Solidarität mit den Opfern der NS-Zwangsarbeit
Bericht über unseren Beitrag
zur Gerechtigkeit
Vielfach waren unsere Bemühungen als Landesvereinigung zur
Durchsetzung der Zwangsarbeiterforderungen. Über die
VVN-BdA-Bundesor-ganisation nahmen wir am Runden Tisch der
Opferverbände und Heaerings teil. Zusammen mit der
VVN-BdA-Kreisorganisation Dortmund starteten wir eine lokale
Initiative, d.h. Unterschriftensammlung für die Verantwortung der
Städte und Gemeinden für "ihre" Zwangsarbeiter, für
die Bereitstellung von Unterlagen zur Glaubhaftmachung der
Zwangsarbeiteraufenthalte im Reich durch die Städte, für die
Arbeit des Städtetages im Sinne der Zwangsarbeiterentschädigung
und für die Verpflichtung der Betriebe, der Stiftungsinitiative
beizutreten. Die Klage der VVN Oberhausen gegen die RAG AG machten
wir zu Sache der ganzen Landesvereinigung.
Der Aufruf von Dortmund wurde international bekannt. Viele
nahmen ihn auf. Heute sind die Städte vielfach für die
Zwangsarbeiter aktiv geworden. Zudem richteten wir unsere
Forderungen an die Bundesebene.
Von Anfang an - d.h. seit Beginn des Aufschwungs der Kampagne
1998 - sagten wir: Es muß Geld für die Opfer herauskommen, alles
andere ist angesichts des späten Zeitpunktes zweitrangig.
Zweitrangig - aber nicht unwichtig.
Im Schwur der Überlebenden des KZ Buchenwald vom 19. April
1945 heißt es: "Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch
der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht."
Der Kampf geht also weiter, denn vor einen Richter sind die
NS-Wirtschaftsverbrecher ja nie geraten. Im Gegenteil: Wenn jetzt
die deutsche und die US-amerikanische Regierung den Tätern
bestätigt, sie hätten kein Unrecht getan, das von einem Richter
abzuurteilen wäre, und wenn sie den Opfern sagen, diese hätten
keinen Rechtsanspruch, dann kann das nur als eine neue Form der
Amnestie der Naziverbrecher angesehen werden. Diese Amnestie
kennzeichnete den Umgang der BRD-Behörden und Gerichte sowie
Parlamente seit Beginn der Republik. Die demokratische
Öffentlichkeit sollte sich dagegen auflehnen. Wenn wirklich kein
Schlußstrich erfolgen soll, wenn wirklich die Schuldigen vor den
"Richtern der Völker" - und das ist etwas anderes als
das offizielle Justizsystem - stehen sollen, dann muß eine breite
öffentliche, demokratische antifaschistische Diskussion erfolgen.
Warum soll es nicht ein Tribunal der demokratischen
Öffentlichkeit über die Schuldigen aus der NS-Wirtschaft und
ihre Nachfolger geben? Die VVN-BdA wird keine Ruhe geben, bis die
Schuld der Täter - aller Täter - wirklich als solche im
öffentlichen Bewußtsein verankert wird. Darüber wird auch unser
kommender Bundeskongreß zu sprechen haben.
Was NRW anbelangt; so haben wir vier ganz wichtige Beiträge
geleistet: (siehe den Bericht aus Bochum)
1.) Wir haben für einen Zwangsarbeiter und Bergmann aus der
ehemaligen UdSSR die Klageerhebung vor dem Gericht in
Duisburg/Oberhausen übernommen, und zwar wird Entschädigung vom
deutschen Steinkohlebergbau, d.h. RAG AG, gefordert. Wir haben
einen Anwalt dafür gewonnen und das nötige Geld aufgebracht. Die
Vorarbeiten an Recherchen leistete der Kreisverband Oberhausen der
VVN-BdA. Die Ruhrkohle hat sich als nicht zuständig erklärt,
denn viele Bergbaubetriebe gingen 1969 nicht in die Ruhrkohle ein,
sondern gaben auf - sie wurden aufgelöst oder änderten den
Firmenzweck. Wir sagen: Die Ruhrkohle und heute die RAG AG sind
zuständig. Im Herbst 2000 wollen wir mit dem Anwalt und dem
Klienten beraten, wie wir uns verhalten. Bisher haben wir Konsens,
daß wir weiter klagen, und zwar auch, um die Zuständigkeit der
Bundesstiftung womöglich wasserdicht zu machen. Die Klage vor dem
Termin zurücknehmen, um dann u.U. nach zwei Jahren festzustellen,
daß unser Bergmann-Kumpel kein Geld bekommen hat - und dann neu
zu klagen - das erscheint als ein unsicheres Geschäft.
2.) Wir haben in Bochum eine ganz außerordentliche Kampagne
gehabt und haben sie noch: Entlarvungen von nicht zahlungswilligen
Sklavenhalterfirmen. Nach Demonstrationen auf dem Firmengelände -
oder davor - wurde in mehreren Fällen erreicht, daß die Firmen
der Initiative beitraten und zahlten.
3.) Wir haben in Bochum und Dortmund erreicht, daß - weit
über die Region hinaus - die kommunale Zuständigkeit für die
Zahlungen an kommunale Zwangsarbeiter, für die Appelle an die
örtliche Wirtschaft, ihre Verantwortung zu erkennen und
wahrzunehmen, und für die Hilfe bei der
"Glaubhaftmachung" der Forderungen der einzelnen
überlebenden Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter erörtert
wurde. Eine Unterschriftensammlung wurde gestartet, und sie
führte zu zahlreichen Medienveröffentlichungen im In- und
Ausland, zu Kontakten zum Anwaltsbüro M. Hausfeld in Washington
und - vor allem - zu vielen Bürgeranträgen und Anträgen der
Grünen und der PDS, vereinzelt der SPD. Eine Konferenz der
Stadtarchivare von NRW befaßte sich mit der Hilfe bei der
Dokumentierung der Nachweise. Die Ergebnisse der Konferenz wurden
von uns unterstützt.
