26.03.09
Für eine Bewegung zum Schutz der Demokratie
Friedensbewegung und die
Antifa-Bewegungen sollten noch mehr an einem Strang ziehen
Referat von Ulrich Sander, Bundessprecher der VVN-BdA, auf
einer Veranstaltung des Hamburger Forums, Curio-Haus in Hamburg am
24. März 2009, zehnter Jahrestag des Kriegsbeginns Nato vs. Serbien
Dies ist das Jahr der vielen Gedenktage. Zu den weniger
beachteten Gedenktagen gehört der 24. März 1999, heute vor zehn
Jahren erfolgte der Nato- und Bundeswehrangriff auf Jugoslawien. Ich
las in der Frankfurter Rundschau dazu: Mit diesem Tag ist der Satz,
dass Krieg kein Mittel der Politik mehr sein dürfe, in den Akten
verschwunden. Weniger bösartig, mehr nachdenklich ist die
Süddeutsche Zeitung, in der es heute heißt: "... war der
Kosovo-Krieg der erste Konflikt einer neuen Zeit. ... Am Ende des
Dreißigjährigen Krieges stand 1648 der Westfälische Friede und
die Erkenntnis, dass die internen Belange eines Staates intern zu
bleiben haben. ... Die USA haben danach das Recht auf Intervention
missbraucht, im Irak einen Kriegsgrund erfunden und sich selbst mit
missionarischen Demokratisierungs-Ideen diskreditiert. Der moralisch
Überschwang ist heute verpufft."
Wir erinnern an diesem Tag aber auch an die Erklärung von
Holocaustüberlebenden vom März 1999 gegen die "neue Art der
Auschwitzlüge". 1)
Ein weiterer Jahrestag besagt: 50 Jahre gibt es Ostermärsche,
seit 49 Jahren auch in Deutschland. Ich zitiere:
"Schon einmal hat man dem deutschen Volk den Vorwurf
gemacht, geschwiegen zu haben, wo mutige Worte und Taten notwendig
waren. In den Konzentrationslagern - wie Bergen-Belsen - kamen
Millionen Menschen ums Leben. Bei Fortsetzung der
Versuchsexplosionen und der atomaren Aufrüstung aber drohen der
gesamten Menschheit Vernichtung. Dieser Gefahr gilt es durch eine
unüberhörbare, totale Absage an alle Atomkriegs-Vorbereitungen in
Ost und West zu begegnen." So lautete der Aufruf zum ersten
deutschen Ostermarsch der Atomwaffengegner, der vor 49 Jahren von
Hamburg zum Raketenübungsplatz Bergen-Hohne führte. Ich war einer
der Mitorganisatoren. Ich freue mich, heute hier wieder sprechen zu
dürfen.
Unser Aufruf damals enthielt - wie selbstverständlich - den
Bezug der Friedensbewegung zum Antifaschismus. Das sich Erinnern und
deshalb für den Frieden einzutreten, ist leider seit dem sog.
Kosovo-Krieg, der heute vor 10 Jahren mit dem Angriff der Nato und
Der Bundeswehr auf Serbien begann, aus dem Blick geraten.
In unserem Aufruf von 1960 hieß es weiter: "Jede
Herstellung, Erprobung und Lagerung von Atomwaffen - gleich an
welchem Ort und in welcher Hand - ist die größte Gefährdung der
Menschheit."
Leider müssen wir heute feststellen: Der Aufruf von 1960 ist
noch immer aktuell. Atomwaffen wurden immer weiter ausgebreitet. In
unserem Land werden 200 Exemplare davon gelagert. Sie haben jeweils
die vielfache Wirkung der Bombe von Hiroshima.
Ein weiterer Gedanke muss erneuert werden: Statt für Rüstung
und für Bankenrettungen Hunderte Milliarden zu verschleudern ist
daran zu erinnern:
Für zwei Milliarden Euro im Jahr - acht Prozent des deutschen
Rüstungsetats - könnten alle vom Hungertod bedrohten Kinder
gerettet werden. Der Krieg durch Aufrüstung und Rüstungsexport -
und natürlich der Krieg durch die weltweiten Einsätze der
Bundeswehr mit ständig rund 8.000 Soldatinnen und Soldaten -
verschlingt jährlich das Zwölffache von dem, was nötig wäre, um
die kranken und verhungernden Kinder zu retten.
Nachdem wir seit 1999 wieder Krieg führende Macht sind, waren
wir seinerzeit froh über die Erklärung des Kanzlers Schröder,
Deutschland werde sich nicht am Krieg der USA gegen den Irak
beteiligen und auch kein Geld dafür ausgeben. Wir sagten 2003: Es
geht der Friedensbewegung und den Antifaschistinnen und
Antifaschisten aber nicht nur darum, die deutsche Kriegsbeteiligung
zu verhindern, sondern den ganzen Krieg: "Wenn die Regierung
den Krieg ein Abenteuer nennt, dann muss sie alles tun, um dieses
Abenteuer zu verhindern." Dazu gehört: "Die Nutzung der
militärischen Infrastruktur in Deutschland einschließlich der
US-Basen wie Spangdahlem, Ramstein und Frankfurt Airport durch die
USA ist zu verweigern." Deutschland hatte es und hat es in der
Hand, den Kriegskurs der USA wirklich beenden zu helfen.
