der Flüchtenden aus und setzt sie als Geisel
ein, damit die Welt das Abschlachten der Kurden toleriert und die EU
Milliarden bezahlt, damit die Türkei die Grenzen dichtmacht.
Nicht zuletzt sorgt Israels rechte Regierung für weiter
Instabilität im Nahen Osten.
Ganze Regionen sollen nach den Vorstellungen der
Großmächte – besonders ihrer
Führungsmacht, der USA – neu gegliedert und nach
deren wirtschaftlichen und strategischen Interessen umgebaut werden.
Die aggressiven Strategien der stärksten imperialistischen
Mächte richten sich insbesondere darauf, Russland und China
militärisch einzukreisen. Sowohl der Kampf um die Ukraine als
auch die zunehmenden Konflikte im pazifischen Raum machen deutlich,
dass sich die Auseinandersetzungen weiter zuspitzen. Russland und China
sind in diesen Konflikten in einer defensiven Position,
während USA und EU häufig im Bündnis
miteinander eine aggressive Rolle spielen. Diese Einkreisungspolitik
gegenüber Russland und China ist heute die
größte Gefahr der Eskalation von Kriegen zum
Flächenbrand.
Die BRD wird aggressiver und militaristischer. Sie
hat die Rolle einer Ordnungs- und Hegemonialmacht in der EU
übernommen, unterwirft die Länder an der Peripherie
des Staatenbündnisses ihrem Diktat und nutzt die EU im Kampf
um Einflusssphären und Rohstoffe in der Welt. Das wollen die
anderen großen Nationen in der EU, vor allem Frankreich und
Großbritannien, nicht widerstandslos hinnehmen.
Ökonomisch müssen sie sich derzeit oft unterordnen,
zeigen aber militärisch, wie in Libyen, durchaus ihre
Eigenständigkeit. Und sie verfügen über
Atomwaffen. Den Zugriff auf diese muss sich die BRD derzeit noch im
Arrangement mit den USA (Fliegerhorst Büchel) sichern. Die
Kriegsfähigkeit der Bundeswehr wird mit
Rüstungsprojekten und Auslandseinsätzen von
Afghanistan bis Zentralafrika gesteigert. Dazu trägt auch die
maßgeblich von Berlin forcierte und im Lissabonner Vertrag
festgeschriebene Verpflichtung der EU-Staaten zur weiteren
Militarisierung und Erhöhung ihrer Militärausgaben
bei. Militarismus soll die gesamte Gesellschaft durchdringen. Ziel ist
der Aufbau einer EU-Armee unter deutscher Führung. Versuche
zur Militarisierung der gesamten Gesellschaft werden vom
militärisch-industriellen Komplex und der herrschenden Politik
vorangetrieben.
Diese todbringende Konkurrenz unter den Staaten
hat einen Namen: Imperialismus. Also Staaten, in denen Banken und
Unternehmen ihr Kapital durch Ausbeutung der Arbeitenden in einem
solchen Maße akkumulieren, dass sie es im eigenen Land nicht
mehr profitabel anlegen können und es deshalb mit Hilfe ihrer
nationalen Regierungen in andere Länder exportieren, in denen
sich eine Anlage lohnt. Das birgt immer Konfliktpotential. Spitzen sich
die Interessenwidersprüche zu, kann es zu Kriegen kommen.
Diese waren und sind es, die die Menschen zu Flüchtenden
machen. Monopole verursachen Umweltzerstörung, rauben die
Natur aus und ermöglichen den dort Lebenden keine
erträgliche Existenz mehr.
Mit Fug und Recht kann man sagen, dass
Umweltzerstörung, Kriege und
Flüchtlingsströme Ausdruck der allgemeinen Krise des
Kapitalismus sind. Mit Lenin gesprochen: Wir haben es mit einem
»faulenden« und
»parasitären« System zu tun. Allerdings
ist ein solcher Zustand keineswegs mit schwach oder kollabierend
gleichzusetzen. Gerade wegen seiner krisenhaften Existenz setzt der
Imperialismus alles daran, sich vor seinem Untergang zu retten und
wirft sein ganzes Gewicht in die Waagschale, um seine Macht zu
stabilisieren.
Spaltung der
Ausgebeuteten …
In der Flüchtlingsfrage ist daher sein
Mittel die Spaltung der gleichermaßen von ihm
Geschädigten und Ausgebeuteten, also der Einheimischen und der
Migranten, sowie die Schaffung einer neuen Identität der
Einheimischen durch ein »Wir«-Gefühl unter
Ausschluss der Flüchtlinge, also durch
Ausländerfeindlichkeit und Rassismus. Sowohl das
»Wir schaffen das« der Bundeskanzlerin Angela
Merkel – um es auf deutsche Verhältnisse zu beziehen
– als auch das »Wir schaffen das nicht«
des CSU-Parteichefs Horst Seehofer stehen zwar für
unterschiedliche Interessen verschiedener Kapitalfraktionen im Umgang
mit Flüchtlingen. Doch beide Losungen vermitteln ein
»Wir«-Gefühl unter einheimischen
Ausgebeuteten und ihren Ausbeutern. »Wir schaffen
das« instrumentalisiert den großartigen Humanismus
vieler Menschen, die den Flüchtlingen helfen, um mit einer
aufgesetzten Willkommenskultur davon abzulenken, dass die
Flüchtlinge benutzt werden, um die Konkurrenz auf dem Arbeits-
wie Wohnungsmarkt zu verschärfen. »Wir schaffen das
nicht« befördert unmittelbar
Ausländerfeindlichkeit und Rassismus und dient damit derselben
Spaltung der Ausgebeuteten – aber auf reaktionäre
Art.