4.) Wir haben mit Hilfe der Historikerin Dr. Gabriele Lotfi,
die auf unseren Veranstaltungen beim UZ-Pressefest und bei der
Tagung des Internationalen Rombergparkkomitee sprach, auf das
System der industrie-initiierten Gestapo-Arbeitserziehungslager
(so war es zumindest in NRW) hingewiesen, einzelne ehemalige Lager
entdeckt und öffentlich dokumentiert. Es wurden Impulse gegeben
für die Anklage gegen die verbrecherische deutsche NS-Wirtschaft
und ihre Nachfolger - diese Anklage wird nun - im
nichtjuristischen Sinne - verstärkt vorzutragen sein. Uli
Schneider und Ulli Sander haben dazu Konzepte entwickelt und
sprechen darüber im September 2000 mit Experten.
Bundesweit war die VVN-BdA NRW beteiligt an dem Hearing der
PDS-Bundestagsfraktion im Berliner Reichstag im November 1999, mit
dem erstmals der Ruf nach einer Konferenz der Opfer und
Opferverbände, den wir als VVN-BdA immer wieder aussandten,
Gehör fand. Dort war auch der letzte Auftritt unseres
unvergessenen Kameraden (er war seit 1985 immer auch Aktivist der
VVN-BdA) Hans Frankenthal.
Ferner waren wir beteiligt an der Internationalen
Pressekonferenz der FIR, die besonders von Uli Schneider
vorbereitet wurde:
Es ging um Arolsen, dem die Pressekonferenz mit französischen,
deutschen und belgischen Kameraden gewidmet war. Wir konnten
helfen, der Nachweis- und Glaubhaftmachungsdiskussion einen Impuls
zu geben.
Lothar Eberhard und Ulli Sander improvisierten übrigens eine
Demo im November 1999 in Bonn, und zwar vor dem ehem.
Außenministerium, wo eine internationale Lambsdorff-Runde
stattfand. Eine weitere Demo fand bei der Eröffnung des
Bundestages im Berliner Reichstagsgebäude seitens der Opfer des
Faschismus statt. Organisator war u.a. die VVN-BdA. Schließlich
wurde auch in Frankfurt am Main vor Konzernen und Banken für die
Entschädigungsforderung demonstriert.
Schließlich haben wir auch an der Entlarvung Lambsdorffs als
korrupten Mann und Nazifreund sehr heftig mitbetrieben. Er war
nicht der Makler, der die Verhandlungen zum Wohle der Opfer ührte,
er war und blieb der Mann der Wirtschaft. Und er war derjenige,
der einst die NRW-FDP zum Tummelplatz für Nazis zu machen half.
Wie geht es weiter? Wir planen Beratungen der Opfer und
Propagierung der Forderung nach Beratung durch Experten und "Glaubhaft-machung".
Wir haben durchgeführt und werden verstärken: Demos vor
Zahlungsunwilligen. Wir gleichen die Listen der
Wirtschaftsstiftung und der Zwangsarbeiterfirmen (beide im
Internet) ab. Wir prangern die "Lumpen" (V. Beck) an,
das heißt die Firmen, die zahlungsunwillig sind. U.S.
In Bochum erfolgreich: Kampagne
für Zwangsarbeiter
Von Klaus Kunold
Bereits im Jahre 1986 trat die Bochumer Vereinigung der
Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten Bochum, mit
dem Thema "Entschädigung für Zwangsarbeit" an die
Öffentlichkeit.
Sie schlug die Einrichtung einer Bochumer Stiftung vor, welche
von den Gewerkschaften, der Ruhruniversität und von den Firmen
getragen werden sollte, die während des Faschismus von der
Sklavenarbeit profitierten. In der Bochumer Öffentlichkeit fand
dies eine grosse Resonanz. Die Stiftung sollte auch die
Opferverbände bei ihrer Arbeit unterstützen.
Gleichzeitig wurde vorgeschlagen, dass die betreffenden Firmen
ihre betriebseigenen Archive öffnen, damit die Vergangenheit
aufgearbeitet werden kann.
Die Reaktion war gleich null. Verschiedene erneute Versuche in
den folgenden Jahren blieben ebenfalls erfolglos.
Firmen, die sich 1986 aufgrund der VVN-BdA Bochum, an die
Industrie– und Handelskammer, als auch an den Arbeitgeberverband
Eisen– und Metallindustrie mit der Bitte um Stellungnahme und
weitere Informationen wandten, erhielten den Bescheid, eigene
Bemühungen zunächst bis zu einer grundsätzlichen Entscheidung
auf Bundesebene erst einmal ruhen zu lassen.
Diese Ruhe dauerte dann bis etwa 1998 und als in dieser Frage
im Ausland – insbesondere in den USA – Bewegung entstand,
rührte sich auch etwas in der deutschen Wirtschaft. Dabei ging es
weniger um Moral und Humanität, als um Geschäfte.
Die Bochumer VVN nahm die neuerlichen Ereignisse zum Anlass,
sich wieder verstärkt mit dem Thema "Entschädigung für
Zwangsarbeit" zu befassen. Der Auftakt für neue Aktivitäten
war die Veranstaltung der VVN-BdA Bochum am 12. März 1999. Auf
dieser Veranstaltung wurde ein Schreiben an den Petitionsausschuss
des Deutschen Bundestages verabschiedet.
Gleichzeitig wurde angeregt, alle acht Bochumer
Bundestagsabgeordneten schriftlich um Unterstützung zu bitten.
Lediglich ein Bundestagsabgeordneter antwortete.
