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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
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Landesvereinigung NRW

 

21.03.2015

Der Nato-Oberbefehlshaber Philipp M. Breedlove als Einpeitscher der großen Kriege

Vom Planer in Kalkar zum obersten Kriegsherrn der USA für Europa

Jahr für Jahr hält das Joint Air Power Competence Centre in Kalkar am Niederrhein Tagungen ab mit Titeln wie „Warfare in the 21st century“. Diese „Kriegsführung im 21. Jahrhundert“ wird ganz konkret geplant. Die Annahme, es werde in Europa keine großen Kriege mehr geben, seien veraltet, wurde dort festgestellt. Das JAPCC in Kalkar am Niederrhein (Gemeinsames Luftmacht-Kompetenzzentrum) hat unter der Leitung des jetzigen Oberkommandierenden der NATO in Europa, US-Luftwaffengeneral  Philipp M. Breedlove, die Vorarbeiten für die Kriege der NATO, auch gegen Russland,  geleistet. Deren Konzept jetzt von der Nato beschlossen wurde. Auch die Ausführung soll von Kalkar aus gesteuert werden. Diese Tagungen sind mit der sog. Münchner Sicherheitskonferenz vergleichbar, werden aber nicht vergleichbar stark beachtet. In einem Artikel von Ulrich Sander und Bernhard Trautvetter, der in diesen Tagen erschien, heißt es weiter:

Diese Planungsarbeit der NATO in Kalkar ist das eine – die operative Einsatzarbeit rund um die Uhr das andere. Auch diese hat Breedlove konzipiert. Danach sind Eurofighter ständig in der Luft; sie wurden und werden vom NATO-Luftkommando Kalkar/Uedem gelenkt und haben die Aufgabe, »verdächtige« Flugzeuge abzuschrecken oder zum Absturz zu bringen. Der Standort Kalkar/Uedem ist das Gegenstück zu Ramstein, worüber hier und dort im Zusammenhang mit dem Drohnenkrieg der USA von deutschem Boden aus und über den gegen Russland gerichteten Raketenschirm berichtet wird. Auch Ramstein stand unter der Leitung Breedloves.

Vieles, was Ramstein schon eine Weile kann, wird künftig Kalkar/Uedem ausführen können. Ramstein gilt nach FR-online vom 4.4.2014 als die „Schnittstelle für Planung und Steuerung der völkerrechtlich umstrittenen Luftangriffe in Pakistan, Jemen und anderen Ländern.“ In Kalkar/Uedem befindet sich das Weltraumlagezentrum für die Datenübermittlung und -Verarbeitung. Zusätzlich liegt die Nato-Verantwortung für den Luftraum nördlich der Alpen in Kalkar/Uedem. Schon jetzt brüstet man sich dort damit, einen Radius bis zum Baltikum abzudecken, große Teile Russlands eingeschlossen (s. Ossietzky 7/12).

Die Thinktanks des Weltkriegs Drei arbeiten schon

Vom 18. bis 20. November 2014 fand die letzte von Breedlove geleitete NATO-Spitzentagung des Kalkarer Joint Air Power Competence Centre (JAPCC; Gemeinsames Luftmacht-Kompetenzzentrum) statt. Diesmal unter dem Titel »Future Vector«. Im NATO-Tagungsmaterial des JAPCC für 2014 ist zu lesen: »Die zwei Jahrzehnte überdauernde Annahme, daß es in Europa keinen Ausgangspunkt für einen größeren Krieg gebe, ist einigermaßen zweifelhaft.« Das heißt doch: Der Krieg ist möglich, schon bald, und die NATO sieht sich als Sieger.

Breedloves Plan für den umfassenden Krieg

Im Jahr zuvor befasste sich Breedloves JAPCC -Konferenz mit einem Papier “Improving NATO Support to Future Air Advisor Operations” worin es heißt:“ Reines Militär reicht nicht. Ein ganzes Spektrum von militärischen, paramilitärischen und zivilen Aktionen muß einbezogen werden, um Erfolg zu haben.“ Es liest sich wie die NATO-Version der Kampfführung in der Ukraine.

