Bürgeranträge in den Städten von NRW angekündigt
Solidarität mit Kriegsopfern und Zwangsarbeitern
Zur Kommunalwahl am 12. September haben Kreisvereinigungen der
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes die Kandidatinnen und
Kandidaten der Bündnisgrünen, der CDU, der DKP, der PDS und SPD
sowie der Linken Bündnisse und Offenen Listen aufgerufen, sich
eindeutig gegen die aggressive Bundeswehr- und NATO-Strategie zu
positionieren und für Entschädigungsleistungen für Kriegsopfer
in ganz Serbien und für ehemalige kommunale NS-Zwangsarbeiter
einzusetzen. Die größte traditionsreiche Verfolgtenorganisation
kündigte zu diesen Punkten Bürgeranträge an:
- Solidarität mit den Städten und Gemeinden, die besonders
schwer vom NATO-Krieg getroffen wurden,
- Entschädigung für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter
des NS-Regimes, die in den rheinischen und westfälischen Städten
Sklavenarbeit verrichten mußten. Die Städte werden zur
Entschädigung der kommunalen Zwangsarbeiter aufgerufen;
- Patenschaft mit je einer Opfergemeinde, die ohne
Wiedergutmachung Deutschlands blieb, obgleich - wie in zahlreichen
Gemeinden in Griechenland und Serbien - hier grausame Massaker der
deutschen Nazitruppen stattfanden.
Zur Begründung heißt es in den Briefen: "Die VVN-BdA
fordert die Entschädigung der Zwangsarbeiterinnen und
Zwangsarbeiter, die in der Nazizeit in Deutschland schuften
mußten, d.h. eine Entschädigung durch die deutschen Konzerne -
und zwar durch die gesamte deutsche Wirtschaft - und den deutschen
Staat mittels einer Bundesstiftung. Die Nutznießer aus dem Leid
von über zehn Millionen Menschen aus ganz Europa müssen
beginnen, endlich den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Zu den Nutznießern gehörten auch die Städte und Gemeinden, die
ebenfalls die Sklaven für sich arbeiten ließen, z.B. beim
Bombenräumen und in öffentlichen Einrichtungen."
Unterstützt wurde die Forderung des DGB-Bundesvorstandes:
"Da die Bundesrepublik Deutschland die Rechtsnachfolge des
Deutschen Reiches angetreten hat, ist auch sie aufgefordert, die
Menschen zu entschädigen, die beim Reich bzw. den Gemeinden
Zwangsarbeit leisten mußten." Gefordert wird eine Initiative
der Städte im deutschen Städtetag, die darauf gerichtet ist,
daß sich die Städte und Gemeinden an einer Bundesstiftung zur
Entschädigung der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter
beteiligen.
U. S.
Eine Erklärung der Stadt zum Thema
"Zwangsarbeiter" erwartet die Bochumer Vereinigung
der Verfolgten des Naziregimes (VVN). "Die Stadt soll
sich zu ihrer Verantwortung bekennen und sich beim
Städtetag für die Einrichtung eine Entschädigungsfonds
einsetzen," fordert der Bochumer VVN-Vorsitzende Klaus
Kunold. Das "Alliierte Haftstättenverzeichnis"
listet drei Lager auf, in denen während der Nazi-Zeit
insgesamt 380 Zwangsarbeiter der Bochumer Stadtverwaltung
untergebracht waren. Hinzu kommt ein Lager der Bogestra mit
100 Zwangsarbeitern. ... Der Oberbürgermeister hatte 1986
zugesichert, eine "Konzeption für humanitäre Hilfe in
Einzelfällen" zu entwickeln. Das Thema
"Zwangsarbeiter in Kommunen" wird seit Mai 1999 in
einer gemeinsamen Vorstudie der Ruhr-Universität und dem
Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen (ISG) unter die
Lupe genommen. "Zur Zeit sichten wir das Material aus
verschiedenen Archiven. Unter diesen Kommunen befindet sich
auch die Stadt Bochum," so Dr. Heinz-Jürgen Priamus (ISG).
(aus der WAZ) |
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