02.02.03
Nie wieder!
1933 - 2003
Konferenz antifaschistischer
Initiativen, Organisationen und Bündnisse aus Nordrhein-Westfalen
aus Anlass des 70. Jahrestages der Machtübertragung an Hitler,
1.2.03 in Dortmund, Dietrich Keuninghaus
Eröffnungsrede von Willi
Hoffmeister
Ich begrüße euch im Namen des Bündnisses Dortmund gegen
Rechts und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund
der Antifaschisten zu unserer Landeskonferenz antifaschistischer
Initiativen, Organisationen und Bündnisse aus
Nordrhein-Westfalen. Sie findet aus Anlass des 70. Jahrestages der
Machtübertragung an Hitler statt.
Vorgestern erschienen die Dortmunder Zeitungen mit großen
Geschichtsartikeln über die Zeit, da die braune Diktatur auch
über Dortmund kam und ein „roter Dortmunder Norden“ lange
Zeit den Nazis Widerstand leistete, hier Fuß zu fassen. Es ist
mir als Abgeordneter des Linken Bündnisses in der
Bezirksvertretung Dortmund-Nord eine besondere Freude, Euch alle
zugleich in diesem roten Dortmunder Norden begrüßen zu können.
Nie wieder Krieg – nie wieder Faschismus – die Losung der
1945 befreiten Antifaschisten, bleibt unsere Losung und
Verpflichtung. Das sind wir den vom Faschismus ermordeten zig
Millionen Menschen schuldig. In langen Jahren des Ringens um die
Durchsetzung der Lehren aus der Zeit seit 1933 kam noch die Losung
dazu „Von deutschem Boden soll nie wieder Krieg ausgehen“. Sie
fand Eingang in zahlreiche Verfassungs- und Völkerrechtsdokumente
– so in die Feindstaatenklausel der UNO-Charta, so in Artikel 26
des Grundgesetzes und in Erklärungen von Politikern.
Wir bekräftigen in dieser Stunde: Wie sagen Nein zu jeder
Beteiligung Deutschlands am Krieg. Eine solche Beteiligung ist
auch dann gegeben, wenn ausländische Truppe von Deutschland aus
Krieg führen.
In unserem Aufruf zu dieser Konferenz heben wir besonders die
Verantwortung unseres Bundeslandes Nordrhein-Westfalen hervor,
wenn wir sagen: „Unser Bundesland NRW ist zu einem Zentrum
neonazistischer Gewalt geworden, aber auch zum Zentrum des
subtilen Antisemitismus a la Möllemann und Rassismus nach dem
Motto ‚Kinder statt Inder’. Die Anschläge auf die Synagogen
von Düsseldorf und Essen und der nicht aufgeklärte Anschlag von
Düsseldorf-Derendorf auf eine Gruppe jüdischer Flüchtlinge
dürfen wir nicht vergessen. Immer wieder marschieren hier
Nazi-Kameradschaften mit polizeilicher und justizieller
Genehmigung auf. In Bochum, Dortmund, Voerde und vielen anderen
Städten und Gemeinden machen sich Nazischläger breit. Laßt uns
beraten, was dagegen zu tun ist.“
Ergänzen möchte ich: Zu unserem Bundesland gehören auch
Geilenkirchen, von wo deutsche Soldaten in AWACS-Flugzeugen zu
Kriegseinsätzen aufbrachen – und sie sollen es nach
Regierungsplänen wieder tun. Wir sagen: Schluß damit. Keine
Kriegseinsätze mehr von deutschem Boden aus. Hier in NRW liegt
auch das beschauliche Örtchen Waldbröl, wo eine
Bundeswehrdenkfabrik derzeit an neuen Verteidigungspolitischen
Richtlinien arbeitet, die Bundeswehreinsätze an der - wie es
heißt - „Heimatfront“ vorsehen und aggressive
Präventivkriege der Deutschen ebenso. Wir sagen Schluß damit.
Und wenn man uns sagt: Die Konzentrationslager in Deutschland
seien doch auch nicht von Demonstranten befreit worden, sondern
von Soldaten, dann stellen wir fest: Krieg und Vernichtungslager,
den Faschismus an der Macht hätte es nie gegeben, wenn die
Demokraten und Demonstranten von vor 1933 zueinander gefunden
hätten, wenn sie gemeinsam gehandelt hätten gegen die Gefahr.
Das ist die Schlussfolgerung von 1933: Laßt uns nie wieder
zersplittert handeln, sondern geeint. Und rechtzeitig.
Hier in NRW liegt die Stadt Münster, von wo aus ein Herr
Möllemann immer unverfrorener die Schaffung oder Ausrichtung
einer rechtspopulistischen Partei plant. Hier liegen Städte mit
Abschiebeknästen, von wo aus Flüchtlinge in grausame, tödliche
Lebensumstände abgeschoben werden. Hier befindet sich in NRW auch
eine Staats- und Verfassungsschutzabteilung im Innenministerium,
die den Nazis immer wieder nach dem Motto, sie vertreten ja nur
eine „missliebige Meinung“ das Recht auf Zusammenrottungen
zugesteht, wo aus Steuermitteln bezahlte V-Leute zur
Unterstützung der Faschisten tätig werden.
Es gibt viel zu tun für uns im Lande. Dies auch gerade in
Dortmund, wo wir Erfahrungen mit großen antifaschistischen
Aktionen, aber auch mit Niederlagen der Demokraten haben -
Niederlagen, die uns die Polizei mit ihren „Polizeikesseln“
zufügte. Dagegen haben wir immer wieder protestiert und wir
bekräftigen unseren Protest. Wir freuen uns, daß der Landtag in
Antworten auf unsere Petitionen gegen Polizeikessel und
Naziaufmärsche und unter Bezugnahme auf das höchste
Verwaltungsgericht von NRW festgestellt hat: „Eine
rechtsextremistische Ideologie lässt sich auch nicht mit den
Mitteln des Demonstrationsrechts legitimieren.“
Liebe Freundinnen und Freunde, wir sagen es noch etwas
direkter: „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.
Ich wünsche unseren Beratungen einen guten Verlauf und weitere
Impulse, vor allem, um drohende Kriegsgefahren abzuwenden und in
unserem Land solche demokratischen und sozialen Zustände zu
schaffen, die nie wieder eine braune Diktatur oder etwas
ähnliches zulassen.
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