12.08.08
Vorgehen der Gebirgstruppe e.V. gegen VVN-BdA
erinnert an Prozesse gegen Lorenz Knorr
Er hatte die Bundeswehrführung
als "Massenmörder" bezeichnet und siegte vor
Gericht
Gegen die VVN-BdA und ihren Bundessprecher Ulrich Sander
(Journalist aus Dortmund) will der Kameradenkreis Gebirgstruppe
e.V., ein Traditionsvereinsverein von Wehrmachts- und
Bundeswehrsoldaten, der sich der Rechtfertigung des Hitlerkrieges
verschrieben hat und zahlreiche schwer belastete Kriegsverbrecher in
seinen Reihen hatte (...), einen Widerruf wehrmachtskritischer
Äußerungen erreichen. (Siehe "Antwort
auf Strafandrohung wg. „Herabsetzung“ der Wehrmachtsveteranen") Das Vorgehen erinnert an die
mehrjährigen Prozesse seit 1962 gegen den Antifaschisten Lorenz
Knorr, der die Bundeswehrführung als "Massenmörder"
bezeichnet hatte. Letztlich obsiegte Knorr. Über die Prozesse
berichtet Knorr in dem Buch von Ulrich Sander "Szenen einer
Nähe" (Bonn 1998). Hier der der Auszug von Seite 124 bis 129.
Erinnerungen an einen Prozeß - Nazigeneräle im kalten Krieg
Von LORENZ KNORR
Zehn Jahre währte ein juristisches Verfahren, das zu Zeiten des
Kalten Krieges Franz Josef Strauß als Verteidigungsminister und
fünf Generale an der Spitze der Bundeswehr gegen Lorenz Knorr
anstrengten. Knorr war damals Bundessekretär der Sozialistischen
Jugend Die Falken und dann Präsidiumsmitglied der Deutschen
Friedensunion. Er hat am antifaschistischen Widerstand teilgenommen
und ist heute Mitglied des Bundesausschusses der Vereinigung der
Verfolgten des Naziregimes/BdA. Die klagenden Generäle hatten an
der Spitze von Hitlers Vernichtungsfeldzügen gestanden.
Lorenz Knorr forderte 1962 mehrfach, die führenden Bundeswehr
Generale gehörten auf die Anklagebank, denn sie waren
dokumentarisch belegbar am Massenmord beteiligt. Ein
Oberstaatsanwalt, selbst Kriegsverbrecher, erhob Anklage gegen Knorr
wegen "Beleidigung'", später kam ein Verfahren wegen
"Staatsgefährdung" dazu. Nicht die Kriegsverbrecher kamen
vor Gericht, sondern einer, der die Wahrheit über sie verkündete.
Obwohl mit ca. 200 beglaubigten Dokumenten der Wahrheitsbeweis
erbracht wurde, verurteilte das Gericht in 1. Instanz Lorenz Knorr
zu 300 DM Geldstrafe. Der Richter war selbst wegen rechtswidriger
Nazi-Urteile nach dem Krieg vom Landesgerichtsrat zum Amtsrichter
degradiert worden.
Die Presse stellte fest: Der Angeklagte wurde zum Ankläger; er
ist moralischer Sieger. Der "Bayernkurier" hielt empört
dagegen: "60 DM ist dem Gericht die Ehre eines
Bundeswehr-Generals wert!"
Verteidigung und Staatsanwaltschaft gingen in die Berufung: 2.000
DM Geldstrafe in der 2. Instanz. Ein Senat des Bundesgerichtshofes
in Karlsruhe verwarf die folgende Revision des Angeklagten Lorenz
Knorr. Dieser wies nach, daß der Vorsitzende jenes BGH-Senats als
Nazi-Jurist viele SS-Richter ausbildete. Wegen unglaublicher
Formulierungen - Vergleich Knorr mit Hitler - wurde der gesamte Senat
abgelöst. Das Bundesverfassungsgericht war eingeschaltet.