Zum zweiten: Der EU-Vertrag, wie er noch immer vorliegt,
bestätigt unsere Warnungen seit 2000. Damals hatte die VVN-BdA ein
Papier vorgelegt, dessen Überschrift lautete: "Europas
Verfassung ... aber bitte nur eine antifaschistische" Es ging
uns um die Sicherung und Wiederherstellung aller antifaschistischen
und demokratischen sowie antimilitaristischen Positionen des
Grundgesetzes wie der Länderverfassungen. Noch gibt des die Artikel
in unserem Grundgesetz, die besagen: Verbot des Angriffskrieges und
seiner Vorbereitung, eine Armee nur zur Verteidigung,
Sozialpflichtigkeit des Eigentums, Verbot des Nazismus und
Neonazismus, Bekräftigung der 1945er Bestimmungen für die
Befreiung von Militarismus und Nationalsozialismus.
Doch nun droht die Abschaffung dieser Verfassungsbestimmungen
gegen Faschismus und Krieg. Der EU-Vertrag und das von den Organen
der EU gesetzte Recht haben Vorrang vor vielen Rechten der
Mitgliedstaaten. Und das bedeutet vor allem: Die EU kann bestimmen,
ob Krieg geführt wird und dass wir mitmachen müssen. Die EU kann
sogar im Innern der Mitgliedsstaaten militärisch agieren.
Nie wieder! muß auch wirklich Nie
wieder! bedeuten
Ich las am 5. Februar auf dem Höhepunkt des Papst-Skandals dies
in der Zeitung: Zentraler Pfeiler des Menschenbildes des
Grundgesetzes ist das "'Nie wieder', die Bundesrepublik als
staatlich organisierte Antithese zur Nazidiktatur. Dazu zählt die
besondere Verantwortung gegen die Juden. ... Deswegen steht bei uns
die Leugnung der Judenvernichtung unter Strafe." (Südd.Z.
5.2.09) Das ist eine gute Feststellung. Unter Strafe steht auch nach
Art. 26 GG die Vorbereitung und Führung eines Angriffskrieges. Seit
zehn Jahren wird dieser Artikel gebrochen. Es wäre wünschenswert,
wenn die Absage an den Antisemitismus, die wir im Zusammenhang mit
dem Echo auf bestimmte Papst-Entscheidungen, erlebten auch zur
vollständigen Wiederherstellung des "Nie wieder" geführt
hätte. Es heißt nämlich "Nie wieder Faschismus - nie wieder
Krieg".
Die Kanzlerin ist dazu nicht bereit. Sie sagte als
CDU-Vorsitzende in ihrer Rede auf der Münchener
Sicherheitskonferenz 2004 dies: "Um die Politik anderer
Nationen zu beeinflussen, um den Interessen und Werten der eigenen
Nation zu dienen, müssen alle Mittel in Betracht gezogen werden,
von freundlichen Worten bis zu Marschflugkörpern." 2)
Jugoslawien, Afghanistan, Kosovo, Bosnien-Herzegowina, Libanon,
Horn von Afrika, östliches Mittelmeer, Sudan, Georgien,
vorübergehend auch noch Kongo - wer hätte vor 15 Jahren gedacht,
dass heute deutsche Soldaten auf drei Kontinenten Dienst tun
würden, - man kann in den meisten Fällen auch sagen: Krieg
führen.
Als Antifaschistinnen und Antifaschisten sind wir Teil der
Friedensbewegung, aber die Friedensbewegung insgesamt setzt sich
weniger mit dem Faschismus auseinander als nötig. Warum? Die
Rechtsextremisten und Nazis haben sich vordergründig eine
Friedensrhetorik angewöhnt, die sie als weniger friedensgefährdend
erscheinen lassen, als die Mitte des politischen Spektrums.
Dabei kann nicht übersehen werden, dass die andere rechtsextreme
Kraft, die rassistische "pro NRW" auf einer Welle mit
jenen kriegshetzerischen Positionen aus der Mitte schwimmt, die
unter dem Vorwand des Kampfes gegen den "islamistischen
Terrorismus" für den Krieg agieren.
Die Militärdoktrin des Neonazismus und der anderen Kräfte der
Rechten bleibt zumeist unbeachtet. Selbst wenn die Nazis nun schon
im vierten Jahr am Antikriegstag Anfang September ihren bundesweiten
"nationalen Antikriegstag" begehen, so begegnen dem die
Antifaschisten zumeist nur mit den Losungen wie "Nazis raus aus
unserer Stadt" oder mit Äußerungen gegen die alltägliche
Gewalt der Faschisten, nicht gegen die Gewalt der Faschisten, die
sich in ihrer Kriegsbereitschaft und Kriegshetze äußert.
