10.05.07
Antifaschistische Landeskonferenz in Leverkusen verurteilt
Begünstigung der Neonazis durch NRW-Polizei
Widerstand gegen
Schäubles Grundrechteabbau und Bundeswehreinsätze im Innern durch
neue Reservistenarmee
Eine "Antifaschistische Landeskonferenz" haben Gruppen
und Initiativen aus ganz NRW aus Anlass des 8. Mai, Tag der
Befreiung von Krieg und Faschismus, am 5. Mai 2007 in Leverkusen
veranstaltet.
Auf ihr wurde die Situation diskutierte, in der sich Menschen in
diesem Lande befinden, die offensiv gegen zunehmenden Neofaschismus,
Revanchismus und Geschichtsrevision auftreten.
Die Demonstration gegen die Preußische
Treuhand in der Mittagspause |
Die Teilnehmer aus vielen Städten des Landes, die
unterschiedlichen gesellschaftlichen Organisationen, Parteien und
Glaubensbekenntnissen angehörten, diskutierten Maßnahmen
angesichts dieser Entwicklung. In einer Demonstration durch den
Stadtteil Manfort, in der Mittagspause, machten sie ihre Ablehnung
gegen diese radikal rechten Tendenzen und neofaschistischen Terror
deutlich.
Wie Staat und Gesellschaft den Boden für die Existenz und das
Anwachsen des Neofaschismus bereiten, das war Gegenstand des
Hauptreferats "Rosen auf den Weg gestreut", das Richard
Gebhard aus Aachen hielt. Die Polizeiaktion vom 1. Mai in Dortmund
habe gezeigt, wie der Staat immer mehr zum Helfershelfer für die
Rechten werde. In Dortmund hat die Polizei die Nazis zu ihrem
Kundgebungsort transportiert, den sie angesichts des
antifaschistischen Protests sonst nicht erreicht hätten; zudem
wurde die Route des Naziaufmarsches weiträumig abgeschirmt und von
antifaschistischen Plakaten gereinigt.
Die Kulturvereinigung Leverkusen e.V., die zu den
Mitveranstaltern der Konferenz gehörte, hatte die Teilnehmer durch
eine Dokumentation mit der antifaschistischen Geschichte Leverkusens
bekannt gemacht.
Viele Teilnehmer berichteten von erfolgreichen Aktionen in ihren
Städten, um den Appell an die Bundestagsabgeordneten, ein neues
NPD-Verbotsverfahren einzuleiten, bekannt zu machen. (http://www.npd-verbot-jetzt.de/).
Die Konferenz forderte die Kommunalpolitiker in NRW auf, dem
Beispiel anderer Kommunalpolitiker zu folgen und den Appell zu
unterstützen.
In einem Beitrag stellte der Bundessprecher der VVN-BdA Ulrich
Sander fest, dass die Militarisierung des Landes mit dem neuen
Reservistenkonzept einen neuen Stand erreicht. Viele Tausend
ehemalige Soldaten werden darin zusätzlich einbezogen. Es geht
nicht nur um eine Instrumentalisierung der Bundeswehr zum Einsatz im
Innern - es geht auch um die ideologische reaktionäre Beeinflussung
der Bevölkerung. Die Friedens- und die Gewerkschaftsbewegung sind
demgegenüber bisher weitgehend untätig geblieben, daher bestehe
eine Aufgabe für Antifaschistinnen und Antifaschisten darin zu
handeln.
Wörtlich erklärte er: "Als Gewerkschafter sagen wir, ein
hohes Ziel muss die Verteidigung der Demokratie sowie der Freiheit
jedes Einzelnen sein. Deshalb wehren wir uns gegen neue Gesetze -
und gegen alte -, die den Geheimdiensten und der Bundeswehr immer
mehr Macht geben, um unsere Grundrechte zu beseitigen. Jede
Maßnahme gegen die Grundrechte, wie sie von Herrn Schäuble geplant
und von Herrn Wolf (NRW-Innenminister) und Herrn Jung
(Bundesverteidigungsminister) vollzogen wird, hilft den Rechten mit
ihren Führerstaatsvorstellungen und schwächt die Gewerkschaften
und die Demokratie."
Auch jede Maßnahme zur Reinwaschung des geschichtlichen
Faschismus müsse unterbleiben. "Wir wenden uns daher gegen die
Revision der Geschichte, wie sie auch von den Regierenden betrieben
wird. Die CDU ist aufgefordert, die Nazi-Vergangenheit und ihre
eigene Vergangenheit endlich aufzuarbeiten und nicht den zunehmend
dreister auftretenden Neofaschisten immer wieder Wasser auf die
Mühlen zu geben. So geschehen in der unsäglichen
Filbinger-Oettinger-Affäre. Notwendig ist auch, dem von Filbinger
gegründeten Studienzentrum Weikersheim endlich die staatstragende
Maske vom Gesicht zu reißen. Dort wurde und wird ideologische
Munition für den Rechtsextremismus produziert. Wir Antifaschisten
halten an unserer Rücktrittsforderung gegenüber Oettinger fest.