Da nicht nur Bochumer Betriebe, sondern auch die Stadt Bochum
Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter beschäftigte, forderte der
Kreisvorsitzende der VVN-BdA Bochum, Klaus Kunold, bei einem
Pressegespräch im August 1999 die Stadt auf, "Bekenntnis zur
Verantwortung" abzulegen. (WAZ vom 02. 28. 1999)
Im November/Dezember 1999 wandte sich die VVN-BdA Bochum erneut
an 14 Firmen mit der Aufforderung, sich ihrer historischen und
moralischen Verantwortung zu stellen, damit es 54 Jahre nach
Kriegsende endlich für die "vergessenen Opfer"
Gerechtigkeit gibt und eine Entschädigung erfolgt und um den
Opfern die letzten Lebensjahre zumindest materiell zu erleichtern.
Auch der Oberbürgermeister und die im Rat vertretenen Parteien
wurden zu dem Thema angeschrieben. In dem Antwortschreiben des
Oberbürgermeisters machte dieser darauf aufmerksam; dass auf der
Ratssitzung am 27. Januar 2000 eine Konzeption zur Abstimmung
vorliegen wird.
Um auch die Bochumer Öffentlichkeit für das Thema
"Zwangsarbeit in Bochum" zu sensibilisieren, luden wir
am 8. Dezember 1999 die Bochumer Presse zu einem Gespräch ein. Es
erfolgte zum Thema "Entschädigung für Zwangsarbeit"
eine breite Berichterstattung und auch der WDR berichtete mit zwei
Beiträgen über die Pressekonferenz.
Die Verabschiedung der Resolution im Rat der Stadt und die
Veranstaltung im Kulturbahnhof Langendreer am 27 Januar 2000 sind
sehr positiv zu bewerten. Sehr positiv war auch, dass sich auf der
Veranstaltung am 27. Januar eine Bürgerinitiative
"Entschädigung jetzt!" bildete.
Mit der Gründung der Bürgerinitiative "Entschädigung
jetzt!" begann ein neuer Abschnitt der Auseinandersetzungen
mit den Firmen um die Frage der Entschädigung für Zwangsarbeit
während des Faschismus in Bochum.
Ende Januar dieses Jahres erklärte die Maschinenfabrik Gebr.
Eickhoff ihren Beitritt zu dem Entschädigungsfonds. Die
Initiative überlegte, da sich bei den anderen Firmen nichts
rührte, wie es weitergehen sollte.
Da bei vielen Firmen Veränderungen erfolgten und die meisten
Konzerne die ZwangsarbeiterInnen beschäftigten, ihren Hauptsitz
verlegt hatten, blieben nicht viele Firmen übrig, die wir vor Ort
mit dieser Frage konfrontieren konnten.
Die Fa. Fahrzeugwerke Lueg in Bochum ist die größte
Mercedes-Vertretung in der Bundesrepublik mit einem Jahresumsatz
von ca. 1 Milliarde DM und einem Einzugsbereich von 4-5 Millionen
Einwohnern, d.h. das mittlere Ruhrgebiet.
Wir versuchten, mit dieser Firma ins Gespräch zu kommen; aber
sie zeigte uns leider die kalte Schulter. Deshalb demonstrierten
ca. 50 Personen mit einem Transparent am 17.02.2000 vor der Firma
und verteilten Flugblätter. Mit 20-25 Personen gingen wir in den
Verkaufsraum und diskutierten mit einem Vertreter der
Geschäftsleitung. Die Zusage der Firmenleitung, uns schriftlich
zu antworten, hielt diese nicht ein.
Daraufhin führten wir eine dreiwöchige Mahnwache durch,
beginnend am 8. März. Zwar wurden die Aktionen in der Bochumer
Wirtschaft sehr lebhaft diskutiert, aber Lueg rührte sich immer
noch nicht. Wir erhöhten den Druck. Auf einer Pressekonferenz
kündigten wir für den 13. April eine Demonstration an.
Treffpunkt am Verkaufsraum der Firma. Vor der angekündigten
Demonstration wandte sich die Firma an die Presse und an die
Bochumer Initiative, dass sie nun dem Stiftungsfonds beigetreten
sei. Der Pressesprecher der Firma verteilte höchstpersönlich die
Erklärung an die Demonstrantinnen und Demonstranten.
Wir hatten einen großen Erfolg
errungen.
Eine weitere Firma, der Metallbetrieb Jahnel/Kestermann,
schickte der VVN Bochum eine Kopie der Beitrittserklärung zum
Fonds. Außer diesen Aktionen schrieben wir auch eine Menge Briefe
an Bundestagsabgeordnete, an den Präsidenten der DRK, Prof. Dr.
Ipsen, und auch an Bill Clinton. Wir führten ein Gespräch mit
Vertretern der Industrie- und Handelskammer Bochum. Auf einer
Zusammenkunft der Initiative legten wir fest, erneut eine
Pressekonferenz durchzuführen. Es sollte eine Zwischenbilanz
unserer Arbeit gezogen und unser weiteres Vorgehen dargelegt
werden. In einer Presseinformation kündigten wir einen Info-Stand
an, um eine weitere Firma an den Pranger zu stellen.
Durch die Mitteilung in der WAZ aufgescheucht, erschien der
Chef der namentlich genannten Firma und überbrachte uns einen
Brief mit der Erklärung des Beitritts in den
Entschädigungsfonds. In der Diskussion versuchte er die Firma
für ihr Verhalten während des Faschismus zu rechtfertigen.
Durch die gute Öffentlichkeit- und Pressearbeit der VVN-BdA
Bochum und der Bürgerinitiative "Entschädigung jetzt!"
gelang es uns, vier bekannte Bochumer Firmen zu zwingen, Farbe zu
bekennen.
Und nun?
Nach den Sommerferien werden wir weitere Firmen outen. Ebenso
wollen wir uns an den Oberbürgermeister und an den Rat der Stadt
wenden, wie es mit der Resolution, die am 27. Januar 2000 im Rat
beschlossen wurde, weitergehen soll, damit es nicht nur bei einer
Resolution bleibt.
