Von der
Landesdelegiertenkonferenz der VVN-BdA in Bochum
Das Grundgesetz gegen Nazis und Rassisten aller
Art durchsetzen - Ablehnung der aggressiven
"Bundeswehrreform"
Presseerklärung
Die Antifaschistinnen und Antifaschisten der VVN-BdA an Rhein
und Ruhr rufen zur Wachsamkeit und zur Aktion. Es geht ihnen um
die Einhaltung des Grundgesetzes, dem der Krieg gegen Jugoslawien
und die sogenannte Bundeswehrreform ebenso widersprechen wie die
Duldung des Rassismus und Neonazismus. Die Landeskonferenz der
VVN-BdA am Samstag in Bochum betonte, die Antifaschisten wollten
keine Eingriffs- und Angriffsarmee Bundeswehr, wie sie keine
nazistische Gewalt wollen.
Gewalt nach innen und nach außen bedingten einander. Der
Aggression auf dem Balkan folgte die verstärkte brutale
Aggression der Neonazis gegen Andersdenkende und Fremde. Dagegen
sollten die Friedensbewegung und die antifaschistische Bewegung
sowie die Gewerkschaften gestärkt werden, und sie müßten
gemeinsam handeln. So am 1. September und vor allem bei den
Ostermärschen.
Im Referat des wiedergewählten Landesvorsitzenden Jupp
Angenfort (Düsseldorf) und in den Beschlüssen der Konferenz
wurde die fortgesetzte Rüstung und der Rüstungsexport, wie jetzt
wieder die Lieferung einer Munitionsfabrik an die Türkei, mit
deren Produkten die Kurden in der ganzen Region verfolgt werden,
entschieden verurteilt. Die Bevölkerung habe die Kosten der
Rüstung zu tragen und andernorts unter der Wirkung der deutschen
Waffen zu leiden. Große Konzerne jedoch verdienten daran, daß
Menschen getötet werden.
Die VVN-BdA verurteilte weiter die verstärkte Pflege der
nazistischen Wehrmachtstraditionen durch die Bundeswehr. Es sei
kein Zufall, daß dem Bombenkrieg gegen Jugoslawien die
demonstrative Verehrung für den "Fliegerhelden"
Mölders folgte, der den Bombenkrieg gegen Guernika führten und
andere Verbrechen beging. Ihn ehrt die Bundeswehr wie auch jenen
Erwin Rommel, Kriegsverbrecher in Italien, der als
"Wüstenfuchs" für jene Regionen zuständig war, die
die Nato heute als die periphere Randlage ansieht, für die auch
eine aggressive Bundeswehr wieder zuständig ist. Ebenso verhält
es sich mit der Bundeswehrverehrung für Lettow-Vorbeck, dem
Kolonialkrieger und Kapp-Putschisten. Die VVN-BdA wird noch in
diesem Jahr eine Aufklärungsveranstaltung durchführen, um die
Wirkungen der Nazi-Wehrmachtstraditionen auf die heutige
Rechtsentwicklung zu untersuchen.
Die Landeskonferenz forderte, die nazistischen Gruppen als
kriminelle Vereinigungen zu erkennen und aufzulösen, und zwar
gemäß jenen Rechtsvorschriften von 1945, die zur Bekämpfung des
Nationalsozialismus und Militarismus nach Artikel 139 GG nach wie
vor gültig sind. Der VVN-BdA-Landesvereinigung sieht die
Fremdenfeindlichkeit als das stärkste Band zwischen Mitte und
Ultrarechts an. Diese Verwandschaft führt immer wieder zum
Nachgeben gegenüber den Nazis und sie ist brandgefährlich.
Gefordert wird:
- Das Asylrecht muß wieder vollständig hergestellt werden.
- Die "Ausländer raus"-Politik per Abschiebung muß
aufhören.
- Revanchistische und militaristische Politik und Praxis wie
auch ebensolche Organisationen sind zu bekämpfen. Sie dürfen
keine staatlichen Mittel mehr erhalten.
- Notwendig hingegen ist die Förderung des Antifaschismus
auch durch die öffentliche Hand. Die VVN-BdA sollte nicht
Gegenstand der Tätigkeit des Amtes für Verfassungsschutz
sein, sondern Gegenstand der Förderung durch den Landtag. Die
VVN wird einen solchen Antrag stellen.
- Notwendig schließlich ist die Rehabilitierung und
Entschädigung der Opfer des Kalten Krieges wie der Verfolgung
von Mitarbeitern der DDR-Hauptabteilung Aufklärung, darunter
antifaschistische Widerstandskämpfer, die oftmals unter
Adenauer von Nazijuristen verfolgt wurden.
Die VVN-BdA wird ihre Aufklärungsarbeit über den
Neofaschismus verstärkt fortsetzen. Sie erklärte sich
solidarisch mit den jungen Menschen, die nicht bei verbaler
Betroffenheit stehen bleiben, sondern öffentlich ihr Auffassung
demonstrieren.
