30.10.2016
„Wir
müssen nicht nur den
Schutt aus den Straßen räumen, wir müssen
auch den Schutt aus den Köpfen räumen“
Mit
Optimismus weiter ins Geschehen eingreifen - Begeisterndes
kulturelles Programm zum 70. Geburtstag der VVN NRW
Die VVN von
Nordrhein-Westfalen wurde gegründet am 26.10.1946 in
Düsseldorf von den Delegierten von 50.000
Überlebenden von Widerstand und Verfolgung. Jetzt wurde ihr
70. Geburtstag gefeiert. Ein
Programm mit wenigen Reden und viel Kultur war angekündigt
worden. Die inhaltlichen Aussagen bei der Feier des 70. Geburtstages
der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes von NRW brachten
rüber: Das hinreißende Orchester des
Kölner Kunstsalons mit Klaus dem Geiger als Leiter,
der kämpferische IGM-Chor CHORrosion mit ihrem beeindruckenden
Liederprogramm und Andreas Weißert und Peter Sturm mit
unbekannten Texten von Hermann Kant (Verordnetes Atmen) bis Mikis
Theodorakis. Allerdings fanden auch OB Thomas Geisel (SPD) und der
Bundesvorsitzende Dr. Axel Holz, die Grußworte von Verdi und
der Rechenschaftsbericht über 70 Jahre - in
Rekordkürze plus Ausblick vorgetragen von Jochen Vogler und
Falk Mikosch, den Landessprechern - starke Beachtung im ZAKK in
Düsseldorf. Gezeigt wurden Filme und Bildserien über
die Tätigkeit der Vereinigung, ferner Ausstellungen.
Das von
Falk Mikosch, Jochen Vogler, Klara Tuchscherer, Ulrich Sander und
Ulrich Schneider geschriebene Referat hat den Wortlaut:
70 Jahre VVN
Nordrhein Westfalen
Wir feiern Geburtstag – 70 Jahre VVN in
Nordrhein Westfalen – das sind sieben Jahrzehnte gemeinsamer
Kampf auch im Bündnis mit zahlreichen gesellschaftlichen
Gruppen für Frieden und gegen alte und neue Nazis.
Wie fing alles
an?
Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
für das Land Nordrheinwestfalen innerhalb der Britischen Zone
wurde am 26. Oktober 1946 hier in Düsseldorf
gegründet. Mitglied der VVN waren Widerständler und
Verfolgte oder jene welche als Angehörige unter der Verfolgung
gelitten hatte. Es ging in erster Linie um Beschaffung von Nahrung,
beheizbarem Wohnraum und wie es in der VVN hieß:
„Wir
müssen nicht nur den
Schutt aus den Straßen räumen, wir müssen
auch den Schutt aus den Köpfen räumen“.
Leitmotiv damals und auch weiterhin war
und ist der Schwur von Buchenwald:
Die
Vernichtung des Nazismus ist unsere Losung,
der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser
Ziel.
Die Nazigegner unterschiedlicher politischer
Orientierung hatten bereits in der Haft oder in der
Illegalität Überlegungen angestellt, was aus
Deutschland nach der Befreiung werden sollte. Sie sahen ihre Aufgabe
insbesondere in der Ausschaltung des Einflusses ehemaliger Nazis in
Gesellschaft, Staat, Justiz, Verwaltung und Wirtschaft.
Die Vorgängerorganisationen wie auch die
VVN strebten an, alle Verfolgten der Nazizeit und Widerstandsgruppen zu
vertreten. Bei der Gründung der VVN in Düsseldorf
zeigte sich auch diese Breite:
Der gewählte Vorstand setzte sich aus
Vertretern der KPD, SPD, CDU, Zentrum, FDP, jüdische
Gemeinschaft und einer Vertreterin der Frauen zusammen.
