30.07.07
Die Tätigkeiten der rassistischen "Bürgerbewegung pro
Köln e.V." im Rat der Stadt Köln
Eine Zwischenbilanz von Volker Adam
Volker Adam aus Köln, Mitglied des Landesausschusses der VVN-BdA
in NRW, hat am 14. Juni vor dem Arbeitskreis Antifaschismus und
Antidiskriminierung des Verdi-Gewerkschaftsbezirks Köln den
folgenden Vortrag gehalten. Da "Pro Köln" als aus dem
Neofaschismus stammende "Bürgerbewegung" sich anschickt,
in ganz NRW sich auszubreiten, dürfte die Analyse der extrem
rechten Intensionen und Praktiken von "Pro Köln" von
überregionaler Bedeutung sein. Bemerkenswert sind auch die
abwiegelnden Reaktionen der Kölner Verwaltungsspitze auf die
Vorstöße von Pro Köln. U. S.
Grundlage dieser Untersuchung sind Anträge und Anfragen der
"pro Köln"-Fraktion im Kölner Rat über einen Zeitraum
von 9 Monaten - Januar bis September 2006. Anhand dieses Materials
sollen einerseits die Schwerpunktsetzungen ihrer Arbeit aufgezeigt
und die inhaltliche Stoßrichtung dieser Gruppierung belegt werden. Wie gezeigt wird, kulminieren diese Zielpunkte vor allem in ihren
Grundauffassungen zu Minderheiten und (moslemischen) Ausländern,
die in vielfältiger Antrags- und Anfragenform immer wieder unter
verschiedenen Überschriften zum Ausdruck kommen. Es versteht sich
von selbst, dass hier nur exemplarisch vorgegangen werden konnte.
Das Ergebnis der Summe dieser Beispiele ist allerdings äußerst
aussagekräftig.
Untersuchungsgrundlage waren also die schriftlichen Eingaben von
"pro Köln" vom 3.1.2006 bis zum 28.9.2006. Ihre Anzahl
betrug 56, das sind etwas über 6 solcher Aktivitäten pro Monat -
sitzungsfreie Zeiträume wie die Sommerferien wurden hier
mitgezählt. Teilt man die derartigen Fraktionsaktivitäten in
inhaltliche Raster auf, so ergibt sich ein eindeutiger Schwerpunkt
aller Anträge/Anfragen auf den Bereich "Verhältnis
Deutsche/Ausländer" mit 21 % (= 12 Anträge). Zum Vergleich:
Die wenigsten Anträge/Anfragen gab es zum Bereich "Umwelt und
Ökologie" oder "Soziales" mit unter 4 % (Näheres
dazu später). Rechnet man zu dem Komplex
"Deutsche/Ausländer" die (9) Anträge zu
"Minderheiten" und "Kriminelles" hinzu, was
angesichts der dortigen Aussagen (wie noch gezeigt wird) durchaus
inhaltlich gerechtfertigt ist, so dokumentiert sich mit 37,4 % das
Hauptanliegen der "pro Köln"-Ratsarbeit.
Von der Arbeit in einem Kommunalparlament erwartet man den Punkt
"Kommunales" als Schwerpunkt. Nicht so offenbar "pro
Köln": Mit gerade einmal 9 Anträgen/Anfragen, das sind 16 %
(rechnet man die 4 Anfragen zu städtischen Gesellschaftsformen wie
Messe und Rheinenergie hinzu, kommt man trotzdem auf nur ein
Viertel), verdeutlicht diese Gruppierung ihre (Nicht-)Schwerpunkte)
Doch selbst bei auf den ersten Blick profanen kommunalen Problemen
wird die minderheits- und fremdenfeindliche Politik von "pro
Köln" überdeutlich. So heißt es in einem Antrag (13.4.06)
für ein "Sofortprogramm gegen Schlaglöcher", dass
"die häufig von Touristen frequentierten Straßen in einen
schlaglochfreien Zustand gebracht" wissen will, zur
Finanzierungsfrage u.a.: "Die dafür anfallenden Kosten sollen
wie folgt gedeckt werden: … Zuschuss für interkulturelle
Kunstprojekte, Einladung ehem. Zwangsarbeiter, Betreuung von
Asylbewerbern, Zuschuss an Rom e.V., Zuschuss für Junkiebund e.V.,
Zuschuss für Kölner Anlaufstelle für Drogenabhängige."
