Bericht von
Landesdelegiertenkonferenz der VVN-BdA NRW am 25. April 1998 in
Bochum:
Appell zur breiten Aktionseinheit gegen Rechts
Wolfgang Dominik (Kreisvereinigung Bochum) eröffnet die
Konferenz und begrüßt die Delegierten und Gäste P.C. Walther,
Bundessprecher, Walter Böhmer, Blumen für Stukenbrock, Klaus
Orth, ÖTV NRW II. Er dankt der ÖTV für die Gastfreundschaft und
dem Straßenmagazin "Bodo" für Übernahme der
Versorgung der Konferenzteilnehmer. Die Delegierten gedenken der
in den vergangenen zwei Jahren verstorbenen Mitglieder.
Wolfgang Dominik verweist auf die ökonomische Situation,
Arbeitslosigkeit und Sozialabbau, auf die Forderung im Wahljahr
nach einer Wende in der Politik, nicht nur in der Führung.
Neoliberalismus und Neofaschismus ergänzten sich. Aufgabe der
VVN-BdA sei es, "aus der Erinnerung die Zukunft zu
gestalten".
Klaus Orth, Vorsitzender der ÖTV NRW II, begrüßt die
Konferenz als Hausherr. Er weist hin auf die antifaschistische
Tradition dieses ÖTV-Verbandes. Hans Liersch, nach dem das Haus
benannt ist, war aktiver Antifaschist, im Widerstand und
Strafbataillon. Orths Vorgänger Berthold Kiekebusch wurde wegen
namentlicher Unterstützung der Ostermärsche diszipliniert. Eine
breite Aktionseinheit gegen Neonazismus und aktive Beteiligung an
der Friedensbewegung waren Politik dieses ÖTV-Bezirks. Besondere
Erfolge waren die Entfernung von vorbelasteten (z.B. NPD-Mitglied
oder Angehöriger der Wiking- Jugend) ehrenamtlich benannten
Richtern aus der Sozialgerichtsbarkeit. Es sei Aufgabe der
Gewerkschaften: Faschismus darf nicht sein. Man beschäftige sich
aktiv mit "Linksextremismus". Gewaltdelikte hätten
ihren absoluten Höhepunkt erreicht; man drücke ein Auge zu
gegenüber Rechts. Wichtigstes Problem sei die Perspektivlosigkeit
der jungen Generation. Was heiße "nicht für die Schule,
für das Leben lernen wir", wenn das Leben sie gar nicht
haben wolle. Wenn die Gesellschaft keine Zukunftschancen schaffe,
wende sich die Jugend von der Gesellschaft und der Demokratie ab
und laufe Rattenfängern hinterher. Aufgabe sei,
Ausbildungsplätze zu schaffen, Perspektiven für den Einstieg in
den Beruf zu geben. Wenn dies nicht geschehe, werde Demokratie
infragegestellt, die Forderung nach autoritären Strukturen laut
und so der Boden für den Neofaschismus bereitet.
Der Landesvorsitzende Josef Angenfort erstattete den Bericht
des Landesausschusses, zu dem auch eine schriftliche Fassung
vorlag, er wurde an alle Delegierten schriftlich verteilt.
Hans-Peter Speer (Duisburg) gibt - in Vertretung des erkrankten
Kassierers Helmut Wolf, den die Konferenz herzlich grüßte -
zugleich in seiner Eigenschaft als Mitglied der
Revisionskommission den Kassenbericht.. Er verweist auf den
Rückgang der Mitgliederzahl als ernstes Problem; Gewinnung neuer
Mitglieder und Erhöhung des Durchschnittsbeitrages seien
erforderlich. Er weist hin auf die Möglichkeit der Abbuchung,
wenn kein Kassierer zur Verfügung steht. Gunter Troost, der
später zum neuen Kassierer gewählt wurde, dankte - unter Bezug
auf Posten "Personalkosten" - Hagen Blau für dessen
fast ehrenamtliche Tätigkeit im Landesbüro.
An der Diskussion beteiligten sich 13 Kameradinnen und
Kameraden. (Der Wortlaut der Rede Jupp Angenforts und ein Bericht
über die Diskussionsbeiträge sind im Landesbüro erhältlich.)
Ulli verliest dann auszugsweise eingegangene Grußworte, so von
DIDF, von der Vorsitzenden der Kreisregion Mittleres Ruhrgebiet
des DGB, von der Bundesstelle für Information und Beratung, von
den Naturfreunden, von der DFG-VK, und von Ulla Jelpke, PDS-MdB.
Jupp Angenfort dankt dem aus Gesundheitsgründen nicht wieder
kandidierenden Kassierer Helmut Wolf. Er habe mit
Unermüdlichkeit, Sachkenntnis, Sparen mit Energie und Verstand
sein Amt geführt. Dem Dank von Herzen und den Wünschen für gute
Gesundheit folgt langanhaltender Beifall.
Berichterstattung aus den
Arbeitsgruppen
Arbeitsgruppe Jugend: Tim Engel (Neuss) sagt, die Ausgangsfrage
sei, wie mehr Jugendliche erreicht werden können und VVN-BdA
nicht den biologischen Tod stirbt. 1) Zeitzeugen sollten noch mehr
historische Kompetenz in Veranstaltungen mit Jugendlichen
einbringen. 2) Zusammenarbeit mit anderen antifaschistischen
Gruppen und Organisationen, Aufgabe der Vorbehalte gegen Autonome,
3) Erörterung zukünftiger Aktionsformen, Vorschlag gleicher
Arbeitsgruppe auf nächster Landeskonferenz. Gunter Troost stellt
Frage, wie komme man zur VVN-BdA bzw. zur antifaschistischen
Arbeit, in den Mittelpunkt. Diskussion sollte in LA- und
GLA-Sitzungen weitergeführt, evtl. eine Kommission "Jugend
und Faschismus" eingesetzt werden.