Jetzt haben sich ältere Dortmunder Antifaschistinnen und
Antifaschisten diesem rechten Treiben mit sowohl antifaschistischen
als auch antimilitaristischen Argumenten entgegengestellt. Eine
"Aktion 65 plus" führte am 6. September in Dortmund einen
700köpfigen spontanen Demonstrationszug an. Ihre Erklärung lautete
u.a.:
"Aktion 65 plus - Wir haben es erlebt. Nie wieder.
Bombennächte. Ständige Angst. Hausdurchsuchungen. Die Eltern im
KZ. Verwandte sterben im Krieg. Nachbarn mit dem gelben Stern werden
abgeholt.
Nachts träumen wir davon.
Die Nachfolger der Nazibande, die das verschuldete, erheben
wieder ihr Haupt.
Jahr für Jahr kommen sie nach Dortmund. Sie rufen "Nie
wieder Krieg" und fügen hinzu: " ... nach unserem Sieg,
dem Sieg des ‚nationalen Sozialismus'".
Das Maß ist voll.
Sie reden von Frieden, Antikapitalismus, ja Sozialismus. Das
taten Hitler und Goebbels auch. Es kam zum furchtbarsten aller
Kriege. Zur schlimmsten Form des Kapitalismus: Nicht nur Ausbeutung
durch Arbeit, sondern Vernichtung durch Arbeit. Es kam zur
Versklavung und zum Holocaust.
Wir sehen nicht mehr zu. Wir Älteren, die Aktion 65 plus,
werden den Nazis am 6. 9. entgegentreten. Wir werden sie blockieren.
(...)"
Die Kriegshetze der Neonazis heute
Anlaß des jährlichen "Nationalen Antikriegstags" der
Nazis ist der Jahrestag des Kriegseintritts des mit Polen
verbündeten Großbritanniens und Frankreichs am 3. September 1939!
Deutschland als Opfer - mal wieder.
Sprecher der "Aktion 65 plus" dazu: "Am 1.
September 1939 überfiel Nazideutschland Polen. Die Nachfolger der
Nazis, die in ihren Programmen die Beseitigung der polnischen
Nachkriegsgrenzen und das Annektieren polnischen Gebietes fordern,
sie blasen erneut zum Feldzug gen Osten. Sie fügen der Losung ‚Nie
wieder Krieg...' die Worte hinzu: ‚... nach unserem Sieg, dem Sieg
des nationalen Sozialismus.'" (So geschehen im September 2005
in der Rede von Neonaziredner Siegfried Borchardt.) Anstelle der
Globalisierung verlangen die heutigen Nazis den weltweiten Sieg des
Nationalsozialismus, den sie "nationalen Sozialismus"
nennen; auf die Frage, was dann aus dem jüdischen, dem
"auserwählten" Volk werde, wird geantwortet, ihm gehöre
dann doch "das Himmelreich". Die Staatsanwaltschaft sieht
in solchen Äußerungen "noch nicht" Volksverhetzung.
Offenbar ist in den Augen der deutschen Justiz die Kriegshetze keine
Volksverhetzung, nachdem Deutschland wieder an Kriegen beteiligt
ist.
Bei der 2007er Dortmunder "Antikriegskundgebung" der
Neonazis sagte ein niederländischer Naziredner: Er wolle nicht den
Holocaust leugnen, nein, er beglückwünsche die deutschen Kameraden
zu ihrer Geschichte, und dazu gehöre auch Auschwitz. Auch diese
Äußerung blieb ohne juristische Konsequenz.
Die Nazis von heute ergehen sich in einer Friedenspropaganda, die
von vielen Antifaschisten als Friedensdemagogie erkannt wird. Das
ist ungenau definiert. Die Nazis sind nämlich wirklich gegen diesen
Imperialismus, wie er sich heute darstellt, gegen diese Kriege unter
deutscher Beteiligung, wie wir sie erleben. Man könnte es
zusammenfassend so sehen: Sie sind gegen den Krieg, weil er Israel
und den USA dient. Sie wollen ihre eigenen deutschen Kriege.
Deutschland soll wieder als
militärische Großmacht agieren
Die Neonazis sind - und da unterscheiden sie sich nicht von der
offiziellen deutschen Militärpolitik, dem offiziellen deutschen
Militarismus - für eine starke Bundeswehr, gegen Abrüstung, für
den Kampf um "deutsche Interessen". Sie drängen in die
Bundeswehr, allein schon um das "Waffenhandwerk" zu
erlernen. Sie sind zahlreich in den Reservistenverbänden vertreten.
