27.09.2017
Wahlecho 4: Jetzt erst recht!
Stellungnahme von Ulla Jelpke zum Ausgang der Bundestagswahl
Die wiedergewählt
Bundestagsabgeordnete und VVN-BdA-Aktivistin Ulla Jelpke (Dortmund)
erklärte zum Ausgang der Bundestagswahl: Der Erfolg der AfD straft
all jene Strategen der Unionsparteien Lügen, die hofften, durch
eine flüchtlingsfeindliche Politik Rechtsaußen wieder
Stimmen gut zu machen. Wer rechts wählen wollte, wählte
lieber das Original. Weiter führte Ulla Jelpke aus:
Die LINKE konnte ihr letztes Wahlergebnis verbessern und
zieht mit 9,2 Prozent leicht gestärkt in den Bundestag ein. Ihr
selbst gestecktes Ziel, erneut stärkste Oppositionspartei zu
werden, verfehlte die LINKE. jedoch. Stattdessen zieht mit der AfD eine
offen völkisch-rassistisch und geschichtsrevisionistisch
auftretende Fraktion rechts der Union mit fast 13 Prozent der Stimmen
in den Bundestag ein. Der Erfolg der AfD straft all jene Strategen der
Unionsparteien Lügen, die hofften, durch eine
flüchtlingsfeindliche Politik Rechtsaußen wieder Stimmen gut
zu machen. Wer rechts wählen wollte, wählte lieber das
Original.
Das politische Klima wird sich durch den Einzug der AfD
in den Bundestag zweifelsohne weiter verschlechtern, Flüchtlinge
und Migranten, Frauen und Homosexuelle werden sich verstärkten
verbalen Anfeindungen aber auch Angriffen auf ihre Rechte und
Errungenschaften ausgesetzt sehen. Der extremen Rechten werden von
jetzt an ganz andere Mittel der Öffentlichkeitsarbeit und
staatliche Finanzen zum Aufbau ihrer Strukturen zur Verfügung
stehen. Und außerhalb der Parlamente werden die rassistischen
Schläger und Brandstifter sich in ihrem Tun ermutigt sehen.
Die LINKE ist jetzt als konsequent antifaschistische
Oppositionskraft gefordert. Insbesondere darf sie jetzt nicht unter dem
Druck von Rechtsaußen von ihren menschenrechtlich basierten
Positionen in der Flüchtlings- und Migrationspolitik abweichen.
Doch sie muss diese Positionen in der Öffentlichkeit noch besser
vermitteln und erklären.
Gegen die AfD nur die Nazi-Keule zu schwenken, wird
nicht ausreichen, um diese Partei wieder aus dem Parlament zu treiben
und auf den Müllhaufen der Geschichte zu werfen, wohin sie mit
ihren ewig gestrigen Positionen zweifelsohne gehört. Vielmehr
kommt es nun darauf an, die AfD auch in den Augen ihrer Anhänger
zu demontieren. Es gilt aufzuzeigen, dass die AfD keineswegs die Partei
der Armen und Ausgegrenzten ist, sondern die Umverteilung von unten
nach oben als radikal neoliberale Kraft noch beschleunigen will. Es
gilt deutlich zu machen, dass die AfD, die sich als
„Beschützerin unserer Frauen“ geriert, in Wahrheit das
Rad der Geschichte auch in Sachen Frauenemanzipation und
Abtreibungsfreiheit radikal zurückdrehen will.
Während die LINKE einerseits Protestwähler an
die AfD verloren hat, konnte sie andererseits mit ihrem
glaubwürdigen Eintreten für soziale Gerechtigkeit vom
Schaumschläger Martin Schulz enttäuschte SPD-Wähler
für sich gewinnen. Daran gilt es anzuknüpfen. Die LINKE muss
sich in der kommenden Legislaturperiode gegenüber allen anderen
Parteien in der Regierung und Opposition als die wirkliche solidarische
und antikapitalistische Alternative präsentieren.
Den vielen Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfern
in der LINKEN sei für ihr unermüdliches Engagement und den
Wählerinnen und Wählern für ihr Vertrauen herzlich
gedankt. Ich hoffe, dass es nicht bei dieser bloßen Stimmabgabe
bleibt. Denn um in diesem Land wirklich etwas zum Positiven zu
verändern, um die Macht der Banken und Konzerne zu brechen, um
demokratische und soziale Rechte für alle hier Lebenden zu
erkämpfen, müssen wir gemeinsam Druck machen. Im Parlament,
auf der Straße, im Betrieb und im Kiez.
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