Arbeitsgruppe Frieden: Wolfgang Dominik (Bochum):
Friedensbewahrung, Großmachtpolitik, Militarisierung eigentlich
Themen eigener Großveranstaltung. Friedensbewegung habe Brüche
("Knacks") erhalten, einmal 1984/85 (keine Pershings
mehr), dann 1989/90. Friedensbewegung trenne sich in Bellizisten
und Pazifisten. Anläßlich der Kriege im Irak, in Jugoslawien
habe sich Schwäche der Friedensbewegung gezeigt. Vorherrschend
seien die staatlichen Sprachregelungen: Frieden, keine
sozialistischen Länder und Theorien mehr, parallel zu einer
Veränderung der Mentalitäten. Weltweites Engagement,
Wohlstands-Militarismus, d.h. für Öl, Rohstoffe, Handelswege.
Propaganda für "gerechte" Kriege, nach außen und im
Innern, s. z. B. islamischen Fundamentalismus. Zur
antifaschistischen Tradition bestehe keine Berührung mehr.
Arbeitsgruppe Sozialpolitik: Dieter Krause (Bochum): Ideologie
der Marktwirtschaft - Gewinne schüfen Arbeitsplätze, mittels
Sozialabbau. Erhalt sozialer Sicherungssysteme gegenüber
Machterhalt und Erhalt von Machtstrukturen mittels der
Regelungsinstrumente von Industrie und Großkapital.
Einschränkung der Betriebsverfassungen, Verbesserung der
Profitmaximierung, Zurückfahren der Mitbestimmung. Auf Seiten der
Arbeitnehmer/Arbeitslosen: moderate Proteste, moderate
Tarifabschlüsse, schleppen sich durch aus Angst vor Verlust des
Arbeitsplatzes, aus Angst vor Industrie und Unternehmen. Eingriffe
in Lohnfortzahlung, Gesundheitsfürsorge. Unter Jugendlichen
Politikverdrossenheit, anwachsendes Gewaltpotential auf der
Rechten. Nationalisierung durch Standort-Ideologie; Abbau der
demokratischen Rechte, gefördert durch Medien (s. in Krimis
Selbstverständlichkeit des Lauschangriffs als legitimes Mittel).
Vergleich von Äußerungen Henkels/Stihls heute mit Aussagen der
Industrie vor 1933: dasselbe Vokabular, Machterhalt und
öffentliche Stimmungsmache. Einerseits Mißbrauchsdiskussion, d.
h. Leistungsgesetze als asozial gebrandmarkt, andererseits nichts
gegen Steuerhinterziehung. Aktivitäten müßten abzielen auf
allgemeinen Demokratieabbau und Aushöhlung der sozialen
Menschenrechte. Verweis auf Artikel von Kühnl in Blätter für
internationale Politik und von Anne Rieger in BW-VVN-Zeitschrift.
Gunter Troost weist auf MAI-Abkommen hin, das: Sicherung der
Investitionen und der Gewinne in anderen Ländern bedeutet, bei
Gewinnschmälerung Verklagen auf Gewinn möglich, d.h. jede
soziale Maßnahme, die auf Reduzierung der Gewinne hinausläuft,
könne international verhindert werden.
Arbeitsgruppe über Entwicklung der Rechten: Jupp Angenfort
gibt persönliche Eindrücke aus der Arb.-gruppe wieder. Im
Vordergrund stand ökonomischer Bereich, fließende Grenze von
rechtskonservativen (Schäuble) und neonazistischen Positionen.
"Die Stimme" (DVU) sagt: "Hauptfeind ist der
Kapitalismus". Neonazis nutzen die Beunruhigung über die
sozialen Probleme für eigene Zwecke der sozialen Demagogie,
Verelendung, Auswegsuche führen zu Ruf nach Führerschaft, zu
Unterstützung der Nazis. Aufgabe ist Entlarvung dieser Demagogie
als Täuschung: tatsächlich handele es sich um Unterstützung
imperialistischer und Nachfolgepolitik der Nazis. Unterscheidung
von "raffendem" und "schaffendem Kapital"
(Juden, Kartellgesellschaften), Propagierung der
Volksgemeinschaft, Ruf nach Führung, elitär, Gefolgschaft der
anderen - der Wirtschaft angenehm.
VVN hat Aufgabe, historische Tatsachen in Erinnerung zu rufen,
Geschichtsfälschung entgegenzuwirken. Nicht verschweigen, daß
Hitler von Industrie und Militär an die Macht geschoben wurde.
Jost Henkel (und Thyssen) haben Hitler ins Parkhotel eingeladen.
Henkel wurde bei den Nazis Wehrwirtschaftsführer für einen
großen Bereich der chemischen Industrie und hat am Krieg
verdient. 1947 Ehrenbürger Düsseldorfs. Antifaschistisches
Handeln ist erforderlich, Lebenserfahrung in den Antifaschismus
einbringen, Beiträge zur Erkenntnis leisten, daß vermeintlich
antikapitalistische Haltung der Rechten Fortsetzung
imperialistischer und Großmachtpolitik, der Ausweitung des
Herrschaftsraums auf Europa und schließlich auf die Welt. Hinweis
auf Leitantrag im Parlament: nicht Verteidigung der Grenzen,
sondern Sicherung der Rohstoffe und Handelswege, Einsatz der
Bundeswehr für Sicherung des "Wohlstands".
Ergebnis der Wahlen:
Landesvorsitzender Josef Angenfort, Stellvertretende
Vorsitzende: Maria Wachter und Volker Adam. Kassierer: Gunther
Troost, Schriftführer: Ulrich Sander. Weitere Mitglieder des
Geschäftsführenden Landesausschusses: Bruno Bachler, Karl-Heinz
Berger-Frerich, Hagen Blau, Ibrahim Cakir, Karl-Heinz Fleischmann,
Adelheid Steuer, Hannelore Toelke, Rosel Vadehra-Jonas, Joachim
Vogler.
Revisionskommission: Ingrid Lange-Sari, Hans-Peter Speer,
Lothar Sowada.