Bei der Gründungskonferenz gab es
Grußworte von dem Ministerpräsident Dr. Rudolf
Amelunxen, dem Regierungspräsident Necker, und dem
Oberbürgermeister von Düsseldorf Karl Arnold. Alle
begrüßten die Gründung der VVN, ehrten die
Widerstandskämpfer und sprachen von der gemeinsamen Aufgabe an
einem demokratischen Land mitzuarbeiten.
Ernst Saalwächter (KPD) wurde zum
Vorsitzenden gewählt. Im erweiterten Vorstand waren Vertreter
der katholischen und evangelischen Kirche, sowie Bibelforscher und ein
Vertreter der jüdischen Religionsgemeinschaft.
Mit den zu beseitigenden Wurzeln des Nazismus war
auch die Rolle der Industrie gemeint und die Frage, was die
führenden Nazis und die Schläger aus den
KZ´s und Folterkammern heute machen. Ebenso wie ein roter
Faden zieht sich in der VVN (später BdA) der Einsatz
für den Frieden durch.
Wir wissen,
die großen Ziele
ließen sich zunächst nicht durchsetzen –
worum ging es zunächst?
Zunächst jedoch ging es für die
Antifaschisten vor allem darum, existenzielle Grundlagen der Versorgung
und Unterbringung im Sinne der ehemaligen Verfolgten zu schaffen. Daher
war die Arbeit der Betreuungsstellen für die Opfer des
Faschismus von vorrangiger Bedeutung.
Doch schnell war ihnen klar, dass sie nur dann ein
politisches Gewicht im antifaschistischen Neubeginn hätten,
wenn sie ihre Stimme gemeinsam erheben. Um das gemeinsame Anliegen der
Antifaschisten mit größerem Gewicht gesellschaftlich
vortragen zu können, entstanden aus den Komitees der
politischen Gefangenen oder anderen regionalen Gründungen die
„Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“, die
im März 1947 in Frankfurt/Main ihre Interzonale
Dachorganisation schuf.
Dem waren die VVN-Gründungen in vielen
Städten und Regionen und eben jene hier in NRW am 26.10.1946
vorausgegangen.
Beim Gründungskongress in
Düsseldorf 1946 wurden vier Entschließungen
verabschiedet:
- Schaffung eines
Gesetzes zur Wiedergutmachung.
- Entlassung
deutscher Freiheitskämpfer (aus den Kriegsgefangenschaften).
- Lizenz zur
Herausgabe einer Zeitungskorrespondenz u. eines Buch- und
Schriftverlages.
- Anklage und
Verurteilung nationalsozialistischen Verbrecher.
Die Frage der Wiedergutmachung zog sich oft noch
bis heute hin. Wie das Beispiel der lange verweigerten Anerkennung der
Zwangsarbeiter als zu entschädigende Opfer des Faschismus
zeigt. Schon am 31.12.1947 schrieb Karl Schabrod vom
KPD-Landtagsbüro:
„Der Naziversorgungsring liefert dem
entlassenen (NSDAP-) Parteigenossen alle Mangelwaren, auf die unsere
V.V.N.- Mitglieder, die Ausgebombten, die Flüchtlinge und
Bunkerbewohner vergeblich warten, prompt ins Haus, den Herd und die
Kohlen, das Fahrrad und das Radio.“
Nur auf Druck der VVN erhielten die anerkannten
Verfolgten eine größere Kalorienzuteilung.
Emigrierte deutsche Künstler aus den USA sammelten
für die Verfolgten und sandten Care-Pakete.
Was waren denn
die programmatischen Vorstellungen
der VVN?
Die politischen Ziele, die sie damals in ihr
Statut schrieben, waren zwar zeitbezogen, lesen sich aber an
verschiedenen Stellen so, als hätten wir das heutige VVN-BdA
Programm vor uns. Es ging um die Mitwirkung am demokratischen Aufbau
der Verwaltung und der Justiz und dabei um die Ausschaltung von Nazis
aus allen öffentlichen und gesellschaftlichen Bereichen. Es
ging um Wiedergutmachung und Fürsorge.