Wir fordern die Rehabilitierung der von Filbinger und anderen
Wehrmachtsrichtern Verurteilten."
Seit 1999 werde behauptet, "man müsse Krieg führen, um ein
Auschwitz nicht wieder zuzulassen." Es gelte jedoch, "die
Verpflichtung 'Nie wieder Krieg - nie wieder Faschismus' mit ihren
beiden Seiten wieder herzustellen."
Und schließlich: "Wir müssen die sozialen Kämpfe wieder
mit der Friedensfrage verbinden und das heißt: Runter mit der
Rüstung!"
VVN-BdA Nordrhein-Westfalen
Vereinigung der Verfolgten des
Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten
Hände weg von polnischem
Eigentum! Preußische Treuhand auflösen! Pawelka ins Museum!
Flugblatt auf der Demo zur
Landeskonferenz
Die Abschlusskundgebung vor dem Hause Pawelka |
Seit Jahren sorgen ein Leverkusener Polizeidirektor im Ruhestand
und eine kleine Düsseldorfer Firma für schwere Spannungen in den
Beziehungen zwischen Deutschland und Polen. Die Firma ist die
"Preußische Treuhand GmbH & Co. KG a.A.", der
pensionierte Polizeidirektor ist Rudi Pawelka aus Leverkusen. Er ist
Aufsichtsratsvorsitzender der "Preußischen Treuhand".
Pawelka und seine GmbH haben mit ihren Aktivitäten in Polen
mehrfach Entrüstungsstürme entfacht. Ihr Vorhaben wird dort als
Angriff auf den Fortbestand des Landes empfunden.
Ihr Nachbar am Stadtpark in Leverkusen: Rudi Pawelka - ein
Mann von Gestern mit Ideen von Vorgestern gefährdet das friedliche
Zusammenleben mit unseren Nachbarn im Osten.
Der Grund: Pawelka und die "Preußische Treuhand"
prozessieren vor europäischen Gerichten gegen Polen. Sie verlangen
Grundstücke und Sachwerte, die am Ende des Zweiten Weltkriegs von
fliehenden oder umgesiedelten Deutschen in dem östlichen
Nachbarland zurückgelassen wurden. Bei der Neuordnung Europas, die
nach dem von Deutschland entfesselten Vernichtungskrieg ab 1945
vorgenommen werden musste, wurde entschieden, dass diese
Grundstücke und Sachwerte den Opfern Nazideutschlands gehören
sollen: Polen, der Tschechoslowakei und anderen.
Pawelka und die "Preußische Treuhand" wollen dies nun
rückgängig machen und stören damit den Frieden in Europa. Im
Dezember hat die "Preußische Treuhand" mehr als 20
Verfahren bei europäischen Gerichten in die Wege geleitet, weitere
sollen folgen. Ihr Ziel: Grundstücke und Liegenschaften in Polen
sollen an Deutsche übertragen werden und damit unter deutsche
Kontrolle geraten. Die polnische Diplomatie ist alarmiert, die
Bundesregierung verurteilt die Aktion. Selbst die Spitze der "Vertriebenen"-Verbände
distanziert sich von der "Treuhand" und ihrem
Aufsichtsratschef, obwohl die "Treuhand" selbst dem Milieu
der "Vertriebenen" entstammt, ebenso wie Pawelka, der seit
Jahren Bundesvorsitzender der Schlesischen Landsmannschaft ist.
Stattdessen bekommen Pawelka und seine Firma Beifall von
Rechtsextremen. Auf einem Kongress, den NPD'ler organisierten,
applaudierten die Besucher den Plänen der "Treuhand".
Pawelka selbst hat der weit rechts stehenden Zeitschrift "Junge
Freiheit", die auch schon der NPD ein Forum bot, in einem
langen Interview seine Ziele erklärt. Ein "Treuhand"-
Aufsichtsrat ließ sich von der Parteizeitung der REPs über die
Pläne der Firma befragen und forderte dort, Polen zu zerschlagen:
Die ehemaligen deutschen Ostgebiete sollten nicht mehr Teil des
Nachbarlandes sein, sondern "ein autonomes Zwei-Völker-Land
unter der Regie der EU" werden.
Warum die Leverkusener CDU den Aufsichtsratschef einer solchen
Organisation in den Stadtrat entsendet und ihm auch noch den Vorsitz
der CDU Küppersteg übertragen hat, bleibt ihr Geheimnis.
