06.03.2016
WAZ: Gibt es eine Lösung für das Dokumentationszentrum der VVN-BdA? Gedenken an den Widerstand in Duisburg
Am 4.03.2016 berichtete die Westdeutsche
Allgemeine Zeitung aus Duisburg: NS-Geschichte - Duisburger
NS-Dokumentation sucht nach Kündigung neue Bleibe.
Immobilientochter der Stadt Duisburg hatte Verfolgten des Nazi-Regimes
ihre Ausstellungsräume gekündigt. Nach Protestbriefen sucht
man nun Lösungen.
Rund 180 Schautafeln und Ausstellungsgegenstände
wie die gestreifte KZ-Kleidung zeigt die Dokumentation über den
Widerstand in Duisburg gegen die NS-Herrschaft in den beiden Pavillons
der Grundschule an der Wrangelstraße in Kaßlerfeld.
Seit knapp 20 Jahren zeigt eine Ausstellung der
"Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten"
(VVN/BdA) in Pavillons der Kaßlerfelder Gemeinschaftsgrundschule
Wrangelstraße eine Dokumentation zum Duisburger Widerstand und
zur Verfolgung in den Jahren 1933 bis 1945. Fast wäre es jetzt zum
Eklat gekommen, weil die Sammlung das Schulgebäude räumen
muss. Zugleich rückt damit die fast vergessene Dokumentation
wieder in den Blick der Öffentlichkeit.
Ebenerdige Räume werden für Inklusionsklassen gebraucht
Unstrittig scheint, dass die Grundschule angesichts
steigender Schülerzahlen die ebenerdigen Räume für
Inklusionsklassen nun benötigt. Doch die Miet-Kündigung an
die VVN zum 2. Mai durch das städtische Immobilien-Management IMD
war mehr als unsensibel. Ihr folgte ein Protest- und Bittbrief der
Duisburger Vereinigung an Oberbürgermeister Sören Link, der
VVN-Landesverband sprach zugleich empört von "einem beispiellosen
Vorgang im Umgang mit Gedenkstätten".
In dem Schreiben an den OB beklagt die VVN-Vorsitzende
Doris Michel, dass für die Kündigung nicht einmal ein Grund
genannt wurde. "Wir sind ja kein Schachverein, der seine Spielfiguren
einsammelt und 20 Minuten später woanders seinen Spielbetrieb
wieder aufnehmen kann", heißt es in dem Brief. Ein Umzug
würde die Vereinigung auch finanziell vor "schier unlösbare
Probleme" stellen.
Immerhin, die Wogen sind wieder geglättet, schnell
hat sich die Stadt beeilt, Imageschaden abzuwenden und der VVN zu
helfen. "Wir werden eine Lösung finden, aber an der Stelle kann
die Sammlung nicht mehr bleiben", erklärt Stadtsprecherin Susanne
Stölting. Christa Bröcher, stellvertretende VVN-Vorsitzende,
bescheinigt der Stadt jetzt guten Willen, die Sammlung zu erhalten.
1997 zog die Dokumentation "Duisburg im Widerstand 1933 - 1945" nach
einer Zeit der Wanderausstellung durch Schulen in die beiden mietfrei
überlassenen Pavillons.
Ausstellung zum politischen Widerstand für 2017 geplant
Unweit des Stadtarchivs und des neuen "Zentrums für
Erinnerungskultur", das gemeinsam mit dem Stadthistorischen Museum die
NS-Zeit dokumentieren und aufarbeiten soll, geriet die Sammlung fast in
Vergessenheit, sorgsam gehütet von der VVN. Ein eindrucksvolles
Herzstück neben den vielen Schautafeln und Dokumenten ist der
eingebaute Geheimschrank von Max und Käthe Miklowai, in dem die
Hochfelder Widerstandskämpfer in einem kleinen, versteckten
Kämmerchen mit Stuhl und Schreibtisch hinter einem Kleiderschrank
Flugblätter schrieben und vervielfältigten.
"Heute ist hier mal geheizt", sagt Christa Bröcher,
als sie Stadtarchiv-Leiter Dr. Andreas Pilger gestern durch die
Dokumentation führt und auch den Geheimschrank öffnet. Pilger
hat den Kontakt gesucht, will dazu beitragen, die Erinnerungsarbeit der
VVN zu sichern. "Wir wollen aber nichts vereinnahmen", versichert
Pilger.
Konkret plant das NS-Dokumentationszentrum für 2017
eine Ausstellung zum politischen Widerstand. Auch der biografische
Ansatz der allerdings in die Jahre gekommenen Schau, NS-Zeit und
Widerstand anhand von Menschen greifbar zu machen, passt in den Konzept
des neuen Zentrums für Erinnerungskultur.
Autor: Oliver Schmeer
Siehe auch:
29.02.2016
Kündigung der Ausstellungsräume zum Gedenken an den Widerstand in Duisburg – Solidarität erbeten
Die VVV-BdA von Nordrhein-Westfalen hat von einem beispiellosen Vorgang
im Umgang mit Gedenkstätten im Land Kenntnis erhalten und bittet
um Solidarität der Erinnerungsarbeiter bundesweit.
http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/1562_vvn_ausstellung_du.htm
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