13.02.2017
Bundestagsabgeordnete
bekräftigt den Schwur von Buchenwald
Die inner- und
außerhalb des Bundestages unermüdlich
antifaschistisch wirkende Abgeordnete Ulla Jelpke (DieLinke) sandte der
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten in
Dortmund zu deren 70jährigen Gründungsfeier am 10.
Februar das folgende Grußschreiben: „70
Jahre VVN sollte zuerst einmal ein Grund zum Feiern sein. Ein Grund, um
auf 70 ereignisreiche Jahre des antifaschistischen Kampfes
zurückzublicken. Ein Anlass, um all derjenigen Kameradinnen
und Kameraden zu gedenken, die heute nicht mehr unter uns sind. 70
Jahre VVN sollte uns auch ein bisschen stolz machen, denn es ist uns
gelungen den Gedanken des Antifaschismus am Leben zu halten und an
jüngere Generationen weiterzugeben.“ Weiter
heißt es:
Doch heute nach 70 Jahren ist eine Vereinigung wie
die VVN vielleicht wichtiger, als in den letzten Jahrzehnten.
Denn mit der AfD ist eine offen rassistisch
auftretende extrem rechte Partei in zahlreiche Landtage eingezogen, der
Einzug in den Bundestag ist wahrscheinlich. Auf der Straße
wird die AfD von der Pegidabewegung und ähnlichen
dumpf-völkischen Strömungen begleitet.
Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte haben
einen neuen Höchststand erreicht. Immer mehr Waffen werden bei
Rechtsextremisten gefunden. Wissenschaftliche Umfragen zeigen, dass vor
dem Hintergrund wirtschaftlicher Krise und Verunsicherung breiter
Bevölkerungsteile eine zunehmende Verrohung gerade der
sogenannten Mitte der Gesellschaft stattfindet mit einer Abwertung von
allen, die „anders“ und nicht im Sinne des
kapitalistischen Profitprinzips verwertbar sind.
Mit der NO NPD Kampagne für ein Verbot
der faschistischen Partei beweis die VVN vor zehn Jahren, dass sie mit
ihrer antifaschistischen Botschaft in weite Kreise der
Bevölkerung weit über ihr enges Umfeld hinein wirken
konnte. Es war auch dieser Kampagne und dem damit aufgebauten Druck zu
verdanken, dass tatsächlich ein neues NPD-Verbotsverfahren
eingeleitet wurde. Doch im vergangenen Monat erfolgte die
Ernüchterung mit der Weigerung der Karlsruher Richter, die NPD
zu verbieten. Die Begründung lautete, die NPD sei zu
unbedeutend, um ein Verbot zu rechtfertigen. Dies kann geradezu als
Freibrief für die menschenverachtende rassistische Hetze der
Nazis verstanden werden. Wir sollten aus diesem Urteil vor allem die
Lehre ziehen, dass wir uns im Kampf gegen Faschisten nicht auf den
Staat verlassen können sondern nur auf unsere eigene Kraft,
auf eigenes Engagement, auf antifaschistischen Selbstschutz. Breite
Bündnisse gegen Rechtsextremismus, Faschismus und
Rechtspopulismus sind weiter notwendig.
Heute sehen wir uns weltweit einer massiven rechten
Offensive vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Krise des
kapitalistischen Systems, von imperialistischen Kriegen und daraus
resultierendem Terrorismus gegenüber.
Auch in anderen Ländern erhebt das
Gespenst des Nationalismus, des Faschismus und der Diktatur sein Haupt.
In der Türkei verschwinden zehntausende Oppositionelle in den
Kerkern des Möchtegernsultans Erdogan während seine
Armee ganze Städte dem Erdboden gleichmacht. Und die
Bundesregierung schweigt zu den Verbrechen ihres NATO-Partners. In den
USA verhängt der neue Präsident Trump ein
rassistisches Einreiseverbot gegen Einwohner aus mehrheitlich
muslimischen Ländern und erklärt Schwarzen, Latinos,
Homosexuellen, Frauen und anderen nicht in das Bild des
weißen christlichen männlichen US-Amerikaners
passenden Bürgerinnen und Bürgern seines Landes den
Krieg.
Weiterhin gilt so das Diktum von Max Horkheimer:
„Wer vom Kapitalismus nicht reden will, soll auch vom
Faschismus schweigen.“ Denn wenn wir nicht die tiefen
Ursachen der gesellschaftlichen Verwerfungen, der Rechtsentwicklung,
des Aufkommens rassistischen und völkischen Gedankengutes
verstehen, dann bleibt auch unser Widerstand letztlich nur
oberflächliche Symptombekämpfung. So sollte unser
Antifaschismus eben nicht bei einem Anti stehenbleiben, sondern er muss
immer auch ein positives Eintreten für eine andere,
solidarische Gesellschaft jenseits des kapitalistischen Wolfsprinzips
sein.
„Die Vernichtung des Nazismus
mit seinen Wurzeln ist unsere Losung.
Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser
Ziel.
Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen
schuldig.“
So lautet der Schwur von Buchenwald vom 19. April
1946. Dieser Schwur war und ist auch der VVN-BdA eine bis heute
geltende Verpflichtung. Lasst uns im diesem Sinne den 70. Jahrestag der
Gründung der VVN begehen und unseren antifaschistischen Kampf
fortsetzen.
Mit solidarischen Grüßen,
Ulla Jelpke
Siehe auch:
VVN-BdA Dortmund besteht seit 70 Jahren: Antifaschistinnen und Antifaschisten feiern in der Nordstadt Geburtstag
http://nordstadtblogger.de/seit-70-jahren-vvn-bda-in-dortmund-antifaschistinnen-und-antifaschisten-feiern-in-der-nordstadt-geburtstag/
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