Beschwerdekommission: Walter Malzkorn, Karl-Heinz Winstermann,
Claudia Wörmann-Adam.
Vertreter im Bundesausschuß: Rosel Vadehra-Jonas, Josef
Angenfort, Gerd Deumlich, Ulrich Sander (Stellvertreter).
Behandlung der Anträge
Antrag Nr. 1) VVN-BdA gegen öffentliche Gelöbnisse der
Soldaten (Einbringer: KV Dortmund) wird in gekürzter veränderter
Form angenommen. Der Antrag wird auch den Bundeskongreß
beschäftigen.
Antrag Nr. 2) Gegenmaßnahmen zur "rechten
Subkultur", Musik und Medien etc. (Einbringer: KV Ennepe-Ruhr).
Der Antrag wird begrüßt als umfassend und materialreich und
angenommen. Er wird den Bundeskongreß beschäftigen und soll von
den Kreisen den Jugendämtern und Jugendringen zur Verfügung
gestellt werden.
Antrag Nr. 3) Zur Gestaltung der KZ-Gedenkstätte Buchenwald
(Einbringer: KV Aachen).Die Antragskommission schlägt vor, den
Eindruck zu vermeiden, die Lagergemeinschaften würden
bevormundet, gutes Verhältnis zu diesen müsse gewahrt bleiben,
daher Änderungsvorschläge, außerdem Überweisung an den
Bundeskongreß, da Thematik Bundesangelegenheit. Der Antrag wird
beschlossen.
Antrag 4) Für Zusammenarbeit im antifaschistischen Kampf in
der Bundesrepublik Deutschland (Einbringer: KV Aachen). Wird
geändert beschlossen durch allgemeinen Aufruf zur Partnerschaft
mit den besonders vom neonazistischen Terror betroffenen
Antifaschisten in den neuen Bundesländern. Für gegenseitige
Unterstützung. Die Einbringer verteidigen ihren Antrag in
ursprünglicher Form: Unterstützung offensiverer Artikulation des
Antifaschismus, Organisierung von Gegenwehr gegen Rechte. Der
Antrag wird dem Bundeskongreß und Bundesausschuß zugeleitet.
Antrag 5) Verbot der NPD jetzt ! wird angenommen, und
auch.Antrag 6) Auflösung der Verfassungsschutzämter. Antrag 7)
Unterstützung der Forderungen griechischer NS-Opfer nach
Entschädigung (Einbringer: KV Dortmund): einstimmige Annahmen.
Antrag 8):Aufforderung an das Land NRW zu Anstrengungen zum Erhalt
der Gedenkstätten und Unterstützung der Gedenkveranstaltung
Stukenbrock (Einbringer: KV Dortmund). Einstimmig angenommen.
Initiativantrag: Unterstützung der Initiativen
"Bleiberecht für Naci Afsin" und "Kein Mensch ist
illegal" (Einbringer: KV Neuss). Annahme. Tim Engels (Neuss)
berichtet über die Einzelheiten der Vereitelung der
Abschiebeaktion des Kurden Naci Afsin, die Unterstützer und die
zu erwartenden Kosten. Eine Sammlung im Kreis der Delegierten
erbrachte als Unterstützung der Initiative "Bleiberecht für
Naci Afsin" den Betrag von 450,-- DM.
Der wiedergewählte Landesvorsitzende, Josef Angenfort, dankt
den Delegierten, den Gastgebern, der ÖTV NRW II, und den Bochumer
KameradInnen. Unterschiedliche Auffassungen seien in
kameradschaftlichem Geist ausgetragen worden. Wir, die VVN-BdA,
hätten Probleme, aber auch bei den Herrschenden laufe nicht alles
wie gewollt. Wir gingen bewegten Zeiten, Zeiten großer sozialer
Auseinandersetzungen entgegen. Die Protestbewegung werde wachsen,
aber auch die Gefahr der Rechtsaußenorientierung. Unsere Kraft
allein reiche nicht aus, wir brauchten die Zusammenarbeit mit
anderen. Wir müßten uns noch präziser äußern, unsere
Vorstellungen deutlicher einbringen, die Forderung nach
außerparlamentarischen Bewegungen verdeutlichen. Ohne uns, ohne
Druck geschehe nichts.
Mit dem Lied von den Moorsoldaten wird die Konferenz beendet.
Hagen Blau
Chronologie der Arbeit der
Landesvereinigung der VVN-BdA NRW 1996-1998
Auszug aus dem Tätigkeitsbericht
zur Landesdelegiertenkonferenz der VVN-BdA NRW am 25. April 1998
in Bochum, ÖTV-Haus
20. April 1996: Landesdelegiertenkonferenz der VVN NRW in
Duisburg.
21. April 1996: Gedenkkundgebung der Städte Langenfeld,
Leverkusen, Remscheid, Solingen und Wuppertal in der
Wenzelnbergschlucht bei Solingen. Mitveranstalter: VVN-BdA NRW.
Für die VVN-BdA spricht Karl Bennert.
24. April 1996: Polizei-Pressekonferenz zu bewaffneten
"Nationalen Autonomen Zellen", Polizeipräsidium
Recklinghausen, sofortige Stellungnahme der VVN-BdA NRW.
29.April 1996: Pressekonferenz in Recklinghausen im Fall Lemke
(3-facher Mord mit Neonazi- und "Einblick"-Hintergrund),
Teilnahme und Stellungnahme der VVN-BdA NRW. Der Mörder wird am
18. März 1997 als "unpolitischer" Täter zu
lebenslänglich verurteilt.
1. Mai 1996: Unterstützung der VVN Dortmund und des
Landesbüros für VVN-BdA Recklinghausen bei den Ruhrfestspielen
und 1. Mai 1996 (Info-Stand).
8. Mai 1996: Mitwirkung im Bürgerzentrum Herten-Süd zu
"Rattenlinie" (TV-Film und Buch über Verbleib der
Naziverbrecher nach 1945.)