Mit der begrüßenswerten Verabschiedung des Stiftungsgesetzes
zur Entschädigung der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter
beginne ein neuer Abschnitt in der Sozialarbeit und
Solidaritätsbewegung der VVN. Sie verstärke ihre Solidarität
mit den überlebenden Naziopfern. In Bürgeranträgen und
öffentlichen Enthüllungen werde sie Entschädigung für die
Opfer verlangen; sie will vor Firmen demonstrieren, die nicht
zahlen wollen, und sie werde bei der Glaubhaftmachung der
Forderungen der Opfer helfen.
Nordrhein-Westfalen, so fordert die VVN-BdA, sollte endlich
seine Zurückhaltung bei der Hilfe für die Zwangsarbeiter
aufgeben. Regierung und Landtag sollten dazu Stellung nehmen.
Notwendig ist eine zentrale Gedenkstätte in NRW für die Opfer
der NS-Zwangswirtschaft und der Rüstungsschmieden an Rhein und
Ruhr. Standort einer solchen Gedenkstätte sollte aus
naheliegenden Gründen Essen sein. Erforderlich sei es auch,
endlich den Insassen der Arbeitserziehungslager von Seiten der
Landesregierung ein Denkmal zu setzen. Das Land sollte aufhören,
die Gedenkstättenarbeit allein als Sache der Gemeinden anzusehen.
NRW sollte sich auch mit zuständig fühlen für die
Gedenkstätten der Emslandlager in Niedersachsen. Hier haben vor
allem die Angehörigen des Arbeiterwiderstandes von Rhein und Ruhr
gelitten. Überhaupt sei die Pflege des Andenkens des Widerstandes
geboten.
Die ganze Gesellschaft wird aufgefordert, sich der Geschichte
der Verbrechen der Wirtschaft zu stellen. Die Wirtschaft sollte
gezwungen werden, im Sinne der Opferentschädigung und der
Erarbeitung von Geschichte die Betriebsarchive zu öffnen. Jupp
Angenfort: "Es darf nicht übersehen werden, daß Konzerne
wie Krupp und Thyssen einst Hitler förderten und an Nazismus und
Krieg verdienten, heute aber schon wieder die Regierenden
schmieren, um Rüstungsgeschäfte zu machen und die Demokratie zu
zerstören. Diese Seite des Kohl-CDU-Skandals sollte endlich von
der Landesregierung beachtet werden, denn Krupp, Thyssen andere
haben immerhin ihren Sitz in NRW. Die Verantwortung des Landes ist
gefordert. Es soll nach Grundgesetz und Landesverfassung
handeln."
Die VVN-BdA, die unter dem Motto "Erinnern für die
Zukunft - Für ein Europa ohne Rassismus und Faschismus"
tagte, bekräftigte ihr im Mai vorgelegtes Dokument zur Schaffung
einer EU-Grundrechte-Charta unter Berücksichtigung der
antifaschistischen Errungenschaften deutscher und anderer
europäischer Verfassungen, darunter die NRW-Landesverfassung.
Gefordert wurde eine antifaschistische Verfassung für Europa.
Die VVN-BdA will eine Kampagne starten "Verwirklicht die
Grundrechte". Der Landtag wurde aufgefordert, den Schutz der
Verfassung in die eigenen Hände zu nehmen und daher den
behördlichen Verfassungsschutz zu beenden, der sich als unfähig
und unwillig erwies, korrekt mit Demokraten und entschieden
konsequent mit Nazis umzugehen.
Begrüßt wurde das höchstrichterliche griechische Urteil zur
Entschädigung der Opfergemeinden in Griechenland. Die VVN-BdA
ruft alle Gemeinden in NRW auf, sich mit den Opfergemeinden
partnerschaftlich zu verbinden.
Die Landeskonferenz bekräftigte: Die VVN-BdA werde auch in
Zukunft gebraucht. Und zwar als Vereinigung der Verfolgten des
Naziregimes, denn mit der Entschädigungsregelung, mit
Gedenkstättenarbeit und Geschichtsvermittlung durch Zeitzeugen
wird sich die VVN-BdA noch lange zu befassen haben. Und sie werde
als Bund der Antifaschisten gebraucht, der jungen wie der älteren
Antifaschistinnen und Antifaschisten. Innerhalb der VVN-BdA soll
daher ein Junges Forum geschaffen werden. Zudem ist die Zeit
überreif für eine gesamtdeutsche VVN-BdA. Dafür will die
VVN-BdA in NRW wirken.
Ulrich Sander, Tel. 0231-698060, Bochum, am 26. August 2000
Hermann Bogdal
Er schreibt, wie sehr er sich freut, daß in vielen Orten
Untersuchungen von antifaschistischen Gruppen angestellt werden,
die das Schicksal jüdischer Familien in einem Wohnviertel zum
Inhalt haben. "Eine anerkennenswerte und mühsame Tätigkeit,
die Lob verdient." Nicht vergessen werden sollten aber auch
jene Männer und Frauen, die schon in der Weimarer Zeit den
aufkommenden Faschismus bekämpften. Später traten sie in den
Widerstand und wurden grausam verfolgt. "Es ist und bleibt
unsere Aufgabe, die Frauen und Männer, diese Antifaschistinnen
nicht zu vergessen. Ihren Kampf, ihr Leben lebendig zu
erhalten." Hermann schlägt die Herausgabe einer Broschüre
mit der Schilderung des Kampfes und des Leides dieser Frauen und
Männer, die nach der Befreiung vom Faschismus sich weiterhin der
einstmals gestellten Aufgabe widmeten. "Um den aufkommenden
Rassismus und Neonazismus zu bekämpfen, ist die Erinnerung an die
faschistische Zeit und vor allem an die Frauen und Männer, die
dem Faschismus Widerstand leisteten, wichtig."