Sie stehen in der Tradition der Wehrmacht. Ihre Militärpolitik ist
auf Revanche gerichtet. 3)
Fabian Virchow schreibt in seiner Studie über
"Internationale Beziehungen und Militär in den politischen
Konzeptionen der extremen Rechten" "Gegen eine von der
extremen Rechten imaginierte Funktion der Einkreisung als Mittel der
Schwächung und Niederhaltung Deutschlands fordert sie Deutschlands
‚Lebensrecht' und Mission". (Titel des Virchow-Buches:
"Gegen den Zivilismus". Wiesbaden 2006). Die mit der
"kleinstdeutschen Einheit vom Rhein zur Oder" verbundenen
Gebietsverluste werden von den Rechten beklagt: "Was ist schon
ein Deutschland ohne Schlesien, Ostpreußen, Österreich oder
Südtirol?" (S. 112 bei Virchow) Die extreme Rechte, so
Virchow, strebt mit ihrer Friedensrhetorik die Durchsetzung eines
völkisch-arrondierten und mit umfassenden Gewaltmitteln
ausgestatteten Groß-Deutschland an. "Dieses soll nach
weitreichender Militarisierung von Militär und Gesellschaft als
imperiale europäische Ordnungsmacht und weltpolitisch als Gegenpol
gegenüber den USA auftreten."
Ultrarechte sind keine Verbündeten
der Friedensbewegung
Die faktische Zweiteilung der antimilitaristischen und der
antifaschistischen Bewegung in der Gegenwart muss überwunden
werden. Ultrarechte sind im Friedenskampf keine Verbündeten, auch
wenn sie wie Peter Gauweiler von der CSU gegen den
Afghanistan-Einsatz wirken. Diese Leute wollen nicht die
Überwindung der Kriege, sondern andere Kriege.
Die VVN-BdA beschloss im Mai dieses Jahres auf ihrem
Bundeskongress in Berlin "die Wiederherstellung des
antifaschistischen und antimilitaristischen Konsenses." In der
Resolution heißt es:
"Der Einstieg der deutschen Politik in Kriegshandlungen
wurde damit begründet, man müsse Krieg führen, um ein Auschwitz
nicht wieder zuzulassen. Es gilt jedoch: Auschwitz wurde erst durch
Krieg möglich. Die Verpflichtung ‚Nie wieder Krieg - nie wieder
Faschismus' mit ihren beiden Seiten ist wiederherzustellen.
Das Völkerrecht verbietet, entsprechend der UNO-Charta
Artikel 53 und 107, Deutschland das Kriegführen. Das Grundgesetz
mit seinem Verbot der Vorbereitung und Führung von Angriffskriegen
(Artikel 26) und das Völkerrecht sind zu verteidigen und
anzuwenden.
Von diesen Prinzipien gehen wir aus, wenn wir uns in die
Aktionen der Friedenbewegung einbringen.
Vor allem in drei Bereichen gefährdet die Politik der
Bundesregierung eine friedliche Entwicklung unseres Landes: Es sind
die Auslandseinsätze der Bundeswehr, das Festhalten an der Teilhabe
Deutschlands an Atomwaffen im Rahmen der NATO und die
innerstaatliche Aufrüstung und Militarisierung."
Zur "innerstaatlichen Militarisierung": Eine
bedrohliche Entwicklung nimmt die Militarisierung im Innern unseres
Landes. Bis zu eine Million Soldaten stehen als Reservisten 4)
ständig zum Militäreinsatz im Innern der Republik bereit - gegen
unser Demonstrationsrecht, gegen Streiks und freie
Meinungsäußerung. In Bund und Land, in Stadt und Landkreis werden
Polizei und Bundeswehr, z. T. auch Geheimdienste zusammengefasst, um
als schwerbewaffneter Heimatschutz zu agieren. Der
verfassungswidrige Bundeswehreinsatz in Heiligendamm 2007 stellte
einen weiteren Schritt zur inneren Militarisierung dar. Mit der
geschürten Anti-Terror-Hysterie werden an breiter Front in einem
nie da gewesenen Maße demokratische Grundrechte ausgehöhlt. 5)
Statt "Rassismus und Fremdenfeindlichkeit - auch unter dem
Deckmantel des Kampfes gegen den Terrorismus" zuzulassen
gelte es, so die VVN-BdA, "die Demokratie und die
Menschenrechte" zu verteidigen. 6) "Gegen die
Militarisierung ist die Forderung nach Abschaffung der Wehrpflicht
zu setzen, und jede neue Form von Zwangsdiensten ("Zivildienst
durch alle") á la CSU) ist entschieden zurückzuweisen."
7)
Unabdingbar: Aussagen zu Israel und
zur EU
Die VVN-BdA in NRW fügt in ihrer Entschließung ihrer
Landeskonferenz hinzu: "Der Konflikt zwischen Israel und den
Palästinensern ist ... nach wie vor von Gewalt geprägt. Wir setzen
uns ein für ein Ende der Besatzung des Iraks und für eine
Verhandlungslösung des Iran-Atomkonflikts. Wir setzen uns ein für
ein Ende der Gewalt im Nahost-Konflikt und für dessen politische
Lösung, welche in der Beendigung der Besetzung der
palästinensischen Gebiete durch Israel, die Bildung eines
palästinensischen Staates und der gegenseitigen Anerkennung Israels
und des palästinensischen Staates liegen muss."