Rund 3.000 Solidaritätserklärungen aus allen Erdteilen und
Protestschreiben an Gerichte, Bundespräsident und Regierung trafen
ein: Von Staatsoberhäuptern, Kronjuristen, Bischöfen, bekannten
Wissenschaftlern und Künstlern. Heusinger, inzwischen Vorsitzender
des NATO-Militärausschusses, und Speidel, inzwischen
Oberbefehlshaber NATO-Mitte, mußten vorzeitig diese Ämter aufgeben
internationaler politischer Druck bewirkte es. Der als
Kriegsverbrecher bezeichnete Foertsch folgte.
Typisch für die Bundesrepublik Deutschland insofern:
Zehntausende Widerstandskämpfer, Antifaschisten und Aktivisten der
Friedensbewegung wurden damals in politischen Prozessen von
Staatsanwälten und Richtern angeklagt und verurteilt, die bereits
vor 1945 "Recht" sprachen. Lorenz Knorr hat anläßlich
der jüngsten Vorgänge in der Bundeswehr die Entwicklung in jenen
Jahren nachgezeichnet. Er schrieb am 9. Januar 1998 in "Unsere
Zeit":
Hitlers "Techniker der Entvölkerung" als
Vorbilder der Bundeswehr
Der ranghöchste General der Anfangszeit war Adolf Heusinger,
er gehörte schon vor der Gründung der BRD zu den engsten
militärischen Beratern des erzkonservativen CDU-Vorsitzenden
Adenauer. Heusinger sprach mit General Speidel bereits 1949 beim
Hohen Kommissar der USA, McCloy, vor wegen Begnadigung und
Entlassung der als Kriegsverbrecher verurteilten und inhaftierten
Hitler-Generäle, "weil sonst die deutsche Wiederaufrüstung
blockiert" würde. Von 1957 bis 1961 wirkte Heusinger als
Generalinspekteur der Bundeswehr.
Über Hitler äußerte sich Reichswehr-Hauptmann Heusinger
bereits 1923: "Er ist der von Gott gesendete Mann, der die
Deutschen herausführen wird aus ihrer schrecklichen
Konstitution" (vgl. Ch. R. Allen, Heusinger of The Fourth
Reich, New York 1963, S. 27). Als Ia der Operationsabteilung im OKH
und ab 1940 als Hitlers Operationschef konzipierte er fast alle
völkerrechtswidrigen Aggressionspläne im militärischen Detail.
Bild-Dokumente und Wehrmachts-Urkunden belegen, daß Heusinger zum
engsten militärischen Beraterkreis Hitlers gehörte und daß er das
seltene Privileg des "direkten Vortrags beim Führer"
besaß. Mit SS-General Bach-Zelewski war er zuständig für die
Partisanenbekämpfung. Diese nützte man für die auf Befehl Hitlers
eingeleitete "Technik der Entvölkerung." Ca. 30 Millionen
"Juden und Slawen" wollten Nazi-Führung und zuständige
Heerführer ausrotten, "um deutschen Lebensraum zu
schaffen" bis zur strategischen Linie Archangels/Astrachan. Die
infernalischen "Richtlinien für die Bandenbekämpfung"
der "Jagdkommandos" verfaßte Heusinger. Hunderttausende
waren die Opfer, auch Frauen und Kinder, sowie
"Verdächtige", keineswegs nur Partisanen, die ihre Heimat
gegen den Aggressor verteidigten. Nach eigenen Memoiren-Bekundungen
Heusingers erklärte ihm Hitler, als der Operationschef "ein
Kommando an der Front" erbat: "Sie müssen bleiben. Ich
kann Sie jetzt nicht entbehren." Was Heusinger zu verantworten
hat, ist mehr als Massenmord, es ist ein Fall von Genozid. Eben
"Technik der Entvölkerung". Irreführend erkoren
interessierte Kräfte ihren Heusinger als
"Widerständler".
Zwar verhörten ihn SS und Gestapo nach dem 20. Juli 1944 und
verwiesen ihn in einen durchaus luxuriösen "Hausarrest".
Dafür entschuldigte sich Hitler bei Heusinger (lt. Heusinger). Im
Hausarrest entwarf er den Plan vom "letzten Aufgebot, dem
Volkssturm" und verriet den Widerständler General Stieff, der
auch hingerichtet wurde. Heusinger am 27. September 1958 vor dem
Offizierskorps: "Wir müssen uns an die Vergangenheit
erinnern... Laßt uns festhalten an den alten Prinzipien, die wir
noch gebrauchen werden" (vgl Ch. R. Allen).
