22.01.2017
Tag der Befreiung von
Auschwitz: Gedenken an 520 jüdische
Zwangsarbeiterinnen bei Krupp
Auch nach dem 27. Januar
setzte sich das Leid der Auschwitzhäftlinge fort. Die VVN-BdA
Essen erinnert mit einer Veranstaltung an die
Krupp-Zwangsarbeiterinnen, die noch im März 1933 in den Tod
nach Bergen-Belsen geschickt wurden. „Heute wird Krupp als
großer Sohn unserer Stadt gefeiert. Seine Verantwortung
für die Verbrechen wird so gut wie nie
erwähnt.“ Das wird in einem Flugblatt festgestellt.
Am 27. Januar 1945 wurde Auschwitz von der Roten
Armee befreit. Die Hölle von Auschwitz, das Synonym
für das größte Menschheitsverbrechen,
existierte nicht mehr, die Gaskammern, die Krematorien waren
zerstört.
Doch weiter starben tausende Häftlinge,
die von Auschwitz und anderen Vernichtungs- und Konzentrationslagern
auf Todesmärschen in Richtung Westen getrieben wurden.
Auch in Essen setzte sich das
fürchterliche Martyrium der Zwangsarbeiterinnen und
Zwangsarbeiter nach dem 27. Januar fort. Unter ihnen befanden sich 520
jüdische Ungarinnen, die für Krupp Sklavenarbeit
verrichten mussten. Die Frauen zwischen 14 und 25 Jahren waren
in Auschwitz zur Zwangsarbeit nach Essen selektiert worden. Sie wurden
in Baracken des KZ-Außenlagers Buchenwald an der
Humboldtstraße unter unmenschlichen Bedingungen
untergebracht, bei völlig katastrophaler Ernährung
ohne jeglichen Schutz vor Bombardierungen. Bei klirrender
Kälte mussten sie in viel zu leichter
Häftlingskleidung, in Holzpantinen oder barfuß
täglich sieben Kilometer bis zur Helenenstraße
zurücklegen, dort körperliche Schwerstarbeit ohne
irgendeine Schutzkleidung im Walzwerk II leisten. Nach der
12stündigen Arbeit mussten sie erschöpft wieder den
langen Rückweg zur Humboldtstraße antreten.
Prügel und andere Strafen durch SS-und
Krupp-Wachmannschaften gehörten zum Alltag der Frauen. Es gab
jedoch auch Krupp-Arbeiter, die den Frauen Brot zusteckten, und sechs
Frauen sogar zur Flucht verhalfen. Alle anderen Ungarinnen wurde am 15.
März 1945, vier Wochen bevor die Amerikaner Essen befreiten,
über das Konzentrationslager Buchenwald ins KZ Bergen-Belsen
geschickt.
Das Verbrechen an den 520 Jüdinnen zeigt,
dass Krupp sowie bedeutende Unternehmen Teil des mörderischen
Systems des faschistischen Regimes waren. Als einer der wichtigsten
Rüstungsbetriebe war Krupp bis zum Schluss nicht nur
Förderer der Faschisten und Profiteur an dem verheerenden 2.
Weltkrieg, sondern beteiligt an der Versklavung von über 100
000 Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen in
Europa, an der „Vernichtung durch Arbeit“. Alfried
Krupp wurde im Nürnberger Prozess als Kriegsverbrecher
verurteilt. Heute wird er in Essen als großer Sohn unserer
Stadt gefeiert. Seine Verantwortung für die Verbrechen wird so
gut wie nicht erwähnt.
Den 27. Januar nehmen wir in diesem Jahr zum
Anlass, der 520 Ungarinnen zu gedenken und als VVN-BdA wiederholt zu
fordern, den 8. Mai, der Tag der Befreiung vom Faschismus, wie in
vielen vom Faschismus befreiten Ländern Europas, zum
gesetzlichen Feiertag zu erklären.
Freitag 27. Januar, 17.00 Uhr vor der
Hauptverwaltung von Thyssen-Krupp, Altendorfer Straße.
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