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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
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Landesvereinigung NRW

 

16.11.2016

Deutsche Konzerne sind zufrieden

Trump und die rechtsextremen Republikaner sind für sie die erste Wahl

Die deutschen Konzerne wissen, was sie an den USA haben. Am Donnerstag präsentierte die Deutsche Telekom für das dritte Quartal eine insgesamt positive Bilanz. Einziger Grund dafür waren zweistellige Wachstumsraten bei Umsatz und Gewinn der Mobilfunktochter T-Mobile US, während das Geschäft in Deutschland und in Europa insgesamt rückläufig war.

Von Kurt Stenger (Neues Deutschland, 11.11.16)

Doch wie geht es nun weiter? Während sich deutsche Volkswirte in ersten Reaktionen auf die Wahl des bekennenden Protektionisten Donald Trump Sorgen um die Zukunft hiesiger Exporte oder die globale Konjunktur machen, sieht die Interessenlage der deutschen Unternehmen ganz anders aus. Viele Konzerne und größere Mittelständler produzieren nämlich seit Langem in den USA, besonders gerne in den nahezu gewerkschaftsfreien Zonen im Süden, wo die Republikaner besonders stark sind. Ob Auto-, Chemie- oder Pharmaindustrie, ob Infrastrukturfirmen oder Banken - sie alle haben Standorte in den Vereinigten Staaten, die von der Trump-Wahl profitieren könnten. Während Hillary Clinton mehr soziale Gerechtigkeit, höhere Steuern für Reiche und Unternehmen sowie Preiskontrollen bei Medikamenten versprach, steht Trump für einen knallharten nationalistischen Wirtschaftsliberalismus. Die Aussicht auf noch niedrigere Steuern, größeren Schutz vor Konkurrenz aus dem Ausland, auf höhere Rüstungsausgaben und weniger strenge Regulierung im Finanzsektor kommen in den Chefetagen deutscher Konzerne natürlich gut an, auch wenn man sich angesichts der Unperson Trump dazu offiziell nicht bekennen möchte. Lediglich der Energiekonzern E.on kündigte bereits an, seine Geschäfte in den USA weiter ausbauen zu wollen.

Bei der Vergabe der Wahlkampfspenden hingegen sprach man Klartext. Die meisten deutschen Konzerne, die über sogenannte Political Action Committees bei ihren Mitarbeitern Geld sammelten, gaben deutlich mehr für Kandidaten der Republikaner aus als für die der Demokraten. Besonders klare Präferenzen für die Konservativen hatten dabei die Deutsche Bank, Bayer, Allianz, BASF, Linde, Siemens und die Deutsche Börse. Spitzenreiter mit rund 560 000 Dollar war BASF - der Chemieriese sponserte zu drei Viertel die Republikaner.

Auch die Aktionäre der Konzerne scheinen dies inzwischen begriffen zu haben: Nach anfänglichem Schock über die Trump-Wahl sackten die DAX-Kurse am Mittwoch zwar zunächst ab, am Ende lag das deutsche Börsenbarometer sogar im Plus.

Die klarste Präferenz bei den Wahlkampfspenden pro Trump hatte übrigens die US-Tochter des Baustoffkonzerns Heidelberg Cement. Kein Wunder: »Mittelfristig sehe ich für unsere Industrie positive Effekte«, sagte Konzernchef Bernd Scheifele. Im Falle eines Mauerbaus an der mexikanischen Grenze »wären wir mit Zementwerken in Texas und Arizona gut vorbereitet«.