Der grausame Angriffskrieg Israels auf die Palästinenser im Gaza
wurde von uns entschieden verurteilt. Allerdings: Der Umgang mit dem
Nahostkonflikt löst immer wieder und gerade jetzt beim Krieg
Israels gegen die Bewohner des Gaza-Streifens Irritationen in der
Friedensbewegung wie auch in der antifaschistischen Bewegung aus.
Hilfreich mag ein Bericht aus Berlin bereits vom Herbst 08 sein: Am
27. September fanden in Berlin und weltweit Demonstrationen von
schiitischen islamischen Gruppen zum "Al-Quds-Tag" statt.
Al-Quds ist der arabische Name für Jerusalem. Diese 1979 von
Ajatollah Khomeini ausgerufenen antiisraelischen Demonstrationen
kennen, zwar verbrämt mit Friedenslosungen in antiimperialistischer
Diktion, nur eine Forderung - die Vertreibung der Juden und
Jüdinnen aus Israel. Etwa 300 Demonstrantinnen und Demonstranten
zogen durch die Berliner Innenstadt und trugen Transparente mit
Aufschriften wie "Kein zweiter Holocaust an den
Palästinensern", oder "Zionisten raus aus
Jerusalem", ferner "Kindermörder Israel". In 2008
hatte die Abgeordnete der Linken, Evrim Helim Baba, sie ist
VVN-BdA-Mitglied, aufgerufen, sich trotz unterschiedlicher Meinung
zu den Konflikten im Nahen Osten an einer Gegenkundgebung zu "Al-Quds"
zu beteiligen. Die Jüdische Gemeinde, die Berliner VVN-BdA,
zahlreiche Organisationen und Vertreter aller Parteien wandten sich
gegen die Delegitimierung des Staates Israel, gegen die
Menschenrechtsverletzungen durch das iranische Regime und gegen
jeden Versuch, den Holocaust zu leugnen oder zu relativieren. Die
Berliner VVN-BdA erinnerte daran, dass vor 60 Jahren die VVN mit der
Jüdischen Gemeinde in einer ersten großen Veranstaltung die
Gründung des Staates Israel begrüßt hatte. Bei allen Spannungen,
Kriegen und Verbrechen im unruhigen Nahen Osten ist und bleibt für
Antifaschistinnen und Antifaschisten das Existenzrecht Israels
unverzichtbar. Sprecher der VVN-BdA erklärten: "Deshalb wenden
wir uns gegen jeden, der dieses Recht in Frage stellt. Gleichzeitig
sind wir mit der israelischen Friedensbewegung solidarisch. Sie
tritt seit Jahrzehnten mutig, oftmals von vielen Seiten angefeindet,
für einen Abbau der Spannungen, ein friedliches Miteinander aller
Bürger Israels und eine Zweistaatenlösung ein. Wir wenden uns
gegen jede Instrumentalisierung dieses Konfliktes. Kassam-Raketen
und Selbstmordattentate auf die Bürger Israels machen jede
Verständigung unmöglich, sie sind keine Instrumente politischer
Kritik, sondern Mordinstrumente. Wir demonstrieren mit Muslimen
gegen Nazis, die den Bau von Moscheen oder Hindu-Tempeln verhindern
wollen. Wir dulden aber nicht, wenn Jüdinnen und Juden angegriffen,
wenn offen Antisemitismus propagiert und praktiziert wird. Hier darf
es kein Verständnis, keine Ausreden und keine Toleranz geben.
Öffentlich propagierter Judenhass und antisemitische
Vernichtungsfantasien haben auf den Straßen ... nichts zu
suchen."
Gegen die EU als Militärpakt
Wir halten nicht nur Aussagen zum Nahen Osten für unabdingbar,
sondern auch eine Stellungnahme zur Aufrüstung und zur EU.
"Statt der EU eine Verantwortung für eine friedliche
Entwicklung in der Welt zuzuschreiben, legt der aktuelle
EU-Reformvertrag eine ständige Aufrüstung fest, ferner den Einsatz
von EU-Kampftruppen und einen eigenen Militärhaushalt. Zu diesem
Vertrag sagen wir Nein! Ebenso lehnen wir die nach wie vor immens
hohen Rüstungsausgaben in Deutschland und die damit finanzierte
Umrüstung der Bundeswehr zur Interventionsarmee ab. Stattdessen
unterstützen wir Maßnahmen ziviler Konfliktbearbeitung und fordern
deren Ausbau." Zum inneren Zustand der Truppe 7) sagen wir: Wir
verurteilen die Traditionsarbeit 8) in der Bundeswehr nach dem
Muster der Hitler-Wehrmacht. Neben der rechten Haupttendenz der
Truppe, existiert die neofaschistische Wühlarbeit in der Truppe
weiter. Nazis wollen Einfluss in der Bundeswehr und in der
Gesellschaft, und sie wollen Waffen und Waffenkunde. Dagegen ist
Wachsamkeit geboten. Der Einfluss alter und neuer Nazis auf die
Bundeswehr ist zu unterbinden. 10)
Ein Fazit
Erforderlich ist die enge Verbindung von
Antimilitarismus/Antifaschismus mit der Friedensbewegung. Wir
brauchen eine Friedensbewegung, die auch eine Demokratiebewegung
ist, eine Bewegung gegen Ausgrenzungen, Abschiebungen und
Verweigerung des Asylrechtes. 11) Dazu müsste an den Konsens von
1945 wieder angeknüpft werden, der besagt: "Die Vernichtung
des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer
neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel."