Die rechtsradikale Partei AfD hat Rassismus zum
Dreh- und Angelpunkt ihrer Politik gemacht. Angesichts der Ergebnisse
bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg
und Rheinland-Pfalz kann man das Gejammer von CDU, SPD, Grünen
und FDP über das Abschneiden der AfD nur als Heuchelei
bezeichnen. Denn es ist die Politik dieser etablierten Parteien
– und leider auch die Politik der Partei Die Linke in den
Bundesländern, in denen sie (mit-)regiert –, die die
Perspektivängste vieler Menschen erst erzeugt hat. Es war die
Politik beider Bundesregierungen von SPD und Grünen, die der
Bundeswehr den Weg zur Kriegführung geöffnet hatte.
Die schlimmsten Angriffe auf die soziale Sicherheit der Arbeiterklasse
kamen mit der »Agenda 2010« und den
»Hartz«-Gesetzen von
»Rot-Grün«. CDU, CSU und FDP haben auf
allen Regierungsebenen diese Maßnahmen vorbereitet bzw.
später verschärft.
…
und Einheit ihrer Interessen
Das auszusprechen heißt nicht, jenen
Menschen, die von diesen Parteien beeinflusst oder geprägt
sind, nicht trotzdem die Hand zu reichen, wenn sich Chancen des
gemeinsamen Kampfes für den Frieden bieten. Anders wird man
sie dem Einfluss dieser Parteien nicht entziehen können. Das
heißt aber wiederum nicht, darauf zu verzichten, sie mit den
soeben genannten Tatsachen zu konfrontieren. Denn diese bilden ja
gerade die Ursachen der aktuellen Misere der Einheimischen. Ihre
Nennung ist damit Teil der Aufklärung im Gespräch mit
Mitgliedern, Sympathisanten und Wählern von SPD,
Grünen, CDU, FDP und CSU.
Anzuerkennen, dass die Perspektivängste
breiter Teile der Bevölkerung einen realen Hintergrund haben,
heißt nicht, auch nur die geringsten Zugeständnisse
gegenüber dem Rassismus zuzulassen. Ganz im Gegenteil. Wer die
(hier ja nur angedeuteten) Hintergründe zu
Fremdenfeindlichkeit und Rassismus erfasst, ist in der Lage, durch
seine Perspektivängste hindurch die tatsächlichen
Zusammenhänge und den tatsächlichen Gegner zu
erkennen. Es wird ihm deutlich, dass die BRD ein in unten und oben, in
Ausbeuter und Ausgebeutete gespaltenes Land ist. Sogar oder gerade in
den Krisenjahren seit 2008 wird die Verteilung von unten nach oben
vorangetrieben. Es sind Zeiten, in denen die Herrschenden die
Daumenschrauben weiter anziehen, obwohl genügend Geld
vorhanden ist, um Einheimische und Flüchtlingen ein besseres
Leben zu ermöglichen. Ein Beispiel: In Deutschland lebten Ende
2015 1,14 Millionen Millionäre; beim Ausbruch der
Wirtschaftskrise im Jahr 2008 waren es »nur«
719.000. [2] Heute besitzen diese Reichen ein Vermögen von
2,381 Billionen Euro. Das muss besteuert werden. Seit Jahren werden die
hohen Einkommen – und Unternehmensgewinne – mit
immer niedrigeren Sätzen von der Finanzierung des Gemeinwohls
verschont. Der Staatshaushalt wird in immer stärkerem
Maße aus den Steuern der Masse der Ausgebeuteten finanziert.
Und von dort fließen die
Geldströme auch in die Kriegsfähigkeit der
Bundeswehr. »Verteidigungs«ministerin Ursula von
der Leyen plant, fast verdeckt von der Debatte um Flüchtlinge,
in den nächsten 14 Jahren mit 130 Milliarden Euro
zusätzlich zum sowieso schon hohen Rüstungsetat (34,4
Milliarden Euro 2017) die Umgestaltung der Bundeswehr zur Offensivarmee
intensivieren. Rüstungskonzerne verdienen sich dumm und
dämlich, die Auslandseinsätze der Bundeswehr kosten
Milliarden. Für uns alle ist klar: Mit diesen Summen
könnte man Wohnungen, Schulen, Kindergärten und
Jugendzentren bauen, Lehrer und Sozialarbeiter einstellen sowie die von
ver.di ausgerechneten 162.000 nötigen Stellen in den
Krankenhäusern schaffen. Das wären Hunderttausende
zusätzliche Arbeitsplätze, eine Entspannung am
Wohnungsmarkt, mehr Steuereinnahmen. Solche Maßnahmen
verlangen noch nicht einmal eine von uns Kommunistinnen und Kommunisten
geforderte Revolutionierung der gesellschaftlichen
Verhältnisse. Sie verlangen aber eine klare und konsequente
Absage an ein von den Ausbeutern und ihren politischen Parteien
konstruiertes »Wir«-Gefühl der
Einheimischen.