Ähnlich sollen auch die Kosten beim "pro Köln"-Antrag
zur Finanzierung der Lernmittelfreiheit (21.6.06) aufgefangen
werden. Die Finanzierung für den "Betrieb der öffentlichen
Brunnen in Köln" (Antrag vom 22.6.06) soll u.a. durch
"Einsparung zur Betreuung von Asylbewerbern" aufgebracht
werden.
Noch eine Bemerkung zu den beiden sozialpolitischen Anträgen,
die "pro Köln" dem Rat meinte zumuten zu müssen. Beide
Anträge befassen sich mit den aufgrund der Hartz-IV-Gesetzgebung
ermöglichten 1-Euro-Jobs. Im ersten Antrag wird die Verwaltung
aufgefordert zu prüfen, ob durch 1-Euro-Jobs reguläre
Arbeitsplätze in Köln vernichtet werden, um in einem zweiten
Antrag zum gleichen Thema die Sorge um die Beschäftigten ins wohl
auch so gemeinte ideologische Gegenteil zu kehren. Sie fordert darin
die Stadt Köln auf, 1-Euro-Jobber als
"Spielplatzbeauftragte" einzustellen, die v.a. die
"Sauberkeit auf den Spielplätzen" wiederherzustellen
haben. U.a. dadurch beschleunigte Arbeitsplatzvernichtung z.B. bei
Beschäftigten im Grünflächenbereich interessiert diese
Arbeitsmarktspezialisten nicht. Vielmehr fehlt auch hier nicht die
Grundanprangerung von Minderheiten. So soll eine der Hauptaufgaben
dieser 1-Euro-Jobber sein: "Alkohol- und Drogenkonsumenten bei
Polizei und Ordnungsamt (zu) melden".
Eines kann schon vorweg genommen werden, weil es auch schon
vielfach dokumentiert wurde. In ihrer Fraktionsarbeit geriert sich
"pro Köln" nicht wie stiefelgeschmückte SA-Rabauken,
sondern bürgerlich-jovial mit einem versuchten intellektuellen
Anstrich. So heißt es bei "pro Köln" natürlich nicht
offen nazistisch und primitiv "Ausländer raus", sondern
folgendermaßen: "Für Ausländer, die nicht integrationsbereit
sind, müssen verstärkt Rückkehrhilfen angeboten werden"
(14.8.06, zum CDU-Antrag "Demographischer Wandel in
Köln").
Auch benutzt "pro Köln" nicht die rüde Lösungsformel
"Ausländer bleibt, wo Ihr seid", sondern fabuliert:
"Köln soll für die Zuwanderung von Ausländern aus
bildungsfernen Schichten unattraktiv werden." (a.a.O.)
Einen seiner sprachlichen und intellektuellen (?) Höhepunkte
erreicht "pro Köln" im selben Antrag einige Zeilen
später, wenn es heißt: "Der ethnischen und kulturellen
Segregation der Bevölkerung ist entgegen zu treten." Nach
Wörterbuchstudium: "Segregation" bedeutet die Absonderung
von (kranken) Tieren aus der Herde. Die Bevölkerung mit einer
Schafherde gleichzusetzen, ist wohl eine "pro
Köln"-Vorstellung.
Immer wieder greift "pro Köln" Vorkommnisse auf, die
sie in Verbindung zur Ausländerproblematik stellt. So taucht in
einer Anfrage vom 18.4.06 zu "Jugendgangs in Köln" die
Frage auf, "inwiefern dieses Phänomen mit den
Integrationsschwierigkeiten von Zuwandererkindern in Verbindung
steht."
