18.03.08
"Krieg an der Heimatfront darf man es nicht
nennen"
Verfassungsschutzamt
kriminalisiert Kritiker der Bundeswehr und des Bundesinnenministers
als "verfassungsfeindlich"
Die Bundeswehreinsätze im Innern sind nach wie vor illegal - doch nicht
die Bundeswehr taucht im Verfassungsschutz Baden-Württembergs als
Verfassungsfeind auf, sondern die Kritiker an dem illegalen Einsatz.
Der Schäuble-Katalog vom Juli 2007 (Spiegel-Interview) zum Aufbau
des autoritären Überwachungsstaates ist glücklicherweise noch
nicht in Kraft (oder insgeheim wohl?), doch schon werden die
Kritiker daran (hier die VVN-BdA) vom Verfassungsschutz auf die
Liste der Verfassungsfeinde gesetzt. Das Grundgesetz kennt noch
immer das Verbot des Nationalsozialismus (Artikel 139), doch die
jenigen, die sich den Nazis in den Weg stellen (Faschismus ist keine
Meinung, sondern ein Verbrechen), werden als Verfassungsbrecher
dargestellt, weil sie den Nazis ihre Versammlungsfreiheit streitig
machen. Bitte sehen Sie Ulrich Sanders Minderner Referat unter http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/0360_heimatfront.htm
(Auszug unten)
und beachten Sie dazu den Anhang aus dem neusten
Verfassungsschutzbericht von Baden-Württemberg.
Mit freundlichen Grüßen Ulrich Sander
Dies ist der Auszug aus dem Mindener
Referat, der den Verfassungsschutz von Baden Württemberg so
aufregte:
Der Abbau der Freiheitsrechte wird mit dem Krieg gegen den Terror
begründet, der von außen in unser Land getragen wird.
Bundesinnenminister Schäuble malt sogar „nukleare Angriffe“ auf
unser Land an die Wand, um mittels Onlindurchsuchungen
flächendeckend Freiheitsrechte abzubauen. Kriegsminister Jung will
eine Grundgesetzänderung erzwingen, um die Bundeswehr auch zum
Kriegführen im Innern des Landes legal einsetzen zu können – und
wenn dieser Verfassungsbruch nicht erlaubt wird, dann werde man eben
den „übergesetzlichen Notstand“ ausrufen, um gegen die
Verfassung zu handeln, z.B. verdächtige Flugzeuge abzuschießen.
In Bundeswehrblättern wie „Information für die Truppe“ wird
seit Jahren auf den Inlandseinsatz gegen den Terror und das heißt
„Chaosgruppen wie z.B. die Gruppe der Globalisierungsgegner“
(IfdT 3/2002) eingestimmt. Per Reservistengesetz vom Februar 2005
wurden noch unter Rot-Grün über eine Million ehemalige Soldaten
zusätzlich für die "Zivil-Militärische Zusammenarbeit ZMZ
Inneres", d.h. für den Einsatz im Innern bereitgestellt. Rund
5 Millionen Reservisten stehen nun ständig zur Verfügung. Man
hatte einfach das Reservistenalter von 45 Jahren auf 60 aufgestockt.
Nach welchen Maßstäben die Bundeswehr ihre Einsätze gegen die
Bevölkerung des jeweils besetzten Landes – also auch des
deutschen Landes - ausrichtet, wird in dem Buch "Geheime
Krieger" des rechtsextremen Generals a.D. und ehemaligen
Gebirgsjäger- und KSK-Kommandeurs Reinhard Günzel ausgeplaudert:
Nach denen der Wehrmachts-Antiterroreinheit Division Brandenburg.
Nebenbei: Diese "Brandenburger" waren u.a. im Juni 1941 in
Lwow/Lemberg dabei, als 7000 Juden in wenigen Stunden von deutschen
und ukrainischen Wehrmachtsangehörigen ermordet wurden.
Und eine solche Bundeswehr steht nun den zivilen Dienstellen „zur
Seite“! Im Rathaus von Dortmund wie in allen größeren Städten
und Landkreisen wurde eine Kommandozentrale geschaffen.
Die Militarisierung des Landes erreicht mit dem neuen
Reservistenkonzept und der neuen „Zivilmilitärische
Zusammenarbeit Inneres“ und ihre Anwendung beim G8-Gipfel einen
neuen Stand. Eine neue extrem rechte Organisation entsteht, -
zusätzlich zum Wirken alter und neuer Rechtsextremer in der
Bundeswehr. Und das ist die Reservistenbewegung.
Zur Instrumentalisierung der Bundeswehr zum Einsatz im Innern
kommt die ideologische extrem rechte Beeinflussung der Bevölkerung:
In rund fünf Millionen Familien gibt es Reservisten, zu denen die
Bundeswehr laufend Kontakt hält. Die militaristischen
Traditionsverbände und die Reservistenverbänden erhalten immer
mehr Macht - und Geld der Steuerzahler. (...)
Und das geschieht in unserem Lande vor allem durch faktische
Beseitigung der grundgesetzlichen Bestimmungen zum Verbot des
Angriffskrieges und seiner Vorbereitung und durch faktische
Streichung der Bestimmung, dass die Bundeswehr nur zur Verteidigung
dient (Artikel 26 und 87a). Anstelle des Grundgesetzes tritt die
Militärdoktrin der EU, ob mit oder ohne EU-Verfassung, die den
grundgesetzlichen Rahmen überwölben – sprich ihn aushebeln soll.