(Schwur von Buchenwald) Das bedeutet vor allem: Die Einhaltung der
UNO-Charta und des Völkerrechts. In Potsdam wurde den Deutschen
jede nazistische und militaristische Betätigung und Propaganda
verboten. Deutschland hat sich aufgrund seiner Geschichte ganz aus
Kriegen fernzuhalten. Es gelten die UNO-Charta-Artikel fort, die
Deutschland das Kriegführen verbieten. Und es gilt das Grundgesetz,
dessen Grundrechtekatalog und dessen antimilitaristische und
demokratische Bestandteile zu verteidigen sind. Es gilt der
Grundgesetzartikel 139 fort, gegen den bestimmte BVG-Urteile
verstoßen. 12)
Anmerkungen
1.) Im März 1999 richteten Holocaust-Überlebende einen Brief an
die Regierung gegen die "neue Art der Auschwitzlüge".
Siehe: http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/auschwitz-lu_ge.htm
Zum 10. Jahrestag des NATO- und Bundeswehrkrieges gegen Jugoslawien
steht der Test wieder zur Verfügung, der damals von jüdischen
antifaschistischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, Überlebenden
des Holocaust, herausgegeben wurde. Der Text erschien in einer
ganzseitigen Anzeige in der "Frankfurter Rundschau". Er
wurde gewissermaßen zum historischen Dokument.
2.) Bundeswehr-Generalinspekteure führten in den 90er Jahren aus
und schrieben es in die Verteidigungspolitischen Richtlinien:
Militär ist dazu da, um deutsche Interessen zu verteidigen
und sie stellten fest: Es gibt nur noch zwei Währungen in der Welt,
wirtschaftliche Interessen und militärische Macht, um sie
durchzusetzen Den Ex-Verteidigungsminister Rupert Scholz hörte ich
im Sept. 1991 auf einer Tagung von Offizieren und Managern sagen: "Wir
glauben, dass wir die wichtigsten Folgen des zweiten Weltkrieges
überwunden und bewältigt hätten. Aber in anderen Bereichen sind
wir heute damit befasst, noch die Folgen des Ersten Weltkrieges zu
bewältigen. Jugoslawien ist als eine Folge des Ersten Weltkrieges
eine sehr künstliche, mit dem Selbstbestimmungsrecht nie vereinbar
gewesene Konstruktion." So kam es zum Krieg um Jugoslawien
und gegen Serbien. (Zitiert nach Ulrich Sander "Macht im
Hintergrund - Militär und Politik in Deutschland von Seeckt bis
Struck", Neue Kleine Bibliothek 96, Papy Rossa, Köln)
3.) Im Zusammenhang mit dem Bekanntwerden der Mitgliedschaft des
NPD-Vorsitzenden und Hauptmanns der Reserve Udo Voigt im Reservistenkader
der Bundeswehr und im Bundeswehrverband wurde bekannt, das dieser
nach gegenwärtig gültigen Bestimmungen nicht aus der Bundeswehr
und dem Bundeswehrverband ausgeschlossen werden könne. Für viele
tausend Nazis und Neonazis galt und gilt dasselbe.
Traditionsverbände, Reservistenverbände, Bundeswehrverband und der
Reservistenkader der Bundeswehr im Rahmen der Zivilmilitärischen
Zusammenarbeit sind durchsetzt mit Neonazis bzw. stehen ihnen offen,
um das "Waffenhandwerk" zu erlernen.
4.) Im Rahmen der ZMZ - Zivilmilitärischen Zusammenarbeit
- sollen Millionen von ehemaligen Bundeswehrsoldaten, darunter auch
die rechtsextremen Reservisten, ständig einsatzbereit sein.
Im Februar 2005 beschloss der Bundestag auf Initiative von
"Rot-Grün" eine Neuordnung der Reserve der Bundeswehr.
