02.01.2018
Antifaschisten in NRW vor
neuen Aufgaben!
Neujahrserklärung
der VVN-BdA NRW
Die vor über 70
Jahren gegründete Landesvereinigung NRW der VVN-BdA* setzt
auch im Jahr 2018 ihre Aktivitäten fort. Angesichts mehrerer
Jahrestage kommt der Erinnerung an die historischen Verbrechen des
Faschismus eine besondere Bedeutung zu. Gleichzeitig bleibt der Einsatz
gegen völkische und profaschistische Ideologien und Parteien
in der Ge-genwart mehr denn je die Aufgabe.
Am 30. Januar 2018 jährt sich zum 85. Mal
die Machtübertragung an Hitler und die NSDAP, deren
rassistische und milita-ristische Politik in Diktatur,
Vernichtungskrieg und Völkermord mündete und 1945 mit
aller Gewalt auf Deutschland zu-rückschlug. Am 9. November
2018 jährt sich zum 80. Mal mit der Reichspogromnacht ein
früher Höhepunkt im Vernich-tungsprogramm der Nazis
gegen die jüdische Bevölkerung. Nicht zu vergessen
ist die Novemberrevolution, mit der vor 100 Jahren die Arbeiterschaft
Deutschlands dem Krieg ein Ende setzte.
Zugleich mit der Erinnerung an die Geschichte
stellen wir uns völkischen und profaschistischen Ideologien in
der Ge-genwart entgegen, die Hass und Gewalt schüren und mit
der AfD wieder einen erschreckend erfolgreichen
parteipoliti-schen Ausdruck in Landtagen und im Bundestag gefunden
haben. Wir dagegen zeigen Solidarität mit den
Flüchtlingen und führen die Kampagne
„Aufstehen gegen Rassismus“ mit der Ausbildung von
Stammtischkämpfer/-innen weiter. Vernetzung und Diskussion
setzten wir in der alle zwei Jahre stattfindenden (32.) Konferenz
antifaschistischer Initiativen und Organisationen ebenfalls fort.
Noch in den letzten Kriegstagen mordeten Nazis an
vielen Orten im Land Gegner und Zeugen ihrer faschistischen Poli-tik.
An sie wird wieder in Dortmund in der Bittermark (30. März)
und bei Solingen in der Wenzelnbergschlucht (29. Ap-ril) gedacht. Am 3.
März 2018 wollen wir an ein weitgehend unbekanntes
Kriegsendverbrechen erinnern. Aus Anlass der Todesmärsche von
500 Zwangsarbeitern, getrieben von der Gestapo Köln, werden
wir eine Rundfahrt von Köln über Lindlar zur
Versetalsperre unternehmen. Zusammen mit örtlichen Aktivisten
werden wir vor Ort an die Verbrechen erinnern und sie
öffentlich machen.
Die Rallye „Verbrechen der
Wirtschaft“ wurde vor zehn Jahren gestartet und erinnert an
zahlreichen Orten in NRW an die Beteiligung der Wirtschaftseliten an
Aufrüstung, Krieg und Sklavenarbeit. Aufgrund weiterhin
vorhandener „weißer Flecken“ bei der
Aufarbeitung, wie z.B. der Quandt-Erben, werden wir die Kampagne
fortsetzen. Beispielhaft erinnert seit 2017 eine
Veröffentlichung des Bochumer Aktivisten Günter
Gleising mit dem gleichen Titel an die Verbrechen der Wirtschaft in
Bochum und Umgebung mit zahlreichen Dokumenten und Belegen.
Kein historisches Ereignis, sondern ein Verbrechen
aus der Zeitgeschichte der Bundesrepublik ist der rassistisch
moti-vierte Brandanschlag auf eine Solinger Familie. Fünf
türkische Familienmitglieder überlebten diesen
Anschlag nicht. Im Mai 2018 erinnern zahlreiche Initiativen eine ganze
Woche an den 25 Jahre zurückliegenden Brandanschlag. Die
VVN-BdA beteiligt sich hier mit einem Konzert gegen Rechts.
„Nie wieder Faschismus, nie wieder
Krieg!“ ist für uns die Kurzfassung der Lehre aus
der Geschichte. Für eine friedliche Welt beteiligen wir
uns mit zahlreichen Kreisvereinigungen wieder am Ostermarsch
Rhein-Ruhr und an weiteren Akti-vitäten der Friedensbewegung,
so auch am 3. Oktober als „alternativer
Nationalfeiertag“ beim NATO-Luftkampfzentrum in Kalkar.
Weiter beteiligen wir uns an der Unterschriftensammlung
„Abrüstung statt Aufrüstung“.
Darüber hinaus führen zahlreiche
aktive Kreisvereinigungen in Nordrhein-Westfalen eigene Veranstaltungen
zu weite-ren Schwerpunkten durch.
Dass sich die VVN-BdA auch weiterhin gegen
Diffamierungen seitens des Verfassungsschutzes wehren muss, zeigt die
Nennung des „Schwurs von Buchenwald“ in Dossiers,
die ihn als verfassungsfeindliches Machwerk denunziert. Für
die VVN-BdA drückt der Schwur der befreiten
KZ-Häftlinge auch heute noch das eigene
Selbstverständnis aus, in dem es unter anderem
heißt: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen
Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und
der Freiheit ist unser Ziel.“ Als wichtiges Dokument der
Zeitgeschichte fordern wir seine Aufnahme in das Weltdokumentenerbe der
UNESCO.
*Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
– Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten
Verantwortlich: Knut Massmann / Ulrich Sander
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