Wir fordern: Die Preußische Treuhand wird aufgelöst, das
Vermögen eingezogen und das Geld der Friedensforschung zur
Verfügung gestellt.
Pawelka und Freunde wollen polnische Bürger aus ihren Häusern
vertreiben. Sie predigen die Ächtung von Vertreibung und betreiben
sie selbst. Leute wie Pawelka haben schon einmal Unfrieden gesät
und Krieg geerntet. Wer die Grenzen in Europa nicht respektiert,
gehört an den Saum der Gesellschaft, bestenfalls in ein Museum des
kalten Krieges.
"Denn gemeinsam können wir
die alten und neuen Nazis stoppen und ihre Zentren dichtmachen"
Grußwort von Ulla Jelpke an die
Landeskonferenz antifaschistischer Initiativen und Organisationen
aus NRW am 5. Mai in Leverkusen
Liebe Genossinnen und Genossen,
an der Konferenz antifaschistischer Initiativen und
Organisationen aus NRW kann ich leider nicht persönlich teilnehmen,
da ich bereits seit längerem der Freundschaftsgesellschaft BRD-Cuba
die Teilnahme an ihrer Jahresversammlung zugesagt habe.
Ich möchte euch daher auf schriftlichem Weg ein gutes Gelingen
wünschen.
Gerade in Nordrheinwestfalen versuchen Neofaschisten verstärkt
eine Verankerung zu finden. Es ist kein Zufall, dass die Neonazis
ihre größte Demonstration am 1. Mai ausgerechnet in Dortmund
abhalten. Nach Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und anderen Gebieten
Ostdeutschlands zielen sie jetzt auf die Eroberung des Ruhrgebiets.
Denn ähnlich wie in den ostdeutschen Bundesländern leiden auch
hier besonders viele Menschen unter den Folgen der neoliberalen
Politik, unter Deindustrialisierung, Massenentlassungen, hoher
Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit. Angesichts dieser
kapitalistischen Verheerungen präsentieren sich die Neofaschisten
als Vertreter der sozial Schwachen. Ihre Rezepte sind die alten:
Arbeitsplätze nur für Deutsche lautet ihre rassistische
Scheinlösung.
Der 1. Mai in Dortmund hat deutlich gemacht.
- Unsere Forderung nach einem NPD-Verbot findet immer mehr
Unterstützung in der Bevölkerung. Auch der DGB-Vorsitzende
Sommer hat sich auf der antifaschistischen
Gewerkschaftskundgebung am 1. Mai in Dortmund eindeutig hierzu
geäußert.
- Wir dürfen den Kampf gegen Rechtsextremismus, Neofaschismus
und Rassismus nicht dem Staat überlassen. Während die Polizei
die Neonazis in städtischen Bussen wie die Teilnehmer einer
Butterfahrt zur Kundgebung geleitete, wurden Antifaschistinnen
und Antifaschisten eingekesselt, verprügelt und festgenommen.
Für die Neonazis muss dies als Einladung erscheinen, erneut in
Dortmund aufzumarschieren.
- Wir können die Neonazis nur in einem breiten
außerparlamentarischen Bündnis stoppen von Gewerkschaften und
kirchlichen Gruppierungen über Emigrantenvereinigungen bis hin
zu Sozialistinnen und Sozialisten und der autonomen Antifa.
Daher ist ein Vernetzungstreffen wie jetzt in Leverkusen so
wichtig.
Nicht nur NPD und Kameradschaften sind ein Thema
antifaschistischer Arbeit. Die Lobrede von Baden-Württembergs
Ministerpräsident Oettinger auf den ehemaligen Nazi-Richter
Filbinger zeigte erneut: rechtsextremes Gedankengut ist auch weit in
der so genannten Mitte der Gesellschaft verankert. Genau in dieser
gesellschaftlichen Mitte verortet sich auch die von Filbinger
gegründete rechte Kaderschmiede Weikersheim, der auch Oettinger
angehörte.
Tatsächlich dient das Studienzentrum Weikersheim als Bindeglied
zwischen dem rechten Rand der Unionsparteien, offenen Neonazis und
der deutschen Wirtschaft. Auch hier in NRW haben wir mit dem
Collegium Humanum in Vlotho ein rechtsextremes Bildungszentrum, das
sich insbesondere der Leugnung des Holocaust widmet. Es ist ein
Skandal, das dieses Zentrum nicht nur ungestört arbeiten kann,
sondern dabei auch noch steuerbegünstigt ist.
Als Bundestagsabgeordnete bemühe ich mich, auch in Zukunft eine
verlässliche Ansprechpartnerin der antifaschistischen Bewegung zu
sein. Denn gemeinsam können wir die alten und neuen Nazis stoppen
und ihre Zentren dichtmachen.