Es ging um die geschichtliche
Aufklärungsarbeit über die Verbrechen des deutschen
Faschismus und die Würdigung der Frauen und Männer
aus dem Widerstand, sowie die Wiedergutmachung für alle Opfer
des Faschismus.
Und das ist bis heute von hoher
Aktualität, wenn man die verschiedenen Bestrebungen des
Vergessens und der Umwidmung von Erinnerung auch in anderen
europäischen Staaten betrachtet.
Wir in unserem Landesverband haben bereits seit
einiger Zeit Erfahrungen gesammelt, wie die „Kinder des
Widerstandes“ die Aufklärungsarbeit der Zeitzeugen
fortsetzen können. Wir freuen uns, dass überall
Unterstützung für diese Arbeit organisiert wird.
Es ging um einen antifaschistischen
Internationalismus, das Ringen um Völkerverständigung
und Frieden. Dies findet heute seine Fortsetzung in der
Friedensbewegung und Solidarität mit Flüchtenden, die
unserer Hilfe bedürfen.
Restauration
der politischen und wirtschaftlichen
Verhältnisse, verbunden mit den Bestrebungen der
Remilitarisierung bestimmten das politische und gesellschaftliche Klima
der ersten Jahre der Bundesrepublik – das hatte auch
Auswirkungen für die Arbeit der VVN
Kalter Krieg und Adenauer-Ära hatten
massive Auswirkungen auf das politische Handeln und die
Handlungsmöglichkeiten der antifaschistischen Kräfte.
Die gesamtdeutsche Struktur der VVN geriet zunehmend in Widerspruch zu
den Spaltungstendenzen ausgehend von den Westmächten und den
mit ihnen verbundenen deutschen Politikern.
Wer in den Westzonen an den Idealen des
antifaschistisch-demokratischen Neubeginns festhielt, galt als
„Parteigänger“ Moskaus, die
gleichberechtigte Zusammenarbeit mit Einrichtungen in der SBZ bzw. der
DDR galt als „Landesverrat“.
Die ursprüngliche politische Breite der
VVN wurde massiv eingeschränkt. Schon 1948 erließ
die SPD einen Unvereinbarkeitsbeschluss von SPD und VVN, der erst 2010
stillschweigend aufgelöst wurde. Liberale und
bürgerliche Kräfte riefen eine Konkurrenzorganisation
ins Leben, um den Einfluss der VVN zu begrenzen. Dies gelang aber nicht.
Die bedeutende antifaschistische Kraft in der BRD
blieb die VVN. Sie ließ sich nicht beirren in ihrem
Bemühen um das Zusammengehen aller Antifaschisten und
Demokraten. So halten wir es auch heute.
Die VVN deckte viele NS-Verbrecher auf,
die in der Regierung saßen oder regierungsnahe Ämter
bekleideten. Der Regierung unter Adenauer wurde die VVN unbequem und
sie wurde erheblich behindert.
Den engen Zusammenhang zwischen Aufdeckung von
Verbrechen und Repressalien gegen die VVN kann man am deutlichsten am
Fall Oberländer ersehen:
Die VVN-Zeitung „Die Tat“
wollte einen Artikel über Bundesvertriebenenminister Theodor
Oberländer herausbringen. Der Vertriebenenminister bekam Wind
davon und erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen die
Auslieferung der Zeitung. In dem Artikel waren Oberländer
Beteiligung an einer Mordaktion in Lemberg/Lodz 1941 nachgewiesen
worden.
Unter anderem
deshalb gab es eine juristische
Verfolgung der VVN in diesen Jahren
Anfang der 60er Jahre gab es auf Antrag der
Bundesregierung (dem damaligen Innenminister Gerhard Schröder)
den Versuch, die VVN bundesweit zu verbieten.