Die griechischen Opfer nicht
vergessen! Eine deutsch-griechische Aktion
Die VVN-BdA NRW hat im November 1998 ein deutsch-griechisches
Solidaritätstreffen gemeinsam mit griechischen Gemeinden
durchgeführt und gefordert: "Die Unterzeichnenden bitten die
Regierung der Bundesrepublik Deutschland, Gespräche mit der
griechischen Regierung aufzunehmen, um die Frage von Reparationen
und von Entschädigungszahlungen an NS-Opfer und deren
Hinterbliebenen zu klären. Das Eingeständnis der Schuld
schließt auch den aufrichtigen und ernsthaften Versuch ein, durch
angemessene materielle Zahlungen einen kleinen Teil dieser Schuld
abzutragen. 53 Jahre nach Kriegsende ist es dafür zwar spät,
aber noch nicht zu spät."
Mit großer Bestürzung haben wir vernommen, daß auch die neue
Bundesregierung die griechischen Wünsche nach Wiedergutmachung
für Naziverbrechen zurückgewiesen hat. Wir forderten weiterhin
mit Nachdruck ein Umdenken der deutschen Politik im Umgang mit den
Opfer des NS-Regimes in Griechenland und riefen die deutsche
Bevölkerung auf: Wenn schon die Regierung ein schlechtes Beispiel
gibt, sollten die deutschen Touristen bei ihren
Griechenland-Reisen den Opfern des deutschen Faschismus durch
Besuche der Gedenkstätten in Griechenland die notwendige Ehre
erweisen.
Es erging der Appell an die Touristen, die nach Griechenland
reisen, Solidarität mit den Gemeinden zu üben, die von Wehrmacht
und SS mit Massenmorden überzogen wurden. Es geht um Bereitschaft
der Deutschen zur Wiedergutmachung, wobei uns bewußt ist, daß
nie wirklich wiedergutgemacht werden kann, was von 1941 bis 1944
in Griechenland von Deutschen angerichtet wurde. Zu dieser
Bereitschaft gehört auch, die militaristische antigriechische
Traditionsarbeit der Bundeswehr endlich zu überwinden, die noch
immer gepflegt wird.
Diese Feststellungen erhalten wieder verstärkte Aktualität
infolge der Reise des Bundespräsidenten und der Entscheidung des
obersten griechischen Gerichts zugunsten von Distimo. Wir sollten
im Sinne dieser Erklärung unsere Arbeit intensivieren. Vor allem
sollten wir die Forderung an die Städte und Gemeinden richten,
endlich eine Partnerschaft mit einer griechischen Opfergemeinde zu
beginnen. Da unser Bemühen nicht fruchtete, die Tourismusbranche
auf die griechischen Opferstädte als mögliche Anlauforte auch
für deutsche Reisende zu orientieren, müssen wir per Internet
erneut dafür etwas tun.
Gedenken und Erinnern in NRW -
Nichts und niemand ist vergessen
Die Fortsetzung der Gedenkarbeit für die Opfer der Bittermark
und des Rombergparks, der Wenzelnberschlucht, des Stalag
Stukenbrock war ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit. Zu
bestimmten Gedenktagen wurden Blumen und Kräne an Gedenktafeln
niedergelegt. Vor allem die ständige historische
antifaschistische Ausstellung der VVN-BdA Duisburg entwickelte
sich zu einem Anziehungspunkt der nordrhein-westfälischen Antifa,
der Schulen, der VVN-BdA. Ferner haben wir ein bisher nicht
lokalisiertes Lager "Auffanglager" in Dortmund-Hörde am
Emschertor ausfindig gemacht und dies veröffentlicht. Siehe dazu
den Bericht aus den "Ruhrnachrichtenartikel" darüber
(im Pressespiegel).
Kommt zu uns
Die Wichtige mit dem Riesennamen:
Landesneofaschismuskommisssion von NRW
Seit 15 Jahren gibt es die Neofaschismuskommission der VVN-BdA
von Nordrhein-Westfalen. Zu den Gründern gehörte unser leider
viel zu früh verstorbener Kamerad Hartmut Meyer. Phänomenal
finden es die Mitglieder, daß sie alle zwei Monate regelmäßig
getagt haben und daß sich der "harte Kern" über all
die Zeit erhielt. Viele Erfahrungen wurden gesammelt.
Das wichtigste aber sind die Archivarbeit (Hartmut Meyer
Archiv) und die publizistischen Möglichkeiten
("Antifaschistische Nachrichten", per Adresse GNN-Verlag
50515 Köln, PF 260226). Denn Archivmitarbeiter und Redakteure
sind in Personalunion Kommissionsmitglieder. Einmal im Jahr führt
die Kommission ein Wochenendseminar in Leverkusen durch. (Siehe
Chronologie) Es geht dabei z.B. gegen die Freiwirtschaftler, gegen
einen Brückenkopf des Neofaschismus. Oder gegen die den
Faschismus entschuldigenden Totalitarismustheorien. Im Dezember
2000 ist der Militarismus an der Reihe.
Die Kommission arbeitet dem Landesausschuß der VVN-BdA, der
Bundes-Neofaschismus-Kommission der VVN-BdA und den
Antifaschistischen Landeskonferenzen von Initiativen und
Organisationen zu, die jährlich stattfinden und besonders der
Arbeit der Landesneofa-Kommission zu verdanken sind.
Welche Probleme hat die Kommission? Es sind nur drei bis vier
Städte in ihr vertreten! Der Erfahrungsaustausch ist daher
begrenzt. Und es ist ein Männerverein. Daher unser Aufruf:
Arbeitet mit in der Kommission!
Kurt sagt, worum es geht: "Wir brauchen Mit- und Zuarbeit
aus möglichst vielen Städten. Überlegt mal in Euren
Kreisvorständen, ob nicht eine oder einer von Euch mitarbeiten
will." Einmal in zwei Monaten ein Samstag nachmittag in
Köln. Bringt mündliche Infos, aber auch Berichte und
Zeitungsartikel und Fotos über das Auftreten der Neonazis mit!
