16.01.2018
Sondierungsvertrag und
Abrüstung: Gedanken aus friedensbewegter Sicht
Frieden, Völkerrecht
und Völkerverständigung, die sich an der
Entspannungspolitik von Willi Brandt orientiert, sind nicht mehr
Leitgedanken deutscher Politik. Das wird in einem Papier des
Bundesausschusses Friedensratschlag festgestellt, das uns von Willi van
Oyen zuging. Darin heißt es: Wesentliche Punkte einer
Friedenspolitik fehlen: Entspannung oder Politik gemeinsamer Sicherheit
– Friedliche und freundschaftliche Beziehungen zu Russland
– Abrüstung oder mindestens
Rüstungskontrolle – Atomwaffen abschaffen oder
wenigstens reduzieren – UN stärken! Nach unserem
Eindruck wird die Politik der bisherigen großen Koalition
fortgesetzt.
- Die Konfrontationspolitik der NATO
gegenüber Russland wird weiter aktiv mit vorangetrieben.
Deutsche Truppen bleiben an der Westgrenze Russlands, wider aller
historischen Vernunft.
- Der Aufrüstungskurs geht weiter. Auf
der Tagesordnung bleiben die zwei Prozent Bruttosozialprodukt
für Rüstung, die Ausweitung des
Rüstungsetats auf bis zu 75 ja 80 Milliarden Euro. In dem
Sondierungspapier heißt es schon fast schamhaft: die
Bundeswehr bekommt, alles, was sie braucht.
- Die US Atomwaffen bleiben in Deutschland, die
Modernisierung dieser Waffen findet die Unterstützung der
neuen großen Koalition. Es bleibt beim nein zum
Atomwaffenverbotsvertrag.
- Zivile Konfliktbearbeitung bleibt das
Stiefkind, gefördert wird sie nicht. Sie soll sogar durch die
sogenannte vernetzte Sicherheit völlig entkernt werden,
bedeutet doch diese die Unterordnung ziviler Maßnahmen unter
militärische. Das Primat des Militärs wird
festgeschrieben.
Was steht in der Vereinbarung:
- Mehr Soldaten nach Afghanistan und Mali. Diese
katastrophalen Kriegseinsätze sollen fortgesetzt, ja
intensiviert werden. Es ist nicht schwer vorherzusagen, dass alle
Interventionseinsätze, die unter NATO und EU Führung
mit aktiver deutscher Beteiligung stattfinden, im März durch
die Regierungskoalitionen verlängert werden.
- Die Aussage „Europa als Friedensmacht
ausbauen“ wird durch die aktive Unterstützung der
umfassenden Militarisierung Europas konterkariert. PESCO sei nur als
Stichwort genannt.
- Die Aussage: wir wollen keine automatisierten
Waffensysteme und wir entwickeln aber die Euro Drohne ist
höflich gesprochen ein Widerspruch; in der Realität
wird die Kampfdrohne angeschafft.
Jeder Satz zur Bekämpfung der
Fluchtursahen ist das Papier nicht wert, auf dem er geschrieben steht,
solange einer der wesentlichen Gründe der Flucht,
nämlich die von uns unterstützen, ja aktiv
vorangetriebenen Kriege nicht beendet werden. Die Fluchtursache
NATO/EU-Kriege muss überwunden werden, um eine
Rückkehr der Geflüchteten – verbunden mit
Reparationen für die von uns zu verantwortenden
Schäden – vorzubereiten. Es bleibt
„unsere“ neokoloniale und neoliberale
internationale Handels- und Ressourcenpolitik, die von der 1. Welt
maßgeblich zu verantwortende Klimaveränderungen, die
Menschen zur Flucht zwingen.
Solidarität mit den Flüchtenden
ist deshalb auch immer Friedenspolitik – nationale und
internationale. Wir lehnen die Migrationspolitik der großen
Koalition strikt ab. Sie ist eine AFD-Light-Politik.
Die Rüstungsexportpolitik – der
Stopp zur Unterstützung des Jemen-Krieges ist sicher zu
begrüßen – lässt alle
Möglichkeiten des weiter so zu, ja durch das Verlagern auf die
EU-Ebene besteht die große Gefahr, dass die schon
völlig unzureichenden deutschen
Rüstungsexportrestriktionen noch weiter ausgehebelt werden.
Fazit: die Ergebnisse der
Sondierungsgespräche sind Militarismus, Aufrüstung
und Konfrontation.
Die Friedensbewegung ist gefordert: lasst uns den
Aufruf „abrüsten statt aufrüsten“
als Antwort auch auf diese Vereinbarung hin zu einer breiten Bewegung.
Wir sehen uns spätestens bei den
Ostermärschen 2018.
Der Aufruf: https://abruesten.jetzt/
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