Darin wird das Alter, in dem Wehrpflichtige auch Reservisten sind,
von 45 auf 60 Jahre angehoben. Sie sollen auch im Spannungs- und
Notstandsfall herangezogen werden; es wird eine neue Wehrdienstform
"Hilfeleistung im Inland" eingeführt. ZMZ-Kommandos
wurden in allen kreisfreien Städten und allen Landkreisen bei den
Oberbürgermeistern und Landräten installiert. Sie koordinieren den
Einsatz der Bundeswehr im Innern. Es schreibt die Initiative "bundeswehr
wegtreten" in ihrer Zeitung "Stop! War Civil": "Eine
Krake greift nach der deutschen Gesellschaft. Sie heißt
zivilmilitärische Zusammenarbeit, kurz ZMZ. Sie fasst nach allen
Bereichen, so u.a. Arbeitsämtern, Universitäten, Schulen,
Sportvereinen, Logistik, Rathäusern und Landratsämtern und
Krankenhäusern."
5.) Pläne für Demokratieabbau werden besonders mit dem
Namen Schäuble verbunden. Zwar schweigt der Bundesinnenminister
derzeit zu diesen Plänen - sie passen nicht in den Wahlkampf - aber
sie sind nicht begraben. Heribert Prantl schreibt: "Die Pläne
Schäubles sind der vorläufige Höhepunkt einer gefährlichen
Abkehr vom rechtsstaatlichen Polizei- und Strafrecht. Grundrechte
gelten dieser neuen Sicherheitspolitik eher als Hindernisse, denn
als Wegweiser - siehe Lauschangriff, siehe uferlose Ausweitung der
Telefonüberwachung, siehe Vorratsspeicherung von Internet-Daten,
siehe heimliche Durchsuchung privater Computer." (2.1.07). -
Heribert Prantl weiter in der "Süddeutschen" vom 2.
Januar 2007 zu den Plänen Schäubles: "Wenn in
außergewöhnlichen Gefährdungslagen gewöhnliche Mittel des Rechts
nicht auszureichen scheinen, greife man zu außergewöhnlichen; und
wenn die in Friedenszeiten nicht erlaubt sind, dann erkläre man, es
sei halt sozusagen Krieg." (...) "Die Feststellung des
Verteidigungsfalls steht nicht im Ermessen der Bundesregierung,
sondern obliegt Bundestag und Bundesrat, im Eilfall einem
Gemeinsamen Ausschuss. (...) Bei ‚Gefahr für die Grundlagen des
Gemeinwesens' will Schäuble die bewaffneten Streitkräfte nach
Kriegsvölkerrecht operieren lassen." Jedoch: "Das
Verfassungsgericht hat eine gesetzliche Erlaubnis für den
vermeintlichen) Rettungsabschuss eines Flugzeugs verboten."
Dagegen sollen freiwillige Piloten im Notstandsfall handeln, schlug
das Verteidigungsministerium vor.
6.) "Ausländer raus" da facto und Abschiebehaft de
jure sind nach wie vor Kennzeichen der Ausländerpolitik und
der "Festung Europa"-Konzeption, siehe dazu Anmerkung 2.).
Migranten, Flüchtlinge können ein Kriegsgrund sein, sie gehören
zum Feindbild der Bundeswehr: "politischer Fundamentalismus und
Terrorismus stellen eine Bedrohung für alle dar. Darüber hinaus
wirken sich Verknappung von Ressourcen und Migrations- und
Flüchtlingsbewegungen auch auf die europäische Sicherheitslage
aus." (IfdT Inf. für die Truppe, März 1999) "Wenn
wir", so 1998 Minister Volker Rühe, "im Kosovo nicht
richtig reagieren, haben wir noch mehr Flüchtlinge im Land."
Die EU-Regierungen erörtern ständig Maßnahmen, um
Flüchtlingsströme über das Meer auch mit militärischen Mitteln
abzuwehren (FRONTEX).
7.) In Arge-Arbeitsagenturen und Schulen macht sich die
Bundeswehr breit. Junge Arbeitslose mit ausreichenden Fähigkeiten
sollen in die Bundeswehr gedrängt werden. In Schulen wird
militaristische Propaganda getrieben. Beispiel: Fast unbemerkt von
der Öffentlichkeit haben das Bildungsministerium NRW und die
Bundeswehr bereits im Herbst letzten Jahres eine weit reichende
"Kooperationsvereinbarung" geschlossen, von der die etwa
1,8 Millionen Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufen 1 und 2
sowie der Berufskollegs betroffen sind. Offiziere treten als Lehrer
auf. Inhaltlich geht es um eine noch engere Zusammenarbeit zwischen
Schulen und Armee, die bundesweit ein Novum ist und die zeigt, wie
die Schule für menschenverachtende Kriegszwecke instrumentalisiert
wird.
8.) Die Traditionsverbände der Wehrmacht pflegen eine
enge Zusammenarbeit mit der Bundeswehr und umgekehrt. In der
Bundeswehr haben sie vielfältige Wirkungsmöglichkeiten, dürfen
dort Nachwuchs werben. Sie wirken mit an
"Traditionsräumen" in Kasernen, die oftmals nach
NS-Wehrmachtsgrößen benannt sind. Besonders eng ist die
Zusammenarbeit von Bundeswehr und Kameradenkreis Gebirgstruppe e.V.,
dessen jährliche Treffen auf dem Hohen Brendten bei Mittenwald von
der Bundeswehr, ja sogar vom Bundesverteidigungsministerium
unterstützt werden.
