09.02.2017
Wettbewerb der Schäbigkeit in der Abschiebepolitik
„Wer eine ‚nationale
Kraftanstrengung‘ bei Abschiebungen fordert, stärkt
rassistische Stimmungen und fördert rechte Kräfte und
Parteien im Land“, erklärt Ulla Jelpke, innenpolitische
Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, anlässlich des heute mit den
Ministerpräsidenten der Länder im Kanzleramt diskutierten
16-Punkte-Plans der Bundeskanzlerin zu effektiveren Abschiebungen
abgelehnter Asylbewerber. Jelpke weiter:
„Wie die Bundesregierung gerade auf eine Kleine
Anfrage antwortete, gab es im Jahr 2016 insgesamt 25.375 Abschiebungen,
das ist ein Anstieg um 21,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, in dem
sich die Abschiebezahlen bereits verdoppelt hatten. Zugleich wurden
54.069 geförderte sogenannte freiwillige Ausreisen registriert, 45
Prozent mehr als 2015. Angesichts dieser Zahlen ist die aktuelle
Debatte um noch weiter verschärfte Abschiebungsregelungen absurd
und abstoßend. Die Grundprinzipien der Rechtsstaatlichkeit und
Menschenwürde dürfen auch im Umgang mit ausreisepflichtigen
Menschen nicht über Bord geworfen werden.
Wer die Abschiebepraxis anhand konkreter
Einzelfälle kennt, weiß, dass schon jetzt die
Menschenwürde im Abschiebungsalltag häufig verletzt wird.
Humanitäre Erwägungen kommen angesichts politischer Vorgaben
zur Härte häufig unter die Räder. Dazu tragen
insbesondere auch das gesetzliche Verbot, Abschiebungen nochmals
anzukündigen, und Vorgaben zur Abschiebung kranker, auch
traumatisierter Menschen bei. Die geplanten Bundeskompetenzen bei
Abschiebungen sollen verbliebene humanitäre Erwägung und
Verhältnismäßigkeitsüberlegungen tilgen, wie sie
in manchen Bundesländern zum Glück noch stattfinden.
Statt einen Wettbewerb der Schäbigkeit in der
Abschiebepolitik auszurufen, sollte der Schwerpunkt auf der guten und
schnellen Integration der hier lebenden Geflüchteten liegen. Die
Anerkennungsquoten befinden sich auf einem Rekord-Hoch, der
überwiegende Teil aller Asylsuchenden ist schutzbedürftig und
wird hier bleiben. Statt auszugrenzen und Stimmung gegen
Geflüchtete zu machen, sollten wir solidarisch und gemeinsam
für soziale Gerechtigkeit im Land kämpfen.“
Ulla Jelpke, MdB, ist Innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE.
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