General Hans Speidel, ebenfalls aus der nicht gerade
demokratiefreundlichen Reichswehr kommend, hatte eine zwielichtige
Vorgeschichte, als Stabschef im besetzten Frankreich, wo er 500
Geiseln erschießen ließ. Auch für die Deportation von 3000
"Kommunisten und Juden" in Vernichtungslager ist er
verantwortlich. Nicht nur in Frankreich war und ist er als
"Geiselmörder" bekannt. Präsident de Gaulle verwies ihn
1963 als Oberbefehlshaber von NATO-Mitte/Landstreitkräfte mit
48-Stundenfrist des Landes, als Einzelheiten seiner Verbrechen
bekannt wurden. Trotz aller Dementis bestanden französische Zeugen
darauf, daß Speidel 1934 an der Ermordung des jugoslawischen
Königs Alexander I. und des französischen Außenministers Barthou
einem Vertreter eines europäisch-kollektiven Sicherheitssystems
kontra Aggressoren konspirativ beteiligt war. Im Südabschnitt der
Ostfront sorgte Speidel ab 1942 dafür, daß Heusingers
"Bandenbekämpfung" konsequent durchgesetzt wurde: Er
gehörte zu den "Technikern der Entvölkerung".
Speidel gab sich als Widerständler aus. Tatsächlich verriet
er die Generale Stülpnagel und Hofacker, die hingerichtet wurden,
und Marschall Rommel, der zum Freitod genötigt wurde. Die
"Wehrkunde" berichtete, daß Speidel maßgeblich dazu
beitrug, daß die NATO sein Konzept der
"Vorwärtsverteidigung" übernahm!
Ein anderer "Techniker der Entvölkerung" an der
Spitze der Bundeswehr ab 1961 war General F. Foertsch, ein
verurteilter Kriegsverbrecher! Er exekutierte soweit es möglich war
einen der schrecklichsten Führer-Befehle: Leningrad sollte
"dem Erdboden gleichgemacht" und die Kultur der Russen im
Großraum um Leningrad "ausgelöscht" werden. Mehr als
800.000 Leningrader, meist Frauen und Kinder, gehörten zu den
Opfern seiner Befehle. Auch bei der "Bandenbekämpfung"
erwarb sich Foertsch hohe Meriten.
Diese drei Generäle mußten vorzeitig ihren Dienst
quittieren, als 1963 ein Gerichtsverfahren in Solingen weltweites
Aufsehen erregte: Ich hatte sie als "Massenmörder"
bezeichnet und dies im Detail mit schlüssigen Dokumenten belegte
(die natürlich auch den Bonner Herren bekannt waren).
Nachfolger von Heusinger und Foertsch wurde H. Trettner. Als
Offizier der Legion Condor beteiligte er sich an der
völkerrechtswidrigen Bombardierung von Guernica. 1940 verantwortete
er die Bombardierung der offenen Stadt Rotterdam während eines
vereinbarten Waffenstillstandes, Auf Kreta, im Raum Smolensk und
später in Italien war er maßgeblich an der
"Bandenbekämpfung" beteiligt. Wegen Differenzen mit dem
Minister betreffend "Traditionspflege" schied er 1966 aus
dem Amt.
"Uniformierter Schrumpfkopf" als Bildungsziel?