9.) Die Kriege von heute erfordern die Tradition der Wehrmacht.
In der Zeitschrift "Der Deutsche Fallschirmjäger"
(Nr.4/99) stellte Brigadegeneral a.D. Dr. Günter Roth (bis 1995
Leiter des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes) die bezeichnende
Frage, "ob eine Einsatzarmee - ohne auf die zeitgemäße
Umsetzung der militärischen Erfahrungen der Wehrmacht im Sinne
kritisch auswählenden Traditionsverständnisses zurückzugreifen -
ihre Kampfaufträge erfüllen kann." In
"Gebirgstruppe" Nr. 6/08 spricht sich ein
Bundeswehrgeneral a.D. dafür aus, die Strafverfolgung von
Kriegsverbrechern aus der Wehrmacht einzustellen, da Taten wie in
jener Zeit auch heute der Bundeswehr unterlaufen können und bei den
US-Alliierten an der Tagesordnung seien.
10.) Ein vom Bundesausschuss der VVN-BdA im Juni 2008
beschlossener Antrag an den Bundeskongress lautet: "Der Protest
zeigt Wirkung! Nicht nachlassen: Schluss mit dem
NS-Wehrmachtstreffen der Gebirgsjäger in Mittenwald! - Seit
2002 unternehmen die Gruppe ‚Angreifbare Traditionspflege' und
VVN/BdA Anstrengungen, um das größte Soldatentreffen, gewidmet den
‚Helden' der Wehrmachts-Gebirgsjäger und ihren Nachfolgern in der
Bundeswehr, zu beenden und die dort geehrten Kriegsverbrecher ihrer
Strafe zuzuführen und ihre Traditionsarbeit abzuschaffen. In diesem
Jahr konnte dieses Treffen erstmals seit 50 Jahren aufgrund der
Einwände der Tourismusbranche wegen der fortgesetzten Proteste
nicht zu Pfingsten stattfinden. Auch ging die Teilnehmerzahl für
dieses Treffen deutlich zurück. Die Bundesorganisation unterstützt
die Zielsetzung der Aktionen gegen die Gebirgsjägerkameradschaften
und deren Traditionspflege. Der Bundesausschuss wird beauftragt,
über konkrete Formen der Unterstützung zu entscheiden." (Beschluss
I-3, 3. Bundeskongress der VVN-BdA, Beschlossen vom Bundesausschuss
21.06.0)
11.) Die ausländerfeindliche Politik Deutschlands hat
sich zu ausländerfeindlichen Politik der EU entwickelt. Das
Stichwort ist Frontex. Es wurde zum "Massengrab"
für unerwünschte Ausländer. Lothar Bisky (Die Linke) sprach es im
Bundestag aus: "Es ist zynisch, die Heimat dieser Menschen mit
Waren zu überfluten, ihre Sehnsucht nach einer Perspektive aber im
Mittelmeer zu ertränken. Ich will deutlich sagen: FRONTEX ist eine
humanitäre Katastrophe." Und das Vorstandsmitglied der
Europäischen Linkspartei Christiane Reymann führte in "Junge
Welt" aus: "Die real existierende EU ist sehr wohl eine
Bedrohung, nicht nur weil sie Krieg führt und in ihrer Verquickung
mit der NATO für weitere Kriege aufrüstet. Aktuell bedroht die EU
nicht nur, sie zerstört vielmehr mit ihrer Politik und der
Lebensweise, die sie fördert, die Umwelt und die
Ernährungsgrundlagen in den armen Ländern. Es ist die Politik der
EU, die das Mittelmeer zum Massengrab macht, den Gesellschaften
durch Privatisierungen ihr Eigentum raubt, Armut sät durch
Lohndumping und Prekarisierung, die das Soziale zu Grunde richtet
und Demokratie tief verletzt." - Schließlich noch einmal zu
FRONTEX und dem Begriff "Massengrab": Heribert Prantl von
der "Süddeutschen Zeitung" und das Grundrechtekomitee in
Köln - wie viele andere auch - prangern die EU an, die
beispielsweise jährlich eintausend Leichensäcke an Libyen liefert,
um die Opfer gescheiterter Fluchtversuche zu bergen.
12.) Das Bundesverfassungsgericht hat wiederholt
Naziaufmärsche als Bekundung "missliebiger" Meinungen
genehmigt. Das höchste NRW-Gericht, das Oberverwaltungsgericht in
Münster, lehnt diese Rechtssprechung des Karlsruher BVG ab, und
betont, dass Rechtsextremismus grundgesetzwidrig sei und auch nicht
mit den Mitteln des Demonstrationsrechte zu legitimieren ist.
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