(Nebenbei: "Pro Köln" benutzt hier den englischen
Ausdruck "gang" für den deutschen "Bande".
Gleichzeitig will "pro Köln" dagegen vorgehen, "die
deutsche Sprache mit vermeintlich modernen Anglizismen zu
überfrachten." (Aus dem Antrag vom 24.4.06 "Deutsche
Sprache als Trägerin von Kultur und Kommunikation") Die
verwirrende Haltung der Rechtsextremisten in dieser Frage zeigte
auch das Vorgängerratsmitglied Dr. Heydrich (Die Republikaner) zu
einem Bürgerantrag aus dem Jahre 2003 (21.1.). Er stimmte z.B.
dagegen, "wenn Anglizismen und Amerikanismen im Einzelfall
nicht erforderlich sind, dann sind diese zu vermeiden." Dieser
kleine Exkurs soll nur verdeutlichen, dass logisches Denken und
Konsequenz nicht immer die normale Grundlage der "pro
Köln"-Politik bilden.)
Doch zurück zur Anfrage "Jugendgangs". Erstaunlich ist
die Antwort der Verwaltung auf diese Anfrage: "Bezogen auf die
Zusammensetzung der Jugendbanden lässt sich feststellen, dass die
Jugendlichen sich straßenweise zusammenfinden, unabhängig vom
kulturellen Hintergrund." Diese Tatsache bestätigt "pro
Köln" übrigens wohl unfreiwillig selbst, wenn sie ihrer
Anfrage z.B. die "Bickendorfer Gangster" als eine
"multikulturelle Jugendgang" bezeichnet. Dieses Beispiel
zeigt die Stringenz von Verwaltung und damit der politischen
Führung im Rat, nur im Ausnahmefall der politischen Propaganda von
"pro Köln" die Fakten entgegen zu setzen. Würde sie dies
öfter tun, könnte dem Informationsdefizit der Bevölkerung in
dieser Hinsicht über die entsprechende Medienberichterstattung
entgegengetreten werden.
Bezüglich der angeblichen Bedrohung deutscher Bevölkerung und
Kultur durch ausländische Minderheiten geht "pro Köln"
analog zu Stammtischdiskussionen noch einen Schritt weiter. Die
"Überfremdung" bedrohe nicht nur bevölkerungspolitisch
den "Lebensbestand des deutschen Volkes" - die Deutschen
werden weniger - sondern eliminiere perspektivisch die
"deutsche Kultur". So stehen in der Anfrage
"Türkischer Extremismus und Deutschlandfeindlichkeit" die
folgenden drei Fragen:
"1. Was wird an den Schulen und
Jugendeinrichtungen der Stadt Köln gegen die Ausbreitung des
türkischen Chauvinismus und Islamismus getan?
2. Was wird gegen die
sich an manchen Schulen immer stärker ausbreitende Verachtung vom
Deutschen, Deutschland und der christlich-abendländischen
Lebensweise getan?
3. Wie viele Straftaten in Köln hatten im Jahr
2005 und in diesem Jahr ein islamistisches, deutschfeindliches oder
türkisch-chauvinistisches Motiv?" (31.5.06)
Gäbe es in der Bundesrepublik oder in Köln vonseiten der
herrschenden Parteien ein aktives Vorgehen oder gar Konzept gegen -
in diesem Fall - türkischen Nationalismus, Chauvinismus oder
Rechtsextremismus - Stichwort: Graue Wölfe - könnte die Antwort
der Verwaltung mit Hilfe des Kölner Amtes für Verfassungsschutz zu
einem Lehrbeispiel offensiver demokratisch-antifaschistischer
Politik werden, die selbst "pro Köln" für einige Wochen
in ein sprachliches Wachkoma versetzen könnte. Aber nichts
dergleichen geschieht, weil es aufgrund fehlender Substanz auch
nicht geschehen kann. Vielmehr kommt die Verwaltung in ihrer
Beantwortung gar nicht auf die Idee, derartige Fakten in ihre
Überlegungen einzubeziehen, weil sie diese Fakten nicht hat:
"Statistische Angaben liegen der Verwaltung nicht vor",
heißt es lapidar. Sie zitiert lediglich Paragrafen aus dem
Schulgesetz und der Landesverfassung, nach der die Jugend "in
Liebe zu Volk und Heimat" erzogen werden soll. Die "pro
Köln"-Frage 3 nach entsprechenden Straftaten kann so die
Verwaltung nicht beantworten - und tut es auch nicht.