Oder sendet sie für die Kommission an das Landesbüro: Gathe 55,
42107 Wuppertal. Ansprechpartner zwischen unseren Treffen ist
Volkmar (Tel. 02161/673721) N. K.
Von Einzeltätern und V-Männern -
Besorgniserregendes Verhalten der Polizei
Von Astrid Keller
Die NRW-Polizeibehörden weigern sich, einen Zusammenhang
zwischen rechtsextremistischen Entwicklungen in den Städten -
Provokationen durch Neonazis bei Bundesliga-Fußballspielen,
Ausschreitungen im Umfeld der Neonazi-Treffs, rassistische
Überfälle - und dem Mord an den drei Polizeibeamten
herzustellen.
Der Täter, Michael Berger, war als Waffennarr bekannt, war
unehrenhaft aus der Bundeswehr entlassen worden, war Mitglied von
NPD und DVU. Unterstrichen werden diese Tatsachen durch den im
Ruhrgebiet und bei der großen Demonstration der Kampfhundefreunde
in Düsseldorf verbreiteten Spuckzettel "Berger war ein
Freund von uns! 3:1 für Deutschland. Kameradschaft
Dortmund". Vertreten wird die Kameradschaft Dortmund u.a.
durch den Berger-Freund und SS-Siggi genannten Dortmunder
Siegfried Borchardt.
Trotz dieser Erkenntnisse wird in der Öffentlichkeit ein Bild
erzeugt, dass den Schützen als psychisch kranken Einzeltäter
erscheinen lässt, so wie es schon im Falle des neonazistischen
dreifachen Mörders Thomas Lemke geschah. Hakenkreuzschmierereien
in den Ruhrgebietsstädten werden verharmlost, Nazihorden nicht am
Rufen von "NSDAP" und "Borussenfront" durch
PolizistInnen oder BGSlern auf den Bahnhöfen gehindert.
Erinnert sei auch an die Brandstifter und Mörder von Solingen,
die unter Leitung eines Agenten des Verfassungsschutzes ein
staatlich finanziertes Training in der Kampfsportschule Hak Pao
absolvieren konnten, an den schon genannten Mörder und Neonazi
Thomas Lemke von Gladbeck und Altena, der mit dem Bundesamt für
Verfassungsschutz in Verbindung stand, ein bekanntes Waffenlager
unterhielt und enge Kontakte zu Neonazis pflegte, und schließlich
an die 15köpfige Skinheadbande von Wuppertal – dabei der
Multifunktionär von NPD und JN, der Stadtratsabgeordnete Thorsten
Crämer -, die eine Gedenkstunde von AntifaschistInnen und
WiderstandskämpferInnen auf dem Gelände des ehemaligen KZ Kemna
überfielen.
Anhand der aktuellen ausländerfeindlichen und
rechtsextremistischen Ausschreitungen in Dortmund stellt das Linke
Bündnis Dortmund - unterstützt von VVN-BdA und den Grünen -
Strafanzeige gegen die Kameradschaft Dortmund wegen
Gewaltverherrlichung. Des weiteren fordern Antifaschisten die
Polizei und Justiz auf, entsprechend den Gesetzen gegen Neonazis
vorzugehen, die NPD als kriminelle terroristische Vereinigung
aufzulösen und alle Verbindungen von Verfassungsschutzbehörden
zu Neonazis zur "Informationsgewinnung" und
"Lenkung" zu beenden, da diese nicht nur das Leben von
PolizistInnen gefährden, sondern alle BürgerInnen.
"Wir sind nicht radikal, sondern weltoffen. Aber es gibt
einige Spinner, die über die Stränge hinausschlagen."
(Bundesanstalt für Arbeit-Präsident Bernhard Jagoda am 31.7.00)
Vom braunen Terror gegen
"Rassenmischmasch" und von staatlicher
Ausländer-Abschreckung: Soll NRW zur "national befreiten
Zone" werden?
Eine Stellungnahme der nordrhein-westfälischen VVN-Bund der
Antifaschisten
Seit Jahren verfolgen die Nazis in Deutschland das Ziel, mit
Terror das Land zu destabilisieren und zur Erhebung für die
"deutsche nationale Identität" zu führen, um es
"national zu befreien". Ausländer und
"Ausländerfreunde" sollen aus dem Land getrieben
werden. In Ostdeutschland gibt es bereits "national befreite
Zonen". Jetzt wurde Nordrhein-Westfalen erneut zu einem
rechtsterroristischen Schwerpunkt gemacht. In Dortmund und im
Kreis Recklinghausen hat ein Mitglied der "Kameradschaft
Dortmund" in einer Selbstmordaktion drei Polizeibeamte
ermordet, nachdem die Polizei zweimal in der Dortmunder Nordstadt
gegen Nazis vorgegangen war und Ausländer geschützt hatte. In
Wuppertal überfiel ein Gruppe Skinheads mit NPD-Parteibuch die
Teilnehmer einer antifaschistischen Gedenkveranstaltung am
ehemaligen KZ Kemna, um das Gelände für die Nazis und Rassisten
zu erobern. Und nun das Bombenattentat von Düsseldorf. In
Düsseldorf warfen zuvor Skinhaeds zwei Ausländer auf die
S-Bahn-Schienen. In allen drei Städten und auch andernorts wurden
Waffenlager gefunden, die im Besitz von Neonazis waren.
Vor welchem Hintergrund geschieht dies? Die Lieblingsthese der
Ultrarechten lautet: "Die Grenzen der Belastbarkeit durch
Zuwanderung sind überschritten." Dies ist nicht etwa ein
Zitat aus der "Jungen Freiheit", sondern aus einer
Erklärung, die Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) vor
Jahresfrist herausgab und mit dem Zusatz versah: In einem
EU-Europa werde das deutsche Grundrecht auf Asyl keinen Bestand
haben, das ohnehin von Missbrauch gekennzeichnet sei. Da mehr
Menschen die BRD verlassen als einreisen, stellte
Unions-Fraktionschef Friedrich Merz, führender Mann auch der
NRW-CDU, klar, daß nicht jede Zuwanderung abzulehnen ist:
"Wir brauchen in Zukunft die Zuwanderung von Menschen, die
wir haben wollen. Aber das setzt voraus, daß wir sagen, wen wir
nicht haben wollen. Dazu hat die alte Bundesrepublik - aus den
Erfahrungen des Nationalsozialismus, die ich respektiere - nicht
den Mut gefunden. Unsere Generation will sich nicht mehr derart in
Haftung für unsere Vergangenheit nehmen lassen." (Die Woche,
31. 3. 00).
