10.04.2017
Solidarität mit der
VVN-BdA gegen die Geheimdienstaktionen erbeten
Bund
und elf Länder schlossen sich zum
„Verfassungsschutzverbund“ gegen Antifaschisten
zusammen
Die Vereinigung der Verfolgten
des
Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten hat noch
einmal zum Prozess Silvia Gingold gegen das Land Hessen Stellung
genommen (in den Medien wurde darüber berichtet). Der
Bundeskongress der VVN-BdA in Frankfurt am Main wies mit Nachdruck die
verleumderischen Darstellungen und Verfälschungen des
hessischen
Landesamtes für Verfassungsschutz über die VVN-BdA
zurück. Diese fußen auf einem gemeinsamen Dokument
des
Bundes- und der meisten Landes-Verfassungsschutz-Ämter. Sie
behaupten tatsachenwidrig, die VVN-BdA sei eine
„linksextremistisch beeinflusste Organisation“,
deren
Bestrebungen „gegen die freiheitliche demokratische
Grundordnung“ gerichtet seien. Die VVN-BdA sei „dem
orthodox-kommunistischen Antifaschismus verpflichtet“ und
trete
demzufolge „für eine
sozialistisch/kommunistische
Diktatur“ als „einzig konsequente Alternative zu
'faschistischen' Gefahren“ ein. Die VVN-BdA verfolge
„als
Ziel die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft“.*)
Besonders empörend ist die Behauptung, der Schwur von
Buchenwald
sei eine verfassungsfeindliche kommunistische Hervorbringung.
Tatsache ist: Die VVN-BdA ist eine
überparteiliche,
generationenübergreifende Organisation von Antifaschistinnen
und
Antifaschisten, gegründet vor 70 Jahren von
Widerstandskämpferinnen und -kämpfern gegen den
Faschismus,
von Verfolgten und Opfern des Naziregimes, - was man von
bundesdeutschen Geheimdiensten nicht behaupten kann.
Tatsache ist: Gründungsmitglieder der
VVN-BdA aus
nahezu allen demokratischen Parteien haben die Hessische Verfassung und
die anderen Landesverfassungen mit erarbeitet. Antifaschisten sind nach
wie vor Verteidiger dieser Verfassungen und des Grundgesetzes.
In der Mitgliedschaft der VVN-BdA gibt es
unterschiedliche Weltanschauungen und Faschismusdefinitionen. Keine ist
für alle Mitglieder verpflichtend.
Die VVN-BdA ist keine sozialistische Organisation.
Das
hindert sie allerdings nicht daran, auf Anfälligkeiten im
Kapitalismus gegenüber autoritären,
antidemokratischen,
kriegstreiberischen und faschistischen Strömungen hinzuweisen
und
auf eine Demokratisierung der Gesellschaft zu drängen.
Überdies ist festzuhalten: Im Gegensatz
zur
Darstellung des Inlandsgeheimdieses
„Verfassungsschutz“, in
der Demokratie mit Kapitalismus gleichgesetzt und damit ein
wesentlicher Verfassungsgrundsatz verfälscht wird, ist das
Eintreten für einen Sozialismus keinesfalls
verfassungsfeindlich,
vielmehr eine Option der Landesverfassungen und des Grundgesetzes.
Die VVN-BdA betonte: „Wir bleiben der
feierlich
abgelegten Verpflichtung unserer Gründer, den Faschismus mit
seinen Wurzeln zu vernichten, verbunden. Wir verwahren uns gegen eine
Verunglimpfung und bewusste Falschinterpretation des Schwurs von
Buchenwald, wie dies der hessische Verfassungsschutz – wie
zudem
auch andere VS-Ämter - getan hat.“
Es ist geplant, in geeigneter demonstrativer Form
den Schwur von Buchenwald zu bekräftigen.
Es wird dazu aufgerufen, dafür zu sorgen,
dass die
Angriffe des Verfassungsschutzes den Kampf gegen Neofaschismus,
Rassismus und Menschenfeindlichkeit nicht beeinträchtigen.
„Wir fordern die Bundesregierung und die Landesregierungen
auf,
dafür Sorge zu tragen, dass die VVN-BdA nicht weiter
‚Beobachtungsobjekt‘ des Verfassungsschutzes
ist.“
Alle demokratischen Kräfte werden dazu
aufgerufen,
die VVN-BdA in ihrem Kampf weiterhin zu unterstützen. Am
besten
geschieht dies mit dem Beitritt zur
VVN-BdA. U. S. /
N. B.
*) alle Zitate stammen aus der Klageerwiderung des
Landesamts für Verfassungsschutz in Sachen Silvia Gingold ./.
Land
Hessen
Ein
Kommentar
Der Schwur gilt
„Wir schwören deshalb vor aller
Welt auf
diesem Appellplatz, an dieser Stätte des faschistischen
Grauens:
Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den
Richtern der Völker steht! Die Vernichtung des Nazismus mit
seinen
Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und
der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden,
ihren Angehörigen schuldig.“ So lautet der Schwur
der
überlebenden Häftlinge des Konzentrationslagers
Buchenwald,
den diese nach ihrer Selbstbefreiung ablegten. Der Schwur gilt als
Vermächtnis des deutschen Widerstandes an uns alle. Er wurde
nun
von einem „Verfassungsschutzverbund“ als
verfassungsfeindlich und Ausdruck der „kommunistischen
Faschismusdefinition“ eingestuft. Zu dem Verbund haben sich
die
Bundesregierung und die Landesregierungen von
Baden-Württemberg,
Bayern, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen,
Saarland, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und
Thüringen
vereint.
Den Kampf erst einzustellen, wenn auch der letzte
Schuldige vor den Richtern der Völker steht! Den Nazismus mit
seinen Wurzeln zu vernichten! Da ist noch viel zu tun. Die
Rüstungsindustrie, die Thyssen-Krupp, die Rheinmetall und
andere
sind wieder ganz groß im Geschäft wie einst, als sie
sich
mit Hitler verbanden und dann reicher aus dem Krieg herauskamen als sie
hineingingen. Sie verbünden sich wieder mit grausamen
Diktaturen,
denen sie, wie z.B. Saudi-Arabien, die Waffen liefern.
Am 9. Mail wird in Berlin die
Hauptversammlung von Rheinmetall stattfinden. Die Friedensbewegung ruft
zum Protest.
Ulrich Sander, Bundessprecher der VVN-BdA
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