Zur Militarisierung des Landes gehört der Abbau der
demokratischen Rechte. Dies ist ein schneller werdender Prozess. Die
Gefahr einer Rechtsentwicklung ist offensichtlich. Sie fällt in
zwei Teile:
- Anwachsen des Neofaschismus und Duldung und Förderung des
Neonazismus durch den Staat einerseits und
- Abbau der Demokratie durch den Staat, dies auch durch
zunehmende Militarisierung und Ausbau des Überwachungsstaates
andererseits. Das Konzept von Schäuble vom 9. 7. 07 (Spiegel)
besagt:
- Beseitigung des verfassungsmäßig nicht veränderbaren
Artikels 1 des Grundgesetzes (Schutz der Menschenwürde) –
darum geht es beim Jung-Vorstoß für das Abschießen von
Flugzeugen
- Einsperren von „Verschwörern und Gefährdern“ in Lager,
- gezielte Tötungen von Regimegegnern,
- Kommunikationsverbote für politisch Missliebige und ganze
Ausländergruppen,
- Hausdurchsuchungen ohne Anwesenheit von Zeugen und
Betroffenen (geheime Onlinedurchsuchung),
- Einsatz von Militär mit Waffen gegen Demonstranten und
- umfassende Bespitzelung der Bürger durch Polizei und
Geheimdienste (Rasterfahndung).
Das ist Schäubles extrem rechter Katalog, - er macht jedem
faschistischen Umsturzplan alle Ehre. Und Merkel ermutigt Schäuble:
Keine Denkverbote im Kampf gegen den Terror. Merkel sagt: Die
Trennung von innerer und äußerer Sicherheit ist „von gestern“.
Um zum Vorgestern zurückzukehren. Nun also wieder Krieg nach außen
und innen! Ihre Partei nennt es in ihren Dokumenten „Verteidigung
am Hindukusch und in Hindelang“.
Zu den weiteren Schäuble-Plänen gehören: Fingerabdrücke aller
Bundesbürger werden bei der Passbehörde gespeichert, Mautdaten
werden für Fahndungszwecke verwendet. Sodann sollen erfolterte
Geständnisse verwendet werden.
Doch das sind Absichten, wenig beachtet sind die Taten: Mittels
Hartz IV werden Millionen Menschen Grundrechte genommen.
Arbeitszwang für unverschuldet arbeitslose Personen. Junge Menschen
werden in die Armee gepresst, sonst droht Mittellosigkeit. Darauf
laufen die Bundeswehraktionen in den Agenturen für Arbeit hinaus
– die z.T. mit Militärpolizei abgesichert werden. Zugleich:
Millionen Reservisten werden in Dateien erfasst und können mir
nichts dir nichts einberufen werden.
Wir sehen: Das Gewaltkonzept des „Krieges gegen den Terror“
und der damit zusammenhängenden Militärkonzepte richtet sich
keineswegs nur gegen auswärtige Feinde. So
regt sich der Verfassungsschutzes von Baden Württemberg auf: Als
Beispiel für die Sichtweise, die eine neuerliche „Rechtsentwicklung“
in Deutschland zu erkennen glaubt, kann eine Rede des
Bundessprechers der VVN-BdA, Ulrich SANDER, bezeichnet werden, die
er Ende September 2007 in Minden hielt. Sie wurde in Auszügen in
der DKP-Zeitung „Unsere Zeit“ (UZ) Nr. 40 vom 5. Oktober 2007
abgedruckt. Unter der Überschrift „Der Krieg an der
Heimatfront“ - eine Wortwahl im terminologischen Anklang an
die Nationalsozialisten - werden Überlegungen des deutschen
Innenministers zum Schutz der Bevölkerung gegen terroristische
Gefahren als „Schäubles extrem rechter Katalog, - er macht
jedem faschistischen Umsturzplan alle Ehre“ beschrieben. Die „Gefahr
einer Rechtsentwicklung“ in Deutschland sei „offensichtlich“
und durch zwei Merkmale gekennzeichnet: „Anwachsen des
Neofaschismus, Duldung und Förderung der Neonazis als mögliche
gesellschaftliche Reserve durch den Staat“ und „Abbau der
Demokratie durch den Staat, dies auch durch zunehmende
Militarisierung und Ausbau des Überwachungsstaates“. Der von
Bundeswehreinheiten trainierte Einsatz zur Terrorbekämpfung in
Deutschland ziele in Wirklichkeit auch „gegen die
außerparlamentarische Opposition“. Die als Reservisten der
Bundeswehr weiterhin zu Verfügung stehenden Soldaten seien „die
größte rechtsextreme Bewegung“ in Deutschland, die sich „ohne
große Öffentlichkeit, aber staatlich unterstützt“,
formiere. Dies bedeute eine „ideologisch extrem rechte
Beeinflussung der Bevölkerung", da es in Millionen
Familien Reservisten mit fortlaufenden Kontakten zur Bundeswehr
gebe.
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