Wen wollen die Etablierten nicht? Den Asylsuchenden, den
Flüchtling. Wen wollen sie? Den Green- oder Blue-Card-User, der
sein Wissen und Können Deutschland zur Verfügung stellt, bis die
Deutschen insoweit qualifiziert sind, um wieder ihre deutschen
Arbeitsplätze selbst einzunehmen. Und der dann wieder geht.
Abschreckungsstrategien der Mitte
und der Rechten
Gegen alle anderen wird eine Politik der Abschreckung
praktiziert. Aus einem Protokoll des NRW-Städte- und
Gemeindetages vom 20. 10. 1990: "Die Landesregierung
appelliert an die Städte und Gemeinden soweit irgendmöglich, in
den von ihnen betriebenen Unterkünften zum Unterbringen von
Asylbewerbern und DeFacto-Flüchtlingen ebenfalls für einen
abschreckenden Effekt durch die Art der Unterbringung zu
sorgen." (Westdeutsche Zeitung, Krefeld, 19. 6. 2000)
In der Bundeswehr werden die jungen Leute so belehrt: Mit einer
"multikulturellen Gesellschaft" drohe ein Anspruch der
Ausländer auf gleiche soziale und politische Rechte und somit
eine "politische und wirtschaftliche Destabilisierung der
Bundesrepublik Deutschland" (Information für die Truppe
9/92).
Die Nazis brüllen "Ausländer raus", - die
Etablierten brüllen nicht, sondern lassen sich - wie der
CDU-Landeschef Rüttgers - landesweit auf Plakaten der Reps im
Sinne der Reinhaltung des deutschen Blutes zitieren: "Kinder
statt Inder."
Schon im Mai 1988 hatte ein Sprecher der VVN-BdA eine
Strafanzeige gegen die Volksverhetzung seitens der Nazis Borchardt
(Dortmund) und Scholz (Altena) eingereicht. Von der
Staatsanwaltschaft Dortmund kam unter 31 Js 103/88 die Antwort:
"Die Beschuldigten haben sich durch das von Ihnen beigefügte
Flugblatt nicht der Volksverhetzung schuldig gemacht. Entsprechend
der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes vom 14. 03. 1984
erfüllt die Parole ‘Ausländer raus’ nicht den Tatbestand der
Volksverhetzung, so daß trotz des ausländerfeindlichen Inhalts
des Flugblattes eine Straftat nicht festgestellt werden
kann."
Borchardt und Scholz hatten geschrieben: "Immer mehr
Ausländer überfremden unser Land. Wir sagen zu den
volksfeindlichen Plänen ohne wenn und aber Nein. Für eine
deutsche Politik in diesem Land. Deutschland muß deutsch bleiben.
Internationalismus und Rassenmischmasch? Nein! Deutsche
Arbeitsplätze für deutsche Arbeitnehmer! Ausländer raus!"
Von höchsten Richtern und Politikern ermuntert, belassen es
die Nazis nicht bei Flugblättern, um "Ausländer raus"
Nachdruck zu verschaffen. Seit Jahren greifen sie auch zum Terror.
Jetzt traf eine Bombe neun jüdische Menschen aus Rußland, die in
Düsseldorf Zuflucht gesucht hatten.
Der Landesvorsitzende der VVN-BdA Jupp Angenfort schrieb an den
Oberbürgermeister von Düsseldorf: "Der heimtückische
Anschlag auf eine Gruppe von Menschen, die nicht in Deutschland
geboren sind, findet unsere tiefe Abscheu. Erneut machen Rassisten
deutlich, was sie unter der Losung ‘Ausländer raus’
verstehen. Hier wird mit der blutigen Handschrift von
Bologna/Hauptbahnhof und München/Oktoberfest geschrieben."
In Bologna und München haben 1980 ultrarechte Terroristen
blind in eine Menge hineingebombt und viele Menschen ermordet. Es
sollte das Signal zum allgemeinen Chaos gegeben werden, das eine
starke rechte ordnende Hand verlangt.
Schwarze Listen gaben das Signal
zum braunen Terror
In der Öffentlichkeit wird die Frage erörtert: Folgt der RAF
die BAF, die Braune Armeefraktion? Doch brauner Terror ist seit
Jahren vorhanden, allerdings nicht im gezielten Kommandostil. Ende
1993 wurde mit der Schwarzen Liste der Anti-Antifa
"Einblick" nicht etwa das Kommando an eine bestimmte
Nazigruppe erteilt, zu töten. Es wurde vielmehr zur allgemeinen
Lynchjustiz, zur "endgültigen Ausschaltung der politischen
Gegner" aufgerufen: "Jeder von uns muß selbst wissen,
wie er mit den ihm hier zugänglich gemachten Daten umgeht. Wir
hoffen nur, ihr geht damit um!"
Nazis als Schützlinge der
Behörden
Die Staatsschutzbehörden bekamen seinerzeit vom
Bundeskriminalamt den Hinweis, den "Einblick" nicht so
ernst zu nehmen: Dieser sei die verständliche Antwort der Nazis
auf die Anarchisten und Roten. Die "Einblick"-Macher
waren bekannt, wurden aber nicht bestraft. Die Anregungen des
"Einblick" nahm ein Thomas Lemke aus Gladbeck sehr
genau. Er stellte im Sommer 1995 eine eigene Schwarze Liste auf
und ermordete drei Opfer. Obgleich er seit Jahren zur Neonaziszene
gehörte und wegen Brandstiftung eines Türken-Hauses vorbestraft
war, wurde er - wohl weil er auch V-Mann des Verfassungsschutzes
war? - im Prozeß zum unpolitischen Sexualmörder stilisiert.
