12.03.03
Pressemitteilung der Lotta, antifaschistische
Zeitung NRW
In unserer Ausgabe Nr. 11 (Winter 2002/2003, siehe
www.free.de/lotta)
berichteten wir über die neonazistische Band "Oidoxie" aus Dortmund und deren auf
dem Video "Kriegsberichter Volume V" festgehaltenen Auftritt, bei dem die Band
das "Hakenkreuzlied" präsentiert. Laut TV-Berichterstattung des WDR Dortmund
vom 24. Februar 2003 und einem Bericht der "Westfälischen Rundschau"
Dortmund vom 1. März 2003 hat es zwischenzeitlich auch der Polizeiliche Staatsschutz
Dortmund geschafft, sich das Video zu besorgen und wertet es seitdem auf
strafrechtliche Relevanz hin aus. Ob diese Auswertung im polizeilichen Sinne
schon erfolgreich gewesen ist, entzieht sich unserer Kenntnis. Wir sehen es als
antifaschistisches Presseorgan auch nicht als unsere Aufgabe an, ausgerechnet
denjenigen, die keine Gelegenheit ungenutzt lassen, die Gefahr des
Neonazismus zu bagatellisieren - wie einmal mehr vom Leiter des Dortmunder
Staatsschutzes Herrn Jörg Lukat im WDR-Studio-Interview am 24. Februar geschehen - bei
ihrer "Ermittlungsarbeit" zur Seite zu stehen. Sehr wohl aber wenden wir uns
an denjenigen Teil der Öffentlichkeit, der ebenso wie wir die Entwicklung
(nicht nur) in Dortmund kritisch verfolgt. Wenn es tatsächlich darum gehen würde,
die Bandmitglieder von "Oidoxie" strafrechtlich verfolgen zu wollen, so
hätte es schon längst Gelegenheit dazu gegeben. Als Beispiel sei hier die Band
"Weisse Wölfe" um Stjepan Jus aus Arnsberg zu nennen, der
"Oidoxie"-Frontmann Marko Gottschalk aus Dortmund-Brechten und vermutlich auch Dennis Linsenbarth
aus Werne, also die beiden wichtigsten und dienstältesten "Oidoxie"-Musiker,
angehören. Diese Behauptung ist nicht zuletzt durch Fotoaufnahmen bei einem
Konzert der belgischen "Blood & Honour"-Division am 8.12.2001 belegt. Auf
diesen Aufnahmen sind Marko Gottschalk am Schlagzeug und Dennis Linsenbarth am
Bass einwandfrei zu identifizieren. Die Fotos sind vor längerer Zeit von
deutschen und belgischen Neonazis ins Internet gestellt worden, sind also
öffentlich und für jedermann zugänglich gewesen. Die "Weissen Wölfe" veröffentlichten
im Sommer 2002 bei einem dänischen Label ihre erste CD mit dem Titel
"Weisse Wut". Inhalt und Aufmachung der CD verstoßen gegen nahezu alle einschlägigen
deutschen Strafgesetze wie §86 a und § 130. Als Beispiel sei das Lied "Unsere
Antwort" zitiert:
"Die miesesten Gammler, dreckigsten Schuschen
Wollen nicht ackern, wollen nicht kuschen
Es gibt nur `ne Lösung für diese Figuren
Ins Arbeitslager, da müssen sie spuren
[Refrain]:
Ihr tut unserer Ehre weh
Unsere Antwort: Zyklon B.
[Wiederholung des Refrains]
Schau Dich nur um in diesem Land
Kommunisten reichen sich die Hand
Deutsche, die auf der Straße krepieren
Und Kanacken frei in Solingen marschieren
[Refrain, 2mal]
Wartet Ihr Brüder, wir kommen wieder
Schlagen das rote Gesindel hernieder
Wartet Ihr Brüder, jetzt kommt die Rache
Juda verrecke und Deutschland erwache
[Refrain, 2mal]
Und haben wir die alleinige Führung
Dann weinen viele, doch nicht vor Rührung
Für unser Fest ist nichts zu teuer
10.000 Juden für ein Freudenfeuer.
[Refrain, 3mal]"
CD-Cover, Booklet und Inlay zeigen Hakenkreuze, FAP-Fahnen, vermummte und
mit Pistolen und Baseballschläger bewaffnete Personen (vermutlich die
Bandmitglieder), Aufschriften wie "Gas hat Zukunft" und vieles mehr.
Der nordrhein-westfälische Landessprecher der "Vereinigung der Verfolgten
des Naziregimes - Bund der Antifaschistinen und Antifaschisten" (VVN/BdA), der
80-jährige Josef Angenfort, reagierte auf die Veröffentlichungen und weitere
Informationen der LOTTA sowie auf das zögerliche Vorgehen der Dortmunder
Ermittlungsbehörden jetzt mit dem Einreichen einer "Strafanzeige gegen alle
Mitglieder der RechtsRock-Bands ,Oidoxie' aus Dortmund (Marko Gottschalk, Dennis
Linsenbarth u.a.) sowie der teilweise in Personalunion betriebenen Arnsberger
Band ,Weisse Wölfe' (Stjepan Jus, Marko Gottschalk, Dennis Linsenbarth u.a.)"
bei der Staatsanwaltschaft Dortmund wegen des "Verwendens von Kennzeichen
verfassungswidriger Organisationen" (§ 86a), der "öffentlichen Aufforderung zu
Straftaten" (§ 111 StGB) sowie "Volksverhetzung" (§ 130 StGB).
Mit freundlichen Grüssen
gezeichnet:
Heike Schmitting
(Sprecherin der LOTTA-Redaktion)
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