28.11.2017
Wir bekräftigen den Schwur von Buchenwald!
Erklärung des Landesausschusses der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / BdA NRW
Auf der Trauerkundgebung der 21.000
überlebenden Gefangenen des KZ Buchenwald aus fünfzehn
Ländern dankten diese Antifaschisten der verschiedensten
demokratischen Richtungen und Bekenntnisse am 19. April 1945 auf dem
Appellplatz des Lagers Buchenwald den verbündeten Armeen,
„die uns und der gesamten Welt Frieden und das Leben
erkämpften".
Sie gedachten der ermordeten 51.000 Gefangenen. Sie
gedachten des „großen Freundes der Antifaschisten aller
Länder", des kurz zuvor verstorbenen US-Präsidenten F. D.
Roosevelt als eines Organisatoren und Initiatoren des Kampfes um eine
neue demokratische friedliche Welt.
Der „Verfassungsschutzverbund" des Bundes und der
Länder hat sich einfallen lassen, den Schwur von Buchenwald
zusammen mit der Organisation, die sich diesem legendären Dokument
verpflichtet weiß, auf die Liste der verfassungsfeindlichen
Organisationen zu setzen.
Seinen Gründern getreu, hat sich der
Inlandsgeheimdienst „Verfassungsschutz" daran gemacht, den
antifaschistischen Widerstand weiterhin zu verfolgen.
Als Begründung wird der Schwur von Buchenwald herangezogen.
Der in fünf Sprachen vorgetragene oben zitierte Schwur lautet weiter:
- „Uns beseelte die Idee: Unsere Sache ist gerecht - Der Sieg muss unser sein!
- Wir führten in vielen Sprachen den gleichen,
harten, erbarmungslosen, opferreichen Kampf, und dieser Kampf ist noch
nicht zu Ende.
Noch wehen Hitlerfahnen! Noch leben die Mörder unserer Kameraden!
Noch laufen unsere sadistischen Peiniger frei herum! Wir schwören
deshalb vor aller Welt auf diesem Appellplatz, an dieser Stätte
des faschistischen Grauens:
- Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht!
- Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist
unsere Losung. Der Aufbau einer neue Welt des Friedens und der Freiheit
ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren
Angehörigen schuldig.
Zum Zeichen Eurer Bereitschaft für diesen Kampf erhebt die Hand zum Schwur und sprecht mir nach:
W I R S C H W Ö R E N !"
Es werden nun Fälle bekannt, da das Verbreiten
dieses Schwurs, des gesamten Vermächtnisses besonders des
Arbeiterwiderstandes als verfassungsfeindlich dargestellt wird. Wer
einen Zusammenhang herstellt zwischen Kapitalismus und Faschismus kann
Objekt der Beobachtung des Geheimdienstes werden - mit den
Konsequenzen, im Berufsleben diskriminiert zu werden, im Privatleben
verunglimpft und als Mitglied von Organisationen benachteiligt zu
werden. Keine richterliche Überprüfung dieses Vorgehens gegen
unbescholtene Bürgerinnen und Bürger ist möglich.
Wir fordern die Bundesregierung, die Landesregierungen
und die für die Verfassungsschutzämter Zuständigen auf:
Nehmen Sie den Angriff auf das konstituierende Dokument der Freiheit
und Demokratie, den Schwur von Buchenwald zurück!
Hören Sie auf diejenigen zu bespitzeln und zu
verfolgen, die - wie Silvia Gingold und viele andere ehemals vom
Berufsverbot betroffenen Bürgerinnen und Bürgern - dieses
Dokument verteidigen und seine Verwirklichung zu ihrer ureigenen Sache
machen.
Wir ersuchen darum, den Schwur von Buchenwald zum Weltdokumentenerbe der UNESCO zu machen.
Landesausschuss der VVN-BdA NRW
Wuppertal, Nov. 2017
Siehe auch:
27.09.2017
Protest der VVN-BdA gegen die Praxis des NRW-Verfassungsschutzes: Bekräftigung des Schwurs von Buchenwald
Auch NRW-Verfassungsschutz bespitzelt die Antifaschisten und
verunglimpft den Schwur von Buchenwald als verfassungsfeindlich.
Dagegen hatte im Frühjahr die VVN-BdA von NRW in einem Brief an
die damalige Ministerpräsidentin, Hannelore Kraft (SPD)
protestiert. Sie hat nicht geantwortet. Jetzt hat die VVN-BdA erneut
geschrieben – und zwar an den neuen Ministerpräsidenten
Armin Laschet (CDU):
http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/1814_vs_schwur.htm
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