Solidarische Grüße
Ulla Jelpke
Es geht auch um den Kampf um die
Köpfe
Grußbotschaft der DKP Rheinland und
Ruhr-Westfalen an die Antifaschistische Landeskonferenz NRW am 05.
Mai 2007 in Leverkusen
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freunde und Freundinnen,
ich möchte Euch heute im Namen der Bezirksorganisationen der
Deutschen Kommunistischen Partei von Rheinland und Ruhr-Westfalen
die aller herzlichsten und solidarischen Grüße übermitteln.
Das dreiste und unverschämte Auftreten neofaschistischer
Gruppen, wie beispielsweise zum 1. Mai in Dortmund, aber auch in
anderen Städten, und auch die im Internet angekündigte Teilnahme
von "Pro NRW" an dieser Konferenz zeigen erneut die
Notwendigkeit den antifaschistischen Kampf zu verstärken und zu
verbreitern. Dabei geht es nicht nur um den Kampf auf der Straße.
Ich denke, da sind wir recht gut aufgestellt, denn immer wieder
gelingt es eindrucksvoll und oft auch gegen den Willen der
Ordnungskräfte, mit guter Beteiligung sich den, Nazis wirksam
entgegenzustellen.
Liebe Kolleginnen und Kolleginnen, es geht auch um den Kampf um
die Köpfe und es geht darum, dafür zu wirken, dass ein breiter
antifaschistischer und antimilitaristischer gesellschaftlicher
Grundkonsens unter der bekannten Losung "Nie wieder Krieg, nie
wieder Faschismus" wieder spürbar und erlebbar wird.
Deshalb begrüßt und unterstützt die Deutsche Kommunistische
Partei die Kampagne "no-npd"' der VVN-BdA, mit der der
Bundestag aufgefordert wird, ein neues Verbotsverfahren gegen die
NPD auf den Weg zu bringen. Die NPD propagiert seit über 40 Jahren
Gewalt und bietet Gewalttätern eine politische Heimat. Ihre
Aussagen sind rassistisch, antisemitisch und fremdenfeindlich. Auf
ihr Konto gehen fast täglich Übergriffe gegen Ausländerinnen,
Juden, Homosexuelle und politisch Andersdenkenden.
Es ist sehr erfreulich, dass auch der Gewerkschaftsrat meiner
Gewerkschaft ver.di diese Kampagne unterstützt. In seiner
Resolution vom 7. März heißt es: "Ein Verbotsverfahren ist
kein Ersatz für die politische Auseinandersetzung mit braunem
Gedankengut und erübrigt erst recht nicht die Auseinandersetzung
mit den Ursachen des neuen Rechtsradikalismus. Im Gegenteil: ein
Verbotsverfahren ergänzt diese Auseinandersetzung, in dem die
demokratische Gesellschaft eindeutig Position bezieht und Grenzen
setzt."
Dieser Ansatz findet meine volle Unterstützung und ich möchte
hinzufügen, dass auch die Auseinandersetzung mit den Ursachen des
Hitlerfaschismus, sprich dem altem Rechtsradikalismus dazugehört.
Diese heutige Konferenz findet in Leverkusen statt, der
Konzernzentrale des Bayer-Konzerns, ehemals IG-Farben für uns alle
sicherlich ein Begriff! Zum antifaschistischen Kampf gehört unserer
Auffassung nach auch die tägliche und kontinuierliche
Auseinandersetzung mit dieser Konzerngeschichte und seiner
Gegenwart. Denn wer von Faschismus redet, darf den, Kapitalismus
nicht verschweigen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freunde und Freundinnen,
ich möchte es nicht versäumen Euch recht herzlich zu unserem
UZ-Pressefest, Volksfest der Deutschen Kommunistischen Partei, nach
Dortmund einzuladen. Dieses Fest der Solidarität wird am
Freitagabend durch ein Konzert "Rock gegen Rechts" mit der
Gruppe "Brings" eröffnet. Auch Konstantin Wecker und
viele andere Künstler und. Künstlerinnen sowie politische
Bündnispartner, nationale wie internationale, werden mit uns dieses
Fest gestalten.
Solidarität ist und bleibt unsere Stärke. Gemeinsam gegen
Krieg, Faschismus und Neonazismus, für Frieden und
Völkerverständigung.
In diesem Sinne wünsche ich der heutigen Konferenz einen
erfolgreichen Verlauf.
Anne Frohnweiler
Bezirksvorsitzende DKP Rheinland-Westfalen
05. Mai 2007, Leverkusen
07.05.07
Reinkarnation des deutschen Militarismus
Von
der geistigen Mobilmachung für weltweite Einsätze
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