8. Mai 1996: Die VVN-BdA NRW bekräftigt ihre Enthüllungen im
Fall Oberländer und äußert Zweifel, daß aus den neuen
Ermittlungen der Kölner Staatsanwaltschaft gegen Theodor
Oberländer etwas herauskommen wird, da die angeblich neuen
Stasi-Unterlagen zu Oberländer schon alte Unterlagen sind, die 35
Jahre kein Urteil gegen Oberländer bewirkten.
13. Mai 1996: Besuch U. Sanders für VVN bei Dr. Hillermann und
Herrn Cormann, Landeszentrale für Politische Bildung, Düsseldorf
15. Mai 1996: Besuch Büro Ulla Jelpke Dortmund und Treffen mit
der PDS-Bundestagsabgeordneten.
17. Mai 1996: Forderung der VVN-BdA NRW an die
Regierungspräsidentin von Detmold, Christa Vennegerts
(Bündnisgrüne), den Namen Erwin Rommel als Kasernenbezeichnung
in Augustdorf zu streichen.
20. Mai 1996: VVN-BdA-Landesvorsitzen-der Jupp Angenfort
fordert in einer Petition namens der VVN-BdA den Landtag auf, die
Entschädigung der im kalten Krieg entrechteten NS-Opfer zu
gewährleisten und zugleich dafür zu sorgen, daß der
Verbrecherkonzern IG Farben nicht in NRW tätig werden darf.
29. Mai 1996: Werner Groß u.a. fahren für die VVN-BdA zur
Manifestation der niederl. Zwangsarbeiter in Overloon
5. Juni 1996: Referat von Ulli Sander anläßlich des
Eurogipfels in Essen auf internationaler Beratung, Einlader: DKP,
zum Thema "Rechtsextreme Strategien des Kapitals vor 1933 und
heute"
15. Juni 1996: Demo und Sternmarsch in Bonn, VVN-BdA mit ihren
Fahnen dabei. Aufgerufen hatte der DGB.
19.-24. Juni 1996: Teilnahme von Ulli Sander am 12. Kongreß
der FIR in Wien. U.a. Übergabe des Griechenland-Beschlusses (für
die Entschädigung griechischer Nazi-Opfer) der Landeskonferenz an
die griechischen Delegierten. Besuch der Dokumentationsstelle für
den österreichischen Widerstand.
29. Juni 1996: Die VVN-BdA unterstützt eine demonstrative
Aufklärungsaktion vor dem Wohnhaus Theodor Oberländers in Bonn,
um an die unvergessenen und nicht vergebenen Untaten des
ehemaligen NS-Wehrmachtskommandeurs und Bonner Ministers zu
erinnern.
Juni 1996: Die Landesregierung beschließt eine Neufassung der
Härterichtlinien von 1993 zur Unterstützung von Opfern des
NS-Unrechts. Es werden laufende monatliche Beihilfen möglich. Die
VVN-BdA hatte immer wieder auf eine Verbesserung der Richtlinien
gedrängt und dafür in den entsprechenden Gremien gewirkt, in
denen sie durch Hans Frankenthal und Rosel Vadehra-Jonas vertreten
ist.
17. Juli 1996: Beratung Antifaforum und VVN-Dortmund wg. Böhse
Onkelz-Konzerten im Ruhrgebiet, ferner über Straßenumbenennungen
von belasteten Personen.
31. Juli 1996: Die VVN-BdA NRW ruft auf zur Aktion "Blumen
für Stukenbrock" am 7.9.96 und legt neue Fakten über
Rommels Kriegsverbrechen vor, nach dem eine Kaserne nahe den
Stukenbrock-Gräbern benannt ist. Das Verteidigungsministerium
schreibt der VVN-BdA: "Kein Handlungsbedarf."
23. August 1996: VVN-BdA-Landessekretär Ulrich Sander
übergibt den Medien die stark beachtete Enthüllung über die
Versäumnisse der NS-Fahndungsstelle in Dortmund. Sie hatte - von
Nazijuristen geleitet - die Akten des SS-Mörders Priebke
verschwinden lassen und auf vielfältige Weise für die Schonung
von Naziverbrechern gesorgt.
31. August - 1. September 1996: Stand der VVN-BdA NRW bei
"50 Jahre NRW", Düsseldorf-Rheinpromenade, auf
Einladung des Ministerpräsidenten. Ausstellung über Geschichte
der VVN NRW.
5.-7. September 1996: Teilnahme an der Begegnung mit den
Partnerorganisationen der VVN in Berlin und den neuen
Bundesländern. Thema u.a.: Verbesserung der gemeinsamen
Öffentlichkeitsarbeit.
7. September 1996: Blumen für Stukenbrock-Manifestation. Es
werden Führungen durch die neue Dokumentationsstätte Stalag 326
Senne-Stukenbrock angeboten, die hier am 21. Juni 1996 eröffnet
worden war.
3. Oktober 1996: Veranstaltung der Geschichtskommission der DKP
zur Geschichte des Antifaschismus, Leverkusen
9. Oktober 1996: Veranstaltung der Initiativgruppe für die
Rehabilitierung der Opfer des Kalten Krieges zusammen mit VVN-BdA
u.a. in Wuppertal; Theaterstück mit Hanne Hiob.
10.-13. Oktober 1996: Teilnahme am Gedenkstättenseminar der
Friedrich-Ebert-Stiftung in Hamburg-Rissen und Hamburg-Neuengamme.