Kriminalität = Minderheiten, Ausländer, RAF
Die Bekämpfung von Ausländern wird von "pro Köln"
erweitert durch systematische Angriffe auf sog. Linksradikale und
Minderheiten wie Sinti und Roma, die sogar ins "terroristische
Umfeld" gezogen werden. Im Antrag "Keine Zusammenarbeit
mit Linksextremisten" vom 18.5.06 wird der Bogen bis zur RAF
geschlagen. "Postkommunisten" aus dem Kommunistischen Bund
Westdeutschland arbeiten im "menschenverachtenden
RAF-Terroristenumfeld". Dieselbe Vokabel erscheint in dem
Antrag "Linke Gewalt in Köln" vom 6.6.06, wenn von der
"menschenverachtenden Ideologie linksextremer Chaoten" die
Rede ist. Die pauschale Diffamierung ist jedoch nicht nur "pro
Köln"-spezifisch. Beispiele aus der "Mitte" der
Gesellschaft gibt es genug. Siehe jüngst die Gleichstellung von
Attac-Mitgliedern mit Gewalttätern und Terroristen durch Schäuble
u.a. zu den Demonstrationen in Heiligendamm.
Eine ähnliche Diffamierung praktiziert "pro Köln" in
der Frage "Sinti und Roma". Im Antrag
"Sicherheitskonferenz in Köln" vom 14.2.06 heißt es:
"Schwerpunkte (der Sicherheitskonferenz, V.A.) sollen gelegt
werden auf Jugendkriminalität, die sog. Klau-Kids-Problematik,
Gewalt gegen Frauen, Ausländerkriminalität und Sicherheit für
ältere Menschen." Für alle aufgeführten Delikte werden in
der Begründung Sinti und Roma verantwortlich gemacht, wenn es da
heißt: "Angefangen bei den sogenannten Klau-Kids sind
überwiegend Kinder und Jugendliche aus einigen Kölner Roma- und
Sintifamilien verantwortlich, die die Passanten mit ständigen
Taschendiebstählen terrorisieren. Dabei wird nicht einmal vor
Senioren und Behinderten zurückgeschreckt. Es trauen sich viele
Bürger kaum noch auf die Straße. Ein Gefühl, das besonders viele
Frauen kennen, denn auch bei den Sexualstraftaten belegt Köln
bundesweit den dritten Platz." Wir halten fest: Roma- und
Sintikinder klauen also nicht nur, sondern vergewaltigen besonders
viele Frauen auf offener Straße!
Da Sinti und Roma wie Ausländer aussehen, folgert Pro Köln eine
über dem Normalmaß liegende Verantwortung von Ausländern
überhaupt an der Gesamtkriminalität. Originalton: "Es werden
überdurchschnittlich viele Ausländer als Täter ermittelt, weshalb
auch die Ausländerkriminalität in Köln diskutiert werden
muss." So führt "pro Köln" Prozentanteile von
Ausländern bei Delikten wie "Mord und Totschlag, sexuelle
Nötigung" usw. in nicht näher erläuterten Statistiken von 28
bis 35 Prozent an.
