24.05.2017
Nach dem Rechtsschwenk an Rhein, Lippe und Ruhr die antifaschistische Gemeinsamkeit schaffen
Erklärung der NRW-VVN-BdA zur Lage nach der Landtagswahl
Der Geschäftsführende
Landesausschuss der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes /
Bund der Antifaschisten, Landesvereinigung Nordrhein-Westfalen, hat am
22. Mai 2017 eine Erklärung zur Landtagswahl vom 14. Mai 2017
beschlossen. Betont wird: „Wenn die NRW-Wahl eine Testwahl
für die Bundestagswahl gewesen sein soll, dann sagen wir den
Demokratinnen und Demokraten: Test nicht bestanden! Nun aber alle ran,
um die Prüfung des 24. September zu bestehen!“ Die in dem
Brief der VVN-BdA an die Parteien von NRW geforderte Einhaltung der
Landesverfassung und ihre Anwendung bleiben Grundlage
antifaschistischer Arbeit. Die VVN-BdA wird ihre Mitarbeit in der
Bewegung „Aufstehen gegen Rassismus“ und anderen lokalen
antifaschistischen Bündnissen bekräftigen, um den weiteren
Fortschritt der AfD zu verhindern.
Die Presseerklärung hat den Wortlaut:
Wuppertal, den 22.05.2017
Erklärung der VVN-BdA von Nordrhein-Westfalen
Nach dem Rechtsschwenk an Rhein, Lippe und Ruhr die antifaschistische Gemeinsamkeit schaffen
„Der Rechtsruck der Mitte ist vollzogen: Man hofft
darauf, die großen Probleme wieder außer Landes zu halten.
Inzwischen sind alle ein bisschen AfD. Nach der Niederlage in NRW war
es höchste Zeit für Schulz, seine Vorstellungen von sozialer
Gerechtigkeit zu konkretisieren. Stattdessen präsentierte die SPD
ein abgedroschenes Programm für innere Sicherheit, das Thomas de
Maizière hätte schreiben können.“ Jagoda Marinic
in der Süddeutschen Zeitung am 20/21. Mai 2017.
Was haben wir nun bekommen?
Eine Regierungsoption aus einer CDU, die auf den letzten
Metern des Wahlkampfes besonders viele Anleihen bei der CSU nahm und
einen scharfmacherischen CDU-Mann, Herrn Bosbach aus Bergisch-Gladbach,
als Hauptberater bekam.
Dann einen Partner für diese CDU in Gestalt der
FDP, die nie ihre Vergangenheit mit alten Nazis und jungen Antisemiten
(Achenbach, Weyer, Möllemann) aufgearbeitet hat.
Und eine völkisch-rassistische AfD, die aus dem
Stand auf über 7 Prozent kam und die für die
Unterstützung einer rechten CDU/FDP-Regierung bereit steht.
Abgewählt wurde aus der Regierung eine
Sozialdemokratie – und nicht nur eine Frau Kraft –, die
antifaschistisch, antirassistisch zögerlich war und
antimilitaristisch untätig. Die einen Innenminister hatte, der
außer mit markigen Worten dem Neonaziproblem nicht wirklich zu
Leibe rückte. Die sich von den Gewerkschaften oft isolierte. Und
die in den letzten Tagen vor der Wahl sich darin übte, besonders
auf die LINKEN draufzuhauen.
Abgestraft wurden die Grünen, die sich nicht
entschließen können, zu ihren
antimilitaristisch-demokratischen Wurzeln zurückzukehren.
Landesparlamentarisch untergegangen sind leider die
Piraten. Nicht untergegangen sind die LINKEN, denen eine
hauchdünne Schicht von Stimmen fehlte, um ihren Erfolg von 2010 zu
wiederholen. Linke bei Grünen und SPD sollten sich endlich
für eine antifaschistische und antimilitaristische Gemeinsamkeit
links von der Parteiführung stark machen.
Es gilt aufzurufen zur Gemeinsamkeit der Demokraten. Die
gewerkschaftlichen Aktivitäten in Richtung auf eine Stärkung
der außerparlamentarischen Bewegung verdienen weitere
Unterstützung. Die in dem Brief der VVN-BdA an die Parteien von
NRW geforderte Einhaltung der Landesverfassung und ihre Anwendung
bleiben Grundlage antifaschistischer Arbeit, ebenso wie unsere
Mitarbeit in der Bewegung „Aufstehen gegen Rassismus“ und
anderen lokalen antifaschistischen Bündnissen, um den weiteren
Fortschritt der AfD zu verhindern. Wenn die NRW-Wahl eine Testwahl
für die Bundestagswahl gewesen sein soll, dann sagen wir den
Demokratinnen und Demokraten: Test nicht bestanden! Nun aber alle ran,
um die Prüfung des 24. September zu bestehen!
Das Ergebnis der Landtagswahl bedeutet einen Rechtsruck in NRW
Wenn der ehemalige NRW-Integrationsminister Armin
Laschet jetzt den Law&Order-Mann gibt, ist dies der eigentliche
Erfolg ultrarechter Kräfte. Deren Themen, vertreten durch Laschets
CSU-Wahlhelfer wie auch von der AfD, erreichen die
„bürgerliche Mitte“. Der designierte
Ministerpräsidenten Laschet will weitere Eingriffe in den
Rechtsstaat. In seinem „Zehn-Punkte-Plan“ verlangt er mehr
Videoüberwachung sowie ereignis- und verdachtsunabhängige
Personenkontrollen ("Schleierfahndung"). Durchsetzen soll dies eine
„Regierungskommission“, angesiedelt bei der Staatskanzlei
unter Vorsitz des CDU-Hardliners Bosbach. Sekundiert vom sogenannten
„Terrorismusexperten“ Peter Neumann vom Londoner King's
College.
Der zukünftige Koalitionspartner FDP wird dem
nichts entgegensetzen wollen. Das zeigen erste Erklärungen nach
der Wahl. FDP-Chef Lindner sieht „die Differenzen zwischen den
Liberalen und der CDU beim anstehenden Sondierungsgespräch in NRW
weniger bei der inneren Sicherheit, als vielmehr bei Fragen der
Wirtschaftspolitik.“ Die FDP setzt ausschließlich auf den
Turbo für noch mehr neoliberale Wirtschaftspolitik. Schwarz/Gelb
wird die soziale Ungleichheit weiter verschärfen.
Damit wird der Nährboden weiter gestärkt, auf
dem Unzufriedenheit und Zukunftsängste großer
Bevölkerungsteile wachsen. Und die sie anfällig machen
für vermeintlich einfache Lösungen rechter Rattenfänger
wie der AfD, bei der sie ihre Wut auf „die da oben“ los zu
werden glauben. Wut auf die, die nur „reden, aber nichts
tun“.
Wenn zugleich über eine Millionen ehemaliger SPD-,
Grüne-, Linkspartei- oder Nichtwähler einer mit Law&Order
auftretenden CDU und einer völkisch-rassistischen AfD die Stimmen
geben, besteht hierin die große Herausforderung für
Antifaschisten.
Geschäftsführender Landesausschuss der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten
|