19.05.2017
Wehrmachtsverherrlichung in
der Bundeswehr
Noch
immer 13 Bundeswehrkasernen nach hitlertreuen Wehrmachtsoffizieren
benannt
"Die Verteidigungsministerin
muss sich endlich dazu bekennen, die Wehrmachtsnamen abzuschaffen",
fordert die innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Ulla
Jelpke, in Hinblick auf die Antwort der Bundesregierung zur
möglichen Umbenennung der Lent-Kaserne im
niedersächsischen Rotenburg. Jelpke, auch VVN-BdA-Aktivistin,
erklärte weiter:
"26 Kasernen der Bundeswehr sind derzeit nach
Angehörigen der Wehrmacht benannt. Die Hälfte von
ihnen hat nach Angaben der Bundesregierung in keiner Weise etwas mit
dem militärischen Widerstand zu tun.
Während sich die Verteidigungsministerin
in den Medien als große Wehrmachts-Ausputzerin gibt, rudert
sie in der Antwort auf die Anfrage deutlich zurück. Hier wird
nur angedeutet, einen Meinungsbildprozess "dort erneut
anzustoßen, wo Kasernen nach Personen oder anderweitig
benannt sind, die nicht im Einklang mit dem heutigen
Traditionsverständnis der Bundeswehr stehen könnten."
Diese windelweiche Absichtserklärung ist
gerade das Gegenteil einer entschiedenen Distanzierung von der
Wehrmacht.
Auch in Hinblick auf die Lent-Kaserne weigert sich
die Ministerin, eine Umbenennung zu fordern - ganz im Gegensatz zu
ihren jüngsten öffentlichen
Äußerungen.
Auf die Frage, welche Gründe
dafür sprechen, Kasernen nach hitlertreuen
Wehrmachtsoffizieren zu benennen, teilt die Regierung lapidar mit, das
BMVg habe die Meinungsbildung dazu noch nicht abgeschlossen. Wenn die
Bundeswehr wirklich mehr als 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg noch
darüber nachgrübelt, wie sie zu solchen Offizieren
steht, muss man sich nicht wundern, wenn in der Truppe die
Wehrmachts-Verherrlichung um sich greift.
Die Entscheidung der Soldaten am Standort
Rotenburg/Niedersachsen, die mehrheitlich am Namen Lent festhalten
wollen, ist extrem bedenklich. Offenbar haben diese Soldaten nicht
verstanden, was das Leitbild des Bürgers in Uniform verlangt.
Hinter der Front, die Lent verteidigt hat, lag Auschwitz. In einer
Armee, die behauptet, die Lehren aus den NS-Verbrechen gezogen zu
haben, müsste ihn dies als Namensgeber disqualifizieren."
Den Wortlaut der Antwort der Bundesregierung
finden Sie hier:
http://www.ulla-jelpke.de/wp-content/uploads/2017/05/KA-18_11961-Lent-Kaserne.pdf
Einige Tage zuvor erklärte Ulla Jelpke:
Bundesregierung
verschleppt Stellungnahme zur Umbenennung der Lent-Kaserne
„Die Bundesregierung drückt
sich vor einer Stellungnahme, ob die nach einem Wehrmachtsoffizier
benannte Lent-Kaserne in Rotenburg umbenannt werden soll. Die Antwort
auf eine Kleine Anfrage zu diesem Thema wird seit Wochen aus
politischen Gründen verschoben“, erklärt
die innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Ulla Jelpke. Die
Abgeordnete weiter:
„In der Kleinen Anfrage erkundige ich
mich danach, ob die Bundesregierung eine Umbenennung der Kaserne
befürwortet. Ihr Namensgeber, Oberst Helmut Lent,
gehörte zur Mehrheit jener Hitler-treuen Wehrmachtsoffiziere,
die noch 1944 mit Durchhalteparolen zur Verlängerung der
NS-Terrorherrschaft beigetragen haben.
Der reguläre Termin zur Beantwortung der
Frage war der 24. April. Kurz davor verschob die Bundesregierung die
Antwort auf den 10. Mai – und heute erreichte uns eine
weitere Verschiebung bis zum 29. Mai. Es seien, so die Bundesregierung
wörtlich, ‚weitere umfangreiche Abstimmungen
insbesondere mit dem nachgeordneten Bereich des Bundesministeriums der
Verteidigung erforderlich.‘
Die Fristen zur Beantwortung kleiner Anfragen sind
keine unverbindlichen Empfehlungen, sondern verbindlich. Sie
dürfen nur verlängert werden, wenn umfangreiche
Recherchen notwendig sind.
Offenbar kommt die Bundesregierung vor dem
Hintergrund der Affäre um den rechtsextremen Soldaten Franco
A. und die erneut aufgedeckten Fälle von
Wehrmachtsverherrlichung in der Truppe jetzt ins Schwitzen. Ein
weiterer, nicht ausgesprochener Grund für die Verschleppung:
Noch in diesem Monat wird am Standort Rotenburg die Entscheidung der
Belegschaft über die Umbenennung erwartet. Dass die
Bundesregierung vorher nicht selbst Stellung beziehen will, zeugt von
anhaltendem Führungsversagen. So schwierig sollte die Frage,
ob die Bundeswehr an einem Nazi-Soldaten als Traditionsgeber
festhält, doch eigentlich nicht sein.“
Die Dokumente (Kleine Anfrage und
Fristverlängerung) finden sich hier:
http://www.ulla-jelpke.de/2017/05/bundesregierung-verschleppt-stellungnahme-zur-umbenennung-der-lent-kaserne/
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