Die Verwaltung im gezeichneten Namen von Schramma geht in ihrer
Antwort überhaupt nicht auf die Problematik derartiger Statistiken
mit Ausländerstrafanteilen ein (Stichwort: Passvergehen u.ä.),
sondern widerspricht auch sonst inhaltlich nicht dem "pro
Köln"-Antrag. Im Gegenteil wird stolz aufgezeigt, wie
erfolgreich die zuständigen Stellen z.B. den "Kontrolldruck
auf verschiedene Tätergruppen erhöht" haben und bestätigt
damit indirekt die "pro Köln"-Thesen. Die Distanzierung
zu "pro Köln" schafft die Verwaltung lediglich über den
formalen Weg. Aus irgendwelchen Formalgründen sei der Antrag nicht
zulässig.
"Rechtsextreme Einstellung ist ein Problem in der Mitte der
Gesellschaft, keines des Randes."
So heißt es in einer Untersuchung der (SPD)-Stiftung Friedrich
Ebert zum Problem "Rechtsextreme Einstellungen und ihre
Einflussfaktoren in Deutschland" (Vom Rand zur Mitte, Berlin
2006). Um dieses Zitat in die konkrete Darstellung der "pro
Köln"-Fraktion im Kölner Rat und deren Auswirkung auf die
dort vertretenen Parteien der Mitte (SPD, CDU und FDP) einzuordnen,
seien noch zwei Zitate aus dieser Untersuchung wiedergegeben. So
heißt es unter dem Abschnitt "Ausländerfeindlichkeit als
Einstiegsdroge in den Rechtsextremismus":
"Die Ausländerfeindlichkeit auch bei den Anhängern
etablierter Parteien haben mit der Übernahme von mindestens in der
Tendenz ausländerfeindlichen Positionen zwar einerseits diese
Wählerschichten an sich binden können. Die Frage ist aber,
inwiefern sie damit andererseits eine Spirale in Gang gesetzt haben:
Die öffentlich diskutierte Akzeptanz von Ausländerfeindlichkeit
macht diese zu einer ebenso akzeptierten politischen Position."
Das zweite Zitat:
"Gewissermaßen ein klassischer Topos der Rechtsextremen ist
die ,Sündenbock-Theorie', nach der Minderheiten für negative
Entwicklungen verantwortlich gemacht werden… Jede Ausgrenzung von
Gruppen, wie Sündenbock-Schemata überhaupt, basiert im Kern auf
einer rechtsextremen Einstellung… Dies gilt insbesondere und
beispielhaft auch im sozioökonomischen Bereich: Jede Form von
Denunziation von Arbeitslosen als zu faul, als nicht
leistungsbereit, oder die periodisch auftretende Ahndung von
Transferempfängern als Betrüger schafft ein Klima der
Stigmatisierung und Ungleichwertigkeit, das der Nährboden für
rechtsextreme Einstellungen ist. Die Stigmatisierung von Ausländern
und Leistungsbeziehern schafft eine Hackordnung, an deren unterstem
Ende die Migranten stehen."
Das vorliegende Material gab Abwehrreaktionen oder (heimliche)
Zustimmung der etablierten Parteien zu den "pro
Köln"-Aktivitäten und -Positionen nur unzureichend wieder.
Das müsste einer gesonderten Untersuchung vorbehalten bleiben, die
bestimmt bedeutungsschwer würde.
Trotzdem sei hier ein Beispiel für eine zu vermutende
Nicht-Abgrenzung und Liebeswerbung von "pro Köln" zu den
anderen Parteien - hier CDU - erwähnt. "Pro Köln"
stellte in einem Antrag vom 6.7.06 "Strafverfahren gegen den
Vorsitzenden des Ausschusses Kunst und Kultur/Museumsneubauten, Dr.
Lothar Lemper" die Forderung auf, "sein Amt bis zum
Abschluss des gegen ihn gerichteten Strafverfahrens wegen des
Verdachts der Untreue, der Beihilfe zur Untreue, der Beihilfe zur
Untreue und der Steuerhinterziehung ruhen zu lassen."
