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Nazis raus aus dem Internet

 

03.05.03

Vom Raketenstandort zur "Denkschmiede" für Kriegsvorbereitung

Ostermarschierer fanden heraus, was im ehemaligen KdF-Hotel Waldbröl ausgeheckt wird

Von Ulrich Sander - 28.4.03

Waldbröl - hier entstand das Lied "Kein schöner Land". So steht es auf dem Ortseingangsschild. Der Ort inmitten der grünschwarzen Berge des Oberbergischen Landes, 60 km östlich von Köln, war ein Zentrum von Dr. Robert Leys KDF-Bewegung "Kraft durch Freude" der Deutschen NS-Arbeitsfront.. Das gewaltige KDF-Hotel ist heute der Sitz des Zentrums der Bundeswehr ZAS. Das steht für "Analysen und Studien". Vom ZAS-Gebäude mit seiner 200 m breiten Stirnwand hat man einen guten Überblick. Kürzlich standen Ostermarschierer davor.

Es war wie früher beim Ostermarsch - und auch ganz anders. Stundenlanger Marsch durch Wald und Feld und über Berg und Stein - und kaum jemand sah uns. Dann war Waldbröl erreicht. Einst wurde hier gegen stationierte Patriot-Raketen protestiert - heute geht es gegen andere Waffensysteme. Das Verteidigungsministerium nennt das Zentrum in Waldbröl "Think Tank der Bundeswehr", Denkschmiede übersetzt es das Struck-Ministerium.

Die Friedensbewegung gegen die Denkschmiede als Massenvernichtungsmittel. Das ist etwas Neues. Gerhard Jenders, der 51jährige Lehrer der örtlichen Gesamtschule, hat gemeinsam mit der Friedensinitiative Oberberg zu dieser kleinen, aber wichtigen Osteraktion aufgerufen. Denn hier, so sagt er, werde die "neue" Ausrichtung der Bundeswehr auf "präventive militärische Aktionen" im "Herkunftsbereich der Bedrohung" vorgedacht. "Das sind Angriffskriege im Stil des Irak-Krieges."

Die Rolle solcher Zentren hätte die Friedensbewegung schon früher erkennen und angreifen sollen. Ja, auch bei uns gibt es schon lange die Wolfowitz' und Perles, jene Professoren, die Kriege ersannen und dann entscheidenden Einfluß auf die US-Regierung bekamen. Derzeit werden ihre Pläne umgesetzt. Und jetzt liegt die Studie der ZAS "Streitkräfte, Fähigkeiten und Technologien im 21. Jahrhundert", aus der Gerhard Jenders zitierte, vor, von der fast nur der Titel bekannt ist. Nur wenige der über 1000 Seiten sind bekannt. Die anderen liegen dem Herrn Minister und seinem Generalstab vor. Der benannte schon mal die Überschrift für die "Verteidigungspolitischen Richtlinien", die er daraus abzuleiten gedenkt: "Deutschlands Sicherheit wird auch am Hindukusch verteidigt".

Die wenigen Journalisten, die mehr Einblick in die ZAS-Studie bekamen, wissen, was hier in Waldbröl ausgeheckt wird: deutsche Angriffskriege, Kriege im Innern der Gesellschaft, imperialistischer Raub von Rohstoffen, Freischießen von Handelswegen. (Siehe dazu www.geopowers.com, www.imi-online.de und www.sopos.org/ossietzky).

Die Think Tanks der Militärs, die Denk-Panzer sind letztendlich gefährlich wie Atombomben. Gut, daß Leute wie Jenders dies erkannt haben. Er schließt jetzt seine Kundgebungsrede vor der kleinen Schar der Friedensleute. Er sagt: "Leider geben sich die Strategen der Bundeswehr und des Verteidigungsministeriums nicht damit zufrieden, einfach kein Feindbild mehr zu haben. Sie planen eine ,Modernisierung' der Bundeswehr, die so modern ist, dass sie an die Politik von Kaiser Wilhelm II anknüpft, der Deutschland einen ,Platz an der Sonne' als Weltmacht verschaffen wollte." Um eine solche "Modernisierung" durchzusetzen, soll auch die Friedensbewegung, die so sehr angewachsen ist, wieder zurückgestutzt werden: "Offensive Medienoperationen zur Legitimation des eigenen Gewalteinsatzes" heißt so etwas in der ZAS-Studie. Die permanente Vorbereitung des Angriffskrieges, die Kriegshetze. Dagegen machen die "Friedenshetzer" vom Oberbergischen Land mobil.