17.04.2017
"Wir haben zunächst
hier in unserem Land die Kriegspläne zu durchkreuzen"
Ulrich
Sander auf dem Ostermarsch Ruhr am Ostersonntag
„Unser Ostermarsch
hat sich stets vor allem an die Verantwortlichen im eigenen Land
gewandt und die Verantwortung von uns Deutsche betont. Angesichts der
heutigen Regierungspolitik mit dem Plan, die Rüstung zu
verdoppeln, um Deutschlands führende Rolle zu betonen und die
EU zur von Deutschland dominierten Militärmacht umzubauen,
sagen wir: Diese Großmachtpläne müs-sen
durchkreuzt werden.“ Das betonte Ulrich Sander,
Bundessprecher der VVN-BdA, in seiner Rede am Ostersonntag, 16. April
2017 in Gelsenkirchen im Stadtpark vor dem antifaschistischen Mahnmal.
Der Wortlaut der Rede:
„Schon einmal hat man dem deutschen Volk
den Vorwurf gemacht, geschwie-gen zu haben, wo mutige Worte und Taten
notwendig waren. In den Konzentrationslagern – wie
Bergen-Belsen – kamen Millionen Menschen ums Leben. Bei
Fortsetzung der Versuchsexplosionen und der atomaren
Aufrüstung aber drohen der gesamten Menschheit Vernichtung.
Dieser Gefahr gilt es durch eine unüberhörbare,
totale Absage an alle Atomkriegs-Vorbereitungen in Ost und West zu
begegnen.“
So lautete der Aufruf zum ersten deutschen
Ostermarsch der Atomwaffengegner, der vor 1960 von Hamburg zum
Raketenübungsplatz bei Bergen-Belsen führte. Ich war
einer der Mitorganisatoren. Ich freue mich, heute hier sprechen zu
dürfen. Der Ostermarsch war immer ein Marsch für den
Frieden, wie einer fürs Gedenken an die Opfer des Faschismus
und des Krieges, so wie heute auch an dieser Gedenkstätte. Wir
ehren hier die unzähligen Opfer, und bekräftigen:
Nie wieder!
Unser Ostermarsch hat sich stets vor allem an die
Verantwortlichen im eigenen Land gewandt und die Verantwortung von uns
Deutsche betont. Angesichts der heutigen Regierungspolitik mit dem
Plan, die Rüstung zu verdoppeln, um Deutschlands
führende Rolle zu betonen und die EU zur von Deutschland
dominierten Militärmacht umzubauen, sagen wir: Die deutschen
Großmachtträume platzen lassen!
Bruch des
Völkerrechts
Nach der Befreiung von Krieg und Faschismus im Mai
1945 wurde das Völkerrecht neu geschrieben. Es gilt noch
heute – wird aber ständig gebrochen, wie jetzt mit
US-Marschflugkörpern, die in Syrien einschlugen. Ein
unaufgeklärtes abscheuliches Kriegsverbrechen wurde genutzt
als Vorwand zur abscheulichen gefährlichen Eskalation.
Diese ungeheure gefährliche Eskalation
des Krieges wurde von der Kanzlerin und dem Außenminister wie
der Verteidigungsministerin begrüßt.
Ist das gemeint, wenn die Kanzlerin von der
Beseitigung der Fluchtursachen spricht? Die Hauptursache für
die Flüchtlingsströme - das sind die Kriege. Und nun
wird sich das Leid und die Zahl der Flüchtlinge
vergrößern, wie die Bereit-schaft zur Hilfe durch
das offizielle Deutschland und durch die EU immer mehr abnimmt. Das ist
sehr zu verurteilen. Wir fordern: Schluss mit den Abschiebun-gen.
Deutschland
setzt sich militärisch an die Spitze
Frau Merkels Zustimmung zu
Marschflugkörpern ist nicht neu. Heute knüpft sie an
ihr kriegerisches Konzept an, das sie auf der Münchner sog.