Mit
ausgestreckter Hand
Die DKP hat die Losung entwickelt
»Unsere Willkommenskultur heißt: Gemeinsam
kämpfen«. Diese Devise konkretisieren wir mit einem
Forderungsprogramm im hier skizzierten Sinn. Es soll eine Grundlage
für Gespräche mit vielen Menschen sein. Unter anderen
mit jenen, die Flüchtlingen helfen. Zehntausende tun das
– an runden Tischen, bei der Durchführung von
Sprachkursen, bei der Kinderbetreuung und bei
Ämtergängen. Alle sollten sie dabei
unterstützen. Mit dieser Solidaritätsarbeit entlarven
wir die Versuche, das Schicksal dieser Menschen für Rassismus,
Lohndumping etc. zu missbrauchen. Wir stellen uns gegen das
Aussortieren der Flüchtlinge, in diejenigen, die wegen ihrer
guten Ausbildung in ihrem Heimatland für die Wirtschaft
interessant und deswegen willkommen sind, während andere als
»Wirtschaftsflüchtlinge« und damit als
»Schmarotzer« diskriminiert werden. Wir suchen den
Zusammenhalt: Der gleiche Lohn für die gleiche Arbeit; die
gleiche Rechtsprechung für alle statt Sonderstrafen
für Flüchtlinge, die gleichen sozialen Standards
für alle. Darum ist die
Flüchtlingssolidarität hier im Land auch eine
Friedensbewegung, und diese auch eine Arbeiterbewegung. Es geht deshalb
um die Einsicht in die Notwendigkeit einer Massenbewegung für
Frieden, Solidarität und soziale Rechte. Den von den
Ausbeutern provozierten Spaltungen unter den Ausgebeuteten und in der
gesamten Gesellschaft kann die Einheit unserer Interessen
entgegengesetzt werden.
Darum suchen wir auch das Gespräch mit
jenen, von denen zu befürchten steht, dass sie der AfD, Pegida
oder anderen Rechtsradikalen auf den Leim gehen. Ihre Wut auf die
Bundesregierung muss von den Flüchtlingen weg auf die
wirklichen Ursachen, auf Kriegspolitik, Politik des Sozialabbaus und
der Spaltung der Ausgebeuteten gerichtet werden. An den wirklichen
Ursachen ist abzulesen, dass AfD und Pegida in der Konsequenz der
herrschenden Politik dienen bzw. Instrument derselben sind. Ein gutes
Beispiel lieferte dafür am 19. März die Frankfurter
Allgemeine Zeitung. Wenn sie der AfD ein soziales Engagement andichtet,
wonach die Partei Die Linke sogar Angst habe, »die AfD
könne sie nun auch bei den sozialpolitischen Wünschen
überflügeln«, dann spielt diese Zeitung
durch gezielte Desorientierung und Fehlinformation unter den
Einheimischen der AfD in die Hände.[3] Es reicht eine Analyse
des Wahlkampfs dieser Partei, um sie als das zu entlarven, was sie ist:
ausländerfeindlich, sozialreaktionär,
konzernfreundlich, bellizistisch. In den vorliegenden programmatischen
Äußerungen der AfD wird die NATO bejaht, [4] die
seit ihrer Gründung Konfrontation und Krieg beabsichtigt.
Zustimmung zur NATO und Einsatz für den Frieden
schließen sich grundsätzlich aus.
Der Spaltung durch die Ausbeuter die Einheit der
Interessen der Ausgebeuteten entgegenzusetzen und diese durch eine
Strategie der offensiven Debatte und der ausgestreckten Hand zu
realisieren, das hat sich die DKP zu ihrer Aufgabe gemacht: Zugehen auf
jene, die den Rassisten auf den Leim zu gehen drohen, und Isolieren
jener, die die Strippen ziehen.
Anmerkungen
1 Siehe http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/AnalysenKompakt/2015/DL_07_2015.pdf?__blob=publicationFile&v=5
2 Siehe http://de.statista.com/statistik/daten/studie/162284/umfrage/millionaere-in-deutschland
3 http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/afd-und-das-misstrauen-gegen-den-kapitalismus-14134905.html
4 Siehe
xxx.alternativefuer.de/programm-hintergrund/fragen-und-antworten/aussenpolitik/
Zuerst erschienen unter: http://www.jungewelt.de/2016/03-26/119.php
|