19. Oktober 1996: Veranstaltung in Mülheim "50 Jahre VVN
NRW". 700 jüngere und ältere Antifaschistinnen und
Antifaschisten nehmen teil. Briefe an das Treffen u.a. von
Ministerpräsident Johannes Rau, von DKP, DFG-VK, PDS, DGB,
Falken, Rom e.V., DIDF, von Gedenkstättenleitern und anderen
Persönlichkeiten. Annelie Buntenbach, Bundestagsabgeordnete der
Grünen, schreibt: "Gerade jetzt, wo der antifaschistische
Kampf von allen Seiten unter Druck gerät, wo die
Verfassungsschutzbehörden uns durch die absurde
`Aufschaukelungsthese` für die Eskalation neonazistischer Gewalt
verantwortlich machen, wo massive Desinformationen der Behörden
wie in Hattingen und Lübeck unsere Arbeit behindern sollen, wo
zahlreiche antifaschistische Demonstrationen verboten und
antifaschistische Gruppen kriminalisiert werden, ist es wichtig
durchzuhalten und unseren Standpunkt immer wieder deutlich zu
machen. Wie kaum eine andere Gruppe hat die VVN-BdA dieses
Durchhaltevermögen bewiesen."
26. Oktober 1996: Referat U. Sander zur Bundeswehr vor dem
Landesausschuß der Naturfreunde, Haus Ebberg, Westhofen
28. Oktober 1996: Jupp Angenfort und Ulli Sander nehmen an der
Anhörung der Grünen im Landtag teil: "Gegen das
Vergessen".
30. Oktober 1996: Beginn einer neuen Reihe von öffentlichen
ZeitzeugInnengesprächen in Münster. Veranstalter: Forum
linksorientierter HistorikerInnen (Floh), VVN-BdA in
Zusammenarbeit mit AstA-Gremien.
1. bis 3. November 1996: Gedenkfahrt der VVN-BdA Essen mit dem
DGB nach Stutthof/Frankreich.
22. November 1996: Beratung mit Pressebüro "Nachrichten
gegen Rassismus" zur Schaffung von Studienmaterialien für
Schüler- und Jugendredakteure zum Thema Rassismus (Beginn der
engen Zusammenarbeit)
27. November 1996: Treffen mit Initiativgruppe zur
Rehabilitierung der Opfer des Kalten Krieges in Essen,
Erfahrungsaustausch über Petitionen für vergessene Opfer.
1. Dezember 1996: Veranstaltung zusammen mit anderen
Organisationen in Hagen: Entlarvung des SS-Mörders Hubertus
Bikker aus Hagen (Protest gegen Gerichtsverfahren gegen junge
Antifaschisten, die gegen Bikker demonstriert hatten.)
4. Dezember 1996: WDR-Interview mit U. Sander im
Polizeipräsidium Dortmund wegen NS-Polizeibataillone und
Veröffentlichungen darüber.
7.-8. Dezember 1996: Bundesweiter Friedensratschlag in Kassel,
Teilnahme für VVN-BdA NRW.
14.-15. Dezember 1996: Bildungsseminar der VVN-Landeskommission
zur Beobachtung des Neofaschismus. Thema: "Völkische
Religion, Esoterik und Neofaschismus". Ort:
Karl-Liebknecht-Schule Leverkusen.
14.-15. Dezember 1996: Treffen von VVN-BdA, BdA und IVVdN sowie
"Rotkäppchen" in Kassel. Seminar über Neonazismus und
Rechtsentwicklung. Aus NRW dabei: Jupp Angenfort, Gerd Deumlich,
Ulli Sander
18. Januar 1997: Jupp Angenfort protestiert in einem Brief an
Bundesinnenminister Kanther dagegen, daß eine neue Visumspflicht
und Aufenthaltsregelung für in Deutschland geborene Kinder aus
der Türkei, Tunesien, Marokko und Ex-Jugoslawien eingeführt
wurde.
25. Januar 1997: Antifaschistische Landeskonferenz in Bochum.
Soziale Ausgrenzung wird als Hauptursache für Rechtsentwicklung,
ja für einen möglichen Aufschwung der Neonazis angesehen. Die
Forderung an die Landesregierung nach Abschaffung der
Abschiebegefängnisse und nach Streichung der Mittel für
Revanchistenverbände wird bekräftigt.
26. Januar 1997: In Anwesenheit der Spitzen der Stadt Duisburg
wird eine neue Mahn- und Gedenkstätte eingeweiht. Die Ausstellung
"Gegen das Vergessen" der VVN-BdA Duisburg wurde mit
Hilfe der Stadt zu einer Dauerausstellung gemacht.
26. Januar 1997: Veranstaltung im Bonner Wasserwerk zum 27.
Januar, Jahrestag der Befreiung von Auschwitz durch die Rote
Armee: "Überlebende nicht vergessen". Teilnahme Jupp
Angenforts an der Veranstaltung des Bundestages zum Gedenken an
die Opfer des Faschismus.
30. Januar 1997: Veranstaltungen zum Jahrestag der
Machtübertragung an Hitler, Mitwirkung in Dortmund beim
Springorum-Mainusch-Straßen-Bündnis und Herausgabe von
Informationsmaterial für die Kreisorganisationen.
1. Februar 1997: Unter dem Motto "Kein neues Nazizentrum
in NRW" protestieren 700 Menschen in einem Demonstrationszug
durch Eschweiler; sie wollen, daß "Europa vorn" und
Manfred Rouhs, beide stehen für Nazismus, aus Eschweiler-Dürwiß
verschwinden. Besonders engagiert in dem Protest, der ein Jahr
später erfolgreich ist: die Aachener VVN-BdA, unterstützt von
der Landesvereinigung.
22. Februar 1997: Landesausschußtagung in Wuppertal. Thema:
Lage in der Türkei und wir (Referat: Kemal Bozay). Das Referat
ist bei DIDF erhältlich, mit die VVN-BdA eng zusammenarbeitet.
23. Februar 1997: Treffen mit Ruhrgebiets-Grünen wegen Böhsen
Onkelz.