Es ist nur folgerichtig, daß diese und andere
Hitler-Generäle 1966 in der "Generals-Denkschrift" die
atomare Bewaffnung der Bundeswehr forderten. Was durch Aggressionen
und Kriegsverbrechen verloren war, trachteten sie zurückzuerobern
auch mit dem Risiko des atomaren Holocaust. Es war jedoch keineswegs
nur Militarismus, Revanchismus, Rassismus und Nationalismus nach
außen, also insgesamt Rechtsextremismus, was die Haltung der
Generäle kennzeichnete. Autoritäre Praktiken, Militarismus und
Demokratiefeindlichkeit nach innen ergänzte dieses skrupellose
Abenteurertum. Beim Streit um die Notstandsgesetze, dem
"Kriegsrecht in Friedenszeiten", drängten die Generäle
die politisch Verantwortlichen. Sie wollten die Zivilgesellschaft
ihren traditionellen "militärischen Notwendigkeiten"
unterwerfen. Zum doppelten Skandal entwickelte sich 1964 der Bericht
des Wehrbeauftragten Admiral a. D. Heye/CDU. Nach Kenntnis des
Innenlebens der Truppe warnte er vor dem "uniformierten
Schrumpfkopf". Heye: "Wenn wir das Ruder jetzt nicht
herumwerfen, entwickelt sich die Bundeswehr zu einer Truppe, wie wir
sie nicht gewollt haben. Der Trend zum Staat im Staate ist
unverkennbar". Heye kritisierte das
"Herrenmenschen-Denken" bei vielen Offizieren und die
Praxis, den Willen der Soldaten permanent zu brechen. Die ranghohen
militärischen Berater des Ministers seien Gegner des
"Staatsbürgers in Uniform". Die Betroffenen in Politik
und Bundeswehr entfachten mit Hilfe regierungskonformer Medien eine
Hetzjagd auf den seriösen Kritiker. Er mußte den Hut nehmen, nicht
die "Traditionalisten" in der Bundeswehr! Aus dem
Blickwinkel rechtskonservativer Kräfte schien das völlig normal,
was die Ewiggestrigen in der Bundeswehrführung kontra
"Staatsbürger in Uniform" praktizierten. Dies zu
realisierende Postulat degenerierte längst zu einem die Realität
vernebelnden Aushängeschild.
Einer der erklärten Hauptwidersacher des "Staatsbürgers
in Uniform", der für Erziehung und Bildung verantwortliche
General Karst publizierte nach seiner Pensionierung 1970 in
rechtslastigen Schriften.
Symptomatisch war die Denkschrift des Heeresinspekteurs
General Schnez. Er agierte einst als hoher Hitlerjugend-Führer und
als "150prozentiger Nazi". "Politische und
militärische Führung müssen sich klar und deutlich zur deutschen
Soldatentradition bekennen", forderte er 1970. Zu dieser
Tradition gehören außer Soldatenschinderei, Rassismus und
Untertanenmentalität bekanntlich auch die Vernichtungskriege und
schwerste Kriegsverbrechen! Schnez verlangte nicht nur für die
Bundeswehr, sondern auch für die Gesellschaft "eine Reform an
Haupt und Gliedern". Wollte er den "großen
Generalstab" alter Zeiten in einem parlamentarisch nicht mehr
kontrollierten autoritären Staat? Schnez blieb im Amt! Die
"alten Kameraden" stützen ihn, auch gegen den Minister.
General Grashey, Stellvertreter von Schnez, hielt vor der
Bundeswehr-Führungsakademie einen schneidigen rechtslastigen
Vortrag, der öffentliches Aufsehen und auch interne Kritik
auslöste. Er mußte gehen. Ebenso die Generale Franke und Krupinski,
die den SPD-Politiker Wehner öffentlich diffamierten. Dafür durfte
Heeresinspekteur General Hildebrandt bleiben, obwohl er 1975 an
einer Siegesparade des spanischen Diktators Franco in Uniform mit
Orden teilnahm. Die militärische Zerschlagung der spanischen
Demokratie war der Bonner Generalität offenbar der Ehrung wert. Und
die Bundesregierung schluckte es. Der Kanzler hieß damals Helmut
Schmidt und der zuständige Minister war Georg Leber, beide SPD. Mit
dieser "Macht in der Demokratie" wollte man sich nicht
anlegen! "Diese Generäle haben die heutige mittlere
Offiziersgeneration ausgebildet und ihren Geist geprägt",
schrieb der SPD-Militärexperte Horn/ MdB 1974. Die "Generäle
spielen wenigstens in Gedanken mit ... Verfassungsbruch".
Bekanntlich gab es eine Reihe von Offizieren, die als
Funktionsträger der NPD wirkten. In den Garnisonen der Bundeswehr
waren und sind die Stimmanteile rechtsextremer Parteien drei- bis
viermal so hoch wie im Durchschnitt. Bundeswehroffiziere nahmen von
Anfang an in Uniform an Treffen militaristischer Traditionsverbände
teil. Die Benennung von Kasernen nach Kriegsverbrechern,
Hitler-Freunden und anderen Demokratiefeinden ist ebenso bekannt wie
rechtslastige Verlage als Zulieferer für Bundeswehrbibliotheken.