Überhaupt sind V-Leute oft in der Nähe der Verbrechen und
Verbrecher, aber sie verhindern nichts, wenn sie nicht gar selbst
beteiligt sind. Der Mord an fünf türkischen Menschen in Solingen
zu Pfingsten 1993 wurde von Brandstiftern begangen, die in einer
von einem V-Mann geleiteten HakPao-Kampfsportschule ausgebildet
worden sind.
Der Drang nach Fürsorge für Naziterroristen ist auf Seiten
der Behörden erheblich. Als der Neonazi Manfred Rouhs aus Köln
schriftlich Anweisungen gab, wie sich die Kameraden bei
Info-Ständen bewaffnet aufzuführen hätten und als die VVN-BdA
Strafanzeige dagegen erstattete, da billigte Oberstaatsanwalt Dr.
Bellinghausen den Nazis zu, unter Anwendung körperlicher Gewalt
einen Gegner ohne richterliche Anordnung vorläufig festzunehmen,
"wenn dieser auf frischer Tat getroffen oder verfolgt wird,
und wenn er der Flucht verdächtig ist." Wann heißt es
wieder "Auf der Flucht erschossen?" fragten daraufhin
die antifaschistischen Antragsteller.
Ausländerfeindlichkeit als
Staatsdoktrin
Am Samstag, dem 29. Juli 2000, erschien die führende
Regionalzeitung aus Dortmund "Westfälische Rundschau"
mit einer bezeichnenden Mischung von Beiträgen. Der Aufmacher auf
Seite 1 trug die Überschrift "Düsseldorfer Anschlag aus
Fremdenhaß?" und schilderte das mögliche Motiv der
Gewalttäter und die "Abscheu" von Minister Schily. Auf
Seite 3 wird unter der Überschrift "Morde gebilligt -
Neo-Nazi gefaßt" berichtet, daß die Kameradschaft Dortmund
des Neonazis Borchardt (siehe oben) den dreifachen
Polizistenmörder von Dortmund und Recklinghausen, Michael Berger,
verherrlicht habe. Ein Besitzer von Aufklebern "Berger war
ein Freund von uns! 3:1 für Deutschland. KS Dortmund" sei
verhaftet worden. Man beginne jetzt - erst jetzt ! - das Umfeld
der Kameradschaft zu durchleuchten. Übrigens: Wenn die Polizei
nicht am 6. Mai in Essen bei einem NPD-Aufmarsch so sehr mit dem
Schutz der Neonazis vor antifaschistischen Gegendemonstranten
beschäftigt gewesen wäre, hätte sie gestochen scharfe Fotos von
der gesamten "Kameradschaft Dortmund" anfertigen
können.
Auf Seite 5 der WR kommt dann der Clou unter der Überschrift
"Die illegale Einwanderung stoppen - Kampf gegen Schleuser
mit Agenten und Radar". Es wird in Wort und Bild geschildert,
wie die Geheimdienstler und Bundesgrenzschutzleute mit quasi
militärischen Mitteln "wenigstens einen Teil der großen
Flüchtlingstrecks ausbremsen". "Für mich ist die
Vorstellung, die Regierungen könnten sich gezwungen sehen, neue
Mauern zu errichten, ein Albtraum", wird einer der
Verantwortlichen zitiert. Wo noch keine richtigen Mauern stehen,
sind aber dennoch Mauertote zu beklagen, doch darüber schweigt
sich die Zeitung aus.
An einem Tag in ein und derselben Zeitung: Der Bericht über
das "abscheuliche Verbrechen" (Schily) von Düsseldorf,
das offenkundig die Flüchtlinge aus dem Land vertreiben oder
abschrecken soll. Dann die Geschichte über die
"Kameradschaft" der Verbrecher, die Polizisten
umbringen, wenn sie sich nicht allein gegen Antifaschisten und
Ausländer instrumentalisieren lassen. Und schließlich die
Reportage vom Kampf des Staates, nicht der rechten Terroristen,
gegen Ausländer. Und kein Kommentar der Zeitung, in dem gefragt
wird: Was ist hier eigentlich los im Lande? Kein Aufschrei: Hört
mit dem Wahnsinn auf!
Jupp Angenfort von der VVN-BdA schrieb am Schluß seines kurzen
Protestbriefes an den Oberbürgermeister von Düsseldorf:
"Alle menschlich Fühlenden müssen jetzt zu menschlich
Handelnden werden: Solidarität mit unseren ausländischen
Mitmenschen, Verurteilung allen Rassismus’, auch der
Ausländerfeindlichkeit in der offiziellen Politik."
Antifaschisten in der
Friedensbewegung - Wieder Krieg von deutschem Boden
Von Willi Hoffmeister und Ulrich Sander
Die VVN-BdA mußte erstmals in einer Situation wirken, da ein
Krieg der NATO, unter Beteiligung Deutschlands, gegen ein
europäisches Land geführt wurde, das schwer unter
Hitlerdeutschland gelitten und Großes zur Befreiung Europas vom
Faschismus geleistet hat.
Jeden Respekt vor der Geschichte Jugoslawiens verweigernd und
gegen deutsche Verfassung, NATO-Vertrag, KSZE-Vertrag,
2plus4-Vertrag und UNO-Charta verstoßend, beteiligte sich
Deutschland an einem Aggressionskrieg gegen ein Gründungsmitglied
der UNO. Opfer des NS-Regimes und Antifaschisten verschiedener
europäischer Länder protestieren gegen den Angriffskrieg der
NATO und ganz besonders gegen die deutsche Beteiligung daran.
