02.02.03
Nie wieder!
1933 - 2003
Konferenz antifaschistischer
Initiativen, Organisationen und Bündnisse aus Nordrhein-Westfalen
aus Anlass des 70. Jahrestages der Machtübertragung an Hitler,
1.2.03 in Dortmund, Dietrich Keuninghaus
Ergebnisse einiger
Arbeitsgruppen
AG 2: Von der Enttabuierung des
Krieges
In der Arbeitsgruppe 2 "Militarismus" ging es nicht
in erster Linie, aber auch um die ständige materielle Auf- und
Umrüstung der Bundeswehr zu einer kriegsfähigen Interventions-
und Angriffsarmee.
Diskutiert wurde aber auch, welche Ideologien und Feindbilder
notwendig sind, dass sich kapitalistische Sonderinteressen in oft
von großen Teilen der Bevölkerung getragene Allgemeininteressen
umsetzen lassen. Beispielhaft wurde das an einem Monitor-Beitrag
von 1992 gezeigt. Ein Mädchen aus dem Königshaus des
kuwaitischen Herrschers, mit ihrem Vater, dem Botschafter Kuwaits,
in New York lebend, wurde von Hill&Knowlton, einer
us-amerikanischen Public-Relation-Agentur, in ein armes
Flüchtlingsmädchen umgeschult, das bezeugen konnte, wie
irakische Soldaten 312 Babies aus Brutkästen gerissen und
ermordet hatten. Diese von der Königstochter unter Tränen und
Schluchzen vorgetragene Szene wurde von Bush sen. benutzt, um die
us-amerikanische Stimmung für "Desert Storm"
herbeizumanipulieren. Aber auch der Sicherheitsrat der UN fiel auf
das weinende Mädchen und seine Geschichte herein. Bush peitschte
dann die Stimmung vor us-amerikanischen Elitetruppen redend an,
angesichts solch furchtbarer Taten Saddams nun keine Gnade walten
zu lassen.
Die Umsetzung ökonomischer kapitalistischer Privatinteressen
in militärische Gewaltanwendung läuft über die Politik.
Politiker müssen nicht nur Armeen, sondern auch Agenturen
bereitstellen, die dann militaristisches Freund-Feind-Denken
verbreiten (Schulen, Unis, Medien) und Gesetze, die Kriege
überhaupt ermöglichen und Anti-Kriegs-Meinungen z.B. im
schulischen Bereich (Lehrer Nolz aus Siegen im Herbst 2001) sofort
mit Berufsverbot o.ä. ahnden. Sprachregelungen, die von
Friedensmissionen bis zu Luftschlägen, von humanitären
Operationen bis zu bewaffneten pazifistischen Maßnahmen reichen
oder gar bis zur Begründung, ein neues Auschwitz zu verhindern,
weil ein neuer Hitler am Werke sei, tun ein übriges, um das
Gefühl zu vermitteln, auf der Seite von Frieden und Freiheit zu
stehen.
Alte Ideologien wie der Anti-Kommunismus konnten in den letzten
12 Jahren problemlos in Anti-Islamismus oder Anti-Terrorismus
modifiziert werden. Eine lebhafte Diskussion konnte leider auch
keine Wege aufzeigen, wie die kriegsunwillige Mehrheit z.B. der
Deutschen dazu gebracht werden kann, ihre Meinung in ganz großen
Demonstrationen z.B. zu äußern. Allerdings stimmen die Aktionen
der letzten Wochen und die Äußerungen von Gewerkschaften bis
Kirchen recht hoffnungsvoll.
Wolfgang Dominik
AG 3: Was tun gegen Antisemitismus
hier und heute?
Referent war in der Arbeitsgruppe 3 Alfred Schober von DISS.
In dem Referat wurde zunächst dargelegt, dass Antisemitismus
in Deutschland durch Eliten aus Kultur (z.B. M. Walser), Politik
(z.B. J. W. Möllemann) und Wirtschaft gegenwärtig offen
vertreten wird und hoffähig gemacht werden soll.
Es erfolgte eine ausführliche Begriffsklärung, bei der
Antisemitismus als Begriff für Judenfeindschaft und Judenhass
insbesondere seit dem deutschen Faschismus gegenüber der
religiös-apologetischen Bezeichnung Antijudaismus abgegrenzt
wurde.
Im Folgenden wurden einige aktuelle Beispiele diskutiert, an
denen ersichtlich ist, wie antisemitische Argumentationsweisen in
die gegenwärtige politische Diskussion einfließen. Zu nennen
sind beispielsweise die innerlinken Diskussionen zwischen
Antizionisten gegenüber den so genannten Anti-Deutschen oder die
Auseinandersetzungen über die Zwangsarbeiterentschädigung, in
welchen Vertriebenenverbände Entschädigungsansprüche für sich
geltend machen.
Im Anschluss an die Diskussion wurden von den Mitgliedern der
Arbeitsgruppe konkrete Leitlinien für die antifaschistische
Diskussion und Arbeit entwickelt:
- Keine Infragestellung des Existenzrechts Israels,
- Keine Gleichsetzung israelischer und faschistischer bzw.
Apartheids-Politik,
- Differenzierung innerhalb "der" jüdischen
Position,
- Unterlassen aller Auschwitz und den Faschismus
relativierenden und verharmlosenden Vergleiche,
- Ständige Diskussion des Themas Antisemitismus bei
antifaschistischen und antirassistischen Landeskonferenzen.
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