Das Traditionsverständnis der Hitler-Generäle und der von ihnen
Geprägten setzte sich durch. Die Prozesse wegen unmenschlicher
"Ausbildungspraktiken" unterer Dienstgrade, die
"knallharte Jawoll-Sager" heranbilden wollten, trafen
nicht die tatsächlich Verantwortlichen.
Bevor es eine parlamentarische und öffentliche Debatte oder
Festlegung der Rolle des größer gewordenen Deutschland in der
weltpolitischen Arena gab, preschten Generäle vor, geprägt von den
alten Traditionalisten. Ihr Verständnis von Staat, Demokratie und
der Funktion der Streitkräfte zeigten sie, als sie die
"Verteidigungspolitischen Richtlinien" formulierten. Diese
sind zwar politisch vom zuständigen Minister zu verantworten.
Jedoch gaben die Spitzenmilitärs etwas genauer das vor, was die
CDU/CSU-Fraktion am 15. Januar 1993 also 15 Monate nach dem 1.
Generalsentwurf in einem zunächst gescheiterten Antrag auf
Grundgesetzänderung fixierten. Den Primat der Politik sowie
grundgesetzliche und völkerrechtliche Verpflichtungen ignorierend
was bei deutschen Generälen kein Novum ist , legten die
goldbetreßten Herren einige Prinzipien der neuen Globalstrategie
fest. An die Stelle des Verteidigungsauftrages setzten sie weltweite
militärische Interventionen. Zugleich begann der Umbau der
Bundeswehr auf "Krisenreaktionskräfte" für Aktionen
"out of area" und nicht mehr benötigte
Heimatverteidigungskräfte. "Putschistisches Verhalten"
nannte ein Friedensforscher diese Praxis. Der von Bundeskanzler Kohl
protegierte Generalinspekteur Klaus Naumann schrieb bereits in
11/1991 der "Information für die Truppe": Die Bundeswehr
habe nun "für Einsätze auch außerhalb des Bündnisgebietes
zur Verfügung zu stehen, soweit es deutsche Interessen
gebieten". Was deutsche Interessen sind, legte die Generalität
fest. Sie bleiben in den Spuren der "Techniker der
Entvölkerung". Zitiert nach dem "Spiegel" schrieb
General Naumann: "Nicht mehr reagierend verhalten, sondern
agieren bis hin zum präventiven Handeln"! Den
"Erstschlag" schloß er nicht aus!
Die Umsetzung solcher Vorgaben in der
"Truppenpraxis" 2/3-1996 und in der Ausbildung der
Soldaten mußte folgen. Nach traditionellem Muster erkennt man den
Feind als "rohe und barbarische Krieger", die zu jeder
"Grausamkeit ... fähig sind", während die "Soldaten
der westlichen Demokratien" mit ihren "moralischen
Prinzipien" dementsprechend eingreifen. So wird der
"uniformierte Schrumpfkopf" ausgebildet: Die
Gewaltverbrechen der deutschen Wehrmacht oder die der USA in Vietnam
und anderswo bleiben ausgeblendet; jene, die für ihre Emanzipation
kämpfen und ihre Rohstoffe in eigener Verfügung behalten wollen,
sind die "kleinen bösen Männer"!
Angesichts dieser unvollständigen Auflistung von Skandalen in
der von Kriegsverbrechern geprägten Bundeswehr sind die in letzter
Zeit bekannt gewordenen rechtsextremen Exzesse nur die Spitze eines
Eisbergs. Bei allem Respekt vor den Dienstgraden des
"Darmstädter Signals" und anderer demokratischer
Soldaten: Wenn der Fisch stinkt beginnt es beim Kopf! sagt der
Volksmund. Die jahrzehntelange rechtskonservative und
deutschnationale Beeinflussung der Streitkräfte sowie die Duldung
und Vertuschung rechtsextremer Praktiken sind nicht in einem Akt zu
beseitigen. Aber ein Anfang wäre zu machen. Nur eine informierte
und kritische Öffentlichkeit sowie gezielte antimilitaristische
Aktionen können die Wende einleiten.
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