24.09.07
Abschied von Volker Adam, langjähriger
Vorsitzender der VVN-BdA Köln und stellvertretender
Landesvorsitzender der VVN-BdA NRW
Gedenkrede von Peter Trinogga,
Vorsitzender der VVN-BdA Köln, auf der Trauerfeier für Volker Adam
(30. Oktober 1947 – 11. September 2007) am 19. September 2007
Liebe Claudia, liebe Angehörige von Volker, verehrte Anwesende,
liebe Kameradinnen und Kameraden,
gestatten Sie mir, im Namen der Vereinigung der Verfolgten des
Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten einige
Worte der Erinnerung und der Würdigung an Sie zu richten:
Als mich am Mittwoch vergangener Woche die Nachricht von Volkers
Tod erreichte war ich geschockt. Noch zwei Tage vorher hatte der
Vorstand der Kölner VVN getagt und dabei natürlich auch, wie so
oft in den vergangenen Monaten und Jahren, über Volkers
Gesundheitszustand gesprochen. Wir wussten, dass es ihm schlecht
ging und riefen ihn an diesem Abend noch einmal an, um zu hören, ob
wir helfen könnten. Keiner ahnte dabei, dass dies unser letztes
Gespräch mit Volker sein sollte.
In den letzten Monaten, als es ihm häufig nicht möglich war, am
Leben der VVN direkt und persönlich teilzunehmen, griff Volker oft
auf publizistische Art in die politische Auseinandersetzung ein,
setzte sich mit brennenden Fragen und aktuellen Themen in Artikeln
für die Antifaschistischen Nachrichten, die Antifa oder die
Lokalberichte Köln auseinander. Vor wenigen Wochen überraschte er
uns im Vorstand, als wir ihn wieder einmal damit aufzogen, dass er
seine Beiträge immer noch mit der Hand schrieb, sogar mit der
Aussage, er denke ernsthaft darüber nach, sich einen Computer zu
kaufen. Wer Volker kannte, weiß, was das für ihn bedeutete. Seinen
Aufsatz über die Hetze der Neofaschisten im Kölner Rat, den er
ursprünglich für den Arbeitskreis
Antifaschismus/Antidiskriminierung der Gewerkschaft ver.di
erarbeitet hatte und der seitdem an vielen Stellen dokumentiert
wurde, haben wir in unserem Kölner Rundbrief, der gerade
ausgeliefert wird abgedruckt. (siehe auch www.nrw.vvn-bda.de - hier:
Volker Adam zu Pro Köln und zur IB und seine HJ-Gründer) Wir
dachten bei der Planung in unseren schlimmsten Träumen nicht daran,
dass dieser Artikel sein Vermächtnis werden würde – ein
Vermächtnis, dass wir stets in Ehren halten werden.
Volker trat, zusammen mit seiner Frau Claudia, 1979 in die VVN
ein. Unter dem Eindruck von antifaschistischen
Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfern wie Kurt Bachmann,
Ferdi Hülser, Grete Humbach und Martha Mense setzten sich die
beiden, über den Unvereinbakeitsbeschluss ihrer Partei, der SPD,
bewusst hinweg und wurden Mitglied einer Organisation, die sich den
Kampf gegen Faschismus, Rassismus und Antisemitismus zu ihrer
Aufgabe gemacht hatte. Im Hintergrund stand Volkers
Grundüberzeugung, die ihn zutiefst prägte: Faschismus ist keine
Meinung, sondern ein Verbrechen!
In unserer Organisation, in der damals nicht viele
Sozialdemokraten Mitglied waren, arbeitete Volker viele Jahre lang
im Vorstand mit und wurde Anfang der neunziger Jahre Vorsitzender
der Kölner VVN. Auch ihm ist es zu verdanken, dass die älteste
antifaschistische Vereinigung die Schwierigkeiten der von den
Herrschenden so genannten Wendejahre - als vieles dessen, was wir
für unumkehrbar für alle Ewigkeiten gehalten hatten, zerfiel oder
zerstört wurde, als alte Gewissheiten fast über Nacht ungewiss
wurden und in denen selbst alte Freundschaften oft zerbrachen -
angeschlagen, aber nicht am Boden zerstört, überstand. Für Volker
waren diese Jahre ein sehr schwere Zeit, seine Grundorientierung,
alles zu tun gegen Faschismus und Krieg, blieb bestehen.
Volker leitete die Kölner VVN mehr als ein Jahrzehnt, viele Male
sprach er in all den Jahren am 8. Mai, dem Tag der Befreiung vom
Faschismus, an den Gräbern der sowjetischen Zwangsarbeiter auf dem
Westfriedhof, am 10. November an der Stelle am Ehrenfelder Bahndamm,
an der Zwangsarbeiter und Edelweißpiraten ermordet waren, arbeitete
im El-De-Haus-Verein mit. Außerdem war er lange Zeit
stellvertretender Landesvorsitzender der VVN und prägte auch dort
die Arbeit entscheidend mit.
Ich möchte aber auch an eine andere Seite Volkers erinnern:
Immer mal wieder, leider viel zu selten, griff er zur Gitarre und
machte Musik, gestaltete die Jahresabschlussfeiern der VVN selbst.
Oder er sorgte dafür, zuletzt am 8.Mai dieses Jahres, dass unsere
Veranstaltungen durch literarische Texte, die er selbst ausgesucht
hatte und vortrug, gestaltet wurden. Aus einen Urlauben in
Frankreich mit Claudia brachte er Artikel mit, über Orte der
Erinnerung an den Naziterror, die sie gemeinsam besucht hatten wie
das Waisenhaus von Esieux oder das ehemalige Internierungslager Les
Milles. Nicht zuletzt denke ich an Volker aber auch als jemanden,
der da war, wenn es notwendig war. Als ich vor zwei Jahren wegen des
Todes meiner Mutter kurzfristig verhindert war, am 8. Mai am Mahnmal
am Hansaring wie geplant zu sprechen, war es für ihn
selbstverständlich, als ich ihn am Abend vorher benachrichtigte,
sofort einzuspringen. Volker war bestimmt nicht preußisch korrekt
und hielt auch sonst nicht viel von deutschen Sekundärtugenden –
aber er stand seinen Mann, wo es notwendig war. Volkers viel zu
früher Tod reißt eine Lücke. Diese Lücke wird politisch und
organisatorisch früher oder später zu schließen sein, die
menschliche Lücke aber wird für lange Zeit bleiben.
Im Namen der VVN möchte ich Volker an dieser Stelle noch einmal
für alles was er für uns getan hat danken. Er wird uns fehlen!
Lassen Sie mich schließen mit einigen Zeilen von Heinrich Heine
aus seinem Gedicht Enfant perdu. Sie drücken, besser als ich das
jemals formulieren könnte, aus, was bei aller Sprachlosigkeit im
Angesicht des Todes zu sagen bleibt:
Ein Posten ist vakant, die Wunden klaffen,
der eine fällt, die anderen rücken nach.
Doch fall ich unbesiegt und meine Waffen
sind nicht gebrochen – nur mein Herze brach.
http://www.nrw.vvn-bda.de/bilder/Internationaler_Bund.pdf
http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/0341_pro_ko_ln.htm
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