27. Februar 1997: Die VVN-BdA richtet einen Brief an alle
Einzelgewerkschaften in NRW sowie an die Gewerkschaftspresse und
fordert die Gewerkschaften und Betriebsräte auf, sich des
Problems der Entschädigung von Zwangsarbeitern im Nazireich
anzunehmen. Die VVN-BdA erinnert an die Mitschuld der Wirtschaft
an Aufkommen und Verbrechen des Faschismus; erinnert wird auch an
die personalpolitische Mitbestimmungsmöglichkeit der
Betriebsräte, die zugunsten der Solidarität mit ehemaligen
Kollegen Zwangsarbeitern zu nutzen ist.
5. März 1997: Nach Veröffentlichungen von
"Panorama", zu denen die VVN-BdA beigetragen hat,
fordert die VVN-BdA die Landesregierung erneut auf, die
Kriegsversehrtenrenten für NS-Verbrecher diesen endlich zu
entziehen.
15. März 1997: Teilnahme an Bundesveranstaltung in
Frankfurt/Main "50 Jahre VVN".
18. März 1997: Die VVN-BdA bekräftigt ihre Forderung nach
Umbenennung der Rommel-Kaserne in Augustdorf. Aus dieser Kaserne
waren zehn Bundeswehrsoldaten nach Detmold gezogen, um mit Messern
und Keulen über Ausländer herzufallen.
19. März 1997: Erstellung eines kurzen TV-WDR-Beitrags zum
Ostermarsch mit Pfarrer Werner Sanß und Ulli Sander.
29.-31. März 1997: Ostermarsch Ruhr 1997. Auch ein Ostermarsch
Rheinland findet statt.
9. April 1997: Die VVN-BdA fordert in einem Brief an
Landesinnenminister Franz Josef Kniola, die Akten der Polizisten,
die an NS-Verbrechen teilnahmen, endlich offenzulegen. Nachdem der
Polizeihistoriker Primavesie verstorben war, wurden die von ihm
vorgelegten Manuskripte und bearbeiteten Akten wieder unter
Verschluß genommen. Die VVN: "Es erscheint uns schwer
verständlich zu sein, daß im Handumdrehen die Stasi-Akten der
ehemaligen DDR öffentlich zugänglich waren, während die
Gestapo-Akten und die Akten über die Weiterverwendung der
belasteten Polizisten auch Jahrzehnte danach nicht öffentlich
zugänglich sind, ja nicht einmal die Gepeinigten die
Informationen über ihre Peiniger erlangen dürfen."
13. April 1996: Gedenkkundgebung von fünf Städten und der
VVN-BdA in der Wenzelnbergschlucht bei Solingen. Für die VVN-BdA
spricht Heinz Humbach (Köln).
24. April 1997: Die Landesregierung stoppt die Auszahlung von
Kriegsopferrenten an einige Naziverbrecher. Dies hatte die VVN
nicht erst seit den Panorama-Veröffentlichungen verlangt.
Zugleich werden Verurteilte aus Auschwitz- und Maidanek-Prozessen
auf freien Fuß gesetzt, wogegen die VVN-BdA nach Bekanntwerden
protestiert.
30. April 1997: VVN-Pressesprecher Ulli Sander reagiert auf den
neuen Bundes-Verfassungsschutzbericht und erklärt:
"Verfassungsschutzbericht verbietet die Wahrheit über den
Faschismus". Das Amt hatte es als extremistisch bezeichnet,
den Nazismus als eine mögliche Herrschaftsform des Kapitalismus
darzustellen, wie es die VVN formulierte.
14. Mai 1997: Pressekonferenz VVN-BdA und Asta Münster wegen
Verbot der antifaschistischen Fachschaftsveranstaltungen auf
Antrag von Rechtsextremen, die sich die reaktionäre Haltung des
Verwaltungsgerichtes gegen das politische Hochschulmandat zunutze
machen.
16. Mai 1997: Jupp Angenfort weist auf die gefährlichen
Traditionen in der Bundeswehr hin, die wieder aufleben. Er fordert
in einem Pressebeitrag die Umbenennung zahlreicher Kasernen.
24./25. Mai 1997: Antifaschisten und Verfassung, Ausführungen
von Ulli Sander bei ME-Stiftung Wuppertal auf der Grundlage der
Landeskonferenzbeschlüsse.
1. Juni 1997: Demonstration vor dem Abschiebegefängnis Büren
aus Anlaß des "Europäischen Jahres gegen Rassismus".
7. Juni 1997: Landesausschußtagung VVN-NRW. Schwerpunktthema:
VVN-BdA und Jugend. Erfahrungsaustausch. Die VVN-BdA Aachen legt
dazu ein Sonderheft ihrer Zeitschrift vor.
10. Juni 1997: Die Friedensversammlung Ruhr ruft dazu auf, dem
Beispiel der Stadt Schwerte zu folgen und ein Stop des
Eurofighter-Baus zu verlangen. Bürgeranträge in vielen Städten
werden - auch mit Hilfe der VVN-BdA - initiiert und führen im
September `97 in Dortmund, als erster Großstadt, zu einem
entsprechenden Beschluß des Rates der Stadt.
21. Juni 1997: Denkmalsenthüllung an der Verse-Talsperre bei
Lüdenscheid. Die Gestapo hat hier im Lager Hunswinkel 550
Gefangene ermordet.
24. Juni 1997: Podiumsdiskussion gegen Donner-Verlag in
Lüdenscheid. VVN-Sprecher verurteilt die anhaltende Behinderung
der jungen Antifaschisten, die sich gegen den Nazi-Verlag wehren,
der von der Polizei beschützt wird.
26. Juni 1997: Mahnmal-Rede Ulli Sanders bei Friedensfest in
Iserlohn.
2. Juli 1997: Pressekonferenz der
Gedenkstättenarbeitsgemeinschaft und der Grünen im Landtag zu
Gedenkstättenfragen. Das Land soll die Gedenkstätten
regelmäßig fördern, wird verlangt.
10. Juli 1997: Recherche mit UZ zu Neonazis bei Soldaten und in
der Bundeswehr.
28. Juli - 5. August 1997: Teilnahme von Bruno Bachler an den
Weltjugendfestspielen in Kuba. Er weilt dort als Vertreter des
deutschen antifaschistischen Widerstandes.
