21.12.2016
CSU-Forderungen nach Anschlag
von Berlin sind pietätlos und gefährlich
Erklärung
von Ulla Jelpke
„Es ist nicht nur
pietätlos, sondern brandgefährlich wie CDU und CSU
nun den furchtbaren Anschlag zum Schüren
flüchtlingsfeindlicher Ressentiments zu nutzen suchen.
Seehofer, Herrmann, Scheuer und all die anderen, die jetzt
Flüchtlinge unter Generalverdacht stellen und sich gegenseitig
mit unsinnigen Scharfmacherforderungen zu übertrumpfen
suchen, reihen sich damit nahtlos in eine Front mit den
Hetzern der AfD ein“, kommentiert die innenpolitische
Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Ulla Jelpke (aktiv in der VVN-BdA),
die Äußerungen aus den Unionsparteien zu den
Konsequenzen aus dem Anschlag von Berlin. Jelpke weiter:
„Es ist wichtig, jetzt die
Ermittlungsbehörden in Ruhe ihre Arbeit machen zu lassen und
ihre Ergebnisse genau zu bewerten, anstatt das gesellschaftliche Klima
mit rechtspopulistischen Parolen und Bürgerkriegsszenarien zu
vergiften. Eine Haltung, die Ermittlungsergebnisse vorwegnimmt, und der
die eigene, kurzsichtige politische Agenda wichtiger als der
gesellschaftliche Frieden ist, bildet den Nährboden
für eine weitere fremden- und muslimfeindliche Polarisierung.
Ganz gleich welcher Identität der oder die Täter sind
– sie sind in erster Linie Mörder und als solche mit
rechtsstaatlichen Mitteln zu belangen.“
Markus
Tervooren: Nach dem Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt: Rechtsextreme
rufen zu Aufmarsch am 21.12.2016 um 18 Uhr nahe des Tatortes
auf. Gegenprotest angekündigt
Nicht einmal 24 Stunden, nachdem auf einem
Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz zwölf Menschen
getötet und zahlreiche weitere zum Teil schwer verletzt
wurden, rufen Rechtsextreme zu einem Aufmarsch auf - darunter auch die
NPD. Dagegen wird zu Protestkundgebungen mobilisiert. Auch die
Initiative "Ein Prozent" aus dem Umfeld der rechtsextremen
Identitären Bewegung mobilisiert zu einer Mahnwache vor dem
Kanzleramt ab 18 Uhr. Neben den neurechten Aktivisten Philipp Stein und
Götz Kubitschek haben unter anderem der PEGIDA-Chef Lutz
Bachmann und mehrere prominente AfD-Politiker ihre Teilnahme zugesagt.
Treffpunkt der Rechtsextremen zum Aufmarsch ist
der Hardenbergplatz am Bahnhof Zoo. An der nur wenige hundert Meter
entfernten Gedächtnis-Kirche ereignete sich am Dienstagabend
der Anschlag.
Das rechtsextreme Label „Berlin wehrt
sich“, welches in der Vergangenheit vor allem bei
Kundgebungen gegen Flüchtlingsunterkünfte aufgefallen
ist, instrumentalisiert die Tragödie für seine Zwecke
unter dem Motto: „Grenzen dicht machen – An Merkels
Händen klebt Blut!“ Der Aufmarsch soll am 21.12.2016
um 18 Uhr beginnen. Auch die NPD ruft zur Teilnahme auf.
Ab 18 Uhr findet daher am Zoo/Breitscheidplatz
eine Gegenkundgebung gegen den rechtsextremen Aufmarsch statt. Sie
wurde von Özcan Mutlu, Mitglied des Bundestages für
Bündnis 90/Die Grünen, angemeldet. Nunmehr ruft auch
das Bündnis für ein weltoffenes und tolerantes Berlin
zu den Gegenprotesten am ZOO/Breidtscheidplatz ab 18 Uhr auf.
In ihrem Aufruf heißt es:
Verachtung empfinden wir für diejenigen,
die jetzt aus den Opfern ihr politisches Kapital schlagen wollen, um
weiter Hass zu säen und die Gesellschaft zu spalten.
Berlin steht an der Seite der Betroffenen des
Anschlages. In Gedanken sind wir bei den Opfern und ihren Familien. Wir
leben Weltoffenheit und Toleranz auf den Straßen und
Plätzen, in den Klassenräumen und Betrieben, in
Gotteshäusern, auf den Sportplätzen und in den
Geschäften unserer Stadt.
Was uns verbindet ist ein klares Bekenntnis gegen
fremdenfeindliche, rassistische, antisemitische, nationalistische und
menschenverachtende Ansichten in unserer Stadt.
Darüber hinaus mobilisiert auch das
Berliner Bündnis gegen Rechts und ruft zu einer Kundgebung ab
17.00 Uhr am Hardenbergplatz auf. Das Bündnis ist ein
Zusammenschluss aus Vereinen, Parteijugendverbänden,
Gewerkschaften, linken und antifaschistischen Gruppen,
zivilgesellschaftlichen Bündnissen und
Studierendenvereinigungen. Die Veranstaltung steht unter dem Motto
„Für ein Berlin der Anteilnahme,
Solidarität und des Miteinander! Gegen eine
Instrumentalisierung durch Rassist*innen und Nazis!“ Im
Aufruf heißt es:
Berlin steht an der Seite der Betroffenen des
Anschlages vom 19.12.16 auf dem Breitscheidplatz, die nun unsere
Unterstützung brauchen. Unser tiefstes Beileid gilt den Opfern
und den Hinterbliebenen. Unsere Genesungswünsche gelten den
Verletzen.
Abscheu und Verachtung empfinden wir für
die Tat vom Montag, die ihrerseits von Verachtung für
menschliches Leben und Hass geprägt ist.
Verachtung empfinden wir aber ebenfalls
für diejenigen, die jetzt aus den Opfern ihr politisches
Kapital schlagen wollen. Für jene, die diese schreckliche Tat
nutzen, um weiter Hass zu säen und die Gesellschaft zu spalten.
Wir lassen uns nicht von diesen
Rattenfänger/innen hinters Licht führen.
Solidarität ist das, was uns vor einer Spirale des Hasses
bewahren kann.
Berlin steht zusammen gegen den Hass und die Hetze!
Berliner Vereinigung der Verfolgten des
Naziregimes- Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e.V [VVN-BdA]
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