Zur Zwangsarbeiterentschädigungsdiskussion verlangt H. Bogdal,
daß wir uns des Hintergrunds annehmen. "Es ist unsere
Aufgabe, auf jene wirtschaftlichen und anderen Kreise aufmerksam
zu machen, die vor 1933 - in Kenntnis der verbrecherischen
Absichten Hitlers - ihn förderten und die Machtübertragung an
die Nazis begrüßten. Sie waren es, die von den Sklavenarbeitern
profitierten und nach 1945 bis zur Sunde sich bedeckt verhielten.
Die Verbindung zwischen Kapital und Faschismus muß deutlich
gemacht werden. Ich möchte nicht in das politische Schlepptau des
Grafen Lambsdorff gelangen, bei dem man zudem nicht weiß, ob die
zusammenschmelzenden Überlebenden jemals eine jämmerliche
Abfindung erhalten."
Problematisch findet Hermann Bogdal auch, wenn alle
Asylsuchenden automatisch "Schutz und Zuneigung von
Antirassisten und Antifaschisten erhalten" - aber selber
Rassisten und Profaschisten sind, wie er sie unter Kosovo-Albanern
ausgemacht hat. Von keinem der moslemischen Albaner in seinem
Bereich "ist je ein Wort oder Bekenntnis gefallen über die
Lebensnotwendigkeit ethnischen Zusammenlebens im jugoslawischen
Kosovo". "Solange sie sich nicht zum Antirassismus und
zu einem friedlichen Miteinander- und Zusammenleben mit Serben,
Sinti und Kroaten bekennen, kann ich eine Zusammenarbeit nicht
stützen oder befürworten."
Hermann berichtet von seinem letzten Auftritt im September 1999
- er war gerade 90 Jahre alt geworden - mit Schülern am Gymnasium
in Herten. Er las aus "Tatsachen - Widerstand und Verfolgung
in Duisburg" seinen Beitrag, wie der Spitzel Peterreit
entlarvt wurde. Es fand eine lebhafte Diskussion über den
Widerstand junger Kommunist/Innen statt
An die Medien
Antifaschisten protestieren gegen
Demokratieabbaupläne VVN-BdA fordert NPD-Verbot gemäß
Grundgesetz und UNO-Beitrittserklärung
Vor der Einschränkung
demokratischer Rechte der Bürger im Zuge der Auseinandersetzung
mit dem Rechtsextremismus hat die VVN-BdA gewarnt.
"Wir sind nach wie vor für das Verbot aller
neonazistischen Organisationen und Gruppierungen," erklärte
der Landesvorsitzende der VVN-BdA von Nordrhein-Westfalen, Jupp
Angenfort, mit Blick auf die Innenministerkonferenz. Zugleich
müssen die demokratischen Grundrechte wie das Versammlungsrecht
und die Meinungsfreiheit ausgeweitet und nicht beschränkt werden.
Die Einschränkung der Versammlungsfreiheit für Neonazis ist
durch Verbot und Auflösung ihrer Organisationen – und
natürlich auch der Nachfolgeorganisationen - zu bewerkstelligen.
Angenfort erinnerte an den Artikel 139 des Grundgesetzes, in dem
es heißt, dass die alliierten und deutschen Bestimmungen gegen
den Nationalsozialismus Bestandteil des Grundgesetzes sind. Der
VVN-Landesvorsitzende erinnerte ferner daran, daß die
Bundesrepublik Deutschland bei ihrer Aufnahme in die UNO gefragt
wurde, wie sie es denn mit dem Neonazismus und neonazistischen
Organisationen halte. Damals hat die Bundesregierung vor der UNO
folgendes erklärt: "Das ausdrückliche Verbot von
neonazistischen Organisationen und gleichfalls die Vorbeugung
gegenüber neonazistischen Tendenzen folgen aus dem Grundgesetz
mit der Wirkung, dass die von den alliierten und deutschen Stellen
erlassene Gesetzgebung zur Befreiung des deutschen Volkes von
Nationalsozialismus und Militarismus weiterhin in Kraft ist."
Angenfort: "Wir fordern die Einlösung dieser Zusage an die
UNO!"
Der VVN-BdA-Landesvorsitzende: "Wir freuen uns, daß
antifaschistische Initiativen jetzt von der Regierung unterstützt
werden sollen, wollen uns aber nicht darauf verlassen. Daher unser
Appell, uns zu unterstützen."
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