Sicherheitskonferenz im Jahr 2004 verkündete:
“Um die Politik anderer Nationen zu
beeinflussen, um den Interessen und Werten der eigenen Nation zu
dienen, müssen alle Mittel in Betracht gezogen werden, von
freundlichen Worten bis zu Marschflugkörpern.“
Bundesregierung und Bundespräsident
erzählen der Öffentlichkeit, dass die Politik des
amerikanischen Präsidenten Trump größere
Anstrengungen Europas – und besonders Deutschlands
– für die “Sicherheit”
erfordert. Die Menschen sollen denken, die Regierung sei besorgt wegen
der abenteuerlichen Politik Trumps. Das trifft aber nicht zu. Trumps
Forderung nach mehr Rüstung der europäischen
NATO-Staaten, wird als Steilvorlage angesehen, um die bereits im 2016
vorgestellten "Weißbuch" der Bundeswehr
angekündigten umfassenden Aufrüstungsprojekte der
Großen Koalition offensiv umzusetzen. Beide
Bundespräsidenten, der alte wie der neue (so gestern in
seinem Interview mit der WAZ/WR), forderten, dass Deutschland
"größere Verantwortung“ für die
mili-tärische Stärke des Westens übernimmt.
Das bedeutet Krieg.
1945/46 als das neue Völkerrecht
geschrieben wurde, hieß es: Wir wollen den „Aufbau
einer Welt des Friedens und der Freiheit“, wie es im Schwur
von Buchenwald ausgesagt wurde, und wir wollen die Verpflichtung
Deutschlands zum Frieden, denn in der völkerrechtlichen
Festlegung der Potsdamer Konferenz der alliierten
Siegermächte heißt es: „Es ist unser
unbeugsamer Wille, den deutschen Militarismus und Nationalsozialismus
zu zerstören und dafür Sorge zu tragen, dass
Deutschland nie wieder imstande ist, den Weltfrieden zu
stören.“
Die politische Entwicklung muss uns alle zum
Handeln, zum Widerstand gegen Kriegsbeteiligung und weitere
Aufrüstung veranlassen.
Nazinachfolgepartei
wurde legalisiert – AfD gestärkt
Auch die innenpolitische Entwicklung ist
alarmierend. Mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zugunsten
der klar als faschistisch erkannten NPD haben wir eine faktische
Legalisierung einer NSDAP-Nachfolgepartei. Mit dem Spruch von Karlsruhe
wird den braunen Schlägern und Brandstiftern viel Ermunterung
zuteil.
Zugleich haben wir mit den Bewegungen wie Pegida und AfD
eine massenhafte Bewegung mit einer den Faschismus unterstützenden
Tendenz. So etwas gab es auch in den zwanziger Jahren: Eine Nazipartei
und zahlreiche andere ultrareaktionäre Gruppen und Parteien.
1933 bildete Hitler dann seine Regierung zusammen mit
nur drei Nazis und acht Ministern aus völkisch-konservativen,
militaristischen und rassistischen Kreisen, welche die Demokratie
ablehnten.
Jetzt lese ich in der „Welt“, man müsse
Frau Petrys Strömung in der AfD stützen, dann könne
diese bei künftigen Koalitionen mitwirken. Nächste
Woche wollen Antifaschisten, Demokraten und Antirassisten in Köln
massenhaft gegen den AfD-Parteitag angehen – wir sollten diesen
Protest unterstützen.
Frieden muss
NRW-Wahlkampfthema werden
Wir befinden uns in der Zeit des Wahlkampfes zum
Landtag in Düsseldorf. Das Schweigen über die
Tatsache, dass NRW zum hauptsächlichen Aufmarschgebiet
für sehr aktuell drohende Kriege gemacht wird, ist im
Wahlkampf und darüber hinaus zu brechen.
Auch in NRW, in Kalkar und Uedem am Niederrhein
werden die Cyber- und Drohnenkriege geplant. Eine neue Teilstreitkraft
soll es ermöglichen, Kriege zu führen und zu gewinnen
– so ein ehemalige Nato-Kommandeurs aus USA, Breedlove.
Kalkar ist ein gefährlicher Ort. Aber
auch die anderen militärischen Einrichtungen in NRW, so die
in Münster und Dülmen. Von Münster sind
tausend deutsche Soldaten und Soldaten anderer NATO-Staaten unter
deutscher Führung nach Litauen geschickt worden, ran an die
russische Grenze. „Speerspitze“ nennt sich das.