Schon früh wurde in Kalkar daran gearbeitet, im Zeitalter der Digitalisierung das Völkerrecht weit hinter sich zu lassen. Man erfreut sich der Revolution in der Technologie, die die Einbeziehung automatischer – unmanned –Systeme (auch Kampfdrohnen, aber nicht nur) in die Kriegsführung ermöglicht. Man erfreut sich der Nato-Luftüberlegenheit weltweit. Breedloves Leute zielen auf den Einsatz des Cyber-War: Vom Web-bezogenen Krieg ist bekannt, dass man selbst Atomkraftwerke angreift, um sie per Trojaner zur Bombe umzufunktionieren.

Breedloves Konzepte sehen die Automatisierung des Krieges vor und steigern die Risiken für das Überleben der Menschheit.

Wer ist dieser Philipp M. Breedlove, der die Kriegstreiber im Pentagon und in Washington so begeisterte, dass sie den Präsidenten dazu bewogen, ihn von Kalkar und Ramstein wegzuholen, um ihn zum obersten Chef des NATO-Militärs in Europa zu machen? Wer ist der Mann, über den google-Search erst in den letzten zwei Jahren etwas zu berichten weiß? Laut Wikipedia ist er erst seit2011 General, war vorher „Fluglehrer“. Im April 2014 stieg er dann zum „Kommandeur des amerikanischen Europakommandos mit Sitz in Stuttgart (Eucom) und Oberbefehlshaber für Nato-Operationen (Saceur)“ auf.

Wer ist dieser Scharfmacher-General?

Der Luftwaffengeneral Philipp M. Breedlove (59 Jahre) hat in kurzer Zeit mit dafür gesorgt, dass US-Präsident Barack Obama feststellen konnte. „Drei Ziele habe er erreicht: Die NATO funktioniert wieder, Russland ist isoliert, die Wirtschaft dieses Landes liegt in Scherben. ‚That’s how American leads:‘ So sieht amerikanische Führung aus.“ (Süddeutsche Zeitung, 11. Februar 2015).

Nach diesem Triumphgeheul ging es Schlag auf Schlag weiter: Die NATO unter Breedlove – die Politiker haben nicht mehr viel zu sagen – veranstaltet andauernde Manöver mit großer Streitmacht an allen erreichbaren russischen Grenzen: im Baltikum, in Norwegen, Polen, im Schwarzen Meer. Der Oberbefehlshaber Breedlove stolziert im Kampfanzug durch die NATO-Zentrale in Brüssel und – vorläufig – in ordensgeschmückter Uniform durch Kiew. Auf der sog. Münchner Sicherheitskonferenz trommelte er für die „militärische Option“ in der Ukraine, für Waffenlieferungen und mehr. In der Ukraine sicherte er der Kiewer Führung die Unterstützung des westlichen Militärbündnisses zu. (Reuters 26.11.14) Kritik an seiner scharfmacherischen Rolle und seinem Waffengeklirr – diese Kritik wird auch von NATO-Mitgliedssaaten geübt – weist er kühl zurück: Es sei erwartbar, dass die Einschätzung des Nato-Geheimdienstzentrums, auf das er sich stützt, nicht immer zu den Einschätzungen einzelner Nationen passten. Die Nato-Führung weiß, mit welchem Risiko sie spielt, hat sie doch die Ukraine nach tagesschau.de vom 28.05.2014 dabei beraten, wie mit Atomanlagen im Kriegsfall umzugehen ist. Die Ukraine weist nicht nur Tschernobyl auf, sondern 15 weitere Anlagen, darunter das größte AKW Europas. Dort für den Krieg zu beraten heißt, das Sterben mindestens eines Großteils Europas wissentlich in Kauf zu nehmen. Krieg in der Nähe von Atomanlagen birgt die Gefahr eines nuklearen Infernos in sich.

Wer das JAPCC-Papier analysiert, weiß wie bedrohlich die Pläne des Philipp M. Breedlove sind. Dieser aber redet gern von russischen Aggressionen und Bedrohungen. Das ist reine Ablenkung von seinen Plänen.

Ulrich Sander / Bernhard Trautvetter

Siehe auch:

Information über die Kalkar-Demonstration des Bündnisses um den Ostermarsch Rhein/Ruhr am 3.10.2014
Den 3. Oktober in Kalkar vorbereiten
http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/1325_presse_kalkar.htm