Unabhängig vom Anlass lesen wir da in bedauerndem Unterton in der
Begründung: "Bei Herrn Dr. Lemper handelt es sich zweifellos
um einen sehr kompetenten Kulturpolitiker, dessen Initiativen im Rat
oft die Unterstützung der Fraktion Pro Köln gefunden haben… So
verdienstvoll der Versuch sein mag, in Zeiten des moralischen und
kulturellen Verfalls zumindest das Tempo des Niedergangs zu
drosseln, wie es Herr Dr. Lemper stets getan hat, so wenig ist es
möglich, aus selbst von Amoral und Kulturlosigkeit geprägten
Zusammenhängen heraus greifende Veränderungen durchzusetzen."
Vor lauter Trauer versäumt es "pro Köln" am Ende dieser
Begründung, die Forderung nach Suspendierung zu bekräftigen,
sondern bittet Lemper gnädigst um Selbsteinsicht: "Er sollte
selbst einsehen, dass es für ihn an der Zeit ist, …."
NS-Vergangenheit
Ein letzter Themenschwerpunkt soll die NS-Aufarbeitung von
"pro Köln" verdeutlichen.
Zwei Beispiele:
Dem Vorschlag aus dem Rat, ein jüdisches Museum auf dem
Rathausvorplatz zu errichten, begegnet "pro Köln" nicht
etwa mit antisemitischen, sondern mit städtebaulichen Bedenken:
"Der Rathausvorplatz ist in seiner bisherigen Form ein Ort der
Ruhe und lädt Besucher des Rathauses und Passanten geradezu zum
Verweilen ein. Inmitten der dicht bebauten Innenstadt ist diese
Freifläche schlichtweg unersetzbar. Eine mutwillige Verbauung des
Rathausvorplatzes wäre mehr als unsinnig und eine städtebauliche
Sünde." (14.2.06)
In einem Änderungsantrag zum Antrag der Linksfraktion zu einer
Denkmalserrichtung für Deserteure unter dem NS-Regime führt
"pro Köln" aus:
"Statt verurteilten Deserteuren und Straftätern zu
gedenken, sollte lieber für die zehntausenden unschuldigen Opfer
des alliierten Bombenterrors in Köln ein Denkmal errichtet werden…
Als Standort sollte ein zentrumsnaher Platz ins Auge gefasst werden.
Denkbar wäre etwa der Rathausvorplatz." (18.9.06)
Ein Kommentar erübrigt sich!
Fassen wir zusammen:
- "Pro Köln" ist keine sichtbare
Nachfolgeorganisation der SA mehr. Das Rabaukenhafte hat "pro
Köln" äußerlich abgelegt; angefangen bei der Kleidung bis
hin zur Sprache. Sie steht heute in der Tradition der extrem rechten
Parlamentsarbeit mit dem Hauptmerkmal des Rassismus.
- Programm der praktischen Ratspolitik von "pro Köln"
ist die Diffamierung von Minderheiten.
- Die These "Vom Rand zur Mitte" bei rechtsextremen
Einstellungen ist schon bei den wenigen aufgeführten Beispielen im
Rat der Stadt Köln belegbar. Um diese Einschätzung zu erhärten,
wäre allerdings eine weitere Untersuchung erforderlich.
- Auf die Aktivitäten von "pro Köln" reagieren
Verwaltung und die politische Repräsentanz dieser Stadt nur
defensiv. Ursache hierfür ist u.a. die unzureichende Beschäftigung
mit dem Thema "Kampf gegen rechts".
- Eine solche Aufarbeitung wäre eine der Hauptaufgaben des vom
Rat beschlossenen Amtes eines Referenten gegen Rechtsextremismus der
Stadt Köln beim NS-Dokumentationszentrum.
Dass diese Stelle eingerichtet wurde, ist nur zu begrüßen.
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