Dort wurden sie vom Oberbefehlshaber der streng auf Kalten
Krieg und Feindschaft gegen Russland ausgerichteten litauischen Armee
mit den Worten empfangen: „Wir schaffen jetzt die Strukturen
für die Zeit des Krieges.“
Wir sagen: Wir wollen keine Strukturen des
Krieges. Die NATO-Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen sind zu
beseitigen. Dafür sollten sich die Landtagsabgeordneten
einsetzen. Wir regen an, sich in der Arbeit für den Frieden an
unserer. Landesverfassung zu orientieren. Artikel 7 der
Landesverfassung verlangt die Erziehung „zur
Völkergemeinschaft und zur Friedensgesinnung”.
Deshalb: Der Kooperationsvertrag der Landesregierung mit der Bundeswehr
muss gekündigt werden. Die Bundeswehr soll auch nicht in
Hochschulen, Schulen, Arbeitsagenturen, Ausbildungsmessen und
Jobcentern werben dürfen. Forschung an Hochschulen zu
Rüstungszwecken ist zu verbieten, Zivilklauseln an allen
Bildungseinrichtungen sind verbindlich einzuführen.
Die
Landesverfassung gegen die Rüstungskonzerne durchsetzen
Zu diesen Wahlen verlangen wir, dass die
Verfassung ernst genommen wird. Artikel 26 und 27 der
NRW-Landesverfassung gebieten die Entmachtung der marktbeherrschenden
Konzerne. Auf der Grundlage dieser Artikel müssen Betriebe
wie z.B. Thyssen-Krupp oder Rheinmetall vergesellschaftet werden, um
damit ihr kriegerisches Wirken als Rüstungskonzern zu beenden.
Ganz aktuell ist an die IG Farben Nachfolger zu erinnern. So hat Bayer
einen Teufelspakt mit einem Konzern der USA, Monsanto, der mit
Gefährdung von Umwelt und Ge-sundheit der Menschen bekannt
wurde, geschlossen. Derselbe Bayerkonzern hat sich mit einer
großen Spende am Wahlkampf für den
erzreaktionären Donald Trump in den USA beteiligt.
Geheimdienst
contra Schwur von Buchenwald
Vor einem Jahr hat unser Freund Knut
Maßmann hier an dieser Stelle die Tatsache verurteilt, dass
ein Kriegerdenkmal aus der Nazizeit, aufgebaut vor dem Schalker Verein,
nun einen neuen Platz auf jenem Gelände gefunden hat. Man
hätte jedoch das Nazi-Schwert verschrotten sollen. Aber
Denkmale für den Krieg werden bewahrt: Hingegen droht der
Schwur von Buchenwald, dieses geistige Denkmal und große
antifaschistische Kulturerbe, geschreddert zu werden. Dieser Schwur
wurde nun von einem „Verfassungsschutzverbund“ des
Bundes und der Länder als verfassungsfeindlich und Ausdruck
der „kommunistischen Faschismusdefinition“
eingestuft.
Den Kampf erst einzustellen, wenn auch der letzte
Schuldige vor den Richtern der Völker steht! Und den Nazismus
mit seinen Wurzeln zu vernichten! Dazu riefen im April 1945 die
überlebenden Widerstandskämpfer mit ihrem Schwur von
Buchenwald auf. Dazu ist noch viel zu tun. Die
Rüstungsindustrie, die Thyssen-Krupp, die Rheinmetall und
andere sind wieder ganz groß im Geschäft wie einst,
als sie sich mit Hitler verbanden und dann reicher aus dem Krieg
her-auskamen als sie hineingingen.
Sie verbünden sich wieder mit grausamen
Diktaturen, denen sie, wie z.B. Saudi-Arabien, die Waffen liefern.
Am 9. Mai wird in Berlin die Hauptversammlung von Rheinmetall
stattfinden. Die Friedensbewegung ruft zum Protest.
Es ist viel zu
tun! Wir wollen alle Rassisten stoppen, vor allem die AfD.
Wir fordern
zumindest das Einfrieren des Rüstungshaushalts und die
Beendi-gung aller Auslandseinsätze.
Wir fordern
Solidarität mit den Flüchtlingen, die zu uns kommen
wollen. Stoppt die Abschiebungen, Refugees are welcome!
NEIN
zum deutschen Streben nach militärischer Führung -
Deutsche Großmachtträume platzen lassen!
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