16. August 1997: Demonstration gegen das JN-Zentrum in
Bergisch-Gladbach unter dem Motto "Keine Ruhe für
Faschisten".
18. August 1997: Der Geschäftsführende Landesausschuß stimmt
für die VVN-BdA der "Erfurter Erklärung" zu.
18. August 1997: Der Landesvorsitzende der VVN-BdA in NRW, Jupp
Angenfort, verurteilt in einem Brief an die SPD- und
Grünen-Fraktionen des Landtages die erneute Aufnahme der VVN-BdA
in den Verfassungsschutzbericht des Landes.
19. August 1997: Die VVN-BdA gehört zu den antifaschistischen
Gruppen, die gegen den Auftritt der ultrarechten Kultband Böhse
Onkelz in einem Essener Stadion - Eigentum der Stadt -
protestieren.
29. - 31. August 1997: Teilnahme mit Info-Stand und Cafè an
UZ-Pressefest, Dortmund.
6. September 1997: Manifestation "Blumen für Stukenbrock"
zu Ehren der 65.000 bei Bielefeld ermordeten sowjetischen
Gefangenen.
28. September bis 4. Oktober 1997: Fahrt der VVN-BdA Essen mit
dem DGB nach Auschwitz.
1. November 1997: Landesausschußsitzung in Wuppertal. Referat:
Antimilitaristische Arbeit, Referent: Gerd Deumlich.
Arbeitsplanung.
3.-16. November 1997: Münsteraner Antifaschistische
Aktionstage werden gemeinsam von der VVN-BdA und dem Asta der Uni
Münster durchgeführt. Dazu gehören zahlreiche
Zeitzeugen-Veranstaltungen, die gut besucht sind. Die
Rechtsextremisten wagen es nicht, dagegen mit der
Verwaltungsgerichtsklage vorzugehen, weil der Landtag vier Monate
zuvor das faktische politische Mandat der Studierendenschaften
wiederhergestellt hat. Dagegen erhob die CDU Klage vor dem
NRW-Verfassungsgericht. Sie will den Maulkorb für die
Studierenden und das Instrument der Zensur zugunsten der
Rechtsextremen wiederherstellen.
4. November 1997: Begegnung mit Gesellschaft für Christlich
Jüdische Zusanmmenarbeit und Panorama-Redakteur John Götz wegen
Entlarvung der Kriegsopferrentenmißbrauchs und
Täterrenten-Skandals, Dortmund.
9. November 1997: Jahrestag der Reichspogromnacht. In Solingen
stören Alt- und Neonazis eine Gedenkveranstaltung, darunter die
Anhänger des Mörders von Auschwitz, Gottfried Weise, den die
Landesregierung im Frühjahr 1997 auf freien Fuß gelassen hat -
wegen Krankheit.
12. November 1997: Pressekonferenz der VVN-BdA und des
Internationalen Romberg-Park Komitees zur Begegnung mit einem
bisher unbekannten ehemaligen Zwangsarbeiterkind, das sich aus der
Ukraine meldete.
25. November 1997: Mitgliederversammlung des Bundesverbandes
Information und Beratung für NS-Verfolgte, Köln. Die Versammlung
wählt einstimmig Hans Frankenthal (VVN-Mitglied und zweiter
Vorsitzender des Auschwitz-Komitees sowie zweiter Vorsitzender der
Jüdischen Gemeinden Westfalen) zum neuen Vorsitzenden. In dem
Bundesverband haben sich Verfolgtenorganisationen (wie die
VVN-BdA) und engagierte Bürgerinnen und Bürger
zusammengeschlossen, um Ansprüche gegenüber
Entschädigungsbehörden geltend zu machen. Arbeitsschwerpunkt ist
derzeit die Durchsetzung von Ansprüchen ehemaliger
Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, der überlebenden Opfer
der NS-Militärjustiz sowie der Einsatz für eine gerechte
Entschädigung der Überlebenden des Holocaust in Mittel- und
Osteuropa.
Anfang Dezember 1997: Vorbereitungen der Wehrmachtsausstellung
in Bonn und anderswo. Das Wittener Museum zeigt die
VVN-Neofa-Ausstellung, die CDU geht vergeblich dagegen an.
4. Dezember 1997: Pressekonferenz in Bonn zum Bundeswehrskandal
(Veranstalter: VVN-BdA NRW und Pressebüro "Nachrichten gegen
Rassismus"). Jupp Angenfort, Gerd Deumlich und Ulli Sander
legen eine Studie über die Ursachen der Rechtsentwicklung bei der
Bundeswehr vor. (Erscheint im Mai 1998 erweitert als Buch
"Szenen einer Nähe".) Kurz nach der Pressekonferenz
wird der Auftritt des Naziterroristen Manfred Roeder vor der
Führungsakademie der Bundeswehr bekannt. Die VVN-BdA und
Pressebüro "NGR" legen daraufhin Dokumente vor, die
nachweisen, daß Roeders Königsberg-Politik auch die des
Ministeriums auf der Hardthöhe ist.
12./13. Dezember 1997: Großveranstaltung "Europa der
Kulturen" zum Abschluß des Jahres gegen Rassismus 1997 in
Dortmund-Westfalenhalle. DGB u.a. sind Veranstalter, VVN-BdA
unterschreibt Abschlußaufruf.
13.-14. Dezember 1997: Bildungsseminar der VVN-Landeskommission
zur Beobachtung des Neofaschismus. Thema: "... und willst Du
nicht mein Bruder sein... - Multikulti zwischen Ethnisierung und
gleiche Rechte. Ort: Karl-Liebknecht-Schule Leverkusen.