Besonders empört waren sie, daß dieser Krieg mit der den
Faschismus verharmlosenden Begründung, es gehe gegen einen neuen
Hitler und gegen ein neues Auschwitz, gerechtfertigt wurde. Das
Internationale Rombergparkkomitee, in dem die VVN-BdA mitwirkt,
erklärte: "Die schweren ethnischen Differenzen zwischen
serbischen und albanischen Bevölkerungsteilen müssen und können
durch Verhandlungen gelöst werden, wie auch andere ethnische
Streitigkeiten in anderen europäischen Ländern gelöst wurden
und werden. Das Eingreifen zugunsten einer nationalistischen
Partei hat noch nie zum Frieden geführt. Die Leiden der
albanischen wie serbischen Bevölkerung in Kosovo und ganz
Jugoslawien wird durch den Bombenkrieg Deutschlands und der NATO
nur verschlimmert."
Zunächst erforderte die Lage im Berichtszeitraum seit der
letzten Landesdelegiertenkonferenz einen anderen Schwerpunkt. Es
galt zunächst das Vorgehen gegen das Anwachsen des Militarismus,
besonders in seiner rechtsextremistischen Form, als das Feld, auf
dem wir friedenspolitisch wirkten. Wir prangerten die
neonazistischen Tendenzen in der Truppe an. Zahlreiche
Veranstaltungen (siehe Chronologie) und mehrere Publikationen
galten diesem Thema. Das Ende der Tätigkeit des
Untersuchungsausschusses des Bundestages zum Rechtsextremismus in
der Truppe (Sommer 1998) fiel in die Übergangszeit hin zur
Kriegsvorbereitung gegen Jugoslawien. (Vorsorgebeschluß zum
Bombenkrieg im Oktober 1998.) Die Regierung war noch nicht
vereidigt, da brach sie alle Wahlversprechungen - auch auf diesem
Sektor.
Willi Hoffmeister (Aktivist der VVN-BdA und der
Friedensbewegung) schreibt zu dem, was dann kam: "Das Ringen
um Frieden und Abrüstung war besonders geprägt durch die
Auseinandersetzung um den völkerrechtswidrigen Krieg der NATO
gegen die Bundesrepublik Jugoslawien. Die Beteiligung Deutschlands
an diesem nach 1945 ersten auch von deutschem Boden geführten,
grundgesetzbrechenden Krieg forderte alle Kriegsgegner in
besonderem Maße heraus. Mahnwachen, Unterschriftensammlungen und
Petitionen, Kundgebungen und Demonstrationen bis hin zu Anzeigen
gegen die Bundesregierung erforderten unsere Kraft. Von den Medien
oft nicht beachtet, findet ein großer Teil der Arbeit von
Friedensgruppen statt. Die Ostermärsche 1999 standen ganz im
Zeichen des Protestes gegen den NATO-Krieg. Die Teilnahme an den
Aktionen stieg oft um ein vielfaches, so zu verzeichnen auch bei
den Märschen an Rhein und Ruhr. Mitglieder der VVN-BdA waren oft
gefragte Rednerinnen und Redner. So fand unser Kamerad Jupp
Angenfort bei der Demonstration aus Anlaß des 50. Jahrestages des
Grundgesetzes in Dortmund große Zustimmung.
Aber das kann und darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß die
Friedensbewegung nur punktuell größere Menschenmengen bewegen
konnte. Nach wie vor ist sie eine ‘Aktivenbewegung’, und es
bleibt im Grunde ein ‘harter Kern’, der sich vor Ort nicht
entmutigen läßt. Wie wichtig bestehende Strukturen dennoch sind,
zeigte sich bei Kriegsbeginn, bei der Auseinandersetzung um die
Rüstungsexporte, besonders die Panzerlieferungen an die Türkei,
und bei der Mitwirkung am Tribunal gegen die NATO. So war es der
oft hartnäckig verteidigten bestehenden Struktur des
Ostermarsches Ruhr zu verdanken, daß über Nacht der Protest
organisiert werden konnte, und zwar Ostern 1999, zum Jahrestag des
Kriegsbeginns 24. März 2000, zur Ausdehnung des Krieges um
Tschetschenien und auch zum Ostermarsch 2000.
Festzuhalten bleibt auch, daß eine Vernetzung zwischen der
Friedensarbeit Rheinland und Ruhrgebiet in den letzten Jahren
große Fortschritte gemacht hat, auch Dank der VVN-BdA. So wird
u.a. der Aufruf zu den Ostermärschen in gemeinsamen Sitzungen
beraten und verabschiedet. Die Friedensaktivisten an der Ruhr
schätzen ein, daß über eine möglichst bundesweit von der
Friedensbewegung getragene gemeinsame Aktionslosung, etwa zu den
Osteraktionen, mehr Menschen zu erreichen sind und bewegt werden
können. Der Kasseler Friedensratschlag, der sich um die
Vernetzung national wie auch international schon sehr verdient
gemacht hat, ist hier gefordert. Denn es reicht nicht, unseren
nicht ausreichenden Erfolg nur bei den Medien begründet zu sehen,
und ansonsten die Hände in den Schoß zu legen. Das, was wir
selber zur Kräftigung der Friedensbewegung beitragen können,
sollte unbedingt angepackt werden. Deshalb wurde auf letzten
Tagung des Ostermarsches Ruhr der Vorschlag gemacht, mit einem
gemeinsamen Aufruf zu arbeiten und zu einer gemeinsamen NRW-weiten
Abschlußkundgebung nach zahlreichen örtlichen und regionalen
Tagesaktionen zu gelangen."
Gefordert wurde von den Antifaschisten insbesondere: Der
Grundsatz "Nie wieder Krieg - nie wieder Faschismus" und
"Nie wieder Krieg von deutschem Boden" muß wieder
hergestellt werden. Ebenso die UNO-Charta, eines der grundlegenden
völkerrechtlich verbindlichen Dokumente der Antihitler-Koalition
und des antifaschistischen Kampfes der Völker.
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