Das Scheitern dieses Verbotsverfahrens war nicht
nur dem engagierten Auftreten von engagierten Antifaschisten
geschuldet, die dem Vorsitzenden Richter seine Nazivergangenheit
vorhalten konnten. Es war auch Ausdruck einer breiten internationalen
Solidarität. Weiter verfolgt und bestraft wurde das Eintreten
gegen die Remilitarisierung und für den Stockholmer Appell
gegen Atomwaffen, für eine gesamtdeutsche Friedensregelung und
„Gegen den Atomtod“, für die juristische
Verfolgung von Nazitätern, gegen Renazifizierung und
Rehabilitierung von Nazi-Verbrechern und die Verjährung ihrer
Verbrechen.
Die VVN ist in
ihrem Selbstverständnis
eine Bündnisorganisation, sowohl in ihrer Binnenstruktur als
auch im politischen Wirken mit anderen – was gibt es dazu zu
sagen?
Die VVN bemühte sich, ihre
bündnispolitische Breite zu erhalten. Unser
langjähriger Präsident Dr. Marcel Frenkel betonte auf
dem Münchener Bundeskongress 1957:
„Die
VVN ist eine demokratische,
überparteiliche Organisation. Sie ist und kann an keine Partei
gebunden sein." Klar sei, „dass die VVN sich an eine
Weltanschauung oder ein Bekenntnis nicht binden kann und
wird.“
Bündnispartner fand die VVN zunehmend
auch im Inland in den Gewerkschaften, in Parteien. Die
Studentenbewegung und die Außerparlamentarische Opposition
(APO) griffen Themen der VVN auf – insbesondere die Frage der
NS-Traditionen, auch in den Universitäten, den Kampf gegen die
Notstandsgesetzgebung und das Aufkommen der NPD.
Eine wichtige Rolle spielte bei diesen
Bündnissen die hohe moralische und politische
Autorität der ehemaligen Nazigegner, die als Zeitzeugen mit
ihrem Handeln unter Beweis gestellt hatten, dass Widerstand selbst
unter extremen Bedingungen möglich ist.
Seit 1971 hat
die VVN den Zusatz „Bund
der Antifaschisten“ - das hatte Gründe!
In den großen Protestbewegungen der
1960er Jahre fragten die Jugendlichen u. a. auch, was ihre Eltern
während der Nazizeit gemacht hatten. 1968 gab Beate Klarsfeld
dem Bundeskanzler und vormaligen Auslandsrundfunkchef der Nazis Kurt
Georg Kiesinger eine schallende Ohrfeige. Noch am gleichen Tag wurde
Beate Klarsfeld zu einem Jahr Haft verurteilt.
Da stellt sich die Frage: Wie lange dauern
Prozesse gegen NS-Verbrecher – wenn sie überhaupt
stattfinden - und wie lange müssen wir noch auf ein Urteil
gegen Beate Zschäpe und Anhang warten?
Vor diesem gesellschaftlichen Hintergrund wurde
1971 beim Bundeskongreß in Oberhausen beschlossen,
die Organisation für Nachgeborene zu öffnen, also die
Schaffung eines „Bundes der Antifaschisten“
vorzunehmen. Man musste auf die jungen Generationen zugehen, ihre -
durchaus gewöhnungsbedürftigen - Formen von
Debatten und Verhalten in die Organisation integrieren, ihnen
Verantwortung übergeben. Dass dies so erfolgreich gelungen
ist, ist eine der großen Leistungen der Zeitzeugengeneration.
Antifaschismus
als Bewegung - was ist
damit gemeint?
„Antifaschismus als Bewegung“
musste einen thematischen Zugang für Menschen schaffen, die
weder durch das eigene Erleben noch unbedingt familienbiographisch mit
Antifaschismus und Widerstand verbunden waren. Heute gibt es fast nur
noch diesen Personenkreis, und wir wollen alles tun, um ihn
für unsere Arbeit zu gewinnen.
