11.01.2017
Bundesregierung
stößt Tür zur Gesinnungsjustiz auf
Erklärung
von Ulla Jelpke
„Mit ihren
Vorstellungen entfernen sich Innenminister de Maizière und
Justizminister Maas weiter von den Vorgaben des
Rechtsstaates“, kritisiert die innenpolitische Sprecherin der
Fraktion DIE LINKE Ulla Jelpke das Sicherheitspaket der
Bundesregierung. Jelpke, auch VVN-BdA-Aktivistin, weiter:
„Es ist empörend, wie der
furchtbare Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt jetzt zu weiteren
Gesetzesverschärfungen genutzt wird. Der Attentäter
Anis Amri hätte auch auf Grundlage der bestehenden Gesetze an
seiner Tat gehindert werden können. Im Kampf gegen den
Terrorismus gibt es keine Gesetzeslücken, sondern allenfalls
Vollzugslücken.
Mit dem verschärften Vorgehen gegen
sogenannte Gefährder lehnen sich der Innen- und der
Justizminister weit über das Grundgesetz hinaus. Ein
Gefährder ist eine Person, die bislang keine Straftat begangen
hat und der selbst das Planen einer Straftat nicht nachgewiesen werden
kann. Ausschlaggebend für die Einstufung als
Gefährder ist lediglich eine Einschätzung der
Sicherheitsbehörden über eine möglicherweise
drohende Straftat. Inhaftierungen oder schwere Eingriffe wie
elektronische Fußfesseln aufgrund bloßer
Mutmaßungen sind aber mit dem Grundsatz der
Unschuldsvermutung nicht zu rechtfertigen. Mit ihren Plänen
für einen neuen Haftgrund und erweiterte Abschiebehaft
öffnen de Maizière und Maas die Tür zur
Gesinnungsjustiz.
Völlig unsinnig ist zudem die Ausweitung
des sogenannten Ausreisegewahrsams auf zehn Tage. Die Bundesregierung
bleibt eine Erklärung schuldig, was diese Schikane von
Ausreisepflichtigen mit Terrorbekämpfung zu tun haben soll.
Wer die Asyl- mit der Sicherheitsdebatte vermischt, zündelt.
Das einzig Richtige am Zehn-Punkte-Plan der beiden Minister ist die
Ausweitung der Präventionsprogramme, sofern sie
unabhängig vom Verfassungsschutz betrieben werden.“
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