29.02.2016
Kündigung der
Ausstellungsräume zum Gedenken an den Widerstand in Duisburg
– Solidarität erbeten
Die
VVV-BdA von Nordrhein-Westfalen hat von einem beispiellosen Vorgang im
Umgang mit Gedenkstätten im Land Kenntnis erhalten und bittet
um Solidarität der Erinnerungsarbeiter bundesweit.
Die Stadt Duisburg hat der
VVN-BdA Kreisvereinigung Duisburg zum 30. 04. 2016 die
Ausstellungsräume des Dokumentationszentrums
„Wilhelmine Struth / Mathias Thesen“ auf der
Wrangelstraße gekündigt. Der Kreisvorstand hat sich
mit dem unten folgenden Text an den OB Sören Link gewandt und
hofft die Abwicklung unserer Ausstellung abwenden zu können.
Außerdem hat er Parteien, Gewerkschaften und Organisation
angeschrieben und um Unterstützung gebeten.
Der Text des Schreibens der Kreisvereinigung
Duisburg an den OB Sören Link (SPD) lautet:
Stadt Duisburg
Der Oberbürgermeister
Herr Sören Link
Burgplatz 2
47051 Duisburg
13.02.2016
Kündigung der Ausstellungsräume
Wrangelstr. 17
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
wir
wenden uns heute an Sie, weil das Ihnen unterstehende
Immobilienmanagement der Stadt Duisburg uns die Räume in der
Gemeinschaftsgrundschule Wrangelstraße gekündigt
hat. Einen Grund für die Kündigung hat man uns nicht
genannt, aber die Kündigung zum 30.04.2016 war Ihrer
Behörde so wichtig, dass sie uns am 02.02.16 durch einen Boten
zugestellt wurde. Ausweislich des Nutzungsvertrages würde die
Kündigung allerdings erst am 02.05.2016 wirksam.
Es ist für uns natürlich sehr
irritierend, dass uns kein Grund genannt wird und die
Kündigung stellt uns vor schier unlösbare Probleme.
Wir sind ja kein Schachverein, der seine Spielfiguren einsammelt und 20
Minuten später woanders seinen Spielbetrieb wieder aufnehmen
kann. Außerdem haben wir als antifaschistische Organisation
weder die finanziellen Mittel noch (bedingt durch die Altersstruktur
unserer Mitglieder) das Personal für einen Umzug.
Wie Sie sicherlich wissen, zeigen wir mit 180
Schautafeln und vielen anderen Exponaten einen Überblick
über den in Duisburg und den von Duisburgern geleisteten
Widerstand gegen das nationalsozialistische Unrechtsregime. Genau das
macht den Charme und die Einzigartigkeit unserer Ausstellung aus. So
zeigen wir z.B. die geheime Druckerei, die die Familie Max und
Käthe Miklowait im Vorratskämmerchen ihrer Wohnung in
Duisburg-Hochfeld betrieben hat, um Flugblätter gegen die
Nazis zu schreiben. Unser Kamerad Max ist dafür vier Jahre ins
Zuchthaus und dann in ein KZ gegangen.
Andere Ausstellungen zeigen meist die
Machtübertragung, Zerschlagung der Gewerkschaften und Verbot
der Parteien die geeignet waren Widerstand zu leisten.
Bücherverbrennung, Reichspogromnacht, Kriegsbeginn, Shoa, die
Weiße Rose, 20. Juli usw. Alles sehr wichtige Aspekte und des
Zeigens wert, aber diese Ausstellungen haben eben nicht diesen privaten
Blick auf die Zeit zwischen 1933 und 1945, der es dem Betrachter
möglich macht, sich mit den Opfern zu identifizieren. Unsere
Ausstellung ist einer der Fixpunkte in der Erinnerungskultur der Stadt
Duisburg und die Abwickelung würde eine nicht zu
schließende Lücke verursachen.
Wir möchten Sie bitten, sich den Vorgang
zeigen zu lassen und uns, wenn möglich, den Verbleib
für zumindest einen ausreichenden Zeitraum zu
ermöglichen.
Wir können bei aller Fantasie keinen
Grund erkennen, der es nötig machen würde, dass wir
die Räume verlassen. Die benachbarte, winzige Grundschule
sitzt in einem riesigen Schulgebäude und verfügt
sicherlich über mehr als genug Klassenräume.
Außerdem wären für eine Nutzung als
Schulraum eine Grundsanierung nach völliger Entkernung der
Pavillons, aufwendiger Isolierung der Wände und wohl auch der
Einbau neuer Toiletten erforderlich.
Mit freundlichen Grüßen
VVN-BdA
KV Duisburg
Siehe auch:
07.08.2013, Update 29.08.2013
Neue Publikation mit Lücke
Da ist sie noch immer: Die Ausstellung der VVN-BdA Duisburg
http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/1127_dokumentationszentrum_duisburg.htm
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