Die Losungen „Nie wieder Faschismus! Nie
wieder Krieg!“ entfalteten in den 70er und 80er Jahren eine
tatsächlich mobilisierende Wirkung. Die breite
Friedensbewegung der 80er Jahre richtete sich nicht nur gegen die
Bedrohung durch die atomaren Mittelstreckenraketen, sondern hatte auch
eine historische Bezugsebene.
Allein in den 80er Jahren konnte die VVN im
Bündnis mit Gewerkschaftsjugend und zahlreichen anderen
Organisationen mehrere Großdemonstrationen organisieren, die
deutlich machten, welch breite Akzeptanz Antifaschismus auch unter den
jüngeren Generationen gefunden hatte.
Die Aktionen zum 8. Mai, dem 40. Jahrestag der
Befreiung, und zum Gedenken der Reichspogromnacht 9. November
„Nie wieder Antisemitismus und Rassismus“ gehen
auch auf die Initiativen der VVN-BdA zurück.
Das Jahr 1989
brachte die
„Wiedervereinigung“ - aber unter ganz anderen
Bedingungen als jenen, die die Antifaschistinnen und Antifaschisten in
den 1950er Jahren erstrebten. Welche Folgen hatte das für die
VVN/BdA?
Der politische Umbruch in Osteuropa und das
Verschwinden der DDR brachte auch die VVN-BdA in eine Existenzkrise, da
infolge des Wegfalls der materiellen Solidarität von
Antifaschisten Osteuropas die materielle Grundlage des hauptamtlichen
Apparates entfiel.
Wir mussten uns nicht nur ideologisch mit den
neuen Gegebenheiten auseinandersetzen, auch auf organisatorischer Ebene
mussten wir auf ehrenamtliche Strukturen umbauen. Und dies geschah
ausschließlich in aufwendigem ehrenamtlichem
Engagement.
Auch das Zusammenwachsen zu einer gesamtdeutschen
Vereinigung war zu organisieren. Wir schafften es, unsere
Landesgeschäftsstelle und unser Archiv unter ehrenamtlichen
Bedingungen aufrecht zu erhalten und auszubauen. Wir danken heute
allen, die diese Arbeit aufopferungsvoll leisteten.
Dass dies gelungen ist, hat viel damit zu tun,
dass es aktive und funktionierende Kreisvereinigungen gab und gibt, in
denen die Ideale des Antifaschismus weitergetragen und in politisches
Handeln umgesetzt wurden.
Welche
Aufgaben stellen sich Antifaschistinnen und
Antifaschisten seitdem und weiterhin?
Wir erleben einerseits den Versuch der Abwicklung
der Idee des Antifaschismus im Zuge der Zerstörung der DDR,
andererseits einen Aufschwung rassistischer und extrem rechter
Organisationen und Kräfte in der
„Nachwendezeit“ – und vermehrt bis heute.
Wir haben uns dazu immer aktiv eingemischt und wir
tun es weiterhin!
Zum Beispiel:
Zu nennen sind
- unsere nonpd-Kampagne
- die Neofa-Ausstellungen
- die zahlreichen Gedenkveranstaltungen in den
Städten und Regionen gegen das Vergessen und die
unermüdliche Erinnerungsarbeit
- hier im Rheinland als bedeutende gemeinsame
Veranstaltung von VVN/BdA und in Abwechslung der Nachbarstädte
die Gedenkveranstaltung in der Wenzelnbergschlucht.
- in Dortmund unter Beteiligung der VVN/BdA die
internationale Gedenkveranstaltung im Rombergpark
- das Gedenkort- und Mahnprojekt:
„Spurensuche – Verbrechen der Wirtschaft 1933 bis
1945. Es gilt die Täter aus den ökonomischen Eliten
zu entlarven.