22. Dezember 1997: Nachdem der Protestbrief wegen der
Diffamierung der VVN-BdA NRW als "verfassungsfeindlich"
von den Landtagsfraktionen nicht beantwortet wurde, hat ungefragt
der Präsident des Landesamtes für Verfassungsschutz in einem
Brief an Jupp Angenfort Stellung genommen. Der
VVN-Landesvorsitzende protestiert bei Innenminister Kniola gegen
dieses Verfahren und reicht nunmehr beim Landtag eine Petition ein
mit dem Ziel: Auflösung des Verfassungsschutzamtes, Übernahme
der Zuständigkeit für wirklichen Schutz der Verfassung durch das
vom Volk gewählte Landesparlament sowie Auflösung der
Abschiebeknäste in NRW (siehe Anhang).
5. Januar 1998: Jupp Angenfort veröffentlicht seinen
Briefwechsel mit dem Bundesverteidigungsministerium von 1993/94.
Der Minister ließ danach mitteilen, daß er nicht daran denkt,
den Warnungen des Beirates für Innere Führung vor dem
Rechtsextremismus in der Bundeswehr Taten folgen zu lassen. Das
angebotene Auftreten von Zeitzeugen-Antifaschisten vor den
Soldaten wird vom Ministerium abgelehnt.
13. Januar 1997: Gespräch für "Antifa-Rundschau"
(VVN-BdA) mit H.Prieß, Swisttal-Heimerzheim. Er ist Sprecher des
Darmstädter Signals und nimmt in einem Gastkommentar zum
Bundeswehrskandal Stellung.
27. Januar 1998: Treffen mit Osman Okhan zur Mitarbeit bei
Studie des Kulturforums Deutschland-Türkei über Darstellungen
der türkischen Medien in Deutschland.
27. Januar 1998: Briefe von Jupp Angenfort an die
Oberbürgermeisterin Düsseldorfs und an das Regierungspräsidium.
Forderung: Die für den 31. Januar geplante Neonazi-Demonstration
in Düsseldorfs Innenstadt ist zu verbieten, was auch geschah,
nachdem sich viele Kräfte dem Protest angeschlossen hatten.
28. Januar 1998: Vortrag in Gesamtschule Bergisch-Gladbach zur
Bundeswehr-Radikalisierung zusammen mit Jugendoffizier.
31. Januar 1998: Zahlreiche Veranstaltungen zum 65. Jahrestag
des 30. Januar 1933. Fahrt nach Kassel zur VVN-Geschichtskonferenz
zum 30.1.33. Aktionsberatung der VVN Aachen in Marburg zur
Vorbereitung der Befreiungsveranstaltung 1998 in Buchenwald;
verschiedene Antifa-Gruppen nehmen teil, auch das Lagerkomitee war
eingeladen. Als dieses von der geplanten Aktion auf dem Ettersberg
- einer Menschenkette - erfuhr, lehnte es den Plan ab und die
VVN-BdA Aachen zog einen diesbezüglichen Aufruf sofort zurück.
6. Februar 1998: Veranstaltung der VVN-BdA Bochum "Wie
rechts ist die Bundeswehr?", Referent: Ulrich Sander.
7. Februar 1998: Landesausschußtagung in den Räumen der
VVN-BdA-Ausstellung "Gegen das Vergessen" in Duisburg.
Thema: Politische Gedanken zu Beginn eines ereignisreichen Jahres.
Referat: Volker Adam, stellvertretender Landesvorsitzender.
Bericht über die Kassierertagung. Erste Gedanken zum Inhalt der
Landeskonferenz. Jochen Vogler berichtet über die Strafanzeige,
die er namens der VVN-BdA gegen die Unterzeichner einer
völkerverhetzenden, rassistischen Publikation erstattet hat.
11. Februar 1998: Referat zur Bundeswehr, zusammen mit
Vertreter vom Darmstädter Signal in der Zeche Carl Essen.
12. Februar 1998: "Im Prinzip sind wir uns doch
einig...", gemeinsame Veranstaltung der VVN-BdA Köln und der
Gewerkschaft ÖTV in Köln zu den Erfahrungen von 1945. Referent:
Fritz Bilz (ÖTV).
7. März 1998: Demonstration in Sprockhövel/Ennepe-Ruhr-Kreis
gegen die Nazimusikstrukturen in NRW. Aufgerufen haben u.a. die
VVN-BdA, die sich damit im Landkreis wieder zurückmeldet. Es wird
ein Nazimusikvertrieb angeprangert, gegen dessen Chef danach ein
Prozeß angestrengt wird, der zur Verurteilung führt.
7. März 1998: Bundeskongreßkommission der VVN tagt am Rande
des Erfurter Erklärungs-Ratschlags in Bochum. Die VVN-BdA ruft
mit auf zur bundesweiten Großdemonstration am 20. Juni in Berlin
"Für eine andere Politik - Aus der Zuschauerdemokratie
heraustreten".
Petition des Landesverbandes NRW der VVN-BdA zur
Rehabilitierung der Naziopfer und Widerstandskämpfer, die nach
1945 erneut verfolgt und mit Entzug ihrer Renten bestraft wurden.
Es wird behauptet, sie hätten "die Ordnung des Grundgesetzes
aktiv bekämpft".
April 1998: Die VVN-BdA Oberhausen ruft den örtlichen DGB auf,
sich für die Entschädigung von Zwangsarbeiterinnen und
Zwangsarbeitern einzusetzen. Dies könnte geschehen, indem der DGB
gemeinsam mit der Gedenkhalle der Stadt die Ausstellung
"Zwangsarbeit in Oberhausen von 1941 bis 1945" in jeder
Hinsicht unterstützt.
9. April 1998: Internationales Romberg-Park-Komitee,
Jahrestagung in der Steinwache Dortmund mit Gästen aus Estland,
Ukraine und den Niederlanden sowie aus vielen Städten, in denen
kurz vor Kriegsende noch Naziopfer zu beklagen waren. Gisa
Marschefski (VVN-BdA und IRPK) spricht am nächsten Tag auf der
Gedenkkundgebung der Stadt Dortmund.
11. bis 13. April 1998: Ostermärsche Ruhr und Rheinland.
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