- die „Kinder des
Widerstands“ als Zeitzeugen der Zeitzeugen sind inzwischen
gefragte Gesprächspartner - auch hinsichtlich ihrer
persönlichen Erfahrungen in den frühen
Nachkriegsjahren.
- ganz aktuell unsere maßgebliche
Mobilisierung zu der Kampagne „Aufstehen gegen
Rassismus“
- und selbstverständlich sind wir aktiv
und mobilisierend dabei bei den verschiedenen Aktivitäten
der Friedensbewegung wie zum Ostermarsch und seit einigen
Jahren immer am 3. Oktober in Kalkar
- und natürlich auch immer aktiv gegen
die neuen Nazis in ihrer unterschiedlichen Verkleidung
dazu haben wir die Losung verbreitet
Faschismus ist
keine Meinung sondern ein Verbrechen
dieser Satz bringt es knapp und prägnant
auf den Begriff, welchen aktuellen Herausforderungen wir uns
entschieden zu stellen haben.
Sich den Nazis, Pegida, AfD entgegen zu stellen,
ihre Aufmärsche und Versammlungen zu blockieren ist unser
Recht! Und unsere Verpflichtung.
Wir können vor dem Hintergrund unserer
Geschichte es nicht dulden, dass die gefährlichen
Zusammenrottungen der rechten Kräfte in diesem Land juristisch
als „zwar mißliebige aber zu tolerierende Meinung
im politischen Meinungsspektrum“ zu werten sei.
Und nun der
Ausblick – die Perspektiven antifaschistischer Arbeit
Es wurde kürzlich mit vielen
Veranstaltungen der 70. Jahrestag der Gründung von
Nordrhein-Westfalen begangen. Wir waren verwundert, dass dabei eines so
gut wie nie zum Thema gemacht wurde:
Die
Tatsache, dass Nordrhein-Westfalen eine vom Volk beschlossene
Landesverfassung hat.
Es wurden ganz allgemein viele Worte über
dies wunderbare Land gemacht. Dass wir mehr Armut und mehr
Arbeitslosigkeit als andere Länder haben, blieb
unerwähnt.
In den „Programmatischen
Eckpunkten“ für den Antifaschismus in
Nordrhein-Westfalen, beschlossen vor drei Jahren auf unserer
Landeskonferenz, haben wir uns ein Rüstzeug für
unsere weitere Arbeit gegeben. Ein Kerngedanke des Papiers ist es, die
Verfassung von NRW mit Leben zu erfüllen.
Deshalb schrieben wir den Landespolitikern:
Legen
Sie doch einfach mal die Verfassung in Bund und Land ihrer Politik zu
Grunde. Das Grundgesetz besagt, dass die Bundeswehr keine Aufgaben als
jene hat, die in der Verfassung ausdrücklich festgelegt sind.
Angriffskriege und Auslandseinsätze ohne UNO-Zustimmung
gehören dazu nicht und auch keine militärische
Einsätze im Innern. Wir fordern die Parteien auf, endlich die
friedenspolitische Zurückhaltung im Maßstab eines
Bundeslandes aufzugeben. Mit der Entwicklung des
Rüstungsexports und dem Ausbau der
„Speerspitze“ in Münster und
Dülmen sowie der Lufteinsatzzentrale, der
Kampfdrohnensteuerung und dem Vereinten Luftkraft- Kompetenzzentrum
JAPCC in Kalkar/Uedem ist NRW in den letzten Jahren ins Zentrum der
Kriegsvorbereitung, ja Kriegsführung gerückt worden.
Weil es, auch aus den Erfahrungen der Weimarer
Zeit, notwendig ist, für die sozialen Menschenrechte zu
wirken, heißt es in der Landesverfassung von
Nordrhein-Westfalen im Artikel 24:
„Im
Mittelpunkt des Wirtschaftslebens steht das Wohl des Menschen. Der
Schutz seiner Arbeitskraft hat den Vorrang vor dem Schutz materiellen
Besitzes. Jedermann hat ein Recht auf Arbeit.‘
Wir verlangen, dass Regierung und Parlamentarier
nach dieser Verfassungsbestimmung handeln. Auf der Grundlage
der Landesverfassung (Artikel 27:
„Unternehmen,
die wegen ihrer monopolartigen Stellung besondere Bedeutung haben,
sollen in Gemeineigentum überführt werden‘)
sind Betriebe wie z.B. Thyssen-Krupp oder
Rheinmetall zu vergesellschaften und damit ist ihr Kriege
förderndes Wirken zu beenden. Ganz aktuell ist an die IG
Farben-Nachfolger zu erinnern.
So schließt Bayer gegenwärtig
einen Teufelspakt mit einem Konzern der USA, der mit
Gefährdung von Umwelt und Gesundheit der Menschen bekannt
wurde.
Das
heißt konkret für uns?
Wenn man Antifaschismus als Zukunftsentwurf
begreift, dann sind als gemeinsame Basis für antifaschistische
Überzeugungen folgende Punkte zu benennen:
- die Erhaltung und Erweiterung demokratischer
Rechte und Freiheiten,
- die Ausweitung der politischen und
gesellschaftlichen Mitwirkungsmöglichkeiten,
- friedliche Konfliktlösungen
– insbesondere in zwischenstaatlichen Konflikten, die abgehen
von militärischer Dominanz und Durchsetzung imperialer
Interessen,
- der Auf- und Ausbau einer solidarischen
Gesellschaft, die keine rassistischen oder sozialen Ausgrenzungen
zulässt und soziale Sicherungssysteme entwickelt, die jedem
ein menschenwürdiges Leben ermöglichen.
- Dazu gehören das Recht auf Arbeit und
Wohnung und die Verwirklichung einer umfassenden sozialen Gerechtigkeit,
- das Rechts auf Asyl und die Hilfe für
Flüchtlinge,
- die Anerkennung der historischen Leistungen der
Frauen und Männer aus dem antifaschistischen Kampf,
- ein angemessenes Gedenken der Opfer und damit
die Entwicklung eines antifaschistischen Geschichtsbildes.
Wichtig ist bei unseren Forderungen nicht nur die
inhaltliche Anerkennung gemeinsamer gesellschaftlicher Perspektiven,
sondern das aktive Handeln für diese Ziele. Und in diesem
Sinne erhoffen wir uns ausgehend von dem heutigen Jubiläum
auch zukünftig ein solches antifaschistisches Engagement.
Antifaschismus
ist Humanismus in Aktion!
Um es ganz aktuell zu sagen:
Wir wollen in Frieden leben – deswegen
bleibt der gemeinsame Kampf gegen die innere und nach außen
gerichtete Militarisierung überlebenswichtig!
- Refugees welcome!
- Und: Die Rechten dürfen nicht
durchkommen.
Wir rufen dazu auf:
Die VVN-BdA zu stärken und viele neue
Mitstreiter zu gewinnen. Ist nach wie vor notwendig!
Deswegen müssen wir stärker
werden, wir brauchen viele neue Mitstreiter-innen!
Broschüre: 70. Jahrestag der VVN-BdA in
Nordrhein-Westfalen
Texte und Bilder von der Kulturveranstaltung zum 70. Jahrestag der
VVN-BdA in NRW
am 29. Oktober 2016 im ZAKK, Düsseldorf [...]
Siehe auch:
70 Jahre VVN-BdA NRW: Antifaschismus bleibt als Aufgabe
https://www.r-mediabase.eu/index.php?view=category&catid=874&option=com_joomgallery&Itemid=513
Düsseldorf feiert 70 Jahre VVN: Faschismus ist ein Verbrechen
http://www.report-d.de/Duesseldorf/Aktuelles/Duesseldorf-feiert-70-Jahre-VVN-